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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Daniel

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

26. Schwangerschaftswoche

Wie viel fasst der Reservetank?

Die Kräfte schwinden und die Bewegungseinschränkungen nehmen zu. Dafür wachsen die Zwillinge heran und sind agil.

Oder: Wie lange noch?
In der vergangenen Woche begann der massive Abbau der Leistungsfähigkeit meiner Frau. Ihre Frauenärztin hatte es ihr prophezeit. Die Bewegungseinschränkungen haben sich massiv gesteigert und dazu geht langsam auch das Können, die eigenen Leistungsgrenzen beständig auszureizen, in die Binsen. Und das ist gut so. Der Bauchumfang ist für mich sprunghaft angestiegen. Er liegt jetzt bei 1 Meter, 26 Zentimetern und 4 Millimeter, im stehenden Zustand. Das sind 7 Zentimeter Wachstum in einer Woche. Das hat natürlich auch für mich Folgen. Konnte ich vorher mit einem Vorbeugen noch den Mund meiner Frau, für einen Kuss erreichen, wird es nun komplizierter. Ich muss mich fürs küssen seitlich nähern und den Kopf dann in einer leicht verrenkten Position zum Mund hinneigen. Das liest sich schwierig und ist es auch. Doch selbstverständlich mache ich das gern.

Am Morgen des Zuckertestes, zeigte sich, dass wir es ohne unsere lieben Freunde manchmal gar nicht schaffen würden. Da meine Frau zum Zuckertest nüchtern sein sollte, bot sich der Morgen an. Vorher musste sie noch unsere Tochter in die Kita bringen, die langsam den Braten riecht, dass sie nicht mehr lange die Vorzüge der Zuletzt geborenen genießen wird. Also veranstaltete sie just an dem Morgen den größten Aufstand ihres Lebens, um ja noch die eine oder andere Sekunde, wie unschön diese auch sein möge, zu schinden. Dank unserer tollen Kindergärtnerin, die unsere Tochter gut zu beruhigen wusste und dem Shuttleservice der Freundin, welche gleichzeitig ihre Frauenärztin ist, kam meine Frau dann doch entspannt in der Praxis an. Zwischen der Blutabnahme wurden die beiden Heranwachsenden auch wieder vermessen. Das Baby Nummer 1 wiegt nun 1.100 Gramm und Baby Nummer 2 ganze 980 Gramm. Beide liegen quer und Kopf an Kopf im Mutterbauch. Damit die Mama auch nicht zu viel isst, hat sich Baby Nummer 2 auf den Magen gelegt. Also heißt es, kleine Portionen zu essen und dafür, sofern möglich, mehrere. Baby Nummer 1 dagegen scheint artig und wenig im Mutterbauch zu quetschen. Nur ab und zu mal ein gezielter Tritt auf die Blase. Schließlich will es ja auch wahrgenommen werden. Sonst sind beide immer noch recht agil und wir hegen die Hoffnung, dass sie sich rechtzeitig in die richtige Position drehen werden. Die Kleinen wachsen prächtig heran und scheinen sich wohl zu fühlen.

Dagegen hat meine Frau nunmehr beschlossen ruhiger zu treten. Ich glaube ja, dass das weniger ein durchdachter Entschluss war. Vielmehr schleicht sich bei mir der Verdacht ein, dass sie körperlich vor dem Ende steht. In der vergangenen Woche hat sie bereits mehrere Termine absagen müssen und versucht sich mehr Zeit für Regeneration zu nehmen. Trotz allem ist es noch viel.

