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Baby-Tagebücher von Laura

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

29. Woche

Viele erste Male

...und eine Prise Melancholie

Hallo ihr Lieben!

Montag, 14.6.2021:
Maja hat seit einer Woche eine Wunde am Finger, die ganz unschön heilt. Immer wieder ist sie gerötet, obwohl wir regelmäßig desinfizieren und einen kleinen Verband machen. Aber die Wunde ist auf der Innenseite des Fingers und das ist eine echt blöde Stelle zum Heilen. Über Nacht lief die Wunde grüngelblich an und wir rufen direkt am Montagmorgen beim Arzt an. Am gleichen Tag um 13 Uhr sollen wir vorbeikommen, ein Arzt möchte sich den Finger nach Feierabend anschauen. Wir fahren also hin, ich packe Maja in die Trage. So hat der Arzt guten Zugang zur Wunde, Maja ist fixiert und fühlt sich sicher. Die Wunde wird aufgemacht und vom Eiter befreit. Laut Arzt hat sich die neue Hautschicht zu schnell gebildet und verschloss die Kruste. So kam es zu einer Entzündung. Maja schaut dem Arzt ganz erstaunt zu und ist sehr ruhig. Wieder einmal rettet die Trage den Tag! Nur am Ende schreit Maja etwas empört auf, lässt sich aber super beruhigen. Nach dem Arztbesuch fahren wir noch schnell etwas erledigen und im Auto kaut das Röschen an meinem Finger herum. Auf einmal schreie ich auf (das arme Kind ist ganz erschrocken). Ich schaue nach und - ja! Ein unterer Schneidezahn ist voll durch das Zahnfleisch durchbrochen! Und ich wusste nicht einmal, dass uns das so schnell bevorstand. Das Kind hatte keinerlei Anzeichen, außer dass sie einige Tage vorher beim Kauen auf dem Beißring zwei Mal aufschrie. Ich habe sehr auf den ersten Zahn gewartet und freue mich, dass er so reibungslos durchgebrochen ist! Hurra!

Dienstag, 15.6.2021:
Ich wickle Maja das letzte Mal auf ihrem Wickeltisch. Die Entscheidung fällt, während ich frustriert versuche, alle möglichen Flucht- und Sprungwege zu blockieren, während ich versuche, mit der Windel auf Majas Po zu treffen und sie halbwegs zuzumachen. Nach der Aktion bin ich so sauer, dass ich die Kommode leer räume und den Aufsatz abschraube. Aus die Maus, Ende Gelände.

Mittwoch, 16.6.2021:
Ich bekomme meine Zweitimpfung gegen Corona! Juhuuuuu! Alles ohne Probleme. Nur der Arm schmerzt, ansonsten alles paletti.

Donnerstag, 17.6.2021:
Irgendwie möchte ich es doch probieren, Maja etwas Stückiges zu geben. Ich bereite Brokkoli und Kartoffeln vor. Das Kind kommt in den Hochsitz und macht sich über das Gemüse her. Es schmeckt ihr richtig gut! Bis sie es herunterschlucken will - entweder ist das Stück zu groß oder es rutscht nicht richtig oder es setzt einfach ihr Würgreflex ein. Aber für einen Moment hält sie den Atem an, ihre Augen werden rot und sie schaut ganz still nach vorne. Ohne zu husten. Ich kann nicht sagen, wie lange der Moment dauert - eine Sekunde? Eine halbe? Drei? Ich verfalle jedenfalls in Panik, reiße Maja hoch, halte sie mit ihrem Bauch auf meinem Unterarm schräg nach unten und klopfe auf ihren Unterrücken. Sofort fällt ein Stück Brokkoli aus ihrem Mund und eine Träne kullert über das kleine Gesichtchen meiner Maja. Gott, war das furchtbar. Nie wieder kriegt das Kind etwas Festes zu essen, nie, nie wieder.

Freitag, 18.6.2021
Maja kriegt wieder etwas Festes zum Essen. Das Kind muss es ja irgendwie lernen, denke ich. Aber diesmal anders. Maja bekommt ein Riesenstück harten Apfel in die Hand. Der schmeckt! Maja beißt etwas ab. Wieder setzt ihr Würgreflex ein. Dieses Mal warte ich ab und beobachte sie. Sie hält wieder die Luft ein, dann würgt sie etwas und eine dicke Träne läuft ihr über die Backe. Puh, das war es wieder für den Tag.

Samstag, 19.6.2021
Ich sitze auf dem Boden im Schneidersitz, Maja spielt neben mir. Plötzlich robbt sie auf mich zu, zieht sich an meinem Shirt hoch, setzt sich seitlich hin und macht kurz Pause. Dann packt sie wieder zu, diesmal höher, an meinem Hals und schwupps! Maja steht. Und grinst ihr tollstes, stolzestes Lächeln! Uff! Was bin ich stolz. Sie hat es ja so eilig! Und ganz nebenbei...wie schön ist das bitte, dass sie sich das erste Mal gerade an mir zum Stand hochgezogen hat? Mein Herz ist voll, mein Herz ist glücklich.

