Nein, das können noch keine richtigen Wehen sein! Aber wie fühlen sich dann richtige Wehen an?
Hallo ihr Lieben,
da hatte ich mich am Mittwoch vor der Geburt schon seelisch drauf eingestellt, dass ich euch von meiner 41. Woche schreibe und dann kam es doch ganz anders :)
Am Montag kamen dann endlich die letzen Teile des Kinderzimmers an und nun konnte alles an Ort und Stelle geräumt werden. Es ist alles so niedlich geworden und ich bin stolz darauf, euch nun endlich das fertige Ergebnis präsentieren zu dürfen. Das Foto ist unten angehängt.
Am Dienstag war meine Hebamme für die dritte Akupunkturbehandlung da. Dieses Mal kamen zusätzlich die kleinen Zehen zum pieksen dran. Das hat vielleicht weh getan. Als würde sie die Nadel direkt in den Nagel hinein stechen. Aua.
Am Mittwoch morgen hatte ich wieder einen Termin bei meiner Frauenärztin. Das CTG war wie immer unauffällig und die Herztöne der kleinen Maus waren super. Auch ein paar Wehen waren wie erwartend zu sehen, also alles ganz unauffällig.
Bei der Untersuchung auf dem Stuhl gab es einen etwas besseren Befund als zur letzten Woche. Der Muttermund war Fingerdurchlässig und ein wenig verkürzt. Ich wurde mit den Worten entlassen: wir sehen uns auf jeden Fall zu nächster Woche noch einmal. Na gut, dachte ich, dann kann ich ja jetzt ganz gemütlich mit meiner Freundin shoppen fahren. Wir verbrachten vier schöne Stunden miteinander und machten einfach mal richtig schöne Mädchensachen miteinander. Als ich am Abend nach Hause kam, war ich doch schon etwas geschafft vom ganzen laufen, aber ich war glücklich.
Am Donnerstag machte ich mir einen ganz gemütlichen Tag auf dem Sofa. Dort merkte ich immer mal wieder ein leichtes Ziehen im Unterleib und in den Leisten. Es war schon komisch, dass es in unregelmäßigen, aber beständigen Abständen kam. Ich habe auf meinem Handy eine App, in der man die Kontraktionen mittakten kann und das tat ich dann auch ab Nachmittag. Ich war ja schon neugierig, ob sich was tat. Doch die Spanne der Kontraktionen reichte von 10-25 Minuten. So verging der Tag und Christoph und ich gingen schlafen.
Am Freitag morgen, morgens um 5 Uhr, wurde ich dann von einer Wehe geweckt. Sie war noch total gut auszuhalten, ähnlich wie die, die ich am Vortag hatte. Es gab aber eine Veränderung: die Abstände zwischen den Kontraktionen betrugen regelmäßige 10 Minuten. Ich war mir nicht sicher, ob es jetzt tatsächlich losgehen würde und wartete noch ein wenig, ehe ich Christoph aufwecken wollte. Es war für mich nicht begreiflich, dass sich zu dem Zeitpunkt tatsächlich mein Kind auf den Weg machen würde. Durch mein Gezappel wurde dann auch Christoph gegen 7 Uhr wach. Wir frühstückten in Ruhe und ich beschloss bei meiner Frauenärztin anzurufen, damit sie mal schauen könnte, ob es wirklich Wehen sind oder ob sich was am Muttermund tun würde. Die Sprechstundenhilfe am Telefon gab mir einen Termin um 11 Uhr. Doch kurze Zeit später rief sie mich abermals zurück und sagte mir, ich solle lieber ins Krankenhaus fahren. Das wollte ich aber erst einmal vermeiden, da wir schon 20 Minuten bis zum Krankenhaus benötigten. Aber nichts half, sie schicken mich direkt dort hin.
Im Krankenhaus angekommen wurde ich erst einmal ans CTG angeschlossen und es wurden in 35 Minuten zwei Kontraktionen aufgezeichnet. Na toll, dachte ich, der typische Vorfüreffekt. Der Muttermund hatte sich aber schon auf 2 cm geöffnet. Ui, jetzt tat sich tatsächlich etwas und Christoph und ich wurden ein wenig nervös. Wir bekamen die Optionen, noch einmal nach Hause zu fahren oder auf Station ein Zimmer zu beziehen. Wir beschlossen noch einmal nach Hause zu fahren, denn ich war fest der Meinung noch genügend Zeit zu haben. Wir wurden mit den Worten verabschiedet: wir sehen uns dann spätestens heute Abend oder morgen früh! Ich war baff...
Jetzt ging es also wirklich los. Wir fuhren also noch einmal Heim und ich kontrollierte weiterhin fleißig den Wehenverlauf. Zum Abendessen hin wurden die Abstände langsam kürzer und auch etwas schmerzhafter. Die letzten Bissen vom Abendbrot bekam ich schon nicht mehr richtig runter. Wir beschlossen gegen 18.30 Uhr wieder ins Krankenhaus zu fahren. Dieses Mal würden wir wohl bleiben müssen und ich wollte dort auch bleiben. Im Krankenhaus angekommen wurde abermals ein CTG geschrieben und siehe da, alle 10 Minuten eine schöne Wehe nach der anderen. Der Muttermund war da bei 4 cm.
