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Baby-Tagebücher von Eleonore

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

16. Woche

Bin traurig...

Er dreht sich, Zahnt und will essen. Auf einmal geht's so schnell.

Diese Woche war ich mit Peter im sogenannten offenen Kindergarten. Da können alle hingehen, die Kinder haben, die noch nicht zur Schule gehen. Am meisten sind es aber Babys, die dort sind.
Als Marleen noch keinen Kindergartenplatz hier in Norwegen hatte, bin ich mit ihr dort hin gegangen. Jetzt hatte ich große Lust ein paar Bekannte wieder zu treffen, von denen ich wusste, sie gehen dort hin und vielleicht auch neue Bekanntschaften zu schließen. Denn so viele mit Baby kenne ich jetzt nicht hier. Und dann arbeiten die meisten wieder wenn das Kind ein Jahr alt ist. Somit haben die dann auch vormittags keine Zeit und nachmittags habe ich wegen den Großen oft keine Zeit.

Am Mittwoch war ich also mit Peter dort. Ich guckte mir die anderen Babys an, die genauso groß waren wie Peter. Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich so nach und nach etwas, hm... sagen wir bekümmert, wurde. Denn die konnten alle schon sitzen und krabbeln und teilweise richteten sie sich auch schon auf und gingen an Dingen entlang. Und Peter lag nur auf der Matte und strahlte mich an. Als ich also so unglücklich da saß, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Die waren ja alle viele Monate älter als Peter. Als mir das einfiel, war ich beruhigt.

Als ob Peter das mitbekommen hätte, hat er sich am Nachmittag dann zu Hause vom Bauch auf den Rücken gedreht. Und nicht genug damit. Am nächsten Vormittag ging es gleich weiter mit vom Rücken auf den Bauch drehen. Was war ich stolz! (Das fand ich übrigens früher immer so komisch, wenn ich mitbekam, dass Eltern auf ihre Kinder so stolz sind, weil sie was können, was alle können. Ja-ja!) Glücklich habe ich Björn davon berichtet und dann einen Laufstall besorgt. Bei den vielen Geschwistern mit Playmobil und anderem Kleinzeug im Haus will ich nicht riskieren, dass Peter plötzlich irgendwo unterm Sofa oder so was findet und in den Hals bekommt.

Apropos in den Hals bekommen. Peter durfte heute mal an einem Stück Banane lecken. Das war reine Freude, die er da zum Ausdruck brachte. Er hat gelacht und gejuchzt und immer wieder meine Hand zu seinem Mund gezogen. Ich denke, falls Banane gut für die Haut ist, dann hat meine Hand heute die Kurpackung schlechthin bekommen. Denn von dem Stück blieben nur kleine Brocken übrig. Alles andere wurde zerleckt. Geschluckt hat er nichts, aber das ist mir auch recht so. Denn noch ist er keine 4 Monate und so lange will ich schon mindestens warten, bevor er was isst. Aber er hat mir so interessiert beim Essen zugeguckt, das ich dachte, ich schaue mal ob er interessiert ist. Tja, dass war er deutlich. Und das ist aber ganz neu. Vor ein paar Tagen erst hat es ihn nicht die Bohne interessiert, was wir anderen am Tisch so machen.

Nachdem er die letzten 2 Monate hauptsächlich in die Länge gegangen ist, habe ich das Gefühl, jetzt wird wieder zugenommen. Seine Hände und Finger bekommen wieder stärkere Fettpölsterchen. Das freut mich. Denn wenn er so schnell weiterwachsen würde, würde er schon in 2 Monaten wahrscheinlich nicht mehr in die Autoschale passen. Und das er dann noch in die Schale vom Kinderwagen passen würde, ist auch nur so, weil wir ja einen Norwegischen und einen Dänischen Kinderwagen haben. Da sind die Matratzen ganze 97 cm lang.

