... spielt auch manchmal verrückt
Die Woche ist recht unspektakulär verlaufen. So langsam beginnen die Rückenschmerzen und das Fahrrad ist nun mein Rollstuhl. Laut Arzt liegt das Köpfchen bereits im Becken und gefühlt wiegt es hundert Kilo und beim Laufen ca. 200 Kilo.
Die Vorbereitungen für das Kind sind alle erledigt. Wir haben unser Schlafzimmer nun so umgerückt, dass das Babybettchen ans Bett passt. Den Wickeltisch haben wir so ausgerichtet ist, dass mein Freund, wie er sagt, beim Wickeln nicht mit dem Rücken zu mir steht. So könne ich vom Bett sehen, was er tut und an ihm rummäkeln. Haha, das fand ich sehr rücksichtsvoll von ihm. Die Wohnung ist jetzt immer blitzeblank aufgeräumt und geputzt, weil ich sonst nicht weiß, was ich noch tun kann. Oh je, das werden lange vier Wochen...
Ich habe in der letzten Woche gemerkt, dass Männer oder auch nur mein Mann (?) emotional ganz schön aufgeladen sind/ist in der letzten Phase der Schwangerschaft. Alle unsere Freunde fragen immerzu, wie es mir und dem Baby geht und kaum einer fragt nach dem werdenden Papa, der sich immer um mich kümmert. Hinzu kommt, dass der werdende Papa nun seit zwei Jahren nicht mehr in Chile war und sich das langsam in bestimmten Dingen bemerkbar macht.
Die Häufung komischer Verhaltensweisen meines Freundes, komische Kommentare und abwesende Blicke haben mich stutzig werden lassen. Durch viel Geduld und Reden kamen wir beide irgendwann auf die Idee, dass nicht nur ich sondern auch er plötzlich ganz nervös und aufgeregt ist und die Probleme anderer zur Zeit große Störfaktoren sind. Das Bedürfnis über die kommende Zeit nachzugrübeln ist eigentlich für meinen Freund ein Großes. Stattdessen muss er immer den Mülleimer der anderen spielen, die scheinbar vergessen, dass er eigentlich derjenige ist, der vor einer großen neuen Herausforderung steht.
Ich habe eine Freundin, dessen Mann sie kurz nach der Geburt ihres Kindes im Stich gelassen hat und sich nun in Ausreden windet. Meine Theorie dazu ist, dass er überfordert und nicht darauf vorbereitet war mit der neuen Verantwortung umzugehen. Ich vermute diese Gedanken und Emotionen, die meinen Freund plagen, hat dieser Kerl damals erfolgreich verdrängt und bekam es zur Geburt doppelt zurück. Nun da einige Monate vergangen sind, beginnt er manches zu kapieren und beginnt dann doch wenigsten ein bisschen Verantwortung zu übernehmen. In dieser Hinsicht bin ich froh, dass mein Freund und ich das vorher gemeinsam teilen, um die Wucht des Neuen etwas abzufedern.
Es gibt aber auch Männer, die ganz anders sind. Als ich den Mann einer anderen Freundin mit zwei Kindern dazu „interviewte“, wie er damals so drauf war, war die Antwort: „Nö, ich hab nie Zweifel oder Zukunftsgedanken und -ängste gehabt.“ Es gibt also auch eine Sorte von Mann, die einfach gar nicht erst denkt.
Ich habe für mich nun das Fazit gezogen, dass die ersten drei Monate meiner Schwangerschaft, in der mich viele Gedanken plagten (dank Hormonen) ähnlich sind mit der Zeit, die mein Freund zur Zeit durchmacht. Das beruhigende daran ist, dass wir deswegen zwar öfter streiten aber später drüber reden und uns umso besser verstehen. Und es bleibt natürlich immer spannend, weil man nie weiß wer als nächstes welchen emotionalen Ausbruch hat.
Ich hoffe das alles macht irgendwie Sinn. Es ist sehr schwer das in vernünftige Worte zu packen.
Emotionale Grüße, eure Susi