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Baby-Tagebücher von Mareike

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

37. Woche

Working and „super glucking“ Mum

Ab Mitte August hätten wir kurzfristig einen Krippenplatz für Maximilian haben können – doch so früh wollten wir ihn gar nicht...

Neudeutsch formuliert bin ich eine „Working Mum“, d. h. ich habe jede Woche exakt 19,5 Stunden zu arbeiten. Wie im ersten Bericht erwähnt, bin ich als Pädagogin wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt an der Uni Hamburg. Für dieses haben ich und mein Kollege 2008 Interviews mit jungen Männern mit türkischem Migrationshintergrund und deren Eltern geführt. Ziel ist es, die Bedeutung der Familie für deren erfolgreichen oder nicht erfolgreichen Bildungsweg herauszuarbeiten. Die Auswertungen der Interviews, die sehr aufwendig ist, da wir qualitative Forschung betreiben, kann ich zuhause am PC erstellen. Nur selten habe ich einen Auswärtstermin, bei dem dann Maxls Papa oder meine Eltern auf den Kleinen aufpassen. Doch wann arbeite ich die 19,5 Stunden?

Mittlerweile hat es sich so eingependelt, dass Maximilian gegen neun ins Bett geht, was allerdings oft heißt, dass er erst gegen halb zehn schläft. Danach heißt es für mich, knapp drei Stunden arbeiten – und das jeden Tag, also Montag bis Sonntag, damit ich auf die nötige Stundenzahl komme. Da ich meist nicht direkt anfangen kann, sondern ein paar Minuten zum Abschalten brauche, in denen ich Fernsehen schaue oder etwas im Internet gucke und Max sich zwischendurch auch fast immer mal (oder öfter) meldet, wird es oft ein Uhr oder gar halb zwei, ehe ich ins Bett komme. Viel Schlaf habe ich also nicht, da der kleine Dickspatz nachts ja auch noch öfter trinkt und zusätzlich aufwacht, weil ihm die Zähne weh tun oder so etwas... und dann steht er jetzt meist schon um acht wieder auf. Wenn er am Tag seine kurzen Nickerchen – immer noch auf meinem Arm – macht surfe ich im Netz, schreibe Mails, Berichte fürs Tagebuch :-) oder wissenschaftliche Artikel. Zu arbeiten, wenn Maxl wach ist, ist nicht möglich, da er mich nicht am PC sitzen lässt – er möchte mich nah bei sich haben und fordert meist meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Das heißt, dass ich kaum Zeit für Entspannung finde. Mit meinem Schatz auf dem Sofa sitzen und quatschen oder einen Film schauen, in Ruhe ein Buch lesen – ist nicht drin. Denn wenn ich auch nur einen Abend nicht arbeite, habe ich knapp drei Stunden minus, die ich nicht wieder aufholen kann. Klar, passt mein Freund auch mal auf den Kleinen auf, doch erstens bin ich nicht so konzentriert, wenn die beiden neben mir spielen und zweitens nutze ich die Zeit dann für Extraarbeit, wie etwa meine Seminarvorbereitungen.

Warum der Stress? Ganz pragmatisch: Ich bin jung und brauche das Geld. Die 2/3 des Elterngeldes würden uns nicht reichen, denn mein Freund ist selbständig und sein Einkommen unsicher. Außerdem hatte ich die Stelle kaum begonnen, als ich ungeplant schwanger wurde (wie so etwas passiert, kann ich Euch bei Gelegenheit auch mal erzählen) und da das Projekt zunächst auf zwei Jahre befristet war, hielt ich es für unpassend, davon eines ausfallen zu lassen. Vor allem, weil meine Chefin auch meine Doktormutter ist und sie sehr darauf gepocht hat, dass ich die Stelle annehme. Außerdem bedeutet in der Wissenschaft jeder Ausstieg ein Karriererisiko. Klingt krass (und so finde ich es auch), aber so ist es. Da es aber ohnehin „nur“ eine Teilzeitstelle ist und ich wusste, dass ich vieles von zuhause machen kann und ich davon ausging, dass Babys viel schlafen, stand für mich daher sofort fest, dass ich direkt nach dem Mutterschutz im Januar wieder einsteige.

