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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Eva-Katharina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

31. Schwangerschaftswoche

Von volle Zügen und doofen Mitreisenden

AAAARGH! Ich habe gerade durch unbedachtes Betätigen der STRG- Taste+T den ganzen bisherigen Tagebuchbericht ins Nirwana geschickt! Ich HASSE Computer!

Ich wollte euch von meinen Erlebnissen in dieser aufregenden Woche berichten und war gerade dabei euch meinen ersten Uni- Tag nach zwei Wochen Ferien zu schildern bzw. die Odyssee meiner Bahnfahrt bis zur Uni.

Also noch mal: Ich muss, um in die Uni zu gelangen, auf Zug und Straßenbahn zurückgreifen, da mein Göttergatte mir das Rad fahren untersagt hat (find ich gar nicht so schlecht, habe letzte Woche in der Stadt einen Rad-Unfall gesehen, der war zwar nicht so dramatisch, aber wenn ich von einem Auto erfasst würde, fände ich das gerade mit wertvollem Bauch unschön). Leider beginnen die Vorlesungen um etwa die gleiche Zeit wie der Arbeitstag der Bürohengste und die Lehrveranstaltungen von Schülern und Lehramtstudenten. Ich eile also, wie jeden Morgen, fünf Minuten zu früh auf den Bahnsteig (ich denke immer, dass ich den Zug verpasse) und lasse mich erschöpft auf eine (3-sitzige!) Bank fallen. Auf der Bank befinden sich außer mir noch eine junge Frau und eine Reisetasche. Die Dame teilt mir mit:" Da sitzt aber schon jemand". Ich frage, etwas irritiert" Wo denn?" "Na, da, wo Sie sitzen". Huch! Hat die Halluzinationen oder bin ich grade jemanden auf den Schoß geplumpst? Holt den Sanitäter, der Mann hat sicher gebrochene Oberschenkel! Aber nein, es stellt sich heraus, dass jemand aus Sorge um die Unversehrtheit seiner Tasche selbige auf die Bank statt auf den schmutzigen Boden gestellt hat und die Dame neben mir hat das als "Platzreservierung" aufgefasst. Moment mal? Ihr Einsatz für abwesende Bank-Besetzer in Ehren, aber 1. hat die Bank drei Sitzplätze, 2. habe ich noch nie davon gehört, dass man fünf Minuten vor Ankunft des Zuges eine Bahnhofsbank reserviert und seinen Platz dann im Stich lässt und 3. ICH BIN SCHWANGER! Soll sie doch mal schauen, ob sie mit 9kg extra und einen Bauch bis Timbuktu sich die Füße platt stehen möchte, nur weil irgendjemand irgendwann einen Anspruch auf ein Fleckchen Bahnhofsbank geltend gemacht hat ... Na ja, der Zug fährt eh ein und ich kann mich auch nicht streiten, kann ich leider nie. Und, was ist? Voll ist, gerammelt voll. Und ich blöde, schüchterne Kuh mach auch nicht den Mund auf, um jemanden zu bitten, mir seinen Platz anzubieten. Nein, lieber stehe ich stolz und stoisch die zehn Minuten bis zum Hauptbahnhof und fühle mich von der Welt ungerecht behandelt. Insbesondere von den zahlreichen Lehramtsstudenten um mich rum, von denen mir natürlich keiner seinen Platz anbietet. Toll, und in deren Händen liegt die Werteerziehung unserer Kinder!

