wie erholsam
Sonntag, 10.00 Uhr
Johann macht seinen Vormittagsschlaf. Unsere Tochter erklärt ihrer Oma alle Schachregeln, die Papa ihr gestern beigebracht hat und Papa ist zum Kitesurfen unterwegs.
Urlaubmachen ist schon verdammt cool. Heute scheint die Sonne schon den ganzen Vormittag und es verheißt ein warmer Strandtag zu werden.
Seit wir hier sind, fällt die Anstrengung der letzten Wochen von mir ab. Klar, ich habe Elternzeit und brauche nicht arbeiten und Geld verdienen. Das Elterngeld fließt und fließt vor allem gut, denn vor der Geburt von Johann habe ich etwas über 80 Prozent gearbeitet und dementsprechend verdient. Aber manchmal verliere ich eben doch den Kopf, wenn die Nacht kurz war und der Tag voller Termine ist. Am Tag der Abreise zur Ostsee mussten noch schnell der Blog geschrieben, das Finanzamt angerufen und Einspruch gegen den Steuerbescheid gelegt werden. Und wegen einer Krankenhausrechnung musste ich auch noch einmal telefonieren. Ach, und die Taschen waren ja auch noch nicht gepackt. Letztendlich lief alles wie am Schnürchen und um die Mittagszeit saßen wir alle gut verstaut in unserem alten Golf. Aber das Deo muss erst noch erfunden werden, um „locker und flockig“ durch so einen Tag zu kommen.
Unsere Große ist überglücklich, hier zu sein. Sie darf bei Oma im Bett schlafen, Eis essen, im Sand buddeln. Vor allem hat sie immer mindestens einen Erwachsenen um sich, der ihre Wünsche erfüllt; mit ihr spielt, ihr aufs Klo hilft. Kein langes Warten, weil Mama Johann gerade stillt oder wickelt. Und ich bekomme hier viel Schlaf. Damit mein Mann den Kitesurfkurs machen durfte, brauchte er meine Einwilligung mit der Bedingung, dass Johann die erste Hälfte der Nacht bei ihm schläft, bevor er ihn mir zum Stillen bringt. Und ab morgens um sechs bekommt er ihn zurück, so dass ich dann auch oft noch eine oder zwei Stunden weiterschlafen kann. Einfach super, oder?
Johann macht sich hier übrigens richtig gut als Urlaubsbaby. Er schreit kaum und … das ist jetzt wirklich richtig super … er schläft oft ganz von allein ein. Mal muss ich neben ihm liegen bleiben, bis er schläft. Mal gehe ich schon vorher aus dem Zimmer, während er noch vor sich hin brabbelt. Wenn er müde und gestillt ist, scheint ihn meine Abwesenheit kaum zu stören. Dadurch haben wir hier sehr entspannte Abende. Auch mein Mann kann morgens noch liegen bleiben, nachdem Johann eine neue Windel anbekommen hat. Johann schläft neben meinem Mann nämlich oft noch einmal ein. Also kein Stillen oder nerviges Herumtragen bis er schläft. Gestern rief Johann noch mal nach mir, nachdem er im Schlafsack schon 20 Minuten allein mit seinem „Knistertuch“ gespielt hatte und die Augen schon klein wurden. Dann legte ich mich einfach zu ihm, las noch in meinen Buch, während er nach meinem Arm und den Buchseiten zu greifen versuchte und war plötzlich eingeschlafen. In Berlin hatte es auch schon ab und zu geklappt, aber hier gelingt es bereits seit fünf Tagen. Einfach großartig!
Ich habe in vielen Blogeinträgen schon von seinen Zähnchen geschrieben, so dass manche Leser sich bestimmt schon fragen, wo denn nun endlich der erste Zahn durchbricht. Es bricht aber keiner durch! Ich glaube langsam schmunzelnd, er bekommt wie seine Schwester, erst mit sechs Monaten die ersten Zähnchen. Die letzten Tage fieberte er aber leicht und hatte gerötete Wangen, so dass ich denke, vielleicht … ja vielleicht kommt ja mal irgendwann was.