Ich hatte ziemliche Panik davor, meinen Chefs von der Schwangerschaft zu erzählen und hab es daher hinausgezögert. Irgendwann meinte ich dann, dass ich ihnen etwas ganz schlimmes sagen müsste und dann waren sie heilfroh, dass es nur „das“ war. Meine Chefs und mein Kollege haben ganz wunderbar reagiert und waren sofort einverstanden, dass ich von zuhause weiterarbeite.

Mit dieser Möglichkeit befinde ich mich in einer wirklich privilegierten Lage. Ich muss mein Kind nicht wie viele, die das Geld ebenfalls benötigen, in eine Krippe geben, sondern kann beides vereinbaren. Da es auch nur knapp 20 Stunden sind, hat es für Maxl auch so gut wie keine negativen Auswirkungen, denn wenn er wach ist, bin ich ganz für ihn da. Manchmal habe ich jedoch ein schlechtes Gewissen. Wenn ich abends arbeite und er immer wieder wach wird, bin ich schon etwas genervt, weil ich weiß, dass meine Arbeitszeit (und mein Schlaf) sich dann weiter nach hinten verschieben. Auch wenn er am Tag früher als gewöhnlich aufwacht, denke ich manchmal: Oh man, kannst du nicht länger schlafen, ich muss noch dies oder das fertig machen. Dabei sollte ich mich eigentlich nur freuen, wenn mein Schatz mich anblinzelt. Aber ich kann mir vorstellen, dass es auch Müttern, die nicht arbeiten, manchmal so geht, etwa wenn sie gerade ein spannendes Kapitel eines Buches lesen.

Warum erzähle ich das alles? Nicht, um Mitleid oder Anerkennung zu erregen, sondern weil es die Vorgeschichte für den plötzlich angebotenen Krippenplatz ist. Denn ich hatte Maxl für Januar 2010 bei mehreren Krippen auf die Warteliste gesetzt, damit ich auch mal wieder einen Abend frei machen kann und nebenbei Zeit für meine Doktorarbeit finde. Auch in einem privaten Kindergarten an der Alster stand er auf einer der berühmten Listen. Nun rief mich dieser Kindergarten überraschend Mitte der Woche an und meinte, sie könnten mir kurzfristig ab Mitte August (das nenne ich wirklich kurzfristig!) einen Platz anbieten. Obwohl ich gleich dachte: Das geht gar nicht, bin ich zu einem Infogespräch in die Einrichtung gegangen. Dabei fiel gleich auf, dass sie auf ihrer Homepage etwas hoch gestapelt haben. Dort hieß es, dass sich der Kindergarten in einer Villa befinde. Bei der betreffenden Hausnummer war jedoch kein Kindergarten zu sehen. Nach etwas Gesuche hab ich einen Hintereingang gefunden, der in den Keller führte und dort war er dann. Es ist nicht so, dass für den holden Maximilian von und zu nur eine Villa infrage kommt – mir ist es wurscht, wie der Kindergarten von außen ausschaut, doch diese Hochstapelei hat mir gleich etwas zu denken gegeben.

Seltsam war auch die Unterhaltung mit der Leiterin, die mir wie ein Verkaufsgespräch für einen Ladenhüter vorkam. Sie wollte mir partout diesen Platz aufzwingen. Maximilian hätte nun lange genug „One-to-One-Betreuung“ (was für ein Wort!) gehabt und damit er kein verwöhnter und gestörter Knilch werden würde, müsse er nun in die Krippe. Ich bin erst mit vier in den Kindergarten gekommen und hatte zuvor „One-to-One-Betreuung“ und fiel damals immer durch mein äußerst soziales Verhalten auf... komisch... Als ich fragte, wie er sich denn in den Räumen bewegen solle, da er ja noch nicht laufen kann, meinte sie: Na, der krabbelt. Ich erklärte ihr darauf, dass er aber auch das noch nicht tut, worauf sie etwas genervt meinte, dass die Erzieherinnen ihn dann schon mal tragen würden. Das ist ja nett – und sonst bleibt er in der Ecke liegen? Ich hatte einfach ein sehr ungutes Gefühl. Üblicherweise sind Krippenplätze doch so heiß begehrt, dass jemand, der nur kurz zögert, seine Chance vertan hat und der nächste sich freut. Und diese Dame war vollauf damit beschäftigt, mir deutlich zu machen, wie schlecht Maxl die umfangreiche Betreuung durch mich bekommen würde und wie viel toller es wäre, wenn er bei ihr in der Krippe geht. Die halbjährige Sophie, so sagte sie, habe so viel Spaß, wenn sie im Gruppenraum auf ihrer Decke liegt. Da hat sie aber meinen Max noch nicht gesehen...