So verbrachten Christoph und ich die Stunden auf den Gängen der Station, bis ich es nicht mehr aushielt. Weinend an eine Brüstung gelehnt, wurde ich von einer Schwester entdeckt, die mir sogleich zwei starke Buskopan gab. Christoph und ich tigerten weiter auf den Gängen umher, bis ich gerne in den Kreißsaal wollte. Ich hatte das Gefühl, dass es nun alles schmerzhafter und ernster wurde. Ich durfte in die Badewanne und so veratmete ich um die 8 Stunden Wehe um Wehe. Ich sag euch, das waren Schmerzen, die wünsche ich nicht mal meinem schlimmsten Feind. Ich kann sie leider jetzt schon gar nicht mehr richtig beschreiben, da man wirklich mit der Zeit alles vergisst bzw. die Strapazen und Anstrengungen verblassen, aber zu dem Zeitpunkt zerriss es mich förmlich. Ich wollte jedoch nichts gegen die Schmerzen haben und die liebe Hebamme Julia, die übrigens die ganze Zeit über Schicht hatte, hat mich immer wieder darin bestärkt, es doch auch ohne zu schaffen. Sogar in jeder Wehenpause vergaß ich die Schmerzen und musste jedes Mal leider wieder fest stellen, wenn dann eine kam, dass sie wirklich unerträglich stark war und mir förmlich das Becken und den Po zerriss.
Als ich schließlich ganz eröffnet war, setzten die Pressewesen ein. Die Pausen zwischendrin wurden im Laufe der Geburt aber immer länger. Julia beschloss die Fruchtblase zu öffnen. Doch auch das ließ die Geburt nicht schneller voran schreiten. Sie nahm mich aus der Wanne und bugsierte mich rüber ins Kreißsaalbett. Meine Kräfte schwanden. Der Weg dort hin war wieder ein Schmerzhöhepunkt auf der Richterskala für mich, bei dem ich glaubte, nie mein Baby natürlich auf die Welt bringen zu können, so schmerzhaft drückten die Wehen nach unten. Im Bett angekommen durfte ich dann Lachgas ausprobieren. Es wirkte sofort und ließ die Schmerzen nicht weniger werden, aber zumindest das Schmerzgefühl egaler werden. Man fühlt sich wie betrunken. Die Ärztin kam hinzu. Auf der linken Seite liegend mit einem Bein angewinkelt sollte ich pressen. An das folgende kann ich mich aber nicht mehr genau erinnern, da ich total benebelt war vom Gas. Christoph hat mir aber alles erzählt. Er war übrigens die ganze Zeit bei mir, hat ausgeharrt und mir Wasser zum trinken gebracht.
Ich habe wohl so um die zwei Stunden gebraucht, ehe der Kopf da war. Bis dahin hab ich mich frei am Lachgas bedient und musste mit der Situation überhaupt erst einmal umgehen lernen, dass man mit dem Schmerz nach unten drücken muss. Das war nicht selbstverständlich für mich, weil es Höllenschmerzen und Qualen verursachte. Die Geburt wollte einfach nicht weiter gehen. Letztendlich griff die Ärztin zur Schere und verpasste mir einen Dammschnitt. In meinem Delirium war es für mich eine wirkliche Erleichterung, denn ich verspürte eine Druckerleichterung. Gleichzeitig dachte ich, dass nun abermals ein großer Schwall Fruchtwasser abging, aber irgendetwas stimmte nicht. Meine Ohren fingen an zu sausen und ich hatte das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren. Ich dachte noch so bei mir: Oh Gott, jetzt musst du doch noch operiert werden! Es gab einen stechenden Schmerz und Christoph rief aufgeregt: Ida, der Kopf ist gleich da! Total benebelt bekam ich jedes Wort im Hintergrund mit. Die Ärztin und Hebamme tuschelten leise miteinander. Ich nahm nur noch Fragmentfetzen der Unterhaltung war. Die Ärztin hat sich wohl nach dem Dammschnitt auf meinen Bauch geschmissen, da der Kopf immer noch nicht raus kommen wollte. Dabei hat sie die Gebärmutter verletzt. Der Rest des Babys glitt bei den nächsten Wehen aus mir raus. Ich hatte die ganze Zeit die Augen zu und wollte auch nichts sehen und fühlen, während ich meine Kleine aus mir rauspresste, trotz mehrerer Motivationsversuche meiner Hebamme den Kopf doch mal anzufassen oder mal nach unten zu gucken. Ich merkte etwas Warmes, Glitschiges zwischen meinen Beinen strampeln. Ein kurzer Schrei war auch zu hören, aber dann schaute meine Püppi ganz interessiert in der Gegend umher.
Mir ging es aber leider gar nicht so gut. Beim Dammschnitt hat die Ärztin leider eine Arterie getroffen. Ich habe um die 900 ml Blut verloren. Gleichzeitig blutete ich ebenfalls aus der Gebärmutter durch den gewaltigen Ruck der Ärztin. Es wurde hektisch. Christoph sagte, ich wurde total blau im Gesicht und fing an zu zittern. Ich bekam einen Zugang gelegt und mir wurde etwas gegen die Blutung in der Gebärmutter gespritzt. Die Blutung hielt auch sofort auf. Der Damm und die Arterie wurden mit ein paar Stichen verschlossen. Während dessen genäht wurde, musste ich komischerweise an die Weihnachtsgänse denken, wenn man die Füllung in die Tiere einnäht, so fühlte ich mich in dem Moment.
Zugenäht und versorgt beobachtete ich aus müden Augen die erste Untersuchung meiner Tochter. Christoph stand ganz aufgeregt und stolz daneben.
Alma erblickte am 17.01. um 5.35 Uhr das Licht der Welt. Sie war 48 cm groß, 3050 Gramm schwer und hatte einen Kopfumfang von 33,5 cm.
Von den Tagen im Krankenhaus und zu
Hause berichte ich euch dann in meinem Abschlussbericht.
Eure Ida
Bild: privat