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Baby-Tagebücher von Nicole

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

28. Woche

Weihnachten + das neue Jahr, Teil 1

Es wird gefuttert was da Zeug hält.
Auf Platz 1 - Banane am Stiel.

Kurz vor Weihnachten ist mir etwas Unglaubliches passiert. Mein erster Gedanke, das ist jetzt nicht wahr, oder?
Mein Zweiter, das kannste ja keinem erzählen.
Na ja, ich hab länger drüber nachgedacht, immer nur das Tolle ins Tagebuch schreiben und die „richtigschönen“ Momente weglassen, nee – das geht auch nicht.
Ich hatte Leif auf der Couch gestillt, meistens schläft er nicht mehr dabei ein. Dann hab ich die obligatorischen 1-3 Rülpser abgewartet und danach haben wir herumgealbert.

Ich hatte die Beine aufgestellt und er saß halbaufrecht in meinem Schoß an meine Oberschenkel gelehnt. Ich machte ein kleines Krabbelspiel mit meinen Fingern, er war total begeistert und fing ziemlich schnell an zu glucksen.
Um dieses süße Gackern möglichst lange zu hören, baute ich eine weitere Aktion ein, die bei ihm sehr oft ein Lachen erzeugt.
Ich bewegte mich mit dem Oberkörper auf ihn zu, machte den Mund auf und wollte ihn scheinbar schnappen, wieder und wieder. Dabei passierte es.

Leif hatte beim häufigen gluckernden Lachen wahrscheinlich viel Luft geschluckt, außerdem saß er mit angezogenen Beinen, dementsprechend war sein Oberkörper recht gestaucht.
Ich kam also ein weiteres Mal auf ihn zu und öffnete mein Krokodilmaul, zeitgleich gab er ein würgendes Geräusch von sich. Dummerweise dauerte es ein Sekündchen zu lange, bis mein Hirn geschaltet und mein Körper reagiert hatte – ich war leider genau vor ihm mit MEINEM weit geöffneten Mund.

Der vergorene Milchgeschmack einen Moment später in meinem Mund, „DAS ist jetzt hier nicht wirklich passiert, oder?!!!“ ließ nicht so viele Antwortmöglichkeiten zu.
Ich brauchte ein paar Sekunden in denen ich ungläubig meinen kleinen Sohn anschaute, den hat das Ganze aber nicht wirklich beeindruckt und er fing schon wieder an rumzufuchteln.
So musste ich zügig aus meiner Schockstarre aufwachen.
Auf dem Weg zum Wickeltisch, Leif hatte sich netterweise selbst am meisten angespuckt, hab ich noch schnell ein Kaugummi eingesteckt.
Schon eine Stunde später kam mir alles total unwirklich vor, ist wohl auch gut so - ein Trauma hab ich netterweise nicht davongetragen.


Jetzt aber zu den wirklich netten Dingen der letzten Wochen.
Die Drehung vom Rücken auf den Bauch geht inzwischen so zackig, dass ich sie schon länger nicht mehr beobachtet habe.
Der Vierfüßlerstand ist nun fest integriert in Leifs Alltag. Er schwingt dabei mit seinem süßen Windelpopo gerne von vorn nach hinten und zurück. Nach einigen Vor-/Zurück-Bewegungen lässt er sich zu Boden plumpsen, um nach einer kurzen Erholungspause wieder auf allen Vieren zu stehen. Das geht dann locker ne Viertelstunde und endet immer mal wieder mit einer Ausruh-Einheit auf Mamas Schoß.


