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Baby-Tagebücher von Judith

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

47. Woche

Krabbeln ist voll uncool ey

Rundendrehen und Kinderhaben macht keinen Sinn, wenn man die Gesellschaft betrachtet.

6:55 Uhr. Ich habe Ruben noch mal hin gelegt. Er wollte unbedingt um kurz vor 6 Uhr aufstehen und dann aber nur auf dem Arm sein. Ich habe ihn gekuschelt und ihn gewähren lassen. Wenn er dann aber nur noch jault und an allem verzweifelt, dann weiß ich, dass da jemand noch nicht ausgeschlafen ist. Jetzt liegen die beiden Jungs, also Papa und Sohn, drüben und schlafen hoffentlich beide noch ein wenig.

Seit ein paar Tagen krabbelt Ruben so gut wie gar nicht mehr. Zuerst ist er regelrecht durch die Wohnung gestürzt. Aber das emsige immer wieder aufstehen und loslaufen scheint sich gelohnt zu haben. Er läuft. Und wie ich finde mittlerweile richtig gut. Sogar kleine Hindernisse bringen ihn nicht mehr sofort aus dem Gleichgewicht und ich mit geschlossenen Augen vergeblich auf den „Plumps“ warte. Was ihm jedoch noch Probleme bereitet ist der Steinchenbelag am Spielplatz. Dieses Steinchenmeer, von dem er zuvor immer reichlich im Mund hin und her gewälzt hatte, ist zur echten Herausforderung geworden. Wieder einmal bin ich beeindruckt von den Sprüngen, die seine Entwicklung zeigt.

Ich stille derzeit wieder öfter, bzw. er isst weniger „normales“ Essen. Ich biete ihm jedoch immer etwas an. Gestern Abend gab ich ihm einen Löffel mit Gemüse und Flöckchen, um zu testen, ob er überhaupt etwas möchte oder ob ich ihn eh nur wieder unter starkem Protest aus dem Hochstühlchen hinaus hebe. Er nahm den Löffel und aß. Marschierte aus dem Wohnzimmer, kam zurück und machte, schnapp schnapp, den Mund wieder auf. Mit der nächsten Portion im Mund startete die nächste Runde. So ging das vielleicht 8 Löffel lang. Benjamin und ich schauten ihm dabei verliebt zu. Wie stolz er war. Und sichtbar glücklich über die neuerworbene Fähigkeit.
Seit letzter Woche (oder seit zwei Wochen? Die Tage verschwimmen zu einem Einheitsbrei. Ich müsste viel mehr dokumentieren….) pustet er eine Kerze zielsicher aus, sprullert mit Wasser und spuckt es aus. Ebenfalls findet er Indianerspielen sehr witzig. Also er tönt und das Händchen wird vor den Mund hin und wieder weggehalten, damit lustige Laute erklingen.
Sein Schlafrhythmus unterscheidet sich sehr von dem von vor zwei Wochen. Er schläft morgens länger (natürlich gerade heute mal nicht) und geht zwischen 19 und 20 Uhr ins Bett. Nach wie vor schläft er am Vormittag eine Runde und gegen 13, eher 14 Uhr die nächste Runde.

Ich muss mich für meinen letzten Eintrag entschuldigen. Der war maximal chaotisch und null stringent. Das ist, wenn ich mich beeilen muss. Dann lasse ich das Korrekturlesen weg, was natürlich keine wirklich gute Idee ist.

Ich wollte noch etwas zu dem Thema: wie geht es der Mama nach der Geburt schreiben. Ich habe meine Tage immer noch nicht. Ich beschwere mich natürlich in keiner Weise! Da ich noch regelmäßig stille und auch den Eindruck habe, dass das nach wie vor Rubens Hauptnahrungsquelle ist, ist das wohl der Grund.
Noch einmal zum Thema Gewicht. Ich wollte letztes Mal nicht schreiben, dass das „wieder zum vorherigen Gewicht“ zurück kommen, einfach wäre. Ich denke, dass das bei mir sicherlich dadurch kam, dass ich jeden Morgen mit Ruben 3 km zur Uni gegangen und das auch wieder zurück. Ebenso habe ich relativ regelmäßig die Laufschuhe geschnürt. Das waren zwar meistens nur zwischen 20 und 30 Minuten, selten auch mal 40 Minuten. Ruben war ja immer dabei und als Kinderwagenhasser (ich übertreibe) somit kein guter Laufpartner. Aber in keinem Falle lange Laufeinheiten. Die Regelmäßigkeit macht das wohl aus.

Hier regnet es. Das ist total doof. Ruben hat zwar gefütterte Lederpuschen, aber die halten so richtiger Nässe auch keinen Widerstand. Mal schauen, was wir dann heute so anstellen. Das Café mit der tollen Kinderecke, das bisher immer eine sehr gute Alternative gewesen ist, hat die Kinderecke entfernt. Es hätte zu viele Beschwerden gegeben. Ich bin ja ziemlich ungehalten, was meinen Ärger über solche Unverschämtheiten betrifft. Bei allem Verständnis. Zum einen verpassen die in Jena eine totale Marktlücke und zum anderen bin ich immer wieder entsetzt über die kinderunfreundliche Gesellschaft. Vor meiner Schwangerschaft war mir das natürlich vollkommen egal. Aber mit Ruben gehöre ich nun zu dieser Gruppe mit Kind und wundere mich über die utopische Debatte von Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im unausgesprochenen Nebensatz gehört dazu auch ein perfekter Haushalt, eine super sexy leidenschaftliche Ehefrau oder Partnerin und geduldige Mama. Häh????? Das betrifft nicht nur die Frauen. Den Papas wird es auch sehr schwer gemacht, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
Kinder passen nicht in diese Gesellschaft. Und Kinder haben macht auch überhaupt keinen Sinn, was den Drang nach Selbstverwirklichung betrifft. Ebenso finanziell. Freiheiten bei der eigenen Freizeitgestaltung. Alles hinderlich, wenn man es pauschal und hart formulieren wollte.
Mir hätte trotzdem nie jemand im Vornherein erklären können, welche Erfüllung es ist, solch einen kleinen Wicht um sich zu haben. Ich kann mir auch immer noch nicht vorstellen den kleinen Mann für 8 Stunden in andere Hände zu geben, um zu arbeiten. Ja, auch ich vermisse das Studium und etwas Fachliches zu tun. Aber das steht in keinem Verhältnis. Ich kann mir nicht vorstellen 8 Stunden von meinem grandiosen Sohn zu verpassen…. Das geht für mich überhaupt nicht.
Jedenfalls ist das Café ziemlich dumm! Ich hoffe sehr, dass jemand anderes die Idee aufgreift.

Ich füge noch ein paar Bildchen an und wecke Benjamin mal, damit er heute noch ins Büro kommt.

Liebe Grüße, Judith

Bild: Privat

Bild: Privat

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In diesem Beitrag geht's um:

Vereinbarkeit Familie und Beruf, Laufenlernen, Menstruation