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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Geburtstaxis, aber nicht fürs Baby

Eine heiße Wartezeit, außerdem: Japan kennt Geburtstaxis aber keine Storchenfahrten, Schwangerschaftsanhänger, Hausbesuche und Depressionen

Hallo ihr Lieben,

boh, es ist noch mal sehr heiß geworden, das ganze Wochenende, heute und morgen über 35 Grad! So warte ich wieder mal, bis unsere Seite der Straße im Nachmittagsschatten liegt, bevor ich rausgehe.

Beim letzten Arzttermin betreute mich beim NST (Non Stress Test) eine Hebamme in Ausbildung, die ziemlich gut Englisch sprach. Sie fragte mich dann während des Tests aus, wie ich so meine Tage verbringe. Sie schien ganz überrascht, dass ich mehrmals die Woche Sport mache, meine Brust auf das Stillen vorbereite und Dammmassagen mache. In den Kursen hier wird so etwas ja gar nicht erwähnt. Sie meinte, dass viele Geburten heutzutage länger dauerten und schmerzhafter seien, weil unser Lebensstil uns so wenig bewegen lässt, das viele Sitzen, wenig Ausgleich. Mal sehen, wie es bei mir dann wird. Sie fragte auch, ob ich Angst hätte vor der Geburt oder ich mir Sorgen mache – auch das könne die Geburt hinauszögern. – Hm, nein, Angst habe ich nicht, ich fühle mich insgesamt gut vorbereitet, soweit das eben möglich ist. Man muss ja offen bleiben, dass es auch aus irgendwelchen Gründen ganz anders wird, als man sich die Geburt vorstellt.
Sie gab mir dann noch ein Merkblatt mit Zeichnungen für eine gute Haltung beim Laufen und Sitzen, damit das Baby in eine gute Geburtsposition rutschen kann. Mein Bauch hat sich leider noch immer nicht gesenkt. Sie war auch beim Arzttermin noch dabei und verabschiedete sich danach mit der Information, dass sie die nächsten zwei Wochen auf der Geburtsstation sein werde und hoffe, dass wir uns dann wieder sehen. Das hoffe ich auch.

Am Freitag war ich noch mal bei diesem monatlichen Mini-Sprachkurs in der Stadt. Ich war diesmal die einzige Teilnehmerin und so entwickelte sich mehr ein Gespräch. Eine Frage beschäftigte mich auch noch, die ich hier anbringen wollte: Wie kommt man mit Baby sicher zurück nach Hause, wenn man kein Auto hat? Kann man ein Taxi mit Kindersitz bestellen, wie das Freunde in Deutschland gemacht haben (Storchenfahrt)? Nein, davon hätten sie noch nie gehört. Hier würde man die Babys einfach im Arm halten im Auto, vielleicht noch mal in ein dickes Handtuch wickeln. Wer selbst einen Autositz hat, kann den natürlich mitbringen. Oder man fahre mit dem Bus.
Bisher war ich davon ausgegangen, dass man ein Taxi mit Kindersitz bestellen kann, da es hier für die Fahrt zum Krankenhaus eine ganz tolle Einrichtung gibt: Das Bunben-Taxi (Geburtstaxi), man meldet sich dort mit Wohnadresse, Geburtstermin und Geburtsort an und bei einem Anruf, weiß die Taxikompanie dann gleich Bescheid. Zudem sind die Fahrer von Hebammen geschult.
Meine Freundin, die vor fünf Wochen ihr Baby bekam, ist tatsächlich beide Wege gelaufen, aber sie wohnen auch nur etwa 15 Minuten zu Fuß von ihrem Krankenhaus und sie war auch eine ganze Woche dort. Für uns sind es über 4 km. Nun ja, kommt Zeit, kommt Rat. Vielleicht kann mich ja dann die deutsche Freundin abholen oder mein Mann leiht sich ihre Babyschale aus und kommt damit zum Krankenhaus.

Ah, zum öffentlichen Nahverkehr in Japan in der Schwangerschaft gibt es noch etwas Tolles zu berichten: Als ich meinen Mutterpass im Bezirksamt abholte, bekam ich auch einen Anhänger für die Tasche oder Jacke (Aufschrift: Im Bauch ist ein Baby). Die Zeichnung darauf ist auch in allen öffentlichen Verkehrsmitteln als Erkennungssymbol bei den Priority-Sitzen für Schwangere. Die Idee ist, dass jemand das Badge sieht und einem den Platz anbietet, auch, wenn die Schwangerschaft noch nicht deutlich sichtbar ist. In der Realität musste ich dann doch öfter um einen Platz bitten. Allerdings gucken die Leute auch hier häufig mehr aufs Smartphone, sehen also nicht, was um sie herum passiert, oder sie schlafen fest. (Eine bewundernswerte wie auch verwundernde Eigenschaft: Manche Japaner können wirklich überall und jederzeit schlafen. Dies gilt sogar als Zeichen für besonderen Fleiß in der Nacht, denn es wird davon ausgegangen, dass diejenigen dann nachts noch gearbeitet oder gelernt haben.)

