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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

30. Schwangerschaftswoche

Sommer in Berlin

Die Phase der Belastung hat wohl begonnen und berufspolitisches Dilemma

Wenn man die Schwangerschaft in die drei Phasen der Anpassung, des Wohlbefindens und der Belastung einteilt, bin ich nun offiziell in letzterer angekommen. Darum darf ich auch meinen Bericht mit Wehwehchen anfangen. Mein alter Freund, der nächtliche Wadenkrampf ist wieder da. Ich kenne das nächtliche aus dem Tiefschlaf aus dem Bett springen noch ganz gut aus den letzten beiden Schwangerschaften. Bei mir hilft da wirklich auch nur mit vollem Gewicht auf den betroffenen Fuß auftreten, so dass mein Kreislauf mit der sofort notwendigen Lageveränderung so seine Problemchen hatte. Aber zum Glück hatte ich das Ganze bis jetzt nur zweimal. Ich habe dann auch ein paar Tage halbherzig Magnesium eingenommen, aber schnell wieder gelassen. Ich bin überhaupt kein Freund von unnötigen Medikamenteneinnahmen und Magnesium unterdrückt ja auch die positiv wirkenden Übungswehen. Abwarten, ob die Wadenkrampferei noch häufiger kommt, aber irgendwie bin ich optimistisch, dass es diesmal nicht so arg wird.
So, genug gejammert, denn sonst gehts mir wirklich prima. Ich wurde zwar auch letzte Woche wieder zweimal gefragt, ob das Baby denn nun bald kommt. Aber außer mich kugelrund fühlen und damit natürlich ein bisschen bewegungseingeschränkter zu sein, gefällt mir das Schwangersein gerade gut.
Die bei dem schönen Sommerwetter anstehende Fußnagelverschönerung kam allerdings schon einem akrobatischen Akt gleich. Vielleicht muss ich in ein paar Wochen dafür doch zur Pediküre gehen. Modisch war der plötzliche Wetterumschwung auch eine kleine Herausforderung. Ich hatte irgendwie gedacht, wenn es warm wird, ziehe ich halt meine lockeren, luftigen Kleidchen und Tunikas an, aber die Rechung hatte ich nicht mit mittlerweile einem Meter Bauchumfang gemacht. Da saß nichts locker und fließend und so musste doch noch mal kurzfristig Schwangerensommersachen bzw. einfach ein, zwei Größen größere Kleidung geshoppt werden. Aber da ja so ein Schwangerschaftsbauch auch nicht sofort mit dem Tag der Geburt verschwunden ist, kann ich die Sachen auch noch danach die ersten Wochen tragen. Dafür musste dann schon wieder auf stillfreundliche Öffnungsmöglichkeiten geachtet werden. Sehr angenehm ist es aber, einfach wieder in Ballerinas und sonstige Trittchen schlüpfen zu können. Das erspart wieder ein paar Mal ungelenkes Bücken am Tag.
Aber am schönsten an diesem Sommerwetter ist es die Kinder wieder einfach in wenige luftige Klamotten stecken zu können. Die Waschmaschine kann sich so auch mal ein bisschen erholen.
Das verlängerte Wochenende haben wir auch primär draußen verbracht in unserem tollen neuen Kinderladengarten und dann noch bei Freunden im Garten zusammen mit ihren vier Kindern. Am Montag musste mein Mann leider arbeiten, aber wir wollen die Urlaubstage lieber für die Zeit nach der Geburt aufsparen als jetzt Brückentage zu nehmen. Am 1. Mai habe ich mich dann mit drei Hausbesuchen „revanchiert“, aber Schwangerschaftsübelkeit, Stillprobleme und Neugeborene kennen nun mal keine Feiertage.
Berufspolitisch bin ich jetzt noch tatsächlich auch als Schwangere in ein echtes Dilemma gekommen. Der Hebammenverband macht gerade eine Mitgliederbefragung zum Thema Streik. An sich finde ich einen Streik aller freiberuflichen Hebammentätigkeiten total sinnvoll und ein wichtiges Signal, allerdings würde der geplante Streikzeitraum in meine Rufsbereitschaftszeit für die Geburt fallen (also die drei Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Termin). Und dann stehe ich selbst ohne Hebamme da?! Irgendwie überwiegt da auch gerade das Schwangerenherz das Hebammenherz, aber das ist natürlich kurzfristig gedacht. Na, vielleicht kommt ja noch das Wunder der Gebührenerhöhung vorher, so dass ein Streik überflüssig wird. Aber eigentlich glaubt da niemand mehr dran, wenn ich auch meine Kolleginnen so höre...
Auch die vom Bundesgesundheitsministerum in Auftrag gegebene Studie zur Einkommenssituation der Hebammen wird nicht herausgerückt, obwohl dies bereits für den März angesagt wurde. Aber wahrscheinlich kam heraus, dass der tatsächliche Stundenlohn einer Hebamme noch unter den vom Hebammenverband kalkulierten 7,50 Euro pro Stunde liegt und das veröffentlicht man mal lieber nicht. Sonst würde die Politik tatsächlich noch einen Handlungsbedarf erkennen müssen...
Ansonsten geht es langsam in die Ausstattungsphase und hier und da wird noch eine Kleinigkeit für unser Baby angeschafft. Jedes Mützchen und jedes Waschläppchen wird von meinen beiden Töchtern in Vorfreude auf unser Baby „gefeiert“. Seit die beiden wissen, dass momentan Babys Köpfchen unten liegt, wandern auch ihre Bauchküsse immer tiefer, was manchmal auf der Straße schon etwas lustig aussieht. Aber Begrüßen und Verabschieden des kleinen Geschwisterchens ist den beiden sehr wichtig.
Den Rest von diesem Beitrag habe ich am 2. Mai geschrieben, und der Berliner Sommeranflug scheint heute seinen Höhepunkt zu haben. Die angesagten 30° machen sich schon am Vormittag bemerkbar und mir war gerade an jeder Ampel, an der ich mit dem Rad halten musste, richtig flau und schwindelig. Da der Bauch mittlerweile so gegen Rippen und Magen drückt, bekomme ich auch nicht viel herunter, was für meinen eh schon etwas labilen Kreislauf nicht gerade zuträglich ist. Ach, jetzt habe ich doch schon wieder gejammert. Die „Phase der Belastung“ halt...

Sonnige Grüße,

Anja



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In diesem Beitrag geht's um:

Wadenkrämpfe, Hebammenstreik, Babyausstattung