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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

36. Woche

Anna entdeckt die Tiere

Hunde am Fluss und der erste Zoobesuch. Außerdem von Babygläschen und Co in Japan und Gedanken zur Wohnungssuche und Grundrissen.

Hallo zusammen,

ich hoffe, es geht euch gut und ihr könnt ebenfalls die Lockerungen genießen.

Ich jedenfalls freue mich, denn auch hier wurde letzte Woche der State of Emergency aufgehoben und heute auch in den übrigen Präfekturen um Tokio und auf Hokkaido.
Gerade habe ich der Hebamme geschrieben wegen der Babymassage, ob wir uns vielleicht zu zweit und mit offenen Fenstern (wir haben oft schon 28 Grad) in ihrer Praxis treffen können. Mal sehen. Was hat sich vergangene Woche getan? Anna isst wieder besser und das mit dem Schlaf klappt auch wieder besser. Ein Training werde ich nun nicht machen. Wir passen den Zeitpunkt, wann sie müde ist, meist gut ab und dann bekommen wir sie auf die eine oder andere Art schon in den Schlaf (Stillen oder Flasche, Tragen, auf dem Heimweg vom Fluss im Kinderwagen). Abends baden wir jetzt jeden zweiten Tag und danach geht es meist ganz schnell. Sonst beobachtet sie eben noch ein Weilchen das Leben auf der Straße nachts und dann kann sie gut einschlafen oder sie braucht noch mal ein Buch. Einmal hab ich ihr beim Essen alles bis auf die Windel ausgezogen und den Garderobenspiegel dazu geholt. Dann durfte sie nach etwa der Hälfte des Breis richtig selber mantschen samt Löffel und Schüssel. Sie war sehr ernsthaft bei der Sache!

Ansonsten war Anna diese Woche sehr Mama-Baby, ich konnte kaum das Zimmer verlassen, selbst, wenn sie mich noch sah und mein Mann da ist. Ich denke, der momentane Sprung ist noch nicht überstanden. Aber ich genieße es noch so gefragt zu sein und freue mich, wenn sie hinter mir her oder auf mich zu gekrabbelt kommt. Das klappt jetzt immer besser, sie wird schon ganz flink. Selbst die einzelnen Stufen in unserer Wohnung vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer und in den Flur oder das Bad meistert sie schon fast immer. Außerdem übt sie fleißig ihre Beinchen und drückt sich ständig hoch, a la „herabschauender Hund“ beim Yoga. Das geht auch im Schlafzimmer wieder super zwischen den Matratzen oder eben an den Stufen. Sonst nimmt sie dafür auch gerne eine umgedrehte Box in ähnlicher Höhe, die eigentlich für Ordnung sorgen soll… Aber die kann sie dann auch ein bisschen vor sich herschieben.

Apropos Wohnung – wir beginnen ja schon uns nach einer Wohnung in Braunschweig für September/Oktober umzusehen. In Hamburg macht man sich da ja auch auf eine lange Suche gefasst. In Braunschweig scheint es einfacher. Wobei aber eine 4-Zimmer-Wohnung nicht ganz so einfach zu dem Preis zu bekommen ist, den wir uns gesetzt haben. Noch dazu in einer Gegend, in der man ohne Auto auskommen kann.
Beim Ansehen der Grundrisse und Überlegen, was wir wollen, bin ich darauf gekommen, dass ich den japanischen Stil doch ganz gut finde. Wir haben hier eine ganz typische Wohnung: Man kommt in einen kleinen Flur und hat dann eine Stufe in den Wohnbereich. Gut, die Stufe bräuchte ich nicht. Aber das, wozu sie dient, finde ich super: Schuhe aus davor! Dann geht es vom Flur ins separate WC und in den Wohnbereich. In Japan ist es dann noch üblich, beim Betreten des WC selbst zuhause die Schuhe zu wechseln. Das machen wir nicht. Vom Wohnbereich geht die offene Küche ab, in unserem Fall zwei andere Zimmer mit Schiebetüren und eine Tür führt ins Badezimmer. Letzteres fand ich anfangs ziemlich befremdlich, weil man gerade mit Übernachtungsbesuch dann so „nah“ ist. Gut, Übernachtungsbesuch haben Japaner wahrscheinlich eher selten. Aber wir hatten meine Schwester mit Familie und meine Eltern über mehrere Wochen zu Gast – nicht gleichzeitig!
Übrigens ist hier ein Familienbett sehr üblich. Es bietet sich auch einfach an, weil die meisten ja auf Futons auf dem Boden schlafen. Außerdem muss so im Sommer nur ein Raum gekühlt, im Winter nur einer oder überhaupt nicht geheizt werden in der Nacht.
Inzwischen habe ich mich so daran gewöhnt, dass man beim Zähneputzen oder Waschmaschine Be-/Entladen mit offener Tür einfach noch so im Geschehen ist, dass ich das vielleicht richtig vermissen werde. Auf jeden Fall bin ich offener für „interessante“ Grundrisse.