Ebenfalls kurz vor Heiligabend war meine Nachsorge-Hebamme zur Beikost-Beratung da, die schaute sich den RockandRoll-Leif belustigt an und meinte nur: „Das dauert nicht mehr lange bis zum Krabbeln, vielleicht schon Weihnachten. Und das Kriechen fällt sicher weg.“
Na – erstmal sehen, hab ich mir da gedacht. Wegen mir kann der Kleine ruhig noch ein bisschen warten. Seine ersten Krabbeleinheiten sollte er nicht unbedingt im Heimaturlaub machen.
Eine echt spannende Geschichte, in einer Wohnung mit ungesicherten Steckdosen, ner Menge Nippes, vielen Sachen zum Runterziehen und Eltern und Omas, die da noch so gaaaar nicht wieder drauf eingestellt sind.
Nun ja, jetzt ist das neue Jahr schon anderthalb Wochen alt und es gibt nix Neues an der Krabbelfront.


Was bei den Bewegungen neu ist, die Drehung vom Bauch auf den Rücken. Gesehen hab ich sie noch nicht, aber schon oft gehört. Das laute, leicht quietschige Meckergeheul und das Auffinden in der Rückenlage lassen nur einen Schluss zu.
Der Kurze hat sich zurück auf den Bauch gedreht, dabei ist der Kopf schwer geworden und mit etwas Schwung aufgeknallt.
Ich war immer zügig zur Stelle und jedes Mal sah ich einen sehr überraschten kleinen Mann da liegen – auf der Stirn stand:
„Mamaaaa! WAS war das? WER war das? WARUM lieg ich auf dem Rücken, grad war ich doch noch…?“
Jaaaaaahhaa … hat alles drauf gepasst, auf die Stirn :)

Da fällt mir auf, dass ich grad in der Vergangenheit geschrieben habe … und tatsächlich, wenn ich so drüber nachdenke, ist schon seit ein paar Tagen nichts mehr passiert. Mmmhhm, entweder vermeidet Leif es und rutscht lieber weiterhin bäuchlings durchs Zimmer oder der kleine Kerl hat eine elegantere, langsamere Lösung für den Rückwärts-Schwenk gefunden.


Die Beikost-Beratung hat nicht so viel Neues gebracht, eher mich noch mal erinnert, wie es so abläuft bzw. wie es hierzulande gehandhabt wird und wie es mit Mats auch gelaufen ist.
Mittags Gemüse, dann vorher oder nachher Obst und am Ende einen Getreidebrei. Joaaa…
Ich hatte es ja schon mal erwähnt, so richtig heiß bin ich auf die Gläschenkost nicht, allerdings bin ich auch keine große die-Breichen-muss-ich-für-mein-Kind-alle-selbst-kochen-Mutti.
Das ist übrigens nicht abwertend gemeint, ich bin nur eher ein bisschen faul in der Beziehung UND ich will keine Breipampe füttern.

Letzte Woche hab ich im Drogeriemarkt vor dem ellenlangen Regal mit Breigläschen gestanden: „Oder sollte ich vielleicht doch mal…? Wär ja schon schööön bequem. Mmh.“
Aber ich hab einfach keine Lust mich durch diese Gläschen-Wand zu arbeiten.
Hab dann trotzdem einen Getreide-Obst-Brei ab dem 6.Monat mitgenommen, näää - so ein undefinierbares flüssiges Zeug.
Hat Leif mir auch nicht abgekauft, nicht mal geschenkt wollte er es haben.
Wundert mich nicht, immerhin hat unser Gerne-Esser in den letzten drei Wochen so einiges durchprobiert, da ist es schon etwas unverschämt ihm dann eine so dünne Mansche anzubieten.

Wenn er die Speisung nicht verschläft und das passiert nur noch sehr selten, sitzt er bei den Familienmahlzeiten die ersten Minuten in der Wippe auf dem Küchenboden. Wenn er nicht grad vorher noch eine Stillorgie hatte, verstreicht nicht viel Zeit bis Leif sich meldet.
Das ist dann so ein sehr charakteristisches Geächze, keine lautes Meckern, kein total unzufriedenes Maulen – eher so ein drauf aufmerksam machen. Wenn wir dann allerdings nicht zügig reagieren, kommen vom Boden schon ab und zu deutlichere Hinweise.
Das hört sich dann (übersetzt) ungefähr so an:
„Hejo … hallo – ich bin hiiieeeer, hier unten.
Ihr fangt doch schon wieder mit diesem Abendessen an, oder?
Ihr sitzt jetzt alle seit zwei Minuten am Tisch und ich in diesem Wackelteil.
Ihr denkt wohl, ich spiele hier nur rum.
NEEE, ich beobachte Euch auch.
Kann ich was haben?
Einer soll mir was in meine Hand geben.
……….S T I L L E ………..
HEY! Hört mich keiner?
Ich WILL auch was haben!
Ich weiß ganz genau, dass ihr jetzt Abendbrot macht. Ich bin doch nicht von vorgestern.
Entweder ich hab gleich was im Mund, in der Hand oder einer von Euch nimmt mich aus diesem Wippteil heraus und ich darf auf dem Schoß sitzen – sonst……….
Uuuääääwwwwwww.“

Wenn es praktikabel ist, bekommt er in der Schaukelwippe was zum Knabbern in die Hand. Eine Nudel oder eine Rinde Brot beschäftigt Leif - wenn er Lust hat, eine gewisse Zeit.
Zieht das nicht, dann sitzt er zumeist auf meinem Schoß und fordert dort seine Portion ein.

So hat er schon einiges durchprobiert und Erfahrungen gemacht.
Den Kloß hat er geradezu inhaliert, Mandarinen saugt er aus und die Mango war auch ziemlich zügig verputzt. Reiswaffeln kann man so schön ansabbern und zerspeicheln, Brot klebt blöd am Gaumen, Broccoliröschen waren nicht so sein Fall und auch Spätzle und Spaghetti wurden nach einer kurzen Probe nicht nach hinten weiter transportiert. Die Farfalle-Nudel dagegen kann man toll in der kleinen Faust verankern und fällt sie doch mal runter, sitzt ja noch die Mutti daneben.
Die Gelbstangenfrucht hat inzwischen einen festen Platz auf dem Speiseplan, anfangs hat Leif immer Banane am Stiel in die Hand bekommen, davon hat er sich dann was abgemümmelt.
Nachdem ein Exemplar mal recht hart war, hab ich die Banane zerdrückt und per Löffel gefüttert. Und anstatt das übliche Drittel zu essen, hat er gleich mal die halbe Frucht gemampft. Seitdem gibts öfters Löffelbanane.


Leifs erstes Weihnachtsfest und Silvester waren für ihn insgesamt glaub ich eher stressige Tage. Er konnte/durfte keinen Rhythmus haben, oft viele Leute, viele Reize und zu wenig Schlaf bzw. zu kurze Schlafpausen. Netterweise fremdelt er noch überhaupt nicht und so wurden alle Aktivitäten und Besuche recht zufrieden und oft lächelnd mitgenommen.
Aber vielleicht war es auch komplett andersherum und die Äktschn war genau sein Ding. Zwischen den Jahren waren wir alle vier bei meiner Mutter, da hat er neben unserem Bett in seiner Kinderwagen-Softtasche genächtigt und ist jede Nacht nur einmal aufgewacht um zu futtern UND lang geschlafen (mind. bis 8 Uhr) hat er auch noch.
Vielleicht hat ihm aber auch die Enge, die Ummantelung durch die Softtasche gefallen. Er ist ja kein Neugeborener mehr, den das Pucken enorm beruhigt, der sich durch die Begrenzung gern an sein „erstes Leben“ im Bauch erinnert. Aber wer weiß…
Vielleicht hatte das Zimmer auch die optimale Temperatur oder es war einfach so beruhigend, dass wir alle in einem Raum geschlafen haben. Das war nämlich schon mal ein echter Vorgeschmack auf Christians Elternzeit, auf den ersten Urlaub zu viert.


Soo, das war Teil 1 der letzten Wochen. Der zweite Abschnitt folgt dann morgen und ab nächster Woche gibt’s Leifs Leben wieder eine Woche nach der anderen zu lesen.

Die allerbesten Grüße
aus dem absolut schneefreien München,

Eure Nicole

Leif

Bild: privat



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