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Baby-Tagebücher von Mary

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Jetzt darf ich also auch hier beginnen

Hallo ihr Lieben,

ich freue mich sehr darüber, euch berichten zu können was mich so alles bewegt und bin sehr gespannt auf die erste Zeit mit meinem Baby. Ich freue mich auch über jeden Kommentar, also schreibt mir gerne!

Noch ist es ja aber nicht so weit, von daher erzähle ich euch erst einmal ein bisschen was von mir und meiner Schwangerschaft. Ich bin mit 41 Jahren ja schon ein etwas älteres Semester für eine werdende Mutter, aber es hat sich eben nicht anders ergeben. Mit meinem Exmann hat es nicht geklappt, ich habe mich Anfang 2017 getrennt und Ende 2017 auch schon meinen jetzigen Partner kennen gelernt - per Dating Portal im Internet, verrückt! Aber wir haben uns gleich sehr gut verstanden und er hat sich viel Mühe gegeben, mich endgültig zu erobern - mir ging das eigentlich alles viel zu schnell und ich hatte ursprünglich vor, mein Singleleben noch etwas zu genießen. Aber wie das Leben so spielt, wir sind wirklich sehr glücklich miteinander.

Mein Freund hat schon einen 8-jährigen Sohn und ist zwar länger getrennt als ich, aber noch nicht geschieden. Das ist auch der Grund warum ich hier etwas anonymer auftrete. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Patchworksituation mich vor eine große Herausforderung gestellt hat. Mein Stiefsohn, nennen wir ihn mal hier Emil, ist ein liebes und pfiffiges, aber extrem anstrengendes Kind, das in seinem Leben bisher sehr wenig Grenzen gesetzt bekommen hatte. Er lebt im Wechselmodell, ist also immer eine Woche bei uns und eine Woche bei seiner Mutter. Mein Partner und die Kindsmutter bekommen im Großen und Ganzen den Umgang miteinander und mit dem Kind zum Glück sehr vernünftig und stressfrei geregelt, trotzdem spielt halt bei uns im Leben vielfach noch eine Person mehr mit (ich meine die Kindsmutter), was mitunter einfach anstrengend und nervig ist. Zumal es auch hier in meinen Augen teilweise einfach an klaren Abgrenzungen fehlt.

Das Zusammenleben mit Emil, nachdem wir zusammen gezogen sind, war für mich anfangs eine so große Herausforderung, dass ich vor lauter Schreck gesagt habe, dass ich auf gar keinen Fall mehr eigene Kinder möchte! Es ist eben nicht das eigene Kind und dazu noch die Mutter und das ganze Tamtam im Patchwork ist wirklich nichts für schwache Nerven. Aber, wir haben es hinbekommen! Ein wichtiger Schritt hierbei war für mich, wirklich mehr auf mich zu achten und mich aus der ganzen Kindergeschichte mit Emil auch mal ganz bewusst heraus zu ziehen. Wir mögen uns, aber er hat eine Mutter und einen Vater und wenn es mir zu viel wird, nehme ich inzwischen den nötigen Abstand ein. So konnte ich mich wieder mehr entspannen und irgendwann reifte der Entschluss, dass ich es doch noch mal probieren möchte, ein eigenes Kind zu bekommen.

Wie meine Schwester so schön sagte, hatte mein Freund seine Zeugungsfähigkeit ja schon bewiesen! Also habe ich aufgehört zu verhüten im März 2019 und war im August schon schwanger und völlig überrascht. Ich wusste zwar, dass ich kerngesund war, da ich mit meinem Ex auch den ganzen Spaß in einer Kinderwunschklinik durchlaufen hatte, aber trotzdem habe ich sehr verblüfft den positiven Test angestarrt. Die Ärzte sagten mir, dass es alleine aufgrund meines Alters dauern könnte. Ich habe mich dann sehr gefreut, hatte aber leider in der 7. SSW dann einen natürlichen Abgang.

Davon möchte ich gar nicht viel erzählen. Nur so viel, es war ein endloses Hin und Her, ich habe fast 6 Wochen am Stück geblutet und es ging immer Ausschabung ja, Ausschabung nein - ich war der Meinung, mein Körper bekommt das hin, auch wenn ich "nur" moderat geblutet habe, wenig mehr als während der normalen Periode (aber also bitte, das ist ja wohl besser als Sturzblutungen??) und hatte letztendlich auch Recht. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass mich das psychisch doch so extrem mitnehmen würde. Ich habe wirklich furchtbar viel geweint und war sehr traurig, auch wenn es noch so früh war.

Aber, als wenn mein Körper gesagt hätte "jetzt erst recht", hatte ich Ende November 2019 wieder einen positiven Test in der Hand. Nur ein realer Zyklus lag zwischen dem Abort und der erneuten Schwangerschaft - und auch tatsächlich nur ein Versuch, da Schatz permanent auf Dienstreise war im November. Die Ärztin war auch mehr als verblüfft.

