Ein Update und die letzten beiden Kursabende
Hallo Ihr lieben kidsgo-Leserinnen,
jetzt ist der letzte Zwischenstand schon so lange her, dass ich Euch noch
mal etwas schreiben möchte.
Ein Pflegekind haben wir zwar leider immer noch nicht, aber erst mal eins nach dem anderen.
Ich wollte Euch ja noch etwas zu den letzten beiden Kursabenden erzählen. Der fünfte Kursabend stand nochmals im Zeichen von allgemeinen Informationen und aber auch davon, dass jeder berichten sollte, wie es ihm bisher mit dem Seminar ergangen ist.
Bei einer Familie war zwischenzeitlich klar, dass diese einen kleinen Jungen aufnehmen werden. Eigentlich war das die Familie, wo ich gedacht habe, dass die das ganze nicht durchziehen. Aber so kann man sich halt täuschen.
Wir haben zu diesem Zeitpunkt immer noch überlegt und eigentlich waren wir uns auch noch nicht sicher, was wir wollen und ob wir uns das ganze überhaupt zutrauen. Für uns hatten diese Kursabende eigentlich keine richtungweisende Veränderung gebracht. Was jedoch wirklich gut war, dass wir auch als Paar in den Dialog gekommen sind und wirklich offen miteinander gesprochen haben.
Zum Abschluss des Abends haben wir dann noch mal ein Rollenspiel gemacht. Jeder sollte in die Situation des Kindes, welches aus der Familie genommen wird, schlüpfen. Im weiteren Verlauf des Spieles wurde dann auch die Aufnahme in die Pflegefamilie besprochen und die Chancen, die damit für das Kind einhergehen. Das war schon sehr spannend und irgendwie für uns auch der erste Meilenstein zu einer Entscheidung. An dem Abend sind wir (wieder einmal) sehr aufgewühlt nach Hause gefahren. Wir haben noch lange das „Für und Wider“ diskutiert und wahrscheinlich war uns jedem da schon klar, dass wir das wollen.
Drei Tage später war dann der letzte „Kursabend“ – der jedoch ein Samstag-Vormittag war. An diesem Tag sollten die Familien Ihre Kinder mitbringen. Britt und Mark brachten zu diesem Treffen ihre kleine Pflegetochter mit. Ein kleiner blonder Engel und da war es plötzlich um uns geschehen. Wir haben uns angeschaut und es war völlig klar, das wollen wir auch. :)
An diesem letzten Vormittag haben wir dann eine Collage gebastelt. Jedes Paar/Familie hat eine Collage gebastelt, um sich vorzustellen. Wir sollten die Familie so vorstellen, als würden wir dem zukünftigen Pflegekind die Familie, die es erwartet, vorstellen.
Zum Abschluss sollte dann jeder noch sagen und beschreiben an welcher Stelle seiner Entscheidung er jetzt steht. Wir standen beide auf dem Punkt „ja, das wollen wir“ und waren plötzlich beide total überzeugt. Tolles Gefühl, endlich war eine Entscheidung getroffen.
Es war schon sehr erleichternd, dass dann die Entscheidung gefallen war.
Da wir uns mittlerweile alle so ans Herz gewachsen waren, fiel uns dann auch der Abschied voneinander sehr schwer. Wir gingen an diesem Tag mit dem Versprechen uns wieder zu treffen.
In der nächsten Woche erfolgte dann das Telefonat mit unserer Sachbearbeiterin vom Jugendamt um die nächsten Schritte zu besprechen. Der Termin für das erste Gespräch sollte schon recht bald folgen.
In den folgenden Gesprächen mit unserer Sachbearbeiterin haben wir dann erarbeitet, was wir uns so vorstellen können, was realistisch ist und warum wir das ganze überhaupt möchten.
In einem Gespräch haben wir unsere Familienbäume gezeichnet und entsprechend ausgewertet. Das war schon interessant, irgendwie wurde mir dann bewusst wie groß meine Familie eigentlich ist und mit wie wenigen ich davon festen Kontakt habe.
