... macht auch vor dem Korrekturlesen nicht Halt.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit Antons Geburt wurde aus mir eine Mama. Und aus einem 'ich' auch irgendwie ein 'wir'. Wir sind jetzt eine Familie, wir sind jetzt Mutter und Kind. Und ja, dann gehen WIR jetzt spazieren und WIR einkaufen, ist klar. Doch plötzlich höre ich mich 'wir tragen jetzt Windelgröße 4' sagen. Oder 'wir haben heute drei Stunden Mittagsschlaf gemacht'. Und dabei habe ich weder Probleme mit Inkontinenz noch habe ich ein Nickerchen gemacht. Woher kommt also diese alberne Angewohnheit, dass ich plötzlich ein ständiges Bedürfnis nach dem Wir-Gefühl habe?
Dass es sowas wie ein Wir-Gefühl gibt, stimmt aber. Zum Beispiel beim Treffen mit der potenziellen Tagesmutter letzte Woche. Ich habe mich von Anfang an nicht wohl mit der Dame gefühlt, fand die Begrüßung wenig herzlich und die Wohnung nicht überzeugend. Und tatsächlich kippte Antons Stimmung von einem lächelnden Sonnenschein zum abgewandten Kind. Wir haben die Vibes einfach nicht gespürt. Er und ich. Also wir.
Oder beim Buchen des Urlaubs. Willi ließ mir immer komplett freie Hand. Ich buchte also immer nach meinem Geschmack und aktueller Stimmung: Und so wurde es mal Bosnien mit dem Zug, mal Kuba mit dem Rucksack oder Italien auf Skiern. Gerade bin ich an der Planung des nächsten Trips im April, denn Willi hat noch einen Monat Elternzeit vor sich. Mein Bauchgefühl sagt mal wieder 'Abenteuer'! Und so liegt aktuell ein Angebot für Sri Lanka aus dem Reisebüro und ein Reiseführer mit Rundreisen durch den Oman auf meinem Nachttisch.
Doch irgendwie konnte ich mich nicht zum Buchen durchringen, irgendwie waren das Reisen für mich, aber nicht für uns. Das Wir-Gefühl fehlt.
Nach langem Hin und Her ist es jetzt also doch eine klassische Pauschalreise geworden: zwei Wochen Ägypten ohne Aufregung und Abenteuer. Haben Willi und ich gemeinsam entschieden. Damit fühlen WIR uns gerade wohl alle beide.
Und vielleicht tragen wir dann schon Windelgröße 5, wer weiß ... ?
Bis nächste Woche ihr Lieben
Maike
PS: Hier hätte der Eintrag eigentlich ein Ende gefunden. Ich fand ihn kurz und knackig und am Ende auch ganz passabel. Aber mein schärfster Kritiker Willi hat ihn nicht durch die Korrekturschleife gelassen. "Zu kurz", lautet sein Urteil. Nun gut: Anton kann krabbeln! Echt jetzt. Er hat es plötzlich einfach geschnallt. Es ist eine Mischung aus Robben und Krabbeln und sieht nach extrem viel Arbeit aus. Kein schwungvolles Vorankommen, sondern eher Anstrengung. Und weil es Anton scheinbar noch Überwindung kostet, nimmt er die Bewegung auch nur für ausgewählte Ziele in Kauf: Für den liebsten Ball, die geliebten Trauben oder volle Windeln, die ich gerade gewechselt habe. Bei diesen drei Objekten rast er quasi nach vorne. Ansonsten bleiben wir gemütlich.
Oje ... ich werde das "Wir" wohl nicht mehr los.
So, Willi hat den Text endlich abgesegnet. Tschüss. ?