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Baby-Tagebücher von Gerd

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

31. Woche

Zähne, Blasen und der EKG

Keine Panik, wenn ich schreibe "DER" EKG, meine ich auch "DER". Die erste Ferienwoche mit Tanja haben wir jetzt rum. Und ich ereifere mich über Kinderkrippen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser (gibt es hier eigentlich männliche Leser?),

so, die erste von drei Wochen mit Tanja haben wir hinter uns. Und es war gar nicht so schlimm wie erwartet. Okay, an manchen Tagen hat sie schon etwas genervt. Aber die meisten Tage war sie recht bis sehr liebenswert.

4 Jahre ist sie diese Woche geworden. Wieder eines geschafft.
Es gibt im Leben eines Kindes bestimmte Entwicklungsabschnitte.
Der erste große Abschnitt geht bis ca. zum 1. Geburtstag. Dann kann das Kind endlich sitzen, krabbeln, isst verschiedene Sachen, kann vielleicht schon laufen und spricht auch schon ein bisschen, eine rudimentäre Kommunikation ist möglich. Damit ist die eigentliche Baby-Zeit schon vorbei und es geht schon manches einfacher.
Dann mit 2,5 Jahren. Da ist das Kleinkind schon richtig flügge geworden, spricht schon einiges, kann richtig gut laufen, klettern etc. – es wird noch mal ein gutes Teil einfacher.
Nach der dann meist folgenden heftigen Trotzphase möchte ich den nächsten großen Abschnitt dann beim 4. Geburtstag enden lassen. Wenn ich mir nur Tanja ansehe, wie sie in diesem letzten Jahr geistig und sozial gewachsen ist. Man kann sich jetzt mit ihr über alles unterhalten, sie kann sich alleine an- und ausziehen, essen und trinken holen, kann super sprechen, spielt gut mit anderen Kindern. Und das wichtigste – sie koppelt sich jetzt langsam, aber sicher von uns ab. Auf dem Spielplatz spielt sie alleine oder mit anderen Kindern und wir sitzen nur noch dabei.

Natürlich haben wir mit Tanja diese Woche einiges unternommen. Unter anderem waren wir beide beim Hamburger Flughafen, um uns den mal genauer anzusehen. Das hat sie durchaus interessiert. Und was hat ihr am besten gefallen? Die startenden und landenden Flugzeuge? Die Flugfeldautos? Die große Abflughalle? Nö, der Kinderspielbereich… war ja klar.
Arbeiten konnte ich diese Woche auch ohne Probleme. Wir haben Tanja sogar verständlich gemacht, dass wenn ich arbeite, sie auch nicht mit meiner Frau spielen kann, sie sich also alleine beschäftigen muss. Und – wow, wer hätte das gedacht – das ging sogar.

Zur Feier ihres Geburtstages wollten meine Frau und ich abends ein Glas Sekt trinken. Und das fing auch sehr gut an. Tanja schlief früh ein und Alexander gegen 22 Uhr beim letzten Stillen. Super, Flasche auf und anstoßen!
Dann wurde Alexander wieder wach. Also Gläser weg und Alexander wieder zum Schlafen bringen. Nachdem dies eine halbe Stunde später gelungen war, wieder die Gläser holen.
Kaum hatten wir die Gläser in der Hand, fing Tanja an rumzuschreien. Letztlich haben wir unsere Gläser in einem Zug geleert und uns leicht frustriert zu Bett begeben, ich bei Tanja, meine Frau bei Alexander. So isses halt, wenn man Kinder hat.

Arbeitsmäßig bin ich weiterhin gut vorangekommen. So gut, dass ich mich jetzt bremsen muss. Denn eines habe ich im Öffentlichen Dienst gelernt: Nie zu früh fertig sein. Denn wenn man früher als erwartet seine Arbeit erledigt, macht einen das verdächtig. „Haben Sie das auch wirklich gründlich geprüft?“ und „Nehmen Sie sich ruhig die Zeit, die Sie brauchen“ habe ich nun schon oft genug gehört. In der freien Wirtschaft war das nie ein Problem.