Und dann hat unser Sohnemann noch eine neue Beschäftigung gefunden, die ihn den Spitznamen „Spucki“ eingebracht hat. Er kann nämlich, wie der Name schon verrät, seit drei Tagen mit seinem Speichel, der ständig in dicken Fäden aus seinem Mund fließt, einzelne große oder ganz viele kleine Bläschen mit Zunge und Lippen formen. Das ist wirklich wunderschön…..eklig. Mein Mann und ich fanden stark speichelnde Babys nämlich immer etwas eklig. Vielleicht als Strafe für unser vieles Geläster der letzten Jahre wurden wir nun mit so einem zweiten Baby „belohnt“. Regelrechte Freudenausbrüche löst Johann bei uns aus, wenn wir ihn hochheben und über unseren Kopf schweben lassen. Dann kann es schon mal passieren, dass der Speichel direkt aus seinem Mund auf unseren tropft. Wunderschön.
Ich muss mir auch eingestehen, dass ich mich in diesem Urlaub zum ersten Mal so richtig bis über beide Ohren in unseren Sohn verliebt habe. Sein „Matschauge“ ist weg, seine Haut sieht super aus, der Milchschorf ist irgendwie weniger geworden (vielleicht vom Baden in Öl-Wasser-Emulsion) und er lächelt und lächelt und lächelt und quietscht und quietscht und quietscht. Entscheidend ist jedoch ein anderer Aspekt, damit nicht alle denken, ich lasse mich nur von Äußerlichkeiten blenden: Ich kann mir jetzt endlich eingestehen, dass Johann als Baby ganz viel Aufmerksamkeit braucht und meine Tochter nicht nur mich hat und braucht, um glücklich zu sein. Da ist ihr Papa, zu dem ihrer Liebe tagtäglich wächst und da ist Oma. Und vor allem, ich muss nicht meine ganze Aufmerksamkeit nur auf sie richten. Irgendwie verspürte ich in den letzten Monaten immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich in ihrem Beisein zu lang mit Johann beschäftigt hatte. Jetzt aber kann ich es immer mehr zu lassen, ohne mich von ihrem „Gewittergesicht“ (heruntergezogene Augenbrauen und Schmollmund) verunsichern zu lassen. Wenn er schläft, bin ich für sie da. Aber tagsüber hat auch er ein Anrecht auf meine Liebe und Aufmerksamkeit. Ich merke auch wehmütig, dass diese Veränderung eine neue Distanz zwischen Tochter und Mama schafft. Aber ich bin nun bereit, dies zuzulassen und es vor allem meiner Tochter zuzutrauen, dass sie das aushält. Es ist schon spannend zu sehen und zu spüren, wie ein Baby alle Beziehungen innerhalb einer Familie durcheinanderwirbelt.
Liebe Grüße, Antje
PS: Danke für die positive Rückmeldung auf das Johann-Foto. Das hat unser Freund vor zwei Wochen beim Wochenendfrühstück von uns gemacht…neben noch einigen schönen Familienbildern. Ich bin auch sehr glücklich darüber, fotografiert man beim zweiten Kind doch einfach weniger. Kristin, sei nicht traurig, dass Mathilda nicht so gern getragen werden möchte. Ich würde jetzt mit dem zweiten Kind auch sagen, es gibt Trage- und Nichttragekinder, auch wenn eine Trageberaterin mich mit unserer Tochter vom Gegenteil überzeugen wollte. Meine Große mochte nämlich das rot-weiß-gestreifte Tuch vom Foto nicht. Daraufhin habe ich mir ein anderes Tuch gekauft (mit weniger Elastananteil). Fehlanzeige! Genau wie Mathilda hielt sie es immer nur eine Stunde im Tuch aus, bevor sie „aussteigen“ wollte. Erst ein Tuch, indem man das Kind seitwärts tragen kann, war die Rettung. Johann hingegen mag in allen Tüchern gern getragen werden. Aber jetzt langsam mit vier Monaten wird er auch unruhig. Er will sehen, was hinter seinen Rücken passiert und versucht, sich ständig im Tuch umzudrehen. Na, dann kommt er eben bald auf den Rücken oder ins Tuch :)
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