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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

18. Schwangerschaftswoche

Transportfragen

Von Tragehilfen, Kinderwagen und von Dingen, die man nicht braucht...

Ich starte wieder mit einem Dankeschön für Eure Rückmeldungen. Die Idee, nur mir das Geschlecht sagen zu lassen, hatte ich tatsächlich auch mal kurz... aber ich habe sie sofort wieder verworfen, denn ich würde mich wahrscheinlich sowieso verraten, da ich momentan aufgrund des immer noch vorhandenen Mädchengefühls öfter von „Ihr“ rede. Würde ich jetzt laut Ultraschall einen Jungen bekommen, würde ich mich sicher recht schnell verraten.
Um gar nicht in die Versuchung zu kommen, ist mein Mann auch am Montag mit zur Vorsorge gekommen, die diesmal bei der Gynäkologin stattfand. In den letzten beiden Schwangerschaften war ich nur zum Ultraschall und einmal wegen einer Blutung bei der Gynäkologin. Sonst hatte ich reine Hebammenvorsorge. Der Termin jetzt hatte auch eher pragmatische Gründe, denn bei der Kälte ist es einfacher zur Praxis als ins Geburtshaus zu kommen. Trotzdem war es eine sehr interessante Erfahrung und hat mir noch mal gut gezeigt, warum so viele Frauen trotz häufiger Arzttermine verunsichert durch die Schwangerschaft gehen. Während ich bei meinen Hebammen immer das Gefühl habe, es geht hier um mich und mein Baby, geht es beim Gynäkologen doch mehr um Werte, die zu ermitteln sind. Warum wird beim Frauenarzt nicht nach dem Bauch getastet, der Umfang gemessen und damit auch immer Kontakt zum Kind aufgenommen? Außerdem lässt sich so das Wachstum des Babys feststellen. Stattdessen erfolgen diese unsinnigen Messungen der Gebärmutterhalslänge ohne jegliche Indikation. Abgesehen von der Sinnlosigkeit dieser Untersuchung, besteht jedes Mal die Gefahr potentiell Keime nach oben zu schieben. Es gibt noch mehr Dinge, die mich irritiert haben, aber am meisten hat mir das „Alles ist gut“- Gefühl gefehlt, was ich nach den Hebammenvorsorgen immer hatte, selbst wenn ich mit Problemen oder Sorgen hingegangen bin. Dieses wird beim Frauenarzt irgendwie immer nur über Werte und Zahlen vermittelt. Das eigene Gefühl der Schwangeren bleibt so außen vor. Ich mag und schätze meine Frauenärztin sehr, aber habe hier deutlich gemerkt, dass ich für mich etwas ganz anderes brauche. Darum werde ich auch wie in den ersten beiden Schwangerschaften jetzt nur noch für die Ultraschalluntersuchungen zur Gynäkologin gehen und alles andere in den Händen meiner Kolleginnen lassen, wenn hoffentlich auch weiterhin alles so unkompliziert verläuft.
Außerdem ist es kostengünstiger. Habe schon wieder die Praxisgebühr bezahlt, obwohl die ja eigentlich nicht für Vorsorgeuntersuchungen gezahlt werden muss. Und die Toxoplasmosekontrolle sollte ebenfalls selbst bezahlt werden. Auch das fällt bei der Hebamme beides nicht an. Das klingt nun sicher ganz schön nach Eigenwerbung, aber ich habe das tatsächlich ja jetzt mal unmittelbar als Schwangere erlebt, was mir sonst viele Frauen berichten.
Also nun weiß ich, wie lang mein Gebärmutterhals ist , aber was es wird, darf unser Baby weiterhin bis zur Geburt für sich behalten. Interessanterweise bin ich übrigens in der letzten Woche bestimmt sechs Mal nach dem Geschlecht unseres Kindes gefragt worden. Mittlerweile finde ich es selbst wieder besser, mich wie bei den ersten beiden Kindern nicht dazu äußern zu müssen. Denn man bekommt ja auch gleich immer postwendend Mutmaßungen, wie das Leben dann mit drei Töchtern oder mit einem Sohn und zwei Mädels aussehen würde. Und am Ende wird doch alles ganz anders und genauso gut und passend sein, wie es ist. Also weitere 23 Wochen große Vorfreude auf unsere „Überraschung“. Diese macht sich auch zunehmend mehr bemerkbar und das auch mittlerweile täglich. Allerdings schon bevorzugt in den Momenten, wenn ich mal zur Ruhe komme - also abends im Bett...