Doch es gibt auch positive Signale. Eine Bewerberin hat sich zurück gemeldet und mochte neben ihrer bereits angetretenen Stelle noch 12 weitere Stunden in der Praxis meiner Frau arbeiten und der zweite Bewerber hat grundsätzlich auch Interesse und will am 1. März beginnen. Zwei weitere Gespräche stehen noch aus. Somit entspannt sich die Sorge um den Fortbestand der aufgebauten Selbständigkeit. Mit zwei Mitarbeitern wäre meine Frau auf einer sicheren Seite, drei wären super. Sofern die Einarbeitung zeitnah geschehen kann, wären dann alle Patienten auch in guten Händen und optimal übergeben. Dann kann die Schonphase beginnen. Vielleicht klappt es dann auch mit der Gewichtszunahme. Denn wenn ich meiner Frau so ins Gesicht schaue, sehe ich keinen Unterschied zu der Zeit vor der Schwangerschaft. Nur der Bauch erinnert mich daran, dass da was heranwächst.

Um einen weiteren Einblick in die vergangene Woche zu geben: Die Tage fingen für mich kurz nach fünf Uhr morgens an. Bei meiner Frau und unseren Kindern eine Stunde später und wir Eltern, waren nicht vor halb elf abends im Bett. Davon war keine Sekunde entspannt vor dem Fernseher sitzen, oder gemütliches Kuscheln. Das Schöne dabei ist, dass wir gut vorangerkommen sind. Jeden Abend habe ich an der Wohnung gebaut und weitere Veränderungen vorbereitet. Baumärkte und Einrichtungshäuser abgeklappert, um Material zu besorgen und zu verbauen. Für die Küche und unser selbst entwickeltes Regalsystem im Eigenbau (langsam mag ich meine Ideen nicht mehr so) große Winkel besorgt, die es nur in einem bestimmten Baumarkt gab. Diese waren natürlich nicht in der gewünschten Farbe zu bekommen. Also habe ich mich als Sprayer versucht. Das Ergebnis ist für unsere Zwecke ausreichend. Als Künstler falle ich durch. Also Respekt vor all denjenigen, welche damit ihr Handwerk beherrschen. Alle Weinkisten für das Regal sind geölt und das Holz hat sich mit vielen Einzelteilen zur Erinnerung tief in meiner Hand verewigt. So habe ich auch diese Wochen noch Erinnerungen an die Momente, an denen es mir an Konzentration gemangelt hat.

Und dann gab es die Erkenntnis, nicht immer der Held meiner Kinder sein zu können. Doch sie sind zum Glück rar. So kam ich nicht umhin, dass Kinderzimmer meiner Tochter allein aufbauen zu wollen. Aus purem Egoismus natürlich. Und weil mir das Herz aufgeht, wenn sie allen erzählt, dass hat der Papa für sie gebaut. Deshalb habe ich all die illustren Hinweise ignoriert, dass zum Aufbau der Schränke, des Hochbettes und aller anderen Teile, zwei Personen notwendig sind. Drei Abende habe ich gestanden, geschwitzt, geflucht und am Ende vor Verzweiflung beinahe geweint. Naja, dass mit dem Weinen habe ich jetzt nur geschrieben, weil es so schön gepasst hat. Und am Ende brauchte und hatte ich Hilfe.

Und das kam so: Als ich Freitag meine Kinder abholte, wollte die Kleine eine Freundin zum Spielen und der Große ein Freund mitnehmen. So kam ich an diesem Nachmittag zu vier Kindern. Schmunzelnd dachte ich mir, dass es so also mit vier Kindern ist. Doch dann wurde mir klar, dass, wenn vier Kinder, jeweils einen Freund, oder Freundin einladen, acht Kinder im Haus rumspringen. Der Freund des Großen blieb dann auch gleich über Nacht. Zum Glück, wie sich herausstellen sollte. Und noch wollen die Kinder länger bei uns bleiben. Noch zerreißt kein Babygeschrei die idyllische Stille der Nacht. Also lagen die Beiden schlussendlich im Bett, als ich noch mit dem Aufbau des Hochbettes beschäftigt war. Und dann passierte es. Meine linke Hand schwächelte und mir rutschte das Seitenteil weg und schlug auf dem Fußboden auf. Bumm. Die Flüche, als ich sah, dass es am Bett Spuren hinterlassen hat, benenne ich jetzt nicht. Zweiter Versuch, zweites Mal weggerutscht. Steigerung des Fluchens. Nun standen beide Jungs im Zimmer und boten mir ihre Hilfe an. Die nahm ich gerne an. Sonst hätte ich auch bald ein neues Bett kaufen müssen. Als wir fertig waren, sagte mein Großer, dass ich nur wieder fluchen müsse, dann kämen sie mir wieder zur Hilfe. Beim zweiten Mal, habe ich sie vor dem Fluchen geholt. Ganz tolle Jungs, die Beiden. So musste ich den Ruhm zwar teilen. Doch das war notwendig. Als alles stand, aber noch nicht am vorgesehen Platz war, bemerkte ich, dass ich die Kommode eingebaut hatte. So blieb mir nichts anderes übrig, als sie über das Bett zu heben. Dann das Bett an seinen endgültigen Platz zu schieben und die Kommode zu platzieren. Nun sagt meine Tochter nicht, dass der Papa das für sie ganz allein gemacht hat. Doch mit den beiden Jungs teile ich gern den Platz an der Sonne.