Später habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen und wir haben etliche Argumente gefunden, die gegen eine baldige Fremdbetreuung sprechen. Maximilian wird gestillt, er schläft dreimal am Tag auf dem Arm, nachdem er auf eben diesem in den Schlaf geschaukelt wurde, er fremdelt, er ist noch nicht gegen MMR geimpft, er kann nicht krabbeln/laufen, er lehnt den Kinderwagen ab und wird ausschließlich getragen,... Außerdem mache ich mir wirklich Sorgen. Schon beim Rollen ist es nicht immer zu verhindern, dass er sich stößt. Und wie oft wird er noch irgendwo gegen knallen und fallen, wenn er die weiteren Fortbewegungsmöglichkeiten ausprobiert. Das ist ja auch okay, da es einen Lernprozess beinhaltet, aber ich möchte dabei sein, wenn es passiert. Außerdem will ich dabei sein, wenn er eine neue Fähigkeit zum ersten Mal ausübt oder sein erstes Wort spricht. Und überhaupt will ich ihn eigentlich nie hergeben! Oh man, still und leise (oder war es nicht eher ziemlich laut?) habe ich mich zur Oberglucke entwickelt!

Mein Freund und ich überlegen daher nun, ob nicht auch Januar für uns unrealistisch ist. Um mich etwas zu entlasten, bietet er an, wenn Max etwas älter ist und nicht mehr so arg an mir klebt (z. B. auch durchs Stillen), mit ihm täglich länger raus zu gehen, sodass ich dann etwas arbeiten kann. Noch länger als bis zum Januar keine Freizeit und keine Zeit für die Doktorarbeit zu haben, ist eine nervige Vorstellung. Doch ab dann ein paar Stunden ohne meinen Dickspatz zu sein, eine noch schlimmere. Und ich will mir auch nicht vorwerfen, ihn deshalb abgegeben zu haben, denn schließlich klappt es ja und ich fühle mich auch nicht überlastet. Wenn Maximilian dann mal eineinhalb ist, laufen und etwas sprechen kann, will ich versuchen, mich zu lösen und ihn in eine Krippe oder zur Tagesmutter geben. (Es hat sich übrigens herausgestellt, dass die Tagesmutter, die mir so sympathisch war, unbezahlbar ist. Sie meinte ja, dass ich vermutlich etwas mehr zuzahlen müsse, da sie mehr pro Stunde nehme, als den Standardsatz des Amtes. Dort nachgefragt, habe ich erfahren, dass es mich „nur“ dreihundert Euro zur normalen Zuzahlung extra kosten würde...)

Nun aber auch noch ein paar Zeilen direkt zu Maxl. Ich hab zum ersten Mal seine „Minizähne“ geputzt, was er immerhin besser fand, als gewaschen zu werden. Denn das löst bei ihm jedes Mal Gebrüll aus, nach dem Motto: Der Dreck gehört mir und ich will ihn auch behalten!
Neben den normalen Beißringen geben wir ihm manchmal eine geschälte Bio-Möhre zum draufrum kauen. Stücke abbeißen kann er ja noch nicht. Karotte in dieser Form gefällt ihm gut und am niedlichsten war, wie er heute versucht hat, mir diese in den Mund zu schieben. Wie fürsorglich er sich darum kümmert, dass auch ich nicht verhungere! (Ich hab sie allerdings nicht in den Mund genommen, da man ja auch den Schnuller nicht abschlecken soll.)

Außerdem haben wir einen neuen Versuch gestartet und so isst Maximilian seit Montag Hirse-Getreidebrei. Wir hatten genug von dem Gemüse, das ihm immer nur Probleme bereitet hat und geben ihm jetzt ganz unkonventionell mittags den Getreidebrei. Bisher hat er noch nicht wirklich viel auf einmal davon gegessen, doch es scheint ihm zu schmecken und das Beste: er verträgt es! Aber, oh Mann, was ist das für ein Gemansche?! Immer wieder muss der kleine Lebensmittelkontrolleur den Brei genau unter die Lupe nehmen...