Ich habe mich erneut sehr gefreut, muss aber leider sagen, dass ich keine besonders tolle Schwangerschaft habe - es ist mir ein Rätsel, wie einige Frauen sagen, dass sie diesen Zustand so genossen haben. Zunächst stand ich mir mal selber im Weg, weil ich Angst vor einem erneuten Abort hatte. Das hat sich aber halbwegs gegeben, als das Herzchen schlug. Dann war ich besorgt wegen meines Alters und der Gesundheit vom Krümel, mein Freund ist übrigens ein paar Jahre jünger, und habe alle Diagnostik in Anspruch genommen, die es gibt. Um die 16. Woche herum gab es dann die erlösende Nachricht, keine Chromosomenschäden beim Krümel und es ist ein Mädchen - ich war mein ganzes Leben noch nie so erleichtert!

Ich bin eigentlich körperlich eine fitte Person. Normalgewichtig bis schlank, ich habe ein Pferd, mit dem ich Distanzritte reite, 85 km haben wir bisher erfolgreich absolviert und natürlich entsprechend trainiert. Dazu gehe ich joggen, ok, immer mal so Phasenweise, und ich habe einen kleinen Hund. Also wir haben einen kleinen Hund, aber ich wollte sie haben und bin tatsächlich auch der Hauptgassigeher. Ich liebe es, mit dem Hund durch Wald und Heide zu streifen und am Pferd läuft sie auch mit. Emil ist leider so unaufmerksam mit allem, dass man ihn noch nicht mit dem Hund alleine los lassen kann. Ich bin also eigentlich einigermaßen sportlich, ernähre mich normal (ich koche sehr gerne und auch gesund, aber es gibt auch mal Fastfood und Fischstäbchen), habe überhaupt keine Krankheiten oder irgendwas - aber die Schwangerschaft, tja. Vielleicht liegt es doch am Alter, vielleicht habe ich nur etwas Pech.

Die ersten 18 Wochen war mir ständig übel. Sobald der Magen leer war, fing ich an zu würgen. Resultat, ich habe zugenommen wie ein Weltmeister! Und ich konnte so gut wie keine Zähne bürsten, total schräg, ich habe fast jedes Mal über dem Klo gehangen, wenn ich länger als eine knappe Minute geputzt habe. Ich habe auf einmal nachts extrem unruhige Beine bekommen, das hat mir echt den Schlaf geraubt, ich war völlig fertig. Und Wadenkrämpfe! Trotz viel Magnesium. Schwangerschaftsschnupfen habe ich auch fast von Anfang an, sobald ich liege, ist die Nase komplett dicht. Daher nehme ich jetzt abends immer Nasenspray für Kinder und kann nach der Entbindung dann sehen, wie ich mich von dem Zeug wieder entwöhne. Aber es geht nicht anders, wirklich nicht, ich bekomme kein Auge zu.

Dazu kam eine extrem tief sitzende Plazenta - Anfang März Beschäftigungsverbot und bloß keinen Sport mehr und nicht so viel sitzen, stehen, laufen - aah! Gott sei Dank hat sich das recht schnell geregelt und von alleine verwachsen. Ich habe, sobald ich durfte, wieder lange Spaziergänge mit dem Hund gemacht und bin auch wieder vorsichtig geritten bis zur 30. SSW. Seitdem passt der Bauch nicht mehr so richtig gut in den Sattel. Dafür habe ich durch die Wärme jetzt leichte Wassereinlagerungen in Händen und Füßen. Das ist wohl normal, ich finde es dennoch unangenehm.

So um die 28. SSW stagnierte die Gewichtszunahme auch endlich, ich war da bei +11 kg, was ja noch im Rahmen ist. Inzwischen haben sich die Fettpolster auf meinen Hüften ganz gut wieder reduziert und ich bin jetzt, 34. SSW, bei knapp + 12 kg, also alles gut. Dafür wurde eine Schwangerschaftsdiabetes festgestellt, die mir echt noch den ganzen restlichen Spaß verdirbt - ich hätte so gerne mal wieder ein Brötchen, Nudeln satt oder einen Pfannkuchen mit Nutella. Und ich durfte noch 3 Tage ins Krankenhaus mit Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung. Es war aber "nur" Stress. Dank meines Beschäftigungsverbotes und Corona war ich auf einmal zur Ganztagesnanny für Emil mutiert. Schatz saß derweil im Homeoffice und ging in Arbeit unter, und irgendwie machten sich die ganzen fehlenden Ruhepausen und meine Anspannung dann doch deutlich bemerkbar. Mein Körper zog die Notbremse mit Erbrechen und Kopfweh. Laborwerte und Blutdruck aber super, also bekam ich deutliche Ermahnungen, mich zu schonen und Schatz hat es dann auch hinbekommen, dass Emil zumindest vormittags betreut wird. Und ich habe mich wieder etwas mehr raus gezogen. Gott sei Dank ist ja das Wetter gut, so dass das Kind viel draußen sein kann, das ist gerade eine enorme Erleichterung.