Alexander ist so eifrig beim Rollen, Hochstemmen und so weiter, dass er inzwischen mehrere Blasen an den Füßen hat. Ja klar, wenn man sich halt immer über die gleichen Punkte hochstemmt, kann das passieren. Meine Frau meint, dass das auch bei Tanja schon so war.

Zähne sind ja echt eine blöde Erfindung. Erst tun sie weh, wenn sie kommen. Dann tun sie weh, wenn man sie hat. Und zum Schluss fallen sie wieder aus. Ich ziehe da doch die Spinnenmethode vor: Verdauungssaft auf die Nahrung erbrechen, warten bis sich die Nahrung auflöst und dann einsaugen. Aber bedauerlicherweise haben wir da keine Wahl.
Wenigstens sind meine Beißer wieder schmerzfrei, sogar ohne Notdienst. Glück gehabt. Und als Alexander mal wieder an meinem Finger nuckelte und dabei leicht die Kiefer schloss, tat es plötzlich weh. Mal nachschauen – okay, Zahn Nr. 1 ist unten in der Mitte durch. Mann, sind die spitz.

Und Alexander hat jetzt auch den EKG drauf. Nicht „das“ EKG, DEN EKG – den Eier-Kontroll-Griff. Jedes mal wenn die Windel runterkommt, geht sofort seine Hand nach unten zwischen die Beine, um zu überprüfen, ob auch noch alles da ist. Na ja, viel ist da ja nicht. Selbst wenn er dabei eine Erektion bekommt (ey, geht das schon so früh los?), dürften das kaum mehr als 1 cm sein. Hoffen wir mal, dass das noch mehr wird, sonst muss er später zur Kompensation einen BMW fahren.

Dieser EKG ist einerseits ganz amüsant, andererseits kann er mich aber zum Wahnsinn treiben. Nämlich dann, wenn Alexander seine inneren Darmsperren auf Sturmflut gestellt und die Windel mit seiner Kacke überschwemmt hat. Diese Sauerei wegzumachen ist ohnehin schon nicht so lustig, zumal er eben, wenn er mal endlich was macht, gleich so viel macht, dass wir ihn komplett umziehen und baden dürfen. Und wenn dann noch beim Entfernen der Windel sofort seine Hand nach unten geht, um ordentlich reinzulangen und dann in Richtung Mund gehoben wird, kommt man echt ins Rotieren. Mit einer Hand seine verdreckte Hand festhalten, mit der anderen schnell die Kacke wegmachen, dabei mit der leider nicht vorhandenen dritten Hand versuchen, Alexander davon abzuhalten, mit der anderen Hand wieder reinzulangen...

Meine Frau hatte auch ein schönes Scheiß-Erlebnis. Als sie Alexander badete, wunderte sie sich über seinen verzerrten Gesichtsausdruck. Bis sich das Wasser in der Babywanne plötzlich braun färbte. Das macht dann wirklich richtig Spaß, die Wanne und den Kleinen von diesen Spuren zu befreien.

So, sind hier immer noch welche, die unbedingt Kinder wollen?
Echt wahr? Ihr wollt immer noch welche? Oh Mann.


Angeregt von Mareikes Blog wollte ich noch was über Kinderkrippen schreiben.

Gleich vorweg, bevor Ihr mich auseinander nehmt: Wenn ich im Folgenden generalisiere, dann weiß ich natürlich, dass es immer auch Ausnahmen gibt.
Ich bin ein Wessi, lebe nun aber schon bald 20 Jahre im Osten. Damit bin ich inzwischen weder das eine noch das andere, ein Wossi halt. Aber bei einem Punkt, nee, bei zwei Punkten bin ich noch voll Wessi. Erstens lehne ich Abtreibung ab (Ostdeutsche haben damit meist kein Problem) und zweitens mag ich keine Kinderkrippen.
Und das zweite ist wirklich ein ganz klassisches Ost-West-Aneinander-Vorbeireden. Für ostdeutsch Sozialisierte ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Kind in die Krippe geht. Die klassische Frage bei Babys nach dem „Wie groß, wie alt?“ ist hier eigentlich: „Geht es denn schon in die Einrichtung?“ Üblicherweise gehen hier Kinder spätestens mit einem Jahr in die Krippe, die meisten sogar schon deutlich früher. Wenn man dann angibt, dass man das Kind erst mit 2 oder 3 Jahren in die „Einrichtung“ geben will, wird man schon sehr erstaunt angesehen.
Krippenplätze bekommt man hier auch recht leicht, kein Vergleich mit dem Westen.