Na ja, ich erreiche den Hbf unbeschadet und renne(!) zur Straßenbahn, damit ich auch ja pünktlich zur Vorlesung komme (bin eine pflichtbewusste Studentin, jawohl!). Und wie immer, wenn ich mich abhetze, bleibt die Bahn noch fünf Minuten stehen. Ich bleibe auch stehen, es ist nämlich so voll, dass ich quasi Anlauf nehmen musste, um überhaupt in die Bahn zu kommen. Und, natürlich, bietet mir niemand einen Platz an. Langsam finde ich das Rumstehen zwar wirklich anstrengend, aber ich bin immer noch zu schüchtern, um zu fragen. Ich hoffe auf ein Wunder und schütze derweil ängstlich meinen Bauch vor den Rucksack- und Handtaschen-Attacken meiner Mitreisenden. Schließlich höre ich doch noch die ersehnte Frage "Möchten Sie sich nicht setzen?". Ich drehe mich dankbar zur Sprecherin um, diese entpuppt sich jedoch als ca. 75jährige Rentnerin. "Nein danke, sind eh nur noch zwei Haltestellen!" So was! Und neben der Dame sitzt ein 12jähriger Rotzbengel, der mich nur teilnahmslos anstarrt. Wo leben wir eigentlich??

Nun denn, ich erreiche erschöpft aber unbeschadet die Uni und darf dann auch den Rest des Tages mit Rumsitzen verbringen. Auf der Heimfahrt ist es Gott sei Dank nicht so voll im Zug, leider kann ich das von meiner Blase nicht behaupten. Und das Gemeine in letzter Zeit: Wenn meine Blase so voll ist, dass ich den Beckenboden richtig fest anspannen muss, bekomme ich Übungswehen (weiß der Geier warum). Und wenn ich Übungswehen habe, bekommt meine Kleine den scheinbar übermächtigen Drang, auf meine Blase zu treten. Eine besonders lustige Verkettung von unangenehmen Umständen. Gott sei Dank hält mein Beckenboden bisher dicht, aber es ist doch sehr unangenehm, mit einem Gefühl herumzulaufen, als würde in meinem Innern ein gigantischer Vorschlaghammer versuchen, eine Stauseemauer einzureißen...

Wobei ich ja mittlerweile der Meinung bin, dass es gar nicht so ein Drama wäre, sollte der Staudamm mal nicht standhalten können. Wenn ich dann nämlich die rettende Toilette erreiche, ist nach 5 Tropfen der See geleert. Was ist nur aus meiner Blase geworden?

Nun aber mal von den nicht ganz so erfreulichen zu den sehr erfreulichen Umständen (m)einer Schwangerschaft: ich habe diese Woche das erste Mal mit meinem Baby gespielt! Ich weiß nicht, ob das tatsächlich der richtige Ausdruck ist, aber irgendwie fand ich schon, dass das Ganze wie Spielen war. Und zwar: Meine Kleine hat eine "Lieblingstrittstelle", nämlich meinen linken Oberbauch. Wenn ich auf der linken Seite liege, stupst sie da besonders gerne hin. Und dann hab ich letztes Mal meine Hand unter die Stelle geschoben und jedes Mal, wenn sie mich gestupst hat, mit den Fingern dagegen gestupst. Und dann hat sie stärker dagegen gedrückt, das war schon fast wie Armdrücken (bzw. Finger- Fuß-Drücken). Ich fand das sooo süß! Und wir haben das eine ganze Weile durchgehalten, aber nach ca. zehn Minuten hatte sie keine Lust mehr. Hach ja! In solchen Momenten wünsche ich mir, dass meine Schwangerschaft noch ewig andauert... Ich muss sowieso sagen, nach meiner extremen Ungeduld vor zwei Wochen bin ich jetzt ziemlich entspannt. Ich hatte irgendwo etwas gelesen zum Thema Mutter-Kind-Bindung und wie toll doch das Gefühl der Verbundenheit während der Schwangerschaft sei. Und da ist mir aufgegangen, dass ich eigentlich noch gar keine wirkliche Verbundenheit mit meinem Baby spüre, weil ich eigentlich viel zuwenig Zeit mit bewusst meinem Kind zugewandten Gedanken verbringe. Ich denke zwar viel über die Zukunft nach und plane, aber ich bin selten bei meinem Baby im Bauch. Und da habe ich beschlossen, die letzten Wochen, die mir noch bleiben zu nutzen, um mit meinem Kind eine Verbindung aufzubauen. Deshalb wohl auch das "Spielen", ich spüre mein Kind jetzt besser und kann manchmal auch einigermaßen einschätzen, ob das grade ein Protest- Tritt oder ein Aufmerksamkeits-Stupser war. Und so genieße ich die Zeit gerade besonders!