Nun hat Peter die letzte Woche außerdem gezahnt. Nicht, das da schon was zu sehen oder zu fühlen wäre, aber so verzweifelt wie er wieder auf meinem Finger und auf dem Beißring herum gekaut hat, sowie sein unglaubliches Sabbern machen mich da doch ziemlich sicher. Und dann hat er noch ständig Stuhlgang. Hatten wir bisher immer schön gelben „Senf“ ist es jetzt grüner Schaum oder Wasser mit etwas dunkelgrünem Gekrissel drin. Und wie ich ja letzte Woche schon erwähnte, macht er immer mal wieder ins Klo, wenn ich es verstehe und ihn abhalte. Er war insgesamt so unleidlich und viel am nörgeln, dass ich es die ersten zwei Tage oft nicht geschafft habe, ihn rechtzeitig aus der Windel zu holen und übers Klo zu halten. Da hat er oft geschrien und dann geräuschvoll in die Windel gemacht. Ich bin immer gleich gegangen und habe Windel gewechselt und trotzdem wurde der Po recht rot und leicht Wund. Nach 2 Tagen habe ich es aber schneller mitbekommen, dass er mal muss und habe ihn meistens rechtzeitig abhalten können. Das und die Weleda Babycreme, haben seinen Po wieder fast ganz normal werden lassen. Außerdem habe ich ihn, wenn es schön warm war, auf einem großen gefalteten Handtuch mit nacktem Po strampeln lassen. Zwei Mal hat er mir da auf das Handtuch gepullert, sonst habe ich es immer mitbekommen, dass er muss. Ich finde das richtig spannend. Außer nachts. Da bin ich nicht so begeistert davon, das er jetzt echt am meckern ist, wenn er muss, weil er es vom Tag so gewohnt ist. Da wir aber weit bis zum Bad gehen müssen, ich mich nicht traue ihn im Dunkeln über einen Eimer z.B. abzuhalten, weil ich glaube, wir treffen nicht gut genug, bedeutet das für mich, dass ich meinen Kreislauf richtig hochfahre. Dann muss ich auch aufs Klo und werde hungrig. Aber den Durchfall müsste ich sowieso aus der Windel machen und fürs Pipi machen meldet er sich nicht so deutlich. Ich will also nicht klagen, dass er wegen dem großen Geschäft meckert. Denn eigentlich finde ich den Gedanken daran, dass Peter sich nicht beschmutzen muss, richtig schön. Mal sehen, wohin uns das ganze führt.

Samstag waren Freunde zu Besuch. Deren Tochter ist 10 Monate alt. Die Kleine war zuckersüß und meine Freundin sehr angespannt. Es ist ihr erstes Kind und die Kleine hat am Anfang immer viel geschlafen. Tagsüber konnte sie sie stundenlang auf dem Sofa liegen haben und sie schlief. Abends war auch kein Problem, Stillen und einfach ins Bett legen. Die Maus schlief und wachte nur ein zweimal die Nacht auf und wollte gestillt werden um dann sofort wieder weiter zu schlafen. Das ist jetzt anders. Meine Freundin meint jedoch die Kleine muss doch nicht mehr trinken Nachts, deshalb ist sie irritiert, wenn sie gestillt werden will. Meistens schläft sie auch nach 20 Sekunden dabei wieder ein. Lässt aber nicht los und will bei Mama liegen. Und abends braucht sie eine Stunde, die sie immer wieder aufwacht. Dann ist das andere Problem, dass die Kleine nicht essen will. Sie gibt ihr Brei, den sie ihr, in fast liegender Position, einlöffeln will. Das findet die Kleine doof und schreit. Sie ist total gestresst und meint sie MUSS doch schlafen und essen und (alle) anderen Kinder können das doch auch. Weil die Kleine übermüdet war, sind wir mit den Kinderwagen los und Peter lag nur da und sah mich an, während die Kleine meiner Freundin schrie. Sie wurde immer gestresster, wollte aber nicht mit mir den Wagen tauschen. Der Wagen wurde von ihr aber wirklich unsanft geschuckelt, sie schimpfte mit der Kleinen und sagte mir, sie will sie nicht raus- nehmen um sie nicht zu verwöhnen. Mir taten die Kleine und meine Freundin Leid. Als ich meinte, ich hätte Peter schon längst heraus gehoben und auf den Arm genommen, wenn er das braucht, traten ihr Tränen in die Augen und sie wiederholte, das sie sie nicht verwöhnen will. Ich sagte mehrfach, dass sei kein Verwöhnen, wenn man seinem Kind Sicherheit gibt. Und dass ich mich in ihr wieder erkenne. Bei der Großen war ich auch verzweifelt und wusste oft nicht was ich tun soll. Denn die „guten Ratschläge“, sie doch mal schreien zu lassen, um ihr zu zeigen das ich bestimme und nicht das Kind, waren immer im Hinterkopf.
Auf meine Frage, wie lange die Kleine denn dann jetzt schreit, meinte sie, sie gibt dann ja doch irgendwann auf und nimmt sie raus. Da habe ich gesagt, dann nimm sie doch gleich raus. Und als sie sie trug, schlief sie innerhalb von einer Minute ein. Nach 5 Minuten hat sie sie dann in den Wagen gelegt. Mit super schlechtem Gewissen, weil sie ihr ja nicht beibringt, selber einzuschlafen. Oh-man! Wieso wird einem immer so viel erzählt, dass man sein Kind verwöhnen würde, wenn man auf seine Bedürfnisse eingeht?

