Wehen natürlich auslösen: Unterschiedliche Empfehlungen
Den sogenannten errechneten „Geburtstag“ gibt es nicht, vielmehr handelt es sich um einen Geburtszeitraum. „Die bewährte Faustregel ‚Errechneter Entbindungstermin plus minus 14 Tage’ hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren“, betont Irene Behrmann, 1. Vorsitzende von GreenBirth e. V. Und: Medizinisch betrachtet beginnt eine übertragene Schwangerschaft erst mit der 43. Woche.
Doch viele Schwangere wollen nach der 40. Schwangerschaftswoche nicht mehr länger warten. In Absprache mit ihrer Hebamme können sie dann erste Versuche, die Geburt auf natürliche Weise einzuleiten. Tees, Homöopathie, Rizinuscocktail, Sex, Spazierengehen, Einlauf oder Brustwarzenstimulation sind bewährte Maßnahmen. Jede Geburtshelferin hat ihre eigenen Mittel und Wege.
Geburt einleiten: Entspannung und Bewegung
„Ich übe mit den Frauen Geduld und wende die natürliche Geburtseinleitung nur an, wenn ich mir davon Erfolg verspreche“, sagt Hebamme Andrea Kamphusmann. „Die Wehen beginnen aus der Ruhe heraus, aus einer entspannten Situation. Deshalb ist eine gute Mischung aus Entspannung und Bewegung sinnvoll, damit die Kondition für die Geburt geschont und die Beweglichkeit im Becken gefördert wird.“
Vorab schaut sich Hebamme Andrea Kamphusmann den Verlauf der Schwangerschaft noch einmal genau an und untersucht die werdende Mutter: „Wenn das Köpfchen noch über dem Becken liegt, die Cervix – also der Gebärmutterhals – erhalten und der Muttermund geschlossen ist, würden natürliche Versuche nur Frust auslösen. Denn die Geburtsreife ist dann noch nicht erreicht. Die werdende Mutter geht nicht entspannt in die Geburt.“ Ein Mittel, das garantiert Wehen auslöst, gibt es nicht. Selbst hochdosierte Medikamente führen manchmal nicht zum gewünschten Erfolg.
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Homöopathie, Massagen und Sex zum Wehen-Auslösen
„Ich gehe bei jeder Frau individuell vor. Wenn der Körper bereit ist, aber keine Wehen einsetzen, wende ich Homöopathie an. Ist das Köpfchen weit über dem Becken, gibt es spezielle Bewegungsübungen“, so die Hebamme. Auch Sex ist eine Option: Becken und Beckenboden werden gut durchblutet, ein Orgasmus löst Gebärmutterkontraktionen aus und setzt zudem das „Wehenhormon“ Oxytocin frei.
Gute Erfahrungen hat Hebamme Kamphusmann auch mit der Kombination aus Massage und Homöopathie gemacht oder einer Massage von Bauch, Kreuzbein und Füßen mit einem Wehen anregenden ätherischen Öl.
Nicht zu früh in die Klinik
Sind das jetzt echte Wehen? Oder doch nur Senkwehen? Ruf ich jetzt die Hebamme? Oder geh ich gleich in die Geburtsklinik?
Gerade in den letzten Tagen der Schwangerschaft, vor allem der ersten, achten Schwangere auf so ziemlich jedes Zeichen, das ihr Körper ihnen sendet. Eine Studie aus 2019 belegt, dass bei Schwangeren, die früh im Kreißsaal sind und deren Muttermund erst bis zu drei Zentimeter geöffnet ist, fast dreimal häufiger geburtshilflich eingegriffen wird als bei Frauen, deren Muttermundweite schon sechs bis zehn Zentimeter betrug.
Und: Mehr als fünfmal so oft endet die Interventionskaskade aus Periduralanästhesie (PDA), Wehen-Tropf und anderen Eingriffen sogar mit einem Kaiserschnitt.
Unser Tipp: Schließ dich mit deiner Hebamme oder Gynäkologin kurz und lasse dich vor dem Losfahren in die Klinik untersuchen!