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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
41. Woche

Vorbereitungsumzugs- und Krankenchaos

Vor zwei Wochen war meine Mutter zu Besuch und da der Umzug um den 1. November ja storniert worden war, sollte/konnte sie einfach nur Oma sein und komplette Mats-Tage erleben. Natürlich kam es anders. Christian und sie haben sich einen Magen-Darm-Infekt eingefangen und waren zwei Tage total außer Gefecht gesetzt.

Sorry… hab mich lange nicht gemeldet, aber das organisierte Chaos ist etwas durcheinander geraten und ich bin momentan nicht immer Herr, nein Frau aller Dinge. Und natürlich, wie sollte es sonst sein, passiert andauernd wahnsinnig viel und kostet meine Kraft.
Manchmal denke ich an die vielen noch unerledigten Dinge (wie an diesen Bericht) und habe keine Zeit dafür und wenn ich dann Zeit habe, habe ich weder Lust noch Kraft dafür. Aber jetzt endlich ist auch das Mats-Tagebuch an der Reihe mal ein wenig von meiner Energie abzubekommen. Ich glaub ich versuchs mal chronologisch, sonst komm ich da gar nicht mehr durch.

Vor zwei Wochen war meine Mutter zu Besuch und da der Umzug um den 1. November ja storniert worden war, sollte/konnte sie einfach nur Oma sein und komplette Mats-Tage erleben. Natürlich kam es anders. Christian und sie haben sich einen Magen-Darm-Infekt eingefangen und waren zwei Tage total außer Gefecht gesetzt. Ich hab in dieser Zeit die Kindergärtnerin, Desinfektionsöse und Krankenschwester gemiemt und versucht Keime zu töten, Kind und Patienten zu bespaßen, zu unterhalten und wieder aufzupäppeln. Einer lag im Bett, die andere auf der Couch und irgendwann hatten sie schon wieder etwas Lust sich zu unterhalten. Das beschränkte sich allerdings auf kurze Gespräche und hörte sich dann ungefähr so an:
„Wie geht es Dir Christian?“ „Beschissen wär geprahlt und Dir?“ Trotz dieser komischen Momente hatten Mats und ich viel zu tun, wir sind zwischen den beiden umher gesprungen, er hat Lächeln verteilt und ich Elektrolytgetränke.

Am Dienstag gab’s dann was richtig Schönes. HEY, da hab ich aber echt nett, blöd geschaut.
Es macht wirklich Spaß für uns und für kidsgo zu schreiben. Dass die Mädels da echt was drauf haben, hat wahrscheinlich fast jeder bei den Hilfsaktionen für Tanja mit ihren Minimonstern schon mitbekommen – jetzt muss ich auch mal was dazu schreiben. Per Post gab’s nämlich einen tollen, fetten Blumenstrauß mit Willkommensgruß in der neuen Wohnung. Nun waren wir ja noch gar nicht umgezogen, aber im nach hinein muss ich sagen, diese Aufmerksamkeit kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich war nämlich schon ein wenig angestrengt und geschlaucht vom Vorbereitungsumzugs- und Krankenchaos und dieser hübsche, orangefarbene (meine Lieblingsfarbe!) Blumengruß hat, bei passendem schlechtem Wetter, richtig Licht in die Wohnung gezaubert.
Vielen lieben Dank an Barbara, Nina und die anderen guten Seelen.

Unser Besuch ist Mitte der Woche geschwächt wieder abgereist und dann kam auch schon der Umzug. Denn um das Chaos perfekt zu machen, hatten wir beschlossen nicht erst auf den letzten Drücker umzuziehen. Viele Freunde und Familie kamen um zu helfen, Mats hatte seine persönliche Oma-Betreuung und schnell war alles vom zweiten in den dritten Stock geschafft. Doch jeder der schon mal, als Erwachsener, umgezogen ist, weiß dass damit eigentlich die ganze Arbeit erst anfängt.
So waren wir dann z.B. ad hoc von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon und Internet standen still, die Wohnung stand chaotisch voll und was hat jetzt bitteschön Priorität?

Na ja, Ihr könnt es Euch denken… es hat sich zwar gelichtet, aber noch immer:
ist das Kinderzimmer die Werkstatt,
ist es unheimlich dreckig - überall immer wieder,
ist deshalb Mats momentan der Mörtel-Mats (gräbt er aus den noch nicht bearbeiteten Badezimmerfugen raus und benutzt die Bröckchen als Kau-Lutschbonbon – echt wahr!)
erwarten wir noch einige Möbel,
stehen noch so viele Dinge aus,
ist das Wohnzimmer unterteilt in Mats-Area und Mats-freie-Zone
und noch vieles mehr...
Der NO-Mats-Bezirk im Wohnzimmer ist übrigens ein mit Laufstall-Gittern abgesperrtes Areal in dem neben einem sehr großem Haufen Büchern, diversen Kleinigkeiten, unausgepackten Kartons, noch ein Schränkchen mit Glastüren wohnt, keine Ahnung wie wir das ab demnächst sichern werden, seufz, und auch der Sauger fristet dort sein staubiges Dasein.

