Unser kleiner, spontaner Kurzurlaub ...
Hallo ihr Lieben!
Dieses Mal melde ich mich aus der malerischen Altstadt von Olsztyn, in den polnischen Masuren. Es ist Dienstag, 07:22. Durch das Fenster sehe ich große, karge, schwarze Bäume, zwischen denen kreischend Krähen umherfliegen. Auf der Erde liegt altes, nasses, braunes Laub. Hinter dem schwachen Morgennebel zeichnen sich Altbauhäuser ab und die Sonne scheint hinter der dicken, gelben Wolkenwand.
Im Wohnzimmer des Appartements, welches wir für drei Nächte gemietet haben, schnarcht mein Mann. Im einzigen Schlafzimmer schlummert meine Mutter, während ich in der offenen Küche mit Maja auf einem Arm und dem Handy in der anderen Hand umhertigere. Majas Kopf liegt auf meiner linken Schulter, ihr kleiner Arm auf meiner rechten. Ich summe ein Einschlaflied und auf der Straße nimmt das Leben seinen müden Lauf.
Vor drei Tagen, am Samstag, genau um diese Zeit machten wir uns zu Hause für den Kurzurlaub fertig. Es war eine spontane Aktion. Meine Mutter musste in Olsztyn etwas erledigen und verbrachte hier einige Tage. Wir haben sie seit der Taufe am 24.7. nicht mehr gesehen, hatten einige Tage frei und die Stadt liegt "nur" 450 km entfernt. Also beschlossen wir, sie zu überraschen.
Die Autofahrt wollten wir nicht mehr nachts erledigen, denn der Schlaf ist uns viel zu kostbar geworden. Also packten wir unsere 7, äh ich meine 70, Sachen und fuhren los.
Wer Maja kennt, weiß, sie schätzt ihre Freiheit sehr und ist nie, nie, NIE ruhig zu kriegen. Das Kind ist ständig in Bewegung, rennt, klettert, probiert Dinge aus, steigt überall hinein und protestiert ganz kräftig - von Meckern über Weinen bis zum schrillen Kreischen, das ein Pfeifen in den Ohren hinterlässt - wenn sie gefangen wird. 6 Stunden im Autositz mit einer ihrer geliebten Freiheit beraubten Maja? Ein Klacks. Ich hänge hier ein Foto an, das ihre Begeisterung zu erkennen gibt.
Nun denn um 15 Uhr sind wir endlich im Appartement angekommen, mitten in der Altstadt. Wunder-wunderschön! Maja kriegt ein schnelles Mittagessen, wird gewaschen und umgezogen. Denn jede Mahlzeit endet gleich - ihr Lätzchen reißt sie sich kreischend vom Körper und zerrt dann auch gerne an ihrer Kleidung. Ich glaube, das nennt man kindlichen Exhibitionismus. Na ja. Essen ist natürlich auch nicht normal möglich. Maja muss in jeder Hand einen Löffel haben und selbst "essen". Ich darf dazwischen mit meinem Löffel füttern. Das Essen wird dann gegen Ende gerne noch mit den Händchen erforscht, gedrückt und von den Fingern geschleckt. Natürlich gibt es da ein Riesengecklecker und das Kind muss jedes Mal in der Spüle einer Katzenwäsche unterzogen werden, aber was solls. Es bringt ihr so viel Positives, da nehmen wir das Chaos gerne in Kauf. Nachdem also dieses Chaos beseitigt wurde, wird Maja schnell angezogen und wir machen uns auf den Weg ins Restaurant, wo ich mich heimlich mit dem Mann meiner Mama verabredet habe.
Angekommen im Restaurant können wir es direkt wieder verlassen, da Maja nicht zu bändigen ist. Sie möchte herumrennen, die Deko herunterschmeißen und, und, und. Also laufen wir vor dem Restaurant auf und ab, während wir auf meine Mama warten. Und dann kommen sie. Mein Mann läuft vor uns und versteckt uns erst mal, hinter ihm Maja und hinter ihr ich, Maja an den Händchen haltend. Mein Mann tritt einen Schritt zur Seite und meine Mama sieht uns und versteht die Welt nicht mehr. Ihr Gesicht war wie versteinert, bis nach einigen Sekunden der Groschen viel und sie uns um die Hälse fiel. Das war ein so schöner Moment! Ich möchte ihn nie vergessen. Die Oma war hin und weg und wir sind, statt ins Restaurant zu gehen, direkt zu uns ins Appartement gegangen. Der Mann meiner Mama besorgte uns Pierogi (Maultaschen) und brachte sie mit aufs Zimmer, während wir schnatternd und mit leuchtenden Augen Maja durch die ganze Wohnung verfolgten.
Die folgenden Tage waren regnerisch, kalt, windig und für viele Menschen eklig. Ich LIEBE solches Wetter. Nie schmeckt der Kaffee oder Tee besser als an solchen Tagen. Nie ist die Decke flauschiger und das Kerzenlicht romantischer als an solchen Tagen. Wir genossen also die zwei Tage im Apartment, verbrachten viel Zeit miteinander, bestellten Essen und schauten Weihnachtsfilme. Die letzte Nacht verbrachte die Omi bei uns. Um 6:20 am letzten Tag wurde Maja wach und ich schrieb euch den Anfang dieses Eintrags. Um 7:30 schlief die Maus wieder ein - allerdings nur für 20 Minuten. Um 8:00 weckte ich dann meinen Mann, der den Dienst übernahm und ich legte mich zu meiner Mama, um noch eine Stunde Schlaf zu kriegen. Nach dem nebligen dunklen Morgen folgte ein wunderschöner, sonniger, kalter Mittag. Das ermöglichte uns einen Spaziergang durch die Altstadt und den Park, bevor wir uns von meiner Mama, ihrem Mann und ihrer Hündin Mayra verabschiedeten und den Weg Richtung Zuhause einschlugen.
Jetzt ist es Dienstag, 22:15. Ich liege in unserem geliebten Bett neben einer tief schlafenden Maja. Der Rückweg war wieder nicht einfach mit dem armen Kind. Durch die vielen Pausen, in welchen Maja sich im Auto austoben darf (sie liebt es, im Auto herumzuklettern), gestillt und gewickelt wird, dauert jede Fahrt um einiges länger als normalerweise. Und 6 Stunden den Clown zu spielen, ist auch nicht einfach. Aber wir sind wieder zu Hause. Wir vermissen meine Mama. Der Ausflug war wunderschön, aber ich sags euch: Nichts ist so schön, wie nach Hause zu kommen – an einem kalten, dunklen Novemberabend bei Kerzenlicht warmen Tee zu trinken und mit der Katzendame Mila zu kuscheln. Das findet auch Maja so, weshalb sie bis 21.30 umherflitzte, bis ihr geliebter Papa mit ihr zur Musik von Bobby Vinton in den Schlaf tanzte.
Ich wünsche euch eine wunderschöne, gemütliche, kuschelige Novemberzeit, ganz viel leckeren Tee und ganz viel gute Zuhausegefühle.
Bis bald!
Laura