Und warum mag ich diese Teile nun nicht? Wäre doch so viel einfacher und auch finanziell echt gut?
Erstens – und das ist eine rein emotionale Aussage – möchte ich unsere Kinder bei uns haben. Ich finde, dass Kindererziehung in den ersten Lebensjahren Sache der Eltern sein sollte (jedenfalls, wenn die Eltern dazu in der Lage sind).
Zweitens stört mich das schlechte Betreuer-Kind-Zahlenverhältnis. Bei Kindergartenkindern sind wir in meinem Bundesland gesetzlich bei einem Verhältnis von einer Erzieherin auf 18 Kinder. 1:18! Und das sind zum Teil noch 3-jährige, die sich noch nicht allein an- und ausziehen können, nicht alleine auf die Toilette gehen können etc. Ich würde hier ein sinnvolles Betreuungsverhältnis bei maximal 1:9 ansetzen. Erst dann hat man vielleicht auch mal Zeit, sich intensiver um ein Kind zu kümmern, dass mehr Betreuung braucht.
Bei Krippenkindern ist hierzulande das Verhältnis 1:6, also eine Erzieherin auf 6 Kinder im Alter von 0-2. Und auch das finde ich viel zu viel. Wenn ich da mal alleine die Zeit abziehe, die man für Wickeln und Füttern und An-/Ausziehen braucht – und das 6mal – was bleibt denn da noch groß an Zeit für das einzelne Kind? Ich meine, wir haben EIN kleines Kind und das ist schon anstrengend genug, wie soll man sich denn gleichzeitig um 6 Kinder kümmern? Wie viel Zeit bleibt da, ein Buch anzuschauen, ein Lied zu singen oder etwas zu spielen?
Drittens sind diese Kindereinrichtung einfach Viren- und Bakterien-Verbreitungs-Orte der schlimmsten Sorte. 3-jährige, die in den Kindergarten kommen, sind erstmal ewig krank – wir haben es ja gerade mit Tanja durch – was passiert dann wohl mit einem Kleinkind? Zumal die noch nicht mal alle Impfungen haben.
Nein, meine Meinung ist da klar, frühestens mit 2 Jahren wird bei uns ein Kind in die Krippe kommen.

Und wenn Ihr jetzt anderer Meinung seid, dann ist das Euer gutes Recht.

Habe ich jetzt genug Leute aufgeregt?
Na dann eine schöne Woche für Euch
Euer Gerd



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Kommentare von Lesern:

Bruno, Hamburg19.08.2009 09:15

Hallo Gerd,

was die Kinderkrippe angeht, da sehen wir das ähnlich wie ihr. Wir werden für Mika drei Tage die Woche eine Tagesmutter suchen, an zwei Tagen geht es zu Oma. Erst mit drei wird er dann in die Kita gehen. Dort ist das Betreuungsverhältnis allerdings gar nicht so schlecht. Eine Erzieherin darf eine so große Gruppe in den meisten Bundesländern nämlich nicht alleine betreuen (Vier Augen-Prinzip wg. Aufsichtspflicht). Meistens handelt es sich dann dabei um eine Assistentin.

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claudia muc18.08.2009 20:31

Hallo gerd!!

ueber deine Scheiss erlebnisse hab ich mich grad totgelacht und der EKG ist ja super....aber ich kenn den auch. MAENNER sag ich da nur (((-:

Was Krippen betrifft, teile ich deine Ansicht.
Hier kommen 25 kinder auf 2 Betreuer im kiga und 11 kinder auf 2 betreuer in der krippe. da ich selber in dem beruf arbeite, kann ich dir sagen, das wir wahrscheinlich jetzt schon seit ueber einem jahrzehnt drum kaempfen, das die kinder weniger werden. aber durch umstellung auf buchungszeiten, werden es eher mehr!!

LG
claudia

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