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Baby-Tagebücher von Maike

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

42. Woche

Meine Farbpalette umfasst nur Grautöne

... und plötzlich auch gelb

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dieser Beitrag mag im absoluten Kontrast zu meinem vorherigen Artikel stehen. Und trotzdem möchte ich diese Gedanken mit euch teilen. Denn nein, nur weil hier jede Woche gut gelaunte Zeilen veröffentlicht werden, heißt das nicht, dass wir dieses erste Babyjahr nur genießen. Denn ich sitze die vierte Nacht in Folge mit Anton auf dem Spielteppich.
Um halb 3.
Für mindestens zwei Stunden ist unser Sohn hellwach.
Jede einzelne Nacht.

Und ich bin einfach frustriert. Nicht nur wegen der schlechten Nächte. Denn nein, dieses erste Babyjahr ist nicht das glücklichste meines Lebens. Und nein, Anton hat meinen Alltag nicht nur bereichert, sondern ihm auch ein Stück weit seine Leichtigkeit genommen. Das mag hart klingen, dennoch finde ich es wichtig, auch das anzusprechen. Denn keiner erzählt einem, wie hart die Umstellung sein wird. Keiner spricht darüber, dass ein Baby nicht immer nur die Erfüllung sein muss. Und keiner gibt gern zu, dass man auch mal denkt, der Kinderwunsch für einen persönlich vielleicht besser ein Wunsch geblieben wäre.

Mein Alltag ist so unendlich planungsintensiv geworden und seit 304 Nächten habe ich nicht mehr durchgeschlafen. Das macht etwas mit mir.
Ein Kind zu bekommen heißt für mich, die größte Aufgabe und Veränderung in meinem Leben anzunehmen. Ohne Generalprobe. Ohne Testlauf. Es bedeutet, alles aufzugeben - für eine gewisse Zeit.
Als Frau: den Körper, die Unabhängigkeit, die Planungssicherheit.
Als Paar: die Zweisamkeit, die Beziehungszeit, die Rollenverteilung.

Unsere Beziehung hat sich verändert. Nicht nur zum Guten, würde ich sagen. Wir streiten mehr, wir haben weniger Verständnis für den anderen. Nichts davon war so geplant.

In meiner Wahrnehmung sprechen alle von der Erfüllung im Kinderkriegen. Man fühle sich komplett. Aber was, wenn man das eben nicht immer fühlt? Wenn der frühere Alltag vermisst wird. Wenn die Veränderung zu groß war. Ist man dann egoistisch? Schwach? Nicht anpassungsfähig? Oder hat der Körper einfach zu wenig Hormone ausgeschüttet? Stimmt etwas nicht mit mir oder traut sich die Gesellschaft nicht zuzugeben: Nicht jeder ist fürs Kinderkriegen gemacht. Nicht jeder blüht in der Aufgabe auf.

Versteht mich nicht falsch. Wir haben ein süßes, zufriedenes und vor allem gesundes Kind. Ein Wunder. Und natürlich liebe ich ihn heiß und innig. Aber stünde ich heute noch einmal vor der Wahl: Kind zu diesem Zeitpunkt ja oder nein. Ich kann es nicht mit Sicherheit beantworten. Macht mir diese Erkenntnis ein schlechtes Gewissen? Definitiv!
Trotzdem finde ich es wichtig, dass sich jemand traut, das einmal auszusprechen. Dass das erste Jahr verdammt hart sein kann. Dass man zweifelt und dass - wenn auch alles gut läuft - es sich nicht immer alles gut anfühlt. Das Leben mit Baby hat mehr als nur eine Facette. Auch die grauen. In dieser, nicht enden wollenden Nacht eben nur die grauen.

Morgen früh, denke ich mir, wird es wieder anders aussehen. Dann hoffe ich auf ein bisschen mehr Farbe.

Und dann gibt es wieder Tage wie vergangenen Sonntag. Wo mich mal wieder das Heimweh nach meiner Familie und Freunden packt. Und ich spontan entscheide, um 06 Uhr morgens mit Baby im Auto zu sitzen, damit Anton die 300 Kilometer nach Bayern weitgehend verschläft. Um 08:40 Uhr sitze ich am Frühstückstisch bei meiner Cousine und ihren Kindern. Anton ist ganz begeistert vom schleckenden Hund und lässt sich die Überraschung, plötzlich nicht zu Hause aufgewacht zu sein, nicht anmerken. Im Laufe des Vormittags mache ich noch einen Abstecher bei meiner Oma, bevor ich eine weitere Cousine besuche, die kurz vor der Entbindung steht. Wir schwelgen in Wochenbetterinnerungen und schnacken über Still-Startschwierigkeiten – während Anton bestens gelaunt mit ihrer zweijährigen Tochter spielt.

Mit nur 30 Minuten Mittagsschlaf im Gepäck, peilen Toni und ich unsere vierte Station an: Gute Freunde, die mich seit meiner Geburt durchs Leben begleiten. Wir genießen den Nachmittag, spielen mit den Kindern, essen Hefezopf und Pizza. Unsere drei Jungs könnten süßer nicht sein, wie sie auf dem Spielteppich nebeneinandersitzen. Mir schmilzt das Herz, als der „große“ Sohn meiner Freundin Anton an die Hand nimmt und Küsschen verteilt. Und wie glücklich mein Schatz dabei ist.

Um 19 Uhr fahren wir beide über drei Stunden zurück nach Mainz. Platzregen, Stau, ein langer Tag. Klar, anstrengend. Aber mit so vielen schönen Eindrücken im Kofferraum und einem vollen Heimweh-Akku. Und ich muss fast platzen vor Stolz, wie Anton das alles mitgemacht hat. Keine Miene hat er verzogen, während unterschiedliche Geräusche, Kulissen, Menschen, Tiere und Aufmerksamkeiten auf ihn eingeprasselt sind. Ich bin einfach nur glücklich. Und dankbar.

Heute Nacht gab es übrigens keine Spielphase, wir waren beide zu erschlagen von den Ereignissen. Und ich bin immer noch voller Stolz aufgewacht. Anton ist ein tolles Baby.
Die Farbpalette strahlt heute im hellsten Gelb.

Bis nächste Woche!

Maike


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Dir alles Gute,

Svetlana (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

Gast 12.02.2022 21:33

Ich muss dir jetzt einfach ein Kompliment machen für die schönen Texte! Ich freue mich so sehr über jeden neuen Beitrag und verfolge alles so gespannt.

Liebe Grüße

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Gast11.02.2022 07:57

I feel you. Mit jedem einzelnen Wort! Und trotzdem gabs gleich das zweite hinterher und bis heute möchte ich’s (meistens) nicht anders haben.
Bis heute wäre der Zeitpunkt nie ein besserer gewesen.
Die Nachtspielphase geht vorüber. Aber selbst an der bin ich im Nachhinein irgendwie gewachsen. Und wenn es nur die 24h-Dienste irgendwie besser vorbereitet hat;).

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