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Urvertrauen: Warum eine gute Eltern-Kind-Bindung von Geburt an wichtig ist

Ein Baby braucht Nähe. Schon direkt nach der Geburt ist es instinktiv auf eine sichere Bindung aus. Sich von Anfang an geborgen und liebevoll gehalten zu fühlen, gibt ihm Urvertrauen und Selbstvertrauen fürs gesamte Leben.

In diesem Artikel:

Urvertrauen stärken: Babys brauchen feinfühliges, zuverlässiges Gegenüber

Mutter Natur weiß das und gibt Müttern darum unter der Geburt eine ordentliche Portion Bindungshormone mit auf den Weg: Oxytocin, Prolaktin und Vasopressin. Man könnte sie auch als emotionale Weichspüler und Glücklichmacher bezeichnen – sie sind perfekt geeignet, um uns feinfühliger zu machen und so richtig auf Kuschelkurs zu bringen.

Schon unmittelbar nach der Geburt sind Babys auf Bindung und soziale Kommunikation programmiert. Sie verfügen von Anfang an über herausragende soziale Fähigkeiten. So sind bereits Neugeborene in der Lage, Gesichter zu unterscheiden und verschiedene Ausdrücke in ihnen wahrzunehmen. Für feinste Sprach- und Lautvariationen haben sie überaus sensible Antennen. Auch der instinktive Wille sich zu binden ist angeboren. Dafür braucht es menschliche Nähe, ein menschliches Gegenüber – am besten natürlich Mama und/oder Papa – das kontinuierlich für sie da und in der Lage ist, ihre Signale zu verstehen und darauf zu reagieren. Dann nämlich werden seine Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf oder Kuscheln zuverlässig gestillt.

Gute Eltern-Kind-Bindung: Fundament fürs Leben

Eine gute Bindung geht immer einher mit dem Gefühl tiefer Geborgenheit, und sie ist ein überaus wirksamer Schutzmantel gegen vieles, was das Leben so mit sich bringt.

Bindungstheorie

Das noch heute gültige Modell der vier Bindungsformen in der frühen Mutter-Kind-Beziehung entwickelte Kinderarzt Sir John Bowlby gemeinsam mit der Psychologin Mary Ainsworth Ende der 1950er Jahre. Für eine sichere Bindung ist die emotionale und körperliche Verfügbarkeit der Bindungsperson von größter Bedeutung.

Die Definitionen der vier Bindungmodelle

  • Sicher gebunden
  • Unsicher-vermeidend gebunden
  • Unsicher-ambivalent gebunden
  • Unsicher-desorganisiert gebunden

... gibt es  auf www.eltern-kind-bindung.net

Wer sich geborgen, verstanden und in seinen Äußerungen ernst genommen fühlt, kann Selbstvertrauen entwickeln und sich offen und neugierig auf die Welt einlassen. Eine gute Bindung ist Nähe, aber sie ist keine einseitige Umklammerung, kein ewiges Festhalten und An-sich-Binden. Eine gute Bindung ist die Basis, von der aus ein Kind mutig und mit Freuden in die Welt hinauswandern wird, weil es weiß, dass es jederzeit wieder zurückkommen darf. „Da ist immer beides: Wurzeln und Flügel, Bindung und Freiheit“, erklärt Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster. Das erklärt auch, warum sicher gebundene Kinder sich seltener über- oder unterfordert fühlen, besser gewappnet sind gegen Kränkungen und weniger unter Verlassensängsten und Ohmachtsgefühlen leiden.

Die gute Nachricht: Urvertrauen und Bindung können wachsen

Was aber ist, wenn der Anfang nicht so gelingt, wie Eltern und Kind sich das vielleicht wünschen? Was ist, wenn zum Beispiel Mutter und Kind sich nach einer schwierigen, enttäuschenden Geburt fremd bleiben? „Es ist nie zu spät“, sagt die Schweizer Hebamme und Craniosacraltherapeutin, Brigitte Meissner, die mit den von ihr entwickelten Baby-Bonding-Bädern gezeigt hat, dass Bindung sehr wohl auch zu einem späteren Zeitpunkt noch erfolgreich entstehen kann.

Natürlich sei wichtig, was in den ersten drei Jahren eines Kindes passiere, meint auch der Entwicklungspsychologe Jerome Kagan. Genauso wichtig sei aber immer auch, was danach käme. Und Kinderarzt Herbert Renz-Polster konkretisiert: „Kinder können sich gut entwickeln – auch wenn um sie herum nicht alles optimal läuft. Und das ist gut so, denn die Welt ist nicht optimal.“ Auch aus einem Baby, das in den ersten Wochen von seiner Mutter getrennt war, kann ein glücklicher, beziehungstauglicher Erwachsener werden. Bindung kann wachsen und verschiedene Menschen können die Rolle von Bindungspersonen in unserem Leben übernehmen.