Das Warten darauf, wie wir uns unsere Rückkehr vorstellen können, also, ob wir Quarantäne halten müssen oder vielleicht sofort getestet werden oder einfach so einreisen dürfen, fühlt sich für mich ungefähr so an wie das Warten auf die Geburt in den letzten Wochen der Schwangerschaft. Es hat ja auch Auswirkung darauf, wohin wir fliegen und wo wir die ersten Wochen verbringen, für wann wir eine Wohnung suchen und so weiter. Für den Fall der Quarantäne wäre das eine schwierige Frage, da ja die Eltern meines Mannes und meine zur Risikogruppe gehören. Aber im Moment hört es sich ja eher danach an, als könnten wir recht frei einreisen. Hoffentlich bleibt es so.

Neben der Wohnungssuche versuche ich auch weiter dies und das an Entbehrlichem loszuwerden. Heute kam eine Schwangere vorbei und nahm meine Stillkissen und manch andres mit, was man in der Anfangszeit so braucht. Vielleicht kann ich ihr später noch einiges mehr vermachen.

Dienstag war ich (oder besser wir) beim Osteopathen. Meine turkmenische Freundin hatte mir das empfohlen und tatsächlich konnte er mit seinen Techniken für mehr Bewegungsfreiheit in der Hüfte und den Schultern sorgen. Auch meine Fußschmerzen kämen von der Hüfte, meinte er. Nun gut, werde ich weiter beobachten und mit Druck und Faszienrollen bearbeiten.
Wir, weil mein Mann mit Anna natürlich mit musste und auch die halbe Behandlung dabei saß. Irgendwann wurde es Anna aber zu viel, sie musste schlafen, und so ging er mit ihr doch noch spazieren.
Da es sich danach für ihn nicht mehr lohnte noch zur Arbeit zu fahren, gingen wir in unser kleines Einkaufscenter, das mit Vorsichtsmaßnahmen wieder offen ist. Wir brauchten dringend kleine Ventilatoren für die Hitzeperiode. Für uns haben wir zwei, die man auf den Tisch stellen oder einfach mitnehmen kann, USB-tauglich. Anna bekommt einen mit Klipp, den ich dann hoffentlich gut am Kinderwagen befestigen kann. Wir hatten letztes Jahr ähnliche, diese aber schon nach Deutschland mitgenommen und an meine Eltern weitergegeben.

Den Rest der Woche verbrachte ich mit den üblichen Spaziergängen. Anna beobachtete Kinder mit Seifenblasen und durfte an einem Nachmittag gleich zwei Hunde streicheln, einen ganz Kleinen und einen ganz Großen. Ich wusste, sie würde danach gut schlafen können und das tat sie dann auch. So aufregend, die Hunde!
Da sie immer mehr Interesse an Tieren zeigte, gingen wir am Samstag in den Zoo. Er hatte seit Anfang letzter Woche schon wieder geöffnet, allerdings waren manche Absperrungen vor Käfigen vergrößert, nicht alle Tiere waren zu sehen, und der Streichelzoo war geschlossen. Hätten wir uns denken können. Auch, dass der Zoo nicht den Vorstellungen gerecht wird, die ich inzwischen von halbwegs artgerechter Zoohaltung habe. Die Käfige waren häufig sehr klein und manche wirkten etwas lieblos gestaltet. Andere waren auch schön hergerichtet, so ist es nicht. Nun ja, an der Situation werden wir persönlich nun nichts ändern können und ich will hier keine Diskussion über Zoobesuche etc. anfangen.
Anna guckte oft gar nicht so sehr auf die Tiere, sondern viel mehr auf die anderen Kinder oder die Parkbank oder ein Geländer. Aber die Elefanten nahm sie sehr genau wahr. Während sie dann ihr Mittagsschläfchen im Wagen hielt, gönnten wir uns ein Eis. Und als danach die meisten Besucher schon weg waren, weil der Zoo um 17 Uhr schloss, bestaunte Anna noch ganz in Ruhe die Pfaue und Flamingos.

