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Baby-Tagebücher von Marie-Luis

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

20. Woche

Willst du einen Schneemann bauen?

Diese Woche war es endlich Winter. Eddie hat seinen ersten Brei probiert und so langsam flällt uns die Decke auf den Kopf.

Hallo!

... Los komm und spiel mit mir! Am Montag nach der Zeitumstellung ist es doch tatsächlich passiert. Es hat geschneit und etwa ein Zentimeter ist liegen geblieben. Grund genug, dass Ella morgens zu uns ins Zimmer gestürmt kam und mir mitteilte, dass sie heute einen Schneemann bauen wollte. Gesagt, getan. Eddie brauchte eh frische Luft. Er war bei wirklich schlechter Laune und nur in der Trage zu beruhigen. Bis wir draußen waren verging allerdings einige Zeit mit viel Geschrei, weil Ella sich nicht allein anziehen wollte. Weil Eddie sofort angezogen werden wollte und ich die tolle Idee hatte, einfach mal die Trage auszuprobieren mit der ich Ella immer getragen hatte. Am Ende waren wir alle drei verheult, aber wir haben es an die frische Luft geschafft. Bei strahlendem Sonnenschein gingen wir erst zum Briefkasten und dann zum Fluss. Ellas halber Kindergarten war draußen unterwegs. Bei uns gibt es einen Dirtpark. Das sind ein paar Matschhügel, auf denen man im Sommer mit dem BMX biken kann. Im Winter jedoch eignen sie sich zum Schlitten fahren. Oder wie es Ella macht. Einfach den Hügel hochrennen und in der Matschspur herunter rutschen. Ein Kind hatte sogar einen Schlitten mitgebracht. Schon leicht verzweifelt wirkte es wie es versuchte zu rodeln. Wir hielten natürlich Abstand jedes Kind hatte seinen eigenen Hügel. Einen Schneemann haben wir aber nicht gebaut. Zum krönenden Abschluss hatte Ella noch einen Stock gefunden, oder na ja es war eher ein Baum. Mit diesem gewaltigen Ast in der Hand, der alle anderen Kinder vor Furcht erzittern ließ, wankte sie zum Flusssteg um ihn mit gehörigem Gebrüll flatsch ins Wasser zu werfen. Zum Abschluss naschte Ella noch ihren ersten Schnee in diesem Winter, der eigentlich schon Frühling war. Der Rest des Tages war Bügelperlen und Dauerstillen. Darf ich sagen, dass ich etwas genervt bin von ständigen Stillen? Eddie scheint 4 Zähne bekommen zu wollen und ich werden als Beißring missbraucht im halben Stundentakt. Aua, das tut weh und nein, mir gefallen diese Riesenbrüste nicht. Ich habe meinem Mann also gesagt, dass er eine Süßkartoffel vom einkaufen mitbringen sollte. Er brachte die Kleinste, die er finden konnte.

Am Dienstag haben wir unseren Schneemann gebaut. Einen ganz kleinen. Es war so frostig. So wie Eddies Stimmung. Mit seiner Laune hält er nun nicht mehr hinter den Berg. Ich fragte mich ob es nun Zähne waren oder ein Schub oder einfach nur Langeweile. Oder Hunger? Egal, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass es heute Brei geben sollte. Süßkartoffel mit ein bisschen Leinöl. Die Minikartoffel kochte ich mit ein wenig Wasser in dem kleinsten Topf den ich finden konnte. Eddie hatte Hunger und begann zu schreien. Er wollte wieder Busi und das sofort von einer Sekunde zur anderen. Weil ich ihn nicht weinen lassen wollte, stillte ich ihn. Den Topf auf dem Herd hatte ich schon vergessen. Eddie brauchte zwei Brüste. Als er nach einer halben Stunde endlich fertig war, war die Küche vernebelt, der Topf etwas schwarz unten und von der Minisüßkartoffel nur ein wenig zu gebrauchen. Etwa zwei Löffel. Ich hatte vorher probiert, ob es noch genießbar war. Eddie sichtlich satt und immer noch stinkig, hielt nicht viel von meiner glorreichen Idee. Bei Ella hatte ich einfach Gläschen gekauft. Na ja, Versuch macht klug. Nächste Woche starte ich einen neuen Versuch. Diesmal mit Möhren. Eddie scheint ja satt zu werden, er hatte sich in letzter Zeit irgendwie zum allseitsbeliebten Marshmallowmann aus den Ghostbusters Filmen entwickelt. Meinen kleinen Mops zieren ziemlich viele Rollen. Allerdings geht da bestimmt noch was.