Bei der Großen war ich auch noch viel verunsicherter als jetzt. Und da habe ich auch immer noch gedacht, dass die älteren Menschen es vielleicht ja doch besser wissen. Schließlich haben sie ja unsere Eltern und uns groß bekommen. Ohne das wir jetzt wüssten, wir haben einen Schaden davon getragen, weil man uns hat schreien lassen. ABER, wenn wir das Bedürfnis nach Nähe haben, gehen wir auch zu unserem Partner oder einer guten Freundin, einem guten Freund. Wenn wir uns ausheulen wollen und möchten, dass uns jemand zuhört, dann suchen wir uns auch jemanden dafür. Wir wollen nicht, das man uns sagt, „Nein, du musst lernen selber damit klar zu kommen.“ Wir wünschen uns, dass man uns zuhört und uns tröstet oder Mut zuspricht. Warum in aller Welt gilt es dann als Verwöhnen, wenn man einem so kleinen Kind Nähe gibt und es tröstet?

Meine Freundin jedenfalls war davon so unter Druck gesetzt und gestresst, dass sie offen zugab, manchmal (in letzter Zeit recht häufig) Lust zu haben, die Kleine zu schlagen. Weil sie schreit, anstatt alleine einzuschlafen. Weil sie schreit, anstatt den Mund für den Brei aufzusperren. Das finde ich sehr traurig.

Zum Glück habe ich in einer Zeitung, die man bei den Kontrolluntersuchungen mitbekommt gelesen, „Ein Baby, auf dessen Bedürfnisse sofort reagiert wird, schreit im Schnitt seltener und kürzer. Wenn dein Baby weint oder erkenntlich macht, dass es Fürsorge benötigt, gibt ihm gleich was es braucht.“ Das gefällt mir sehr, dass dies von leitenden Kinderärzten und Hebammen veröffentlicht wird.

Jetzt habe ich in diesem Bericht so einiges geschrieben, was nicht direkt mit Peter zu tun hat, aber ich war einfach so traurig, wie ich das mitbekommen habe, wie es der Freundin und ihrer Kleinen geht. Und sie ist nicht alleinerziehend, sondern hat einen tollen Mann welcher ein liebevoller Vater ist, der sie mit der Kleinen unterstützt und der auch eher der Meinung ist, dass es normal ist, Nähe und Zuwendung zu geben..

In diesem Sinne verabschiede ich mich nachdenklich von Euch für diese Woche.

LG Eleonore



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Kommentare von Lesern:

Eleonore, Mosby30.09.2013 23:58

Ich danke euch für die Buchvorschläge. Ich muss mal gucken, ob es die auch auf Norwegisch gibt. Denn deutsch kann meine Freundin nicht.

@ Annemarie: Ja ich bin auch heilfroh, von diesen Dingen jetzt mehr zu "verstehen" und es nach meinem Gefühl und nicht danach zu machen, was "die Leute" sagen was richtig ist.

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Annemarie26.09.2013 09:45

Liebe Ele, so manchen Abend in Besse habe ich mit Gänsehaut im Wohnzimmer gesessen, wärend Elin sich in den Schlaf gebrüllt hat! schön, dass du bei Peter jetzt sie viel Nähe erleben kannst. Dann bekommt Elin davon sicher jetzt auch noch was ab! Das tut ihr bestimmt sehr gut!
Alles Gute euch
Annemarie

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Rike, Wismar24.09.2013 20:59

Ich finde es sehr gut, dass du diese Erfahrung, auch wenn sie nicht direkt mit deinem Sohn zu tun hat, in dein Tagebuch geschrieben hast. Mir tat die Kleine und deine Freundin auch sofort Leid als ich dein Bericht gelesen habe weil ich selber weiß wie es ist, wenn ständig einer sagt du verwöhnst dein Kind wenn du es trägst, mit im Bett bei dir schläft oder bei schreien sofort reagiert wird.
Du hast geschrieben, deine Freundin hatte Tränen in den Augen. Anscheind empfindet Sie es ja auch instinktiv als falsch ihre Tochter schreien zulassen... schade das Sie nicht drauf hört. Zuhause sieht doch keiner wenn sie ihre Tochter angeblich "verwöhnt".
Mir persönlich hat das Buch "Schlafen und Wachen" von William Sears sehr geholfen und mich darin bestärkt, auf mein Gefühl und Instinkt zu hören. Auch warum Babys nachts gestillt werden wollen, obwohl sie keinen Hunger haben, wird dort erklärt (ich hatte das auch erst nicht verstanden, da ich dachte, stillen ist nur zur Nahrungsaufnahme gedacht).

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Gast24.09.2013 19:00

Empfiehl deiner Freundin mal das Buch: 'Auf der Suche nach dem verlorenen Glück' von Jean Liedloff, da geht es darum, wie wichtig Tragen und das Eingehen auf die Bedürfnisse des Babys ist! Das wird ihre Meinung auf einen Schlag ändern und ihr helfen, auf ihr Gefühl zu hören (wie es dir ja sehr gut gelingt!)

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