Selbstverständlich hatten meine Frau und ich uns für den Samstagvormittag eine Menge vorgenommen und erwarteten noch Besuch am Nachmittag. Beim Frühstück sahen wir uns dann an und beschlossen, es gut sein zu lassen. Das Einräumen des Kinderzimmers konnte warten und das Regalsystem in der Küche musste eben warten. Es war Zeit für etwas Ruhe, welche auch nur kurz anhielt. Dann begannen die Kaffeevorbereitungen. Spannend war, dass wir im Nachhinein feststellten, dass mit Eröffnung der Kaffeetafel, bei uns eine Erholungsphase begann. Meine Schwester hatte leckeres Essen für uns mitgebracht. Dazu kam noch eine Kiste mit Babysachen und Äpfel aus eigenem Garten, welche bisher gut gelagert und noch lecker waren. Außerdem gab es noch Neuigkeiten rund um die Mütterhilfe. So wehrt sich unsere Krankenkasse und schrieb, dass sie so etwas nicht bezahlen würden, obwohl die Dame, welche als Mütterhilfe arbeitet, schon mehrfach mit selbiger Kasse abgerechnet hat. Vielleicht haben wir es uns ja auch irgendwie mit der Kasse verscherzt. Doch an dieser Stelle müssen wir uns um nichts kümmern, da das alles meine Schwester übernimmt. Erstaunen lässt mich bloß, dass berechtigte Leistungen so einfach vorenthalten werden. Wer da nicht gut aufgestellt ist, oder genügend Nerven hat, wird abgebügelt.

Spontan riefen noch die Eltern unseres „Gastsohnes“ an und fragten, ob wir noch etwas aus dem schwedischen Einrichtungshaus benötigten und brachten uns gleich noch etwas rum. So waren wir kurzzeitig sechs Erwachsene und fünf Kinder. Aus der Gemengelage und der guten Stimmung aller, haben wir Kraft tanken können. Das war sehr schön. Am Abend hatten wir von meiner Schwester noch etwas Warmes zu essen und saßen dann noch entspannter zusammen und genossen die Zeit zu viert und später zu zweit.

Der Sonntag ist bei uns geprägt von Vorbereitungen auf die nächste Woche. Meine Frau musste sich auf den Unterricht vorbereiten und auf die beiden Vorstellungsgespräche. Dazu kamen noch die Planung für die Einarbeitung und den Termin zur Vertragsunterzeichnung mit ihrer zwölf Stunden-Kraft. Am Abend wollte sie dann mit mir noch im Internet shoppen. Die Notwendigkeit sah ich durchaus ein, doch müde war ich und somit anfangs mürrisch. Was mag ich mich durch unzählige Seiten klicken, für irgendwelche Einkäufe. Doch eine Kindermatratze, für unsere Tochter und auch sonst notwendige Dinge kommen nun mal leider nicht so einfach zu uns. So habe ich mir einen riesigen Ruck geben müssen und bis zehn durchgehalten. Dann ging es ins Bett und weg war ich.