Am Mittwoch und Donnerstag haben wir wieder jeden Sonnenstrahl genutzt. Seit ein paar Tagen bin ich irgendwie bedrückt. Über die gesamte Situation, dass man nicht weiß wie es weiter gehen soll. Wann sich endlich wieder alles in normalen Bahnen bewegt. Mein Mann sagt, ich solle mich nicht so haben, denn für mich habe sich ja nichts geändert. Ich bin in Elternzeit, unsere Jobs sind nicht von der Misere betroffen. Wir müssen noch keine Heimbeschulung machen und auch kein Home-Office. Und dennoch betrübt es mich, wenn ich sehe, dass die Polizei ständig bei uns Streife fährt. Wenn es nicht einmal erlaubt ist auf einer Parkbank zu sitzen. Man sich wie ein Verbrecher vorkommt, wenn man dem Gedanken äußert Ostern heimlich bei Oma zu feiern. Ella bekommt all das mit. Dass wir uns öfters uneinig sind. Dass ich traurig bin. Sie vermisst außerdem ihre regelmäßigen Abläufe, obwohl wir ja auch eine Art Routine entwickelt haben. Ihre Freunde. Sie zählt jeden Tag auf wie all die Kinder in der Gruppe heißen. Wenn ich höre, dass die Maßnahmen verlängert werden sollen oder dass Mundschutzmasken plötzlich auch draußen getragen werden müssen, dann ärgere ich mich wieder. Wie soll das gehen mit einem Baby oder mit Ella? Sie weigert sich ja bereits einen Schal zu tragen. Wir wären noch mehr zur Isolation verdammt. Und das alles im Sinne des Algemeinwohls. Aber was ist, wenn die Menschen selbst daran zerbrechen? An der Isolation? Ist es förderlich, die Wirtschaft zu schädigen und Menschen in eine Depression zu zwingen, weil draußen eine Krankheit grassiert? Die Medien erledigen den Rest indem ich ständig von Verstorbenen lese. Jeder einzelne wird aufgezählt. Es wird nur von Risikogruppen gesprochen, die man schützen muss. Nie hört man über Kinder und was diese Situation auslöst. Ella zeigt es vielleicht nicht so, aber ich merke auch dass sie Kummer hat. Sie nässt seit ein paar Tagen wieder ein. Sie ist ziemlich aufgekratzt und weint viel, was wiederum in Geschrei übergeht und ordentlich unsere Nerven zusätzlich strapaziert.

Am Freitag wagten wir uns nach draußen. Wir trafen auf der großen Wiese neben unserem auf die Nachbarskinder. Ella spielte heimlich mit ihnen Ball. Oder war es doch erlaubt? Der größte Unsicherheitsfaktor in diesen Tagen ist die Frage ob etwas erlaubt ist oder nicht. Es gibt zwar seit dem ersten April einen Bußgeldkatalog, doch niemand ist sich so recht sicher wie er überhaupt ausgelegt wird. Nach einer Weile war das Spiel eh vorbei, weil Ella nicht verstanden hatte, dass man Fußball mit dem Fuß spielen musste und nicht mit der Hand. Eddie hatte alles in seinem Wagen verschlafen. In letzter Zeit waren die Nächte ziemlich kurz gewesen. Annett, die PEKiP-Leiterin, hatte gemeint, dass sich im 5. oder 6. Monat die Schlafgewohnheiten der Babys umstellten. Das hatte sie damals schon bei Ella gesagt. Ich hatte bei ihr also Hoffnung, dass sie mehr schlafen würde. Dieser Wunsch sollte nie in Erfüllung gehen. Und ich hoffe, dass Annett weiterhin Unrecht hat und sich bei Eddie nichts umstellen wird. Vielleicht liegt es auch an seinen Zähnen. Es sieht so aus als würden sich jetzt wirklich 4 Stück den Weg bahnen. Zwei unten und zwei oben. Vielleicht sieht er zu Ostern aus wie ein kleines Häschen. Unten merkt man sogar schon eine kleine Ecke vom Zahn. Ich habe ihm einen Beißring gekauft, aber seine Faust zum Druckausgleich findet er besser. Zahnungsgel und Kügelchen habe ich noch nicht aus meiner Mottenkiste gekramt. Er ist zwar sehr weinerlich und anhänglich gewesen, aber wir haben es bis jetzt auch mit kuscheln in den Griff bekommen.

Am Samstag hatte Eddie zum ersten Mal seine große Schwester geärgert. Sie beide hatten gemeinsam auf dem Sofa gekuschelt. Und als Ella beginnen wollte Eddie auszukitzeln, da packte er einfach ihre Haare und ließ sie nicht mehr los. Er lachte noch laut dabei und hatte sichtlich Spaß daran. Ella fand das gar nicht lustig und wollte den ganzen Tag nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie hatte sich den Nachmittag in ihr Zimmer verzogen und auf der Gitarre geklimpert, die mein Mann irgendwann Mal gekauft hatte, als er noch dachte, dass er mal Rockstar wird. Ella singt aber immer nur heimlich. Da ist sie mir ein bisschen ähnlich. Ich könnte meine Geschichten auch niemals vor Publikum vortragen. Mein Vorhaben Eddie einen Möhrenbrei zu kochen scheiterte übrigens an den langen Schlangen vor den Einkaufläden. Na ja, wir haben ja noch ein bisschen Zeit.

Am Sonntag, als ich Eier in einem Topf kochte, fragte mich mein Mann warum ich nicht den kleinen Topf nehme. Ihm war noch nicht einmal aufgefallen, dass er schwarz gebrannt im Müll gelandet war. Der Sonntag war so schön, dass wir ihn wieder draußen verbracht haben.

Nächste Woche werde ich mal den Fahrradanhänger und mein Fahrrad ausmotten. Mal sehen ob Eddie schon in den Babysitz passt und ob es ihm überhaupt gefällt. Und mal sehen, ob ich zum Möhren und Klopapier kaufen komme. Stand am Sonntag: Noch 2 Rollen Klopapier und 3 Hasenserviettenhalter mehr.

Haltet die Ohren steif und bleibt gesund.

Macht es gut,

Marie

Foto: Privat

 



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