Einen Teil des letzten Wochenendes habe ich im Kreißsaal verbracht, da meine andere Freundin ihren zweiten Sohn geboren hat und ich sie bei der Geburt begleitet habe. Auch wenn Geburten und die ersten Stunden danach etwas sehr Schönes sind, gerade bei Freunden, war ich auch froh, am Samstagabend mal wieder ohne Handy auf dem Nachttisch ins Bett gehen zu dürfen. Da ich ja im Januar auch meine andere Freundin zur Geburt begleitet habe, war ich jetzt seit Mitte Dezember in Rufbereitschaft. Es schläft sich schon entspannter und tiefer, wenn man nicht mit nächtlichen Anrufen rechnet.

Ich bewundere wirklich alle geburtshilflich arbeitenden Kolleginnen, die das ständig haben und sogar wenn sie selbst schwanger sind, oft noch bis wenige Tage vor dem eigenen Geburtstermin andere Geburten begleiten. Als Selbständige gibt es ja keinen Mutterschutz und dergleichen. Die laufenden Kosten müssen auch gedeckt werden, besonders wenn man eine Hebammenpraxis oder ein Geburtshaus führt. Bei unserem ersten Kind hatte ich auch noch zusammen mit einer Kollegin eine eigene Hebammenpraxis. Tatsächlich habe ich noch am Tag des Blasensprungs vormittags in der Praxis gestanden und die Hebammensprechstunde gemacht. Wenn man dann als Hebamme den Frauen sagt, dass sie gut auf sich und ihre Bedürfnisse achten soll und die Schwangerschaft vor dem Job kommen sollte, fragt man sich manchmal schon, warum man es nicht selbst hinbekommt.

Aber es hängt halt mal wieder mit dem finanziellen Druck bzw. der grottenschlechten Bezahlung zusammen und nicht jede Kollegin hat einen Partner, der den Ausfall finanziell durch seine Arbeit kompensieren kann. Beim dritten Kind bin ich da sicher etwas klüger, aber optimierungsfähig ist meine momentane Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Familienzeit) schon noch. Aber zum Glück liegen ja noch einige Wochen Schwangerschaft vor mir. Immerhin habe ich mich ab 13. Februar zum Yogakurs angemeldet, den ich auch bei den ersten beiden Kindern besucht habe. Juchu, einfach eineinhalb Stunden nur für mich und das Bauchbaby.

Ein bisschen Zeit werde ich auch noch in der Schwangerschaft brauchen, um unsere Babyausstattung zu komplettieren. Das meiste ist ja im letzten Jahr auf dem Babyflohmarkt gelandet. Mit Tragehilfen- und Tüchern bin ich zum Glück noch sehr gut ausgestattet, weil ich die ja immer zu Demozwecken brauche. Die meisten größeren Puppen meiner Kinder tragen auch „echte“ Babysachen, die ich mir dann wohl mal wieder holen muss. Beim dritten Kind hat man dann auch schon alle Fehlkäufe gemacht und weiß, was sich wirklich im Babyalltag bewährt und was nur eine fette Werbelüge für uns arme ahnungslose Eltern ist. In dem Kontext finde ich auch das Buch „Babybeschiss - wie Eltern über den Wickeltisch gezogen werden“ eine sinnvolle Investition vor Anschaffung sämtlicher sinnloser Dinge. Apropos Wickeltisch - auch den hatten wir nur beim ersten Kind „gebraucht“. Eine überall platzierbare Wickelunterlage ist in der Regel praktischer und sicherer, wenn man mal schnell lossprinten muss, weil die restlichen Kinder irgendeinen Blödsinn anstellen. Aber ein paar Sachen müssen her.

