Risiken und Nebenwirkungen der Spätschwangerschaft, Terminfragen und wachsende Ungeduld haben mich im Griff!
An Tag 38 +1 meiner Schwangerschaft habe ich mein Mutterschutz-Nähprojekt "Kinderwagen" endlich fertig gestellt. Letztes Teil war der Überzug für den Bügel im Buggymodus.
Ich hab sogar noch ein Foto vom alten Wagen gefunden, das ich damals für meine Eltern gemacht habe, als wir den Wagen gerade frisch vom Online-Auktionshaus gekriegt hatten. Da sah der beige Bezug mit dem beigen Vichy-Karo innen noch richtig gut aus. Inzwischen war er ganz schön oll, abgenutzt und verschlissen, teilweise sogar geschimmelt! Der neue ist jetzt aus einem dicken und PU-beschichteten Cordura-Stoff, den man von Rucksäcken oder Outdoor-Jacken kennt - in einem dunklen Olivton. Innen mit altrosa Vichy-Karo Seersucker bezogen. Die wasser- und feuerfeste Beschichtung des Außenstoffs hat das Nähen teilweise ganz schön schwer gemacht - mir und dem Maschinchen! Aber nun ist es geschafft und ich bin zugegeben ein bisschen stolz!
Alltagsbeherrschend ist derzeit der Gedanke, dass es jeden Moment losgehen könnte. Und zugegeben - gleichzeitig hoffe ich darauf!
Ich habe immer wieder mal zwischendurch Wehen, mal vereinzelt, mal regelmäßig. Donnerstagnacht alle halbe Stunde, fast die ganze Nacht! Ergebnis: eine spontane Analvenenthrombose, die mich am Morgen auf dem direkten Weg in die Apotheke geführt hat! Auf dem Rückweg von dort konnte ich wegen Kontraktionen kaum laufen, der Druck nach unten war fast nicht auszuhalten und der Schmerz strahlte bis in die Beine. Also Bett! Mittags dann alle 15 Minuten schmerzhafte Kontraktionen bestimmt über zwei Stunden,...dann Ruhe! Ich hatte schon angefangen meine Abwesenheit zu organisieren - wenn auch nur im Geiste...
Immerhin: ich hab so was wie eine Kliniktasche gepackt, die Babysachen sind einmal durchgewaschen, Wickeltisch und Bettchen stehen und wir waren sogar schon auf dem Amt zur Anerkennung der Vaterschaft und Teilung der elterlichen Sorge. Und gerade weil alles bereit ist und es für meinen Körper eine echte Entlastung wäre, dauert es wahrscheinlich noch ewig! Murphy's Law und so...
Versteht mich nicht falsch, ich will niemanden vor der Zeit vertreiben aber jetzt noch mal knapp 2 Wochen handlungsunfähig und mit wachsenden Beschwerden herumliegen - das ist eine Aussicht die mir echt schlechte Laune bereitet. Ich spüre die Kindsbewegungen manchmal direkt am Muttermund, wahlweise am Steißbein, so tief liegt das Kind schon im Becken! Mein Bauch liegt bald auf den Oberschenkeln auf und oft denke ich, dass ich es vielleicht nicht mal merken würde, wenn die Fruchtblase platzt! Trotzdem kann ich schlecht atmen und hab immer noch Sodbrennen. Dazu kommt, dass der Zwang viel zu liegen und die Unfähigkeit sich schmerzfrei zu bewegen mein Leben derzeit ganz schön ereignislos machen. Ich hab das Gefühl, die Welt und die Zeit stehen still und das ewig gleiche Grau vor den Fenstern macht es manchmal sogar unmöglich, die Tageszeit zu erraten. Die teils schon schmerzhaften Vorwehen wirken außerdem irgendwie zermürbend...
Es ist nicht schön und mit einer wehmütigen Phase des "Oh...bald bin ich nicht mehr schwanger" ist nicht mehr zu rechnen ;-) Einzig optisch gefällt mir mein schwangeres Ich noch. Der Bauch ist beeindruckend, aber formschön hauptsächlich nach vorne gewölbt, die Brüste voll und üppig und der Rest (im Verhältnis) schlank geblieben. Beim richtigen (wenig) Licht und ohne viel Kleidung: Eine Fruchtbarkeitsgöttin! ;-)
So oder so - bald ist die 40. Woche erreicht und alle Frühgeburtsprognosen haben sich als Irrtum erwiesen.
Die gute Frau Doktor hatte entsprechend beim Termin am Montag auch nicht mehr viel mitzuteilen, war aber, das soll auch mal gesagt werden, sehr nett und mitfühlend! Nach wie vor haben wir das Glück, dass alles in Ordnung ist und es der Kleinen gut geht! Das CTG zeigte um 10 Uhr morgens schon eifrige Wehentätigkeit, aber eben keine richtigen Wehen. Zum Thema, "ich kann nicht schlafen" sagte sie, dass man zu einem früheren Zeitpunkt Valium hätte nehmen können. Auf meine erstaunt hochgezogenen Augenbrauen erzählte sie, dass Valium tatsächlich zu den besterforschten Medikamenten während der Schwangerschaft gehöre, das wäre früher viel gegeben worden. Aber jetzt wäre es ungünstig, wenn es nachts losginge und ich hätte gerade eine halbe Valium eingeworfen....ja, das kann ich mir vorstellen, aber eigentlich schade...hehe...!
Die Bauchbewohnerin hatte und hat also nun noch genug Zeit ein wenig Speck anzusetzen und Kräfte für die Außenwelt zu sammeln. Ich bin inzwischen furchtbar neugierig und ganz besonders glücklich darüber, dass wir - schon jetzt bemerkbar - beim zweiten Kind deutlich gelassener sind und dadurch mehr Gelegenheit haben werden, nach dem anfangs erwähnten Motto "stop and smell the roses" zu verfahren. Überhaupt ist die Unterstützung durch meinen Schatz gerade vorbildlich - glaubt man es denn?!
Die Wetten zum ET laufen, Frau Dr. tippte aufs Wochenende, ich auf Mittwoch oder Donnerstag...
Weitere Stimmabgaben? ;-)
Ich sag erst mal bis nächste Woche!
Eure Julia
Bild: privat