Und noch eine Besonderheit: Im letzten Trimester der Schwangerschaft und ein paar Wochen nach der Geburt besucht einen eine Angestellte des Bezirksamts, aus der Childcare Division.
Man kann Fragen und Sorgen loswerden und wird befragt zur Situation, gesundheitlich und sozial: Rauchen, Alkoholkonsum, wie und mit wem man wohnt, wie es einem in der Schwangerschaft geht, ob man Leute (Familie, Freunde) hat, mit denen man über Probleme und Erziehungs- und Pflegefragen sprechen kann oder ob man Bedarf an Unterstützung in irgendeiner Form hat. Wie das Umfeld mit einem umgeht, etc.. Eigentlich waren mir dieselben Fragen schon im Bezirksamt gestellt worden. Bei dem Besuch nach der Geburt gibt es bei Bedarf auch die Möglichkeit, dass einem noch einmal ein paar Tage in einer Mütterpflegeeinrichtung empfohlen werden, je nach körperlichem Zustand ambulant oder mit Übernachtung.
Ich weiß nicht, in Deutschland hätte ich diesen Besuch, glaube ich, als ziemliche Einmischung in meine Privatsphäre empfunden. Hier war es erst einmal interessant. Als ich mich mit meiner deutschen Freundin hier unterhielt, meinte sie, dass das ziemlich neu wäre und wahrscheinlich ein Versuch, sich besser um die Schwangeren zu kümmern. Schwangerschaftsdepression und auch Depression nach der Geburt seien hier ernste und häufige Probleme, weil den Frauen oft Unterstützung fehlt. In Punkto Erziehung ist Japan noch sehr traditionell, die meisten Frauen kümmern sich da letztlich um alles allein. Viele Männer arbeiten bis spät und nehmen offenbar wenig Anteil. So lese oder höre man leider oft davon, dass Frauen ihre Babys dann vernachlässigen oder sogar einfach aussetzen. Auch Babymorde kommen leider immer wieder vor.
Gerade habe ich mal nach Babyklappen recherchiert: Es gab zwischen 2007 und 2017 nur eine einzige in ganz Japan! Seither könnte es ein paar weitere geben, ich konnte nur finden, dass welche in Planung waren. Jedenfalls haben es hier ungewollt Schwangere und dann allein Erziehende sehr schwer. Nach einem Bericht glauben Vermieter nicht, dass sie die Miete zahlen können, entsprechend finden sie keine Wohnung... Glücklicherweise bilden sich inzwischen Vereine, die sich dieser Probleme annehmen.

Ah, eine Hebammenpraxis habe ich vor ein paar Monaten über die Niederländerin kennen gelernt. Allerdings ist die Praxis mehr auf Well-Being spezialisiert. Also Aromamassagen, verschiedene Tees, Schwangerschaftsyoga und Babymassagekurse. Zum Geburtstag habe ich mir eine Massage schenken lassen. Ich hatte erwartet, dass der Bauch einbezogen würde, wie ich das auf deutschen Seiten gelesen hatte, aber er wurde leider komplett ausgespart. Tja, war trotzdem sehr schön. Mit der Chefin dort konnte ich mich dann noch sehr gut auf Englisch unterhalten, sie ist mit einem Amerikaner verheiratet und hat auch eine Ausbildung in den USA gemacht. Sie erzählte, dass sie selbst inzwischen vor allem Verbandsarbeit für die Hebammen in Japan mache. Die Stellung von Hebammen sei hier sehr schwierig. Oft würden sie in Krankenhäusern gar nicht akzeptiert. Ich könne mich also glücklich schätzen, dass sie in meinem Krankenhaus einen hohen Stand hätten. Dort war ja auch ein Geburtsvorbereitungsgespräch mit Hebamme verpflichtend (selbst zu bezahlen) und sie bilden Hebammen aus.

Ein unschöner Nebeneffekt momentan, das will ich ja nicht aussparen: Letzte Nacht habe ich leider wenig geschlafen, teils musste ich stündlich auf Toilette, leider auch wegen Durchfall. Ich nehme fast seit Beginn der Schwangerschaft schon Magnesium, um die Verdauung bzw. Ausscheidung zu unterstützen. Normalerweise dosiere ich das nach Gutdünken, so hatten das die Ärzte auch gesagt. Nun soll ich eine bestimmte Dosis nehmen. Ist ja sicher auch gut, wenn der Darm nun auf Trab gehalten wird, und weitere, unregelmäßige Kontraktionen hatte ich auch über Nacht, aber wenn der Schlaf nun so leidet. Es scheint mir auch so, dass die Kleine dem Darm die Arbeit auch nicht leichter macht, sondern immer mal hier und da eine Biegung wie blockiert ist. Wenn ich dann in die Senkrechte wechsle oder das Becken kreise, gluckert es ganz heftig, irgendwie auch witzig.

So, ich übe mich dann weiter in Geduld, lasse es mir gut gehen und mache mich nach einem Schläfchen dann auf den Weg zum Aquawalking. Mal sehen, ob mein nächster Bericht dann schon von der Geburt handelt.
Eine gute Woche wünsche ich euch!

Beste Grüße aus Kyoto,
Silke

Foto: Privat



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Kommentare von Lesern:

Silke, Kyoto 18.09.2019 13:46

Hallo Tina,
tja, das hat mir hier kein Arzt gesagt... Erst meine Schwester dann.
Unsere Tochter ist am Montag zur Welt gekommen. Den Bericht darüber gibt es dann nächste Woche.
Viele Grüße

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Tina11.09.2019 21:40

Hallo Silke, hier in Deutschland setzt man Magnesium zu einer bestimmten Zeit ab, da es Wehen verhindern soll.

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In diesem Beitrag geht's um:

Wartezeit, Taxis, Hausbesuch