In dem Zusammenhang möchte ich euch nicht vorenthalten, von der wunderschönen, völlig überteuerten, kleinen Babyjacke zu erzählen, die wir unserer großen Tochter im Hormonrausch des Wochenbettes gekauft haben. Das Ding hatte sehr schmal geschnittene Ärmel und eine Art Stehkragen. Als Hebamme hätte ich eigentlich wissen müssen, dass Babys speckige Arme und praktisch keinen Hals haben...

Inspiriert durch Antonias letzten Eintrag haben wir uns jetzt auch mal mit dem Kinderwagenthema beschäftigt, denn auch der Kinderwagen ist letztes Jahr von unserer großen Babysachenaussortier-Aktion nicht verschont geblieben. Zum Glück sind wir unseren viel gefahrenen und über fünf Jahre alten Bugaboo zu einem sehr guten Preis bei ebay-Kleinanzeigen losgeworden. Und da das Glück in Sachen Kinderwagen irgendwie mit uns ist, habe ich jetzt einen neueren und viel besser erhaltenen Bugaboo zu einem günstigeren Preis bekommen. Die Anzeige war aber auch nur ein paar Stunden online und ich konnte direkt hinfahren, weil die Vorbesitzerin um die Ecke wohnte. Also ist die Transportfrage geklärt. Von einem Freund haben wir jetzt auch noch eine Unterlagenbauanleitung erhalten, mit der man drei Kindersitze auf der Rückbank eines Mercedes-Kombi unterbringen kann. Aber wenn zu dem Thema noch eigene Erfahrungen oder gute Tipps habt - gerne her damit.

Unseren Fahrradanhänger muss ich auch so langsam mal wieder aktivieren, denn mittlerweile werde ich doch wackeliger, wenn ich mit der Großen hinten drauf Fahrrad fahre. Beide Kinder können zwar selbst Fahrrad fahren, aber alle Eltern wissen, wie mehr oder weniger schnell man mit dem Geeier auf vollen Bürgersteigen voran kommt. Im letzten Jahr hatte ich noch ein Kind vorne und eins hinten auf dem Fahrrad drauf, aber dafür sind mir die beiden mittlerweile einfach zu schwer geworden. Doch momentan verlangsamt das kalte Wetter eh sämtliche Wege. Nach meinen unangenehmen Erfahrungen in der letzten Woche versuche ich aber, die öffentlichen Verkehrsmittel momentan unbedingt zu meiden.

Ansonsten war die Woche noch von einem eingefrorenen Heizungsrohr gekrönt. Mittlerweile sitzen wir wieder im Warmen, dank einer schlauen Starkstrom-Auftauaktion des Installateurs. Trotzdem liebe ich unsere Altbauwohnung mit ihren Ecken und Kanten und freue mich, hier bald zu fünft leben zu dürfen.

Eine wunderschöne Woche für Euch.

Anja



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Kommentare von Lesern:

Claudia, Bad Freienwalde07.02.2012 19:56

Also ich bin eigentlich ganz zufrieden mit meiner Gyn-Praxis. Da läuft das so, dass Mittwoch Vormittags reine SS-Vorsorge läuft. Man bekommt dann einen Termin, wenn man da ist, geht man als erstes zu einer Hebamme ins Sprechzimmer, die halt an dem Tag extra da ist. Sie tastet dann den Bauch ab, vermisst dich und hört noch kurz Herztöne ab, Urinprobe und Gewichtskontrolle machen die Arzthelferinnen immer gleich nach Ankunft. Man kann sich dann aussuchen ob man noch zur Gynäkologin rein geht, die sagen aber gleich, dass wenn sich untenrum alles gut anfühlt man nich muss.

Finde ich eine sehr gute Lösung. Und wenn man an nem anderen Tag nen Termin hat, tastet und vermisst sogar die Gynäkologin. :) Falls jemand das liest und dahin möchte- Frauenarztpraxis Dr.Müller in Eberswalde. :)

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Antonia, Ruhrgebiet07.02.2012 17:08

Hallo Anja,
Du hast mir wirklich aus der Seele gesprochen, als Du von den Erfahrungen bei Deiner Ärztin berichtet hast.
Ich frage mich auch jedes Mal, warum mein Arzt denn nicht auch einfach mal den Bauch abtastet und nach dem Kind fühlt. Es ist so komisch, dass irgendwelche Messungen mehr beachtet werden als der eigene Tastsinn - man kann den Kleinen schließlich schon so deutlich fühlen!
Ich lese Deine Berichte immer sehr gern und freu mich über die interessanten Einblicke in das Leben eines schwangeren "Profis" - im Gegensatz zu mir Erstgebärender :-)
Freut mich auch, dass Ihr so einen tollen Kinderwagen günstig bekommen habt - das klingt nach einem guten Tausch. Wir haben uns den Bugaboo auch angeschaut.
Danke auch für Deine guten Tipps zu meinen Gedanken! Ich überlege gerade, Stefan mit ein zwei Tagen Wellnesshotel über den Valentinstag zu überraschen (Zeit zu zweit nutzen ;-)) und werde jetzt entspannt eine Massage buchen.
Liebe Grüße
Antonia

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Anja, Berlin07.02.2012 14:42

Liebe Anke,

vielleicht noch mal zur kurz zur Richtigstellung: Ich bin überhaupt nicht gänzlich gegen diese Untersuchungen und natürlich sind sie sinnvoll zur Beurteilung bei z.B. vorzeitiger Wehentätigkeit. Worum es mir geht, ist diese ganze Untersucherei OHNE jegliche Indikation. Auch das CTG wird mittlerweile nicht mehr gezielt bei Auffälligkeiten oder Terminüberschreitung eingesetzt, sondern die Schwangeren erhalten teilweise ab der 23.SSW regelmäßige CTGs. Und aus meiner Praxis kann ich nur sagen, je mehr (nicht notwendige)Untersuchungen= um so mehr verunsicherte Schwangere. Genauso wurde meine Freundin gerade wieder akut vor der Geburt verrückt gemacht, daß sie eie "Riesenkind" (über 3900g) bekommt. Gerade diese Geiwchtseinschätzungen am Ende der Schwangerschaft, wenn sich die Kinder auch nur noch schlecht vermessen lassen, produzieren in der Regel nur Stress und sagen doch meist nix Relevantes aus. Zumal Geburt kein statischer Prozess ist, sondern unter der Geburt auch eine Anpassung des Kindes erfolgt, die wir nicht im Voraus "messen" können. Das Riesenkind wog dann übrigens 3500 g...
Also Untersuchungen ja- aber mit Indikation und Ergebnissen, aus denen auch eine logische Konsequenz folgen kann. So wars gemeint ;)

Liebe Grüße,

Anja

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Carola07.02.2012 13:29

ich hatte auch nur hebammenvorsorge bis auf die 3 ultraschalle... und war rundum glücklich und zufrieden während ich vom frauenarzt nur genervt war.
die hebammen sind einfach für schwangere genau die richtigen, wie bei geburt und nachsorge. sollte es komplikationen oder risiken geben dann ist es wunderbar auf ärztliche weisheit und technik zurückgreifen zu können. aber wenn alles o.k. ist? ich hoffe es wird für euch hebammen irgendwann wieder aufwärts gehen und gerechtigkeit einkehren.

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Anke, Bayern07.02.2012 12:49

Hallo Anja,

also so ganz sinnlos finde ich die Untersuchung des Gebärmutterhalses nicht. Denn bei mir hatte sich damals rausgestellt, dass er sich zu schnell verkürzt und ich mich dann ab der 34 bis einschl 37 SSW in die Waagerechte begeben durft.

Denke die Mischung (Hebamme + Frauenarzt) macht es vielleicht, damit man als Schwangere nicht das Gefühl hat "nur" eine Gebärmaschine zu sein! ;-)

Verschneite Grüße aus Bayern
Anke

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