Was der Sauger bzw. der Akt des Saugens für ihn bedeutet, können wir nur erahnen, auf jeden Fall muss das was ganz Schlimmes bei ihm auslösen. Innerhalb kürzester Zeit ist er tränennass und hat rot geweinte Augen, das markerschütternde Schreien nicht zu vergessen. Tagsüber bin ich momentan Münchens beste “Fegsaugerin“, erst mit dem Besen alles zusammen kehren, dann eine schnelle Saugaktion und manchmal hab ich Glück und Mats hat’s erst begriffen, wenn ich den Staubsauger schon wieder ausschalte.
Seine Lieblingskameraden sind weiterhin die Spülmaschine, der Trockner, die Waschmaschine und neuerdings verstärkt auch die Toilette. Sie hat einfach genau die richtige Höhe zum Festhalten, reingucken und reingreifen. Wenn der Deckel, eine Gerätetür oder sonst eine Schranktür zugeht, ist ziemliches Gebrüll angesagt und Mats gibt mir das Gefühl ich mach was total Falsches und Ungerechtes.

Dazu fällt mir Jesper Juul ein. Aber vorher zähle ich schnell noch stichwortartig all die anderen Dinge auf, die so passiert sind.

Auf den Knien hockend im Kinderwagen durchs Viertel zu ziehen war seit vier Monaten DIE Lieblingsbeschäftigung meines Süßen wenn wir draußen waren, tja die Zeiten ändern sich - seit kurzem ist knien out und auf dem Popo sitzen in Ordnung.
In der Wohnung sitzt er jetzt gerne auf den Fersen, der Hosenboden-Sitz ist scheinbar weiterhin zu langweilig oder zu statisch. Hmmm.

Mitte der Woche sind die neuen Fenster eingebaut worden, zwei Tage fremde Leute und Dreck in der ganzen Wohnung, teilweise war es sehr “luftig“ und Mats die ganze Zeit bespaßen auf dem Arm, Bett oder Couch war schon rechter Dauerstress. Wenn der nicht rumkrabbeln darf, muss man nämlich ganz schön Programm bieten, damit der kleine Herr zufrieden ist.

Ich geh neuerdings einmal die Woche abends zum Yoga und nun meinte Chris (prinzipiell zurecht) er müsste auch mal wieder was machen, schließlich würde er sich seit Wochen schon gleich nach der Arbeit in den Blaumann werfen und hier in der Wohnung weiterwerkeln und hätte gar keine Zeit mehr für sich...
Ich dachte mal kurz drüber nach ob ich austicken müsste, hab dann aber versucht ruhig zu erklären, dass er jeden Tag (und auch die Nächte) Zeit für sich hat, denn er DARF arbeiten gehen und muss sich nicht um sein Kind kümmern. Dass das nicht witzig gemeint war, hat er netterweise gemerkt und dass ich Mittwoch (Yoga) nun grad mal nur noch 21,5 (24-2,5h) Stunden im Kinderdienst bin – hatte ich vergessen zu erwähnen, wird er aber mit diesen Zeilen schwarz auf weiß lesen können und sicher richtig verstehen.

Jetzt aber wieder zu unserem Wonneproppen. Mats hat essenstechnisch einen Riesensprung gemacht. Er entwickelt sich seit letzter Woche geradezu zum Scheunendrescher. Nicht nur, dass er einen neuen Geschmack akzeptiert hat, nein er isst jetzt sogar schon fast ein ganzes Glas davon. Er ist eindeutig wählerisch bei den herzhaften Menüs, bei den süßen Sachen (Obstgläschen) hat er dagegen noch keins verschmäht - bis zum Vielfraß und Sumo-Ringer fehlts allerdings noch an allen Ecken und Enden.
Das neue Gericht ist endlich auch mal ein Gläschen für Große. Das „ab dem 8.Monat“-Essen ist eindeutig nicht mehr so extrem püriert wie sein Lieblingsessen Möhren+Kartoffeln „nach dem 4. Monat“. Ich freu mich echt schon auf die Zeit, wo er bei uns mitessen kann. Momentan bekommt er auch schon immer was ab, aber das ist wohl doch mehr Beschäftigungstherapie. Denn egal ob Pfirsichstück, Weintraube, gekochtes Gemüse oder ein Schnipsel Bierschinken – allem wird auf den nicht vorhandenen Zahn gefühlt, soll heißen wird im Mund auf Geschmack und Konsistenz überprüft. Aber bei bzw. mit allem wird auch auf den Busch, äähh Tisch geklopft und nicht zu vergessen die Flugeigenschaften müssen genauestens begutachtet werden.
Wo landet das alles, wenn man die Hand öffnet … spannende Geschichten, diesen Sachen hinterher zuschauen, jaja…