Was ich diese Woche sehr ungenießbar fand, war ein Telefonat mit meinem leiblichen "Vater". Dazu ist zu sagen, dass sich meine Eltern scheiden ließen, als ich drei Jahre alt war, und bis ich 11 war, hatte ich gar keinen Kontakt zu meinem Erzeuger, danach schwankte unsere Beziehung zwischen Nichtbeachtung seinerseits und hoffnungsvollen Annäherungsversuchen meinerseits. Wir haben uns nie gestritten oder so, aber er hat mich (und meine Schwester) eher als Haushaltshilfe und Familientherapeutin in Personalunion denn als Tochter behandelt, wenn wir uns denn mal gesehen haben.

Jedenfalls habe ich ihm am Mittwoch eine SMS geschrieben, er solle mich anrufen. Das hat er tatsächlich getan und wir haben ein wenig Smalltalk betrieben. Er ist letztes Jahr nach Österreich ausgewandert und ich habe ihn gefragt, wann er denn das letzte Mal in Deutschland gewesen sei. "Ach, schon länger her, ich habe ja in Deutschland nichts, was mich hält". Aha, vier Kinder zählen wohl nicht, nun gut. Trotz des Tiefschlags habe ich ihm dann im Verlauf des Gespräches mitgeteilt, dass ich ein Kind erwarte. Das fand er auch ganz nett, hat sich gefreut und gefragt, ob soweit alles gut verlaufe. Ja, tut es. Wie sieht’s aus, möchtest du uns nicht mal besuchen? "Oh, ne, lass mal, ich muss grad soviel arbeiten, das ist mir zu stressig". Wumm, das saß mal wieder. Ich meine, er ist auch zu meiner Hochzeit schon nicht gekommen, aber ich dachte, dass er ein kleines bisschen interessierter wäre, wenn es um das Fortbestehen seiner Gene geht. Aber im Endeffekt war die Reaktion wohl abzusehen... Und ich blöde Kuh halte mal wieder brav die Klappe ("Hm, ja, kann man wohl nix machen")! Aber nach dem Gespräch war ich ziemlich fertig und habe beschlossen, dem Mann in einer E-Mail all das zu schreiben, was ich in den letzten 13 Jahren in mich reingefressen habe. Ich glaube zwar nicht, dass er auf die Mail reagieren wird, aber ich habe jetzt das Gefühl, dass ich mit diesem unschönen Kapitel einigermaßen abgeschlossen habe. Und das ist mir wichtig, jetzt da ich bald eine eigene Familie haben werde.

So, ich glaube, das waren die wichtigsten Ereignisse der Woche. Es gibt Zeiten, da müsste ich jeden Tag was schreiben, damit ich nicht die Hälfte vergesse... Ach ja, Geburtsvorbereitungskurs (mit Partner) war auch, aber es ist mir jetzt zu anstrengend, das lustige Veratmen in der Eröffnungsphase (Pornovertonung!) und die Aufforderung der Hebamme an die Männer, uns unsere Hand in die Scheide zu schieben, wenn wir in der Austreibungsphase schlapp machen wollen (dann können wir das Köpfchen fühlen und bekommen noch einen Schub) en detail niederzuschreiben. Mein Bauch ist nämlich schon so rund, dass ich nicht mehr richtig an die Tastatur komme (das Kabel der Tastatur ist zur kurz). Und damit ich keine bleibenden Haltungsschäden davontrage, höre ich also auf.

Liebe Grüße an alle Kugelinnen und Wildfang-Bändiger, bis nächste Woche!

*Eva- Katharina*



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