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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Philippa

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

10. Schwangerschaftswoche

Im Auge des Sturms ist's still, heißt es

Tausend Gedanken, eine unruhige Woche und trotzdem ein hoffnungsvoller Ausblick - wieder eine Woche geschafft

Hallo zusammen!

Eine weitere Woche ist vergangen. Langsam kriechend geht es voran. Jetzt kommt es mir vor, als wäre die letzte Woche doch recht schnell vergangen. Letzte Woche jedoch habe ich geflucht. Die Zeit schien rückwärts zu laufen, wenn ich nicht auf die Uhr schaute.

Eigentlich war es eine ruhige Woche, aber ich war innerlich total unruhig, habe mich fast nicht wieder erkannt:
- Ich war müde ohne Ende. Nicht nur einfach müde, sondern gefühlt ein Zombie auf zwei Beinen, als hätte ich die Nächte durchgefeiert. Es ist mir richtig an die Substanz gegangen. Nicht so sehr körperlich (also schon, aber da hat dann das Schlafen tatsächlich geholfen), aber beruflich hat es mir ganz schön zugesetzt. Das Gefühl zu haben, nicht so liefern zu können, wie es von mir erwartet wird, wie ich es von mir selber erwarte, war ungewohnt und beunruhigend. Teilweise saß ich einfach vor meinem Rechner und mein Hirn meinte, es wäre dann der richtige Zeitpunkt "Sendepause" oder Ameisenfussball einzublenden. Es ging einfach gar nichts mehr.
Mein Mann meinte ganz liebevoll "Mein Schatz, jetzt bist Du einfach wichtiger als die Arbeit". Und ich weiß, er meinte es lieb und ernst und irgendwo hat er Recht. Aber gleichzeitig fühlte es sich an, als würde der Boden unter den Füßen wegrutschen. Es fühlte sich an, als wäre ich das Sinnbild des Vorwurfs: "Schwanger = nicht mehr leistungsfähig".
Ich weiß, dass sich viel ändern wird. Ich weiß, dass es eine Auszeit geben wird. Ich weiß, dass alles andere gerade wichtig ist und dennoch ist das berufliche Ich gerade irgendwie etwas eingeschnappt und kommuniziert offensichtlich nicht mit dem anderen Teilen meines Ichs. :)

- Dazu kam, dass ich plötzlich alles infrage gestellt habe. Durch die vielen Reisen die letzten Wochen, die Müdigkeit abends, die vollgepackten Wochenenden haben wir nur das aller aller Nötigste in der Wohnung gemacht. Dies hat natürlich dazu geführt, dass es langsam aussah wie bei Hempels unterm Doppelbett. Und plötzlich auf dem Weg ins Bett abends habe ich innerlich die Krise bekommen: Wie sollen wir ein Kind adäquat versorgen, wenn wir noch nicht mal die Wohnung in Ordnung halten können? Wie versorge ich ein Kind, wenn ich 20 Stunden am Tag problemlos verschlafen könnte? Was denkt mein Mann, wenn ich ihm sage, dass ich Zweifel hab? Ganz ehrlich, ist ja nicht so, als hätten wir nicht lang genug Zeit gehabt, uns damit auseinanderzusetzen und darauf einzustellen. Was ist mit meinem Job? Was ist, wenn das Kind ein Schreikind ist? Was ist, wenn nicht alles in Ordnung ist? Was ist, wenn wir nicht zurecht kommen?
Es war völlig egal, dass wir jedes Szenario schon mal durchdiskutiert haben. Es war egal, dass ich mich eigentlich positiv mit dem Aussetzen des Jobs befasst hatte. Es war egal, dass es Millionen Eltern schon vor uns geschafft haben.
Irgendwann habe ich meinem Mann das abends dann flüsternd gestanden, dass ich Zweifel habe. Er war süß, aber hat natürlich das Falsche gesagt. Er hatte für alles direkt eine Lösung inkl. "Ich kann zu Hause bleiben und Du gehst wieder arbeiten". Es war wirklich lieb gemeint und tatsächlich spielt er persönlich mit dem Gedanken. Und auch wenn die eine Hirnhälfte durchaus verstanden hat, dass er das ganz lieb meinte, dachte die andere Hirnhälfte "Moment mal, ich gehe durch den ganzen Sch*** und dann soll ich direkt wieder zurück ins Büro?" :) Ich sag ja, er hat nie eine Chance gehabt, das Richtige zu sagen.

