Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel seit Jahrzehnten empfohlen
Nahrungsergänzungsmittel mit dem Vitamin B6 werden seit Jahrzehnten zur Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit empfohlen. Das Vitamin ist am Stoffwechsel von Proteinen und Kohlenhydraten beteiligt und beeinflusst die Wirkung von Hormonen. Natürlicherweise ist Vitamin B6 in Nahrungsmitteln wie Fleisch und Fisch aber zum Beispiel auch in Kartoffeln, Hülsenfrüchten oder Avocados enthalten. Ein Vitamin B6-Mangel steht im Verdacht, Schwangerschaftsübelkeit auslösen. Eine erhöhte Vitamin B6-Zufuhr hingegen kann die Symptome in vielen Fällen lindern, wie auch die Kombination der Vitamine B1, B6 und B12.
Vitamin B6
Laut der Nationalen Verzehrsstudie nehmen Frauen durchschnittlich 1,2 mg Vitamin B6 pro Tag mit der Nahrung zu sich, in der Schwangerschaft kann der Bedarf aber höher liegen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Schwangeren im ersten Trimester mindestens 1,5 mg und im zweiten sowie dritten Trimester mindestens 1,8 mg Vitamin B6 pro Tag zu sich zu nehmen.
Bettina Kuschel leitet die Sektion Geburtshilfe am Universitätsklinikum der technischen Universität München (TUM). Die Gynäkologin rät bei Schwangerschaftsübelkeit zunächst ein Vitamin B6-Präparat auszuprobieren. Wenn das nichts hilft, empfiehlt sie Kombipräparate mit Vitamin B6 und weiteren Wirkstoffen. Dazu frag bitte auf jeden Fall deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen.
Beim Pharmakovigilanz - und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin (Embryotox) kannst du dich zu den Medikamenten zur Behandlung von Erbrechen und Übelkeit in der Schwangerschaft informieren.
Bei großem Flüssigkeitsverlust hilft der Tropf
Bei Frauen mit einer Hyperemesis Gravidarum, der schwersten Form der Schwangerschaftsübelkeit, wirken die gängigen Medikamente manchmal nicht. Einige müssen sich weiterhin mehrmals täglich erbrechen und können kaum Nahrung und Flüssigkeit bei sich behalten. „Auch wenn wir möglichst versuchen, das zu vermeiden, kann dann eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich sein”, sagt Kuschel.
Dort können über einen Tropf Flüssigkeitsverluste ausgeglichen werden, gleichzeitig wird manchmal eine Therapie mit anderen Arzneimitteln nötig. Welches Medikament dann das richtige sei, hänge davon ab, unter welchen Symptomen eine Schwangere besonders leidet sagt Kuschel: ob eher unter Erbrechen, Übelkeit, Würgereiz oder einer depressiven Symptomatik. Die schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit sei eine starke Belastung für die Psyche, so die Gynäkologin. In einigen Fällen könne daher auch ein Beruhigungsmittel helfen.
Für sämtliche Arzneimittel sind auf der Seite von Embryotox eine Empfehlung und eine kurze Zusammenfassung der Studienlage zu deren Sicherheit in der Schwangerschaft einsehbar. Zu vielen Wirkstoffen liegen jahrzehntelange Erfahrungen vor. Wie die Berichte Schwangerer zeigen, haben einige Frauen trotzdem Bedenken, Medikamente gegen ihre Schwangerschaftsübelkeit einzunehmen.
Und viele bekommen diese von ihren Ärzten gar nicht angeboten, wie zumindest für Großbritannien eine Untersuchung von Forschenden des Kings College London ergeben hat. Dabei zeigt die Studie auch, wie wichtig die bestmögliche Behandlung bei einer Hyperemesis gravidarum ist. Die Studienautoren empfehlen, die Risiken oft gut erprobter Medikamente gegen die Risiken einer unbehandelten Hyperemesis sorgfältig abzuwägen.
Erstattet die Krankenkasse Medikamente bei Schwangerschaftsübelkeit?
Verschreibungspflichtige Medikamente, für die Ärzte bei Schwangerschaftsübelkeit ein Kassenrezept ausstellen, werden von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet. Bei den Kombinationspräparaten mit den Vitaminen B1, B6, B12 und weiteren Wirkstoffen kann es aber eine Einzelfallentscheidung sein, ob ein Kassenrezept ausgestellt wird, es kann von der Budgetplanung der jeweiligen Praxis abhängen.
Ratgeber Übelkeit in der Schwangerschaft
Diese Themen behandeln die Artikel unseres Ratgebers:
Welchen Sinn hat Schwangerschaftsübelkeit?
10 Tipps und Hausmittel, die helfen
Schwangerschaftsübelkeit und Medikamente
So können Partner und Umfeld helfen
Wichtige Begriffe die du kennen solltest
Der komplette Ratgeber zum Download
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Wird nur ein Privatrezept ausgestellt, müssen die Kosten von gesetzlich Versicherten selbst getragen werden. Sie liegen dann pro Woche bei zwischen 40 und 50 Euro. Da diese Präparate als Schlafmittel gedacht sind, sprich immer mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und lass dich eingehend beraten!