Sonntag, 20.6.2021
Mein Mann hat es mit mir nicht leicht, das habe ich schon mal gesagt. Er ist auch kein einfacher Charakter. Vieles haben wir gemeinsam, aber unsere Sicht auf die Dinge und die Welt ist teilweise sehr verschieden. Er ist eher traditionsgebunden - ich tanze gerne aus der Reihe. Er ist eher konservativ - ich denke eher "modern". Er möchte eine Taufparty traditionell im Restaurant organisieren - ich träume von einem Lagerfeuer auf unserem Feld. Er ist Team Schnuller, ich nicht. Er hätte kein Problem damit, Maja mit Flasche zu füttern, um flexibler zu sein - ich habe absolut ein Problem damit. Und dickköpfig sind wir. Obwohl er öfter nachlässt und mich machen lässt, geraten wir oft aneinander. Das ist extrem anstrengend, vor allem, weil wir beide nicht vor Maja streiten möchten, aber sie ist nun mal immer dabei und die Nerven sind teilweise stark strapaziert. Ich spüre sehr schnell Wut in mir aufkochen und bin leicht reizbar (manchmal auch ziemlich taktlos), er wiederum kann sich nur sehr schwer in mich (oder andere) hineinversetzen. Und so haben wir einen großen Streit hinter uns (einen von vielen, um ehrlich zu sein).


Ich bin da zusätzlich belastet, weil ich in den letzten Wochen Kontakt zu meinem Vater aufgenommen habe. Das habe ich noch nie thematisiert. Ich habe eine wundervolle, inspirierende und starke Mama, mein Vater jedoch ist das absolute Gegenteil. Um es positiv auszudrücken: Er war suchtkrank, die Sorte von Vater, der kaum da war und wenn er da war, wünschte ich ihm das Allerschlimmste. Er hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Mit 16 Jahren haben meine Mutter und ich uns von ihm gelöst und in den 10 Jahren hatte ich nur ca 3 Mal mit ihm Kontakt - das erste Mal endete mit seinem Wutausbruch gegenüber seines Kollegen, das zweite Mal war er im Krankenhaus und jetzt das dritte Mal habe ich ihm Maja gezeigt (per Videochat).


Alles war ok, bis mir klar wurde, dass er nach den Jahren keine Einsicht zeigt. Nichts ist seine Schuld und er ist der Meinung, dass ich in einer Lüge lebe und eine gute Kindheit hatte. Das muss auch eine Art Selbstschutz sein, denke ich. Na ja jedenfalls hatte ich extreme Schuldgefühle, dass er nichts von seiner Enkelin wusste und keine Chance auf Kontakt hat. Jetzt bin ich dankbar, dass ich diese Gefühle los bin und keinen Kontakt mit ihm halten muss - diese extreme Last ist von mir gefallen. Und obwohl ich dagegen ankämpfe, sehe ich ihn in mir immer wieder durchblitzen. Ich bin zu oft im Kampfmodus. Und ich habe solche Gewissensbisse, dass Maja das mitbekommt.


Ich weiß, eine Therapie wäre hier das Beste. Aber einen guten Therapeuten zu finden ist nicht einfach und ich habe noch nicht die innere Kraft dazu gefunden, um mich auf die Suche zu machen. Gott sei Dank bin ich reflektiert und gewillt, an meinen Schwächen zu arbeiten. Es ist auch wirklich um einiges besser geworden und die meiste Zeit bin ich auch sehr zufrieden und umgänglich. Nachdem mein Mann und ich zerstritten einschliefen, sind wir uns am nächsten Morgen in die Arme gefallen und haben uns unsere Liebe und Freundschaft beteuert. Solange Maja auch diese Gefühle mitbekommt, ist es halb so schlimm. So tröste ich mich jedenfalls.

Montag, 21.6.2021:
Auf der Suche nach etwas wühle ich in meinen Dokumenten. Ich treffe auf mein Zeugnis aus der Uni, meinen alten Arbeitsvertrag und es überkommt mich. Ich heule und heule. Das ist mein altes Leben, das ich in Deutschland zurückgelassen habe. Das kommt nie wieder, es ist ein abgeschlossenes Kapitel. Uf. Aber ich freue mich. So ganz ohne Trauer würde es ja bedeuten, dass ich keine gute Zeit hatte bisher. Aber Trauer und Melancholie weisen darauf hin, dass ich etwas Tolles hinter mich gebracht habe und Platz in meinem Leben mache für noch Tolleres und Größeres, für Abenteuer und Magie.

Aber erst einmal - muss ich schlafen.
Gute Nacht und bis nächste Woche!



Laura



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Kommentare von Lesern:

Ula aus Konstanz 23.06.2021 09:16

Eine Große Starke kleine Lauri ❤️❤️❤️

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Ula aus Konstanz 23.06.2021 07:14

Eine Große Starke kleine Lauri ❤️❤️❤️

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Maike aus Mainz 22.06.2021 23:46

Wow. Ein mutiger Absatz über deinen Papa. Du lässt uns ganz schön teilhaben! Was für ein starker Eintrag...

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