Das Ziel für diese Woche lautet: Fertigstellung weitere Baumaßnahmen und Personalauswahl sowie –einarbeitung unter Berücksichtigung unserer Kräfte.

Meine Frau erklärte mir, in der vergangenen Woche, dass sie gern bis zur 38 Schwangerschaftswoche durchhalten will. Bis dahin sollen die Babys je 3.000 Gramm erreichen. Und dann soll es noch eine Spontangeburt mit Schädellage der beiden werden. So viel zu unseren knappen Wünschen. Ich denke, dass die Bedingung dafür ist, dass meine Frau nur ein Motto verfolgen kann, welches Abgeben heißt und zwar möglichst vollumfassend. Sofern die Mitarbeiter nun sprudeln und alle hochmotiviert mitmachen, begeben wir uns in die Planung meiner Elternzeit. So viel Zeit ist für den Antrag auch nicht mehr. Da heißt es wieder konzentriert bleiben und Spaß dabei haben. Meine eigene Nervosität steigt an, meine Vorfreude allerdings auch.

Ach eines habe ich noch. Unser Sohn hätte ja so gern ein Brüderchen gehabt. Seitdem dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht und wir uns in einem frauenlastigen Haushalt wiederfinden werden, ist einer meiner liebsten Aussprüche, dass wir jetzt auch weiter machen könnten, bis wir noch einen Sohn bekommen. So würde sich der Kreislauf schließen. Mit einem Sohn begonnen, mit einem weiteren aufgehört. Anfangs hat meine Frau das noch für einen Scherz gehalten, später wurde sie unsicher. Auch als sie mir vorrechnete, wie alt sie dann sein würde, war das für mich kein Argument. Auch auf die Gefahr einer erneuten Zwillingsschwangerschaft, welche abermals mit Mädchen hervorbringt, gehe ich erst gar nicht ein. Nun bin ich aber ins Überlegen gekommen. Am Sonntag zeigte sie mir auf, dass nicht genügend Platz im Häuschen für weitere Kinder wäre. Dieses Argument habe ich NOCH nicht ausräumen können. Doch da, wo es eine Aufgabe gibt, gibt es auch eine Lösung. Ich denke, dass ich mal mit meinem Freund in Frankfurt/Main telefoniere. Dessen Bruder hat nochmal wie viele Söhne? Ich erinnere mich an 13. Hut ab. Das wäre mir jedoch eine zu große Herausforderung. Doch ich habe noch so einen schönen Jungennamen, welchen ich gern einem weiteren Sohn angedeihen lassen würde. Ach ja, Namen. Wir sind von einer Einigung noch etwas entfernt. Bisher lasse ich beide Namen, welche meine Frau gut findet, im Raum stehen und langsam auf mich wirken. Mit einem habe ich noch etwas Gewöhnungsschwierigkeiten. Mal sehen, ob wir da nochmal in die Verhandlung müssen. Noch ist zum Glück Zeit.

Liebe Grüße, Daniel



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Kommentare von Lesern:

Kathrin, Baden-Württemberg16.02.2017 20:25

Hallo Daniel,
Du schreibst sehr sympathisch, lebendig und irgendwie "echt". Schön zu lesen.
Ich wünsche Euch eine schöne, möglichst lange Schwangerschaft und auf dass der Wunsch nach einer natürlichen Geburt der beiden in Erfüllung gehen möge....

Viele Grüße,
Kathrin

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Christiane, Dresden15.02.2017 06:20

Lieber Daniel, jede Woche aufs neue bin ich völlig platt, wie ihr das alles schafft... gutes Durchhalten für deine Frau! (Meine Güte, ich hatte zur Geburt gerade mal einen Meter Bauchumfang)
Auf jeden Fall Danke für dieses wunderbare Tagebuch, ich mag deinen Humor und die männliche Sichtweise sehr gern.
Alles Gute für euch, liebe Grüße aus Dresden, Christiane

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