Ah ja, Mittagessen, das hatten wir auf dem Weg am Fluss als Picknick gehalten und Anna hatte eine japanische Breimahlzeit bekommen. Und darüber wollte ich ja auch mal noch genauer schreiben.
Das Angebot scheint mir im Verhältnis zu Deutschland sehr begrenzt, sowohl was die Marken als auch die Variationen angeht. Ins Auge fällt sofort, dass es hier kaum Gläschen gibt, viel mehr werden die Mahlzeiten in Plastikbeuteln verpackt, so dass ich erst dachte, ich muss das selbst noch mit Wasser anrühren und kochen. Aber nein, aufreißen und füttern, wenn das Kind es kalt akzeptiert oder eben vorher erwärmen. Anna akzeptiert alles auch kalt, da ist sie sehr unkompliziert.

Die Breie aus konventioneller Herstellung enthalten Stärke, Salz und, wie ich später festgestellt habe, Glucose. Da kann man sich brav das Kanji für Zucker gemerkt haben, findet es nicht unter den Zutaten und dann aber später beim genaueren Hinsehen ist Glucose drin. Vielleicht ist es auch Teil einer anderen Zutat? Gemüse und Getreide enthalten ja auch einen Eigenanteil an Zucker. Aber solche Feinheiten sind mir echt zu schwierig dann auszumachen auf den Packungen. Vielleicht kann ich ja mal mit einer japanischen Bekannten Babybreie ansehen gehen oder den Einkauf inklusive Durchlesen der Zutaten meinem Mann in Auftrag geben.
Auch in dem Laden mit organic food, wo ich vor Kurzem war, gab es wenig Auswahl. Obst hatten sie von der japanischen Marke keines da und auch online konnte ich jetzt nur Gemüsebreie finden. Es scheint mir noch eine ganz kleine Firma zu sein. Einen Beutel mit Daikon, dem großen japanischen Rettich, habe ich mal mitgenommen.
Ansonsten nahm ich noch zwei Sorten Reiscracker mit, einmal mit Fischflocken und einmal mit japanischer Süßkartoffel, die sind so lila und schmecken deutlich anders als die orange-gelben, die man in Deutschland eher kennt. Leider schmecken mir die japanischen nicht so gut. Und es gab Vollkorn-Dinkel-Mehl! Daraus will ich bald selbst ein paar Dinkelcracker für Anna backen. Den Nachmittagsbrei werde ich dann damit und mit Obst aus der Hand ersetzen. Obst bekommt sie nachmittags oft ein bisschen ab von dem, was ich esse. Also das Innere von Trauben, Erdbeeren in kleinen Stückchen, süße Ananas mag sie auch sehr gern und natürlich Banane.
Zuhause stellte mein Mann dann fest, dass die Reiscracker mit Fisch doch etwas Zucker enthalten, grrr. Naja, das meiste der Cracker landet bei Anna noch immer angeschlabbert und somit klebrig in der Kleidung oder am Boden. Außerdem ist das ja nicht ihre Ernährung. Werden wir über die Zeit aufbrauchen und eben nicht wieder kaufen. Insgesamt koche ich ja das meiste nach wie vor selbst und werde das beibehalten. Die gekauften Breie sind für unterwegs gedacht. Und wahrscheinlich machen das die meisten Japanerinnen genauso.

Nun regt sich Anna auf meinem Rücken langsam wieder und es wird bald Zeit zum Fluss zu gehen. Vielleicht verabrede ich mich die Tage ja auch mal wieder mit anderen Mamis und Babys, schön wäre das!

Seid herzlichst gegrüßt und habt eine schöne Woche!
Silke mit der schlafenden Anna

PS: Kann sein, dass ich nächste Woche nicht schreibe, weil wir wegfahren wollen – ja, es geht ab Juni wieder in Japan. Unterwegs wird mir das Schreiben dann zu stressig. Sollte ich am Sonntag Luft haben, bekommt ihr vielleicht auch den Bericht, mal sehen.

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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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In diesem Beitrag geht's um:

Zoo, Babykost in Japan, Wohnungssuche