In der letzten Woche waren noch einige Vorbereitungen zu treffen. Wir waren beim Landkreis und haben das gemeinsame Sorgerecht beurkunden lassen, die Vaterschaftsanerkennung hatten wir schon beim Standesamt erledigt. Dann sind jetzt alle Formalitäten erledigt und Schatz wird mit in die Geburtsurkunde der Kleinen aufgenommen. Meine Kliniktasche ist schon gepackt, da müssen dann die ganzen Dokumente aber noch rein.

Ich war noch mal beim Diabetologen, vor 14 Tagen hieß es noch, ich müsste Insulin über Nacht spritzen, weil mein Nüchternwert immer etwas zu hoch ist. Ich wollte nicht, weil ich das alles unlogisch finde - würde ich in Österreich wohnen, wäre der Grenzwert nüchtern höher und ich wäre voll im Rahmen. Daher hatte ich noch 14 Tage Aufschub ausgehandelt. Die Frauenärztin hat aber auch noch mal auf mich eingewirkt und ich habe mich dann innerlich durchgerungen, es soll der Kleinen ja auch gut gehen! Sie ist allerdings nach wie vor ganz normal entwickelt, also keine Spur von zu groß oder zu dick. Ich habe mich also zusätzlich bei einer anderen Klinik angemeldet zum Geburtsvorbereitungsgespräch, da meine Wunschklinik nur bis zu einer bestimmten Menge an Insulin Diabetikerinnen nimmt, aber den anderen Termin noch nicht abgesagt. Zum Glück, denn als ich zum Diabetologen kam, war von Insulin auf einmal keine Rede mehr! "Wieso, Ihre Werte sind doch in Ordnung?" Ja, umso besser, aber trotzdem, so ein Hin und Her! Den nächsten Termin habe ich jetzt erst in 3 Wochen abgemacht, da bin ich in der 37. SSW und da werden sie wohl mit sowas nicht mehr ankommen. Jetzt habe ich 2 Anmeldungsgespräche in 2 verschiedenen Kliniken und bin geneigt, das momentan auch noch so zu belassen. Wer weiß, was noch kommt!

Wir haben außerdem Emils Kinderwagen hervor gekramt und versucht, fahrtüchtig zu bekommen. Aber irgendwie scheitern wir etwas am Fußteil. Schatz kann sich nicht recht erinnern.

Ach so, und was wir nicht haben, ist ein Kinderzimmer für die Kleine. Seufz. Schatz renoviert das Erdgeschoss. Nein, er saniert. Weil wenn, dann macht er das richtig und richtig kann natürlich nur er selber und deswegen macht er auch alles selber und bitteschön alleine und DAS dauert! Also leben wir seit 2 Jahren im Obergeschoss seines Hauses, das ist grundsätzlich machbar, aber weder schön, noch wirklich komfortabel und unten wurden Wände versetzt, der Estrich rausgeklopft, Leitungen (Wasser, Strom, Internet...) neu gelegt usw.... naja, alles nackig. Er hat versprochen, bis Ende 2020 fertig zu sein - ihr werdet es erfahren! Die Wände sind immerhin alle wieder da und zu. Jetzt will er Fußbodenheizung legen... und wenn dann wieder Estrich in der Bude ist, dann ist es wirklich fast geschafft. Bis dahin schläft die Kleine mit im Schlafzimmer, ihre Sachen sind in einer Kommode auf dem Flur, gewickelt wird im Bad. Wenn Emil nicht da ist, kann man sein Zimmer mal mit nutzen, aber natürlich nichts dort dauerhaft unterbringen. Meinen Nestbautrieb kann ich also nur bedingt ausleben, aber kommt noch. Wir ziehen dann nämlich nach unten, mit Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer und hier oben bleiben beide Kinderzimmer (also solange die Kleine so klein ist, schläft sie bei uns), Arbeitszimmer und Abstellraum. Wenn es fertig ist, ist es ganz toll und ich freue mich schon sehr darauf!

Ich habe nächste Woche mein erstes Gespräch zur Geburtsvorstellung in der Klinik und werde davon berichten, außerdem beschäftigt mich die ganze Angelegenheit Geburt doch ziemlich und ich versuche, mich irgendwie vorzubereiten. Auch davon würde ich gerne noch mal mehr erzählen. Und natürlich, wie sich unser ganzer Alltag wieder ändert, Emil darf nämlich wieder in die Schule und was ich noch so alles mit Pferd und Hund als rollender Wal veranstalten kann.

Liebe Grüße,

Mary

Foto: Privat

 

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