Bereits vor einiger Zeit hat Maximilian etwas Neues entdeckt: seinen Willen. Wenn er etwas nicht bekommt, was er möchte, man ihm etwas wegnimmt oder nicht wieder aufhebt, nachdem er es fortgeworfen hat, gibt es Geschrei. Und das ist nicht so nach dem Motto: Ich möchte das aber so gerne. Sondern: Ich WILL das und zwar sofort! Mach schon, sonst gehts rund! Dumm nur, dass es sich dabei dauernd um unpassende Dinge handelt, wie das Kabel meines Laptops...

Maximilian hat Becher, die immer kleiner werden, die man stapeln und umschmeißen kann. Heute hat er es zum ersten Mal geschafft, einen kleineren in einen größeren zu stecken. Anschließend hat er ihn wieder rausgeholt und die beiden gegeneinander geschlagen. Das gab eine richtig tolle „Musik“! Da hat er schon mal ordentlich für morgen geübt, denn da beginnen wir mal wieder einen neuen Kurs! Nachdem die anderen nun vorbei sind oder Ferien haben, schauen wir uns morgen mal die „Musikflöhe“ an. Ich liebe Musik und finde sie sehr wichtig für Kinder. Daher bin ich sehr gespannt, was uns da erwartet!

Liebe Grüße, Mareike



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Kommentare von Lesern:

Luise, Berlin11.08.2009 22:11

Liebe Mareike,

ich kann dich so verstehen...
Spätestens, aber wirklich allerspätestens wenn die Kleine 1 Jahr alt ist, kommt sie in die Kita und Mama zurück zur Uni.
Der aktuelle Stand: frühestens wenn sie 1,5 Jahre alt ist, wenn überhaupt...

Verlass dich auf dein tolles Mamibauchgefühl, es scheint mir sehr gesund zu sein :)

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Gerd, Norddeutschland10.08.2009 20:10

Hallo Mareike,

was die Krippe angeht, verlass Dich da auf Dein Bauchgefühl. Das sollte man sowieso immer bei den Erziehungsfragen. Es geht nicht nur darum, wie es Eurem Kind damit geht, sondern auch, wie Ihr Euch selbst dabei fühlt.
Ich werde dazu was in meinem nächsten Blog schreiben.

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Jana, Bayern10.08.2009 14:37

Liebe Mareike,
das erinnert mich ein wenig an unseren Krippeneinstieg. Wir bekamen den Platz angeboten als meine Kleine 10 Monate alt war. Mein erster Gedanke war auch: Aber sie ist doch erst zehn Monate alt! Andererseits war ich als "working mum" auf den Platz angewiesen. Als wir uns die Krippe angeschaut haben, hat aber alles einen tollen Eindruck gemacht, die Räume und der Umgang der Erzieherinnen mit den Kindern. Uns wurde der ganze Ablauf sehr nett erklärt. Sophie konnte damals auch noch nicht laufen, aber auch in der Hinsicht wurden wir beruhigt, da dort schon viele Kinder am Anfang nicht laufen konnten.
Was mir in der Anfangszeit geholfen hat, war die schrittweise Eingewöhnung. In den ersten Wochen waren wir immer nur für ein bis zwei Stunden da und ich bin die ganze Zeit dabei geblieben. So konnte ich selbst sehen, wie sie in der Krippe zurecht kommt. Nach und nach habe ich Sophie dann für immer längere Zeitabstände allein dort gelassen. Den Mittagsschlaf hat sie erst nach einigen Monaten dort verbracht.
Allerdings hätte ich mich hinsichtlich des Krippenplatzes vielleicht anders entscheiden, wenn ich, so wie du, einen unangenehmen Eindruck von der Einrichtung gewonnen hätte. Sprüche über die schädliche Wirkung von Einzelbetreuung hätten mich ehrlich gesagt auch misstrauisch gemacht. Wichtig ist, dass du das Gefühl hast, dass sich die Krippe nicht schädlich auf dein Kind auswirkt.
Grüße, Jana

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