Und genauso schnell wie die ganzen Gedanken gekommen sind, genauso schnell waren sie auch plötzlich wieder weg. Die Müdigkeit war über das Wochenende natürlich auch besser zu vertragen, wenn man sich tagsüber hinlegen kann.

Dennoch gab es auch gute Seiten. Eine weitere Woche ist rum und wir sind ein Stückchen näher an der 12-Wochen-Marke, näher am Frauenarzttermin, näher daran mehr über unseren Zwerg zu erfahren. Ich versuche mir nach wie vor vorzustellen, anhand der ganzen graphischen Darstellungen, die man für jede Schwangerschaftswoche finden kann, wie es in meinem Körper aussieht. So ganz will es mir nicht gelingen, mir vorzustellen, dass in meiner Gebärmutter ein kleines Wesen rumturnt, dass ich es versorge, dass es wächst, dass wir da etwas ins Leben gelockt haben. Gott sei Dank sind jetzt die Termine alle bald.
In anderthalb Wochen treffen wir auch unsere Hebamme zum Kennenlernen. Darauf bin ich schon sehr gespannt. Diesen Mittwoch sind wir auch bei einem Informationsabend für Praxis- und Hausgeburten in der Hebammenpraxis. Ich bin schon sehr aufgeregt. Ich finde die Idee einer Haus- oder auch Praxisgeburt sehr interessant. Ich habe eine Menge Respekt vor Frauen, die diese Gelassenheit und das Selbstbewusstsein in ihren Körper mitbringen. Noch kann ich es mir nicht ganz für mich selber vorstellen, aber ich möchte mir die Option offen lassen. Und je länger ich die Möglichkeit habe, mich damit auseinanderzusetzen, desto besser. Dann muss ich am Ende nichts überstürzen.

Dann haben wir noch eine "Info-Broschüre" meiner Krankenkasse bekommen, die mein Mann bestellt hatte. Es stellte sich heraus, dass die Broschüre ein kiloschwerer Ordner war, inkl. "hilfreicher" Tipps für den werdenden Vater. Also, falls Männer mitlesen: Wenn eure Frau/Partnerin sagt: " Ich bin so dick". Sagt ihr nicht, dass sie wunderschön rund ist. Hahahaha. Wir haben uns auf jeden Fall gut amüsiert.
Ebenfalls enthalten waren natürlich sämtliche Erläuterungen zu den möglichen Untersuchungen, die man machen kann. Eigentlich sind wir uns einig, dass wir da nicht groß aus dem Standard ausbrechen wollen. Dennoch würde mich interessieren, wie und wieso sich andere für die Untersuchungen entscheiden (zumindest wenn nicht direkt von vornherein ein Verdacht besteht). Ich frage mich einfach, ob ich das einfach alles zu naiv sehe, wenn ich auf das beste hoffe. Gleichzeitig frage ich mich, was mir eine Indikation helfen würde...wäre der Rest der Schwangerschaft einfacher? Würde ich mir nicht eher viele Gedanken und selber Stress machen? Wird das Kind einem vielleicht plötzlich fremd? So viele Fragen...manchmal wäre es schön ein bisschen weiter in die Zukunft schauen zu können, um dann zu wissen, was die richtige Entscheidung (gewesen) wäre.

Mit ganz vielen Gedanken im Kopf, aber trotzdem ganz viel Hoffnung im Bauch, wünsche ich Euch eine schöne Woche!

Philippa

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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

Philippa, Köln05.12.2018 07:11

Liebe Sina,

Danke für Dein Kommentar - auch wenn die Antwort so spät kommt. Ja, das denke ich auch. Ich hoffe auch, dass die Gelassenheit oder das Gelassener-werden nicht allzulange auf sich warten lässt ;-).
Liebe Grüße
Philippa

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Sina26.10.2018 07:15

Herzlich willkommen im Leben als Eltern... dieses Gefühl wissen zu wollen ob man JETZT - GERADE die richtige Entscheidung trifft wird euch nie wieder verlassen.... wo entbinde ich - welcher Kinderarzt- selbst kochen - oder Gläschen- welche Kindergarten-welche Schule..... man weiß es leider immer erst hinter her. Aber man gewöhnt sich dran und erträgt gelassener

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