Gucken, schauen, erspähen, entdecken, betrachten, erblicken, beäugen – all das, ist Mats kleine Welt. Wie sagt man so schön: „ein Auge riskieren“ - kommt bei meinem kleinen Entdecker nicht in Frage, unter zwei Augen geht da gar nix. Der kann so toll stieren und glotzen, es ist eine wahre Wonne ihm dabei zuzuschauen.
Blick und Gesichtsmimik sind so ehrlich und echt…da wäre ich schon wieder bei Jesper Juul. Der sagt, wir brauchen eigentlich nur “sehen“ was wir tatsächlich sehen. In Mats Gesicht kann ich lesen wie in einem offenen Buch und trotzdem mache ich öfters etwas anderes, als von seinen Augen erbeten wird.
Ganz schön respektlos…

Juul ist der Meinung, dass wir Erwachsenen „…einen entscheidenden Fehler machen, wenn wir nicht davon ausgehen, dass Kinder von Geburt an richtige Menschen sind. Wir sind gewohnt, Kinder als eine Art potentiell a-sozialer Halbmenschen anzusehen, die zunächst einmal massiver Einwirkung und Manipulation durch Erwachsene unterzogen werden müssen.“
Was ich mir daraus u. a. ziehe ist, dass er ein gutes Recht darauf hat eine eigene Meinung zu besitzen und sie kundzutun. Und wenn er die liebe Person die uns gegenüber steht partout nicht anlächeln will, egal welche Faxen sie macht, dann vielleicht einfach weil er das neue Gesicht jetzt grad nicht einordnen kann. Wenn er den Mund nicht aufmacht, dann ist er halt satt oder mag das Zeug einfach nicht, egal mit welcher Liebe ich das zubereitet habe. Und wenn der Papa ihn herzen und ihm einen Kuss aufdrücken will, er den Kopf aber wegdreht und mit den Armen dagegen rudert, dann ist das die Reaktion darauf, dass er seinen Vater zwei Tage nicht gesehen hat. Ob er ihn nicht wieder erkennt oder einfach nur honoriert, dass der sich längere Zeit nicht bei seinem Filius hat blicken lassen – werden wir nie wissen.
Allerdings, ich fänds schon schön, wenn er die Sympathischen anlächeln würde, ich hätts gern, wenn er (meines Erachtens) genug essen würde und natürlich wünschte ich mir, dass er die für ihn wichtigen Personen an sich ranlassen würde.
ABER er ist eine eigenständige Persönlichkeit und er soll das auch bleiben. Er ist tollerweise in der Lage Rückmeldungen zu geben – ich/wir sollten ihm zuhören.

Es gibt noch soviel Interessantes was dieser dänische Pädagoge zu sagen hat und worüber ich schreiben könnte – aber lest es besser selbst. Seine Ansätze sind recht klar, oft einleuchtend, so nachvollziehbar… warum ist da bisher noch keiner sooo drauf gekommen?
Auch ich habe bisher geglaubt, alles ganz gut zu machen, aber mir sind in den letzten paar Tagen schon mehr als nur meine zwei Augen aufgegangen.

Ich will hier keine Heizdecken, keinen stinkenden Fisch und auch nicht den neuen Messias verkaufen, aber seine Überlegungen haben schon so was wie Offenbarungen. Immer vorausgesetzt, man/wir Erwachsenen sind willig zuzuhören. Und auch noch ganz wichtig, es gibt sehr viel Aufschlüsse warum wir Erwachsenen so sind, wie wir sind… ich weiß - kaum zu glauben, is aber so.
Also ich besitze seit kurzem das Buch „Das kompetente Kind“ von Jesper Juul und wenn nicht diese 8.95 € gut angelegt sind... dann weiß ich es echt nicht.

Ich hoffe, dass ich einige von Euch anregen kann was von ihm bzw. wenigstens über ihn zu lesen – es lohnt sich. Und keine Sorge – ist nicht dröge, eher recht praktikabel.

Bin gespannt von Euch zu hören,
bis dahin, beste Grüße

Nicole



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Kommentare von Lesern:

Sophie, Berlin20.11.2008 08:17

Ich habe das Buch nicht gelesen, aber auch sehr früh gemerkt, dass Maximilian sehr deutlich seine Meinung kundtun kann. Wir können sie nur nicht immer richtig deuten. Jetzt wird es immer besser, auch wenn er natürlich noch richtig spricht.
Wenn er zum Beispiel etwas angebotetes nicht haben will, dann dreht er den Kopf zur Seite, wedelt mit der Hnd und sagt mit strenger Miene "Ab, ab, ab!" Das soll dann wohl soviel heißen wie, "Lass mich bloß damit in Ruhe!"
Herrlich!

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