Gefühlschaos und Wehmut
Zu Hause hört sich seltsam an. Irgendwie habe ich zwei zu Hause.
Mein altes, gefühltes zu Hause in Berlin und mein jetziges zu Hause in Jena. Letzteres ist alles, was mit Ruben zu tun hat. Immerhin ist es die erste Familienwohnung. Seitdem ich mit Ruben in Berlin und die Zeit mit ihm dort so positiv war, ist Berlin nun emotional wieder sehr präsent. Berlin ist für mich mit einem Ziel assoziiert, wohin ich unterwegs war oder bin.
Zeitweise verspüre ich ganz stark den Wunsch zu lernen, weiter zu gehen, mehr zu wissen und zu können. Ich meine hier natürlich alles rund um die Osteopathie. Diese Fokussierung funktioniert gerade natürlich nicht.
Zwar nicht in dem Maße mit Berlin verknüpft, aber auf Grund der Jahreszeit ebenfalls wehmütig präsent der Sport. Im April starten die ersten Duathlon und Triathlon Wettkämpfe und ich merke, wie ich alle sportlichen Berichte und Gespräche von und mit Sportkollegen meide, weil ich es nicht hören will. Ich glaube, dass ich tatsächlich neidisch bin. Das soll man nicht und ich will solche Gefühle auch gar nicht haben. Ich bin gerade an dem Punkt, dass ich manche Dinge, die vor der Schwangerschaft so selbstverständlich und alltäglich waren, vermisse. Und das, obwohl ich jedes Mal, wenn ich Ruben vorlese, mit ihm singe, tanze, Quatsch mache, quietsche und brabbel, oder ihm beim Schlafen oder genüsslichem Trinken zusehe, so voller Liebe bin. Ich fühle mich irgendwie schlecht, weil mir in den letzten Tagen der Gedanke kam, dass ich gerne auch mal wieder einen Tag ohne ihn hätte. Dann wiederum, als meine Schwiegermutter Ruben heute Vormittag eine Stunde spazieren gefahren hat, war ich ganz kribbelig und wartete schon nach einer halben Stunde wieder auf meinen Schatz.
Aber gelernt habe ich trotzdem! Ich bin mittlerweile sehr positiv bezüglich der Prüfungen gestimmt. Ich denke, dass ich eine realistische Chance habe zu bestehen.
Seit Donnerstag bin ich wieder in Jena. Heute waren wir bei der letzten Impfung dieses Jahr. Was ein Glück. Heute hat Ruben richtig schlimm geschrien. Aber bisher scheint er es ganz gut weg zu stecken. Hoffe, es bleibt so!
Ruben macht gerade wieder einen Entwicklungssprung nach dem anderen. Er schafft es sich selber seinen Schnuller wieder rein zu stecken, wenn er ihn heraus gezogen hat. Greift nach allem, was vor ihm ist. Brabbelt ununterbrochen; bzw. macht „brrrrrrrrrrrrrr“ untermalt mit viel Spucke und quietscht nach wie vor in Lautstärken, die man ihm nicht zutrauen würde. Allerdings scheinen die Zeiten mit „ich lege ihn zwischen 19/20 Uhr hin und er schläft“ Vergangenheit zu sein. Leider leider. Er kann den Tag einfach nicht loslassen
Gerade, mittlerweile ist es 19 Uhr, ist Benjamin mit ihm noch einmal los, damit ich lernen kann. Meine Einträge ziehen sich manchmal über zwei Tage hin. So auch dieser.
Ich beende diesen chaotischen Text hier. Es wird sicher nicht besser…
Habe gerade wohl eine emotionale Phase.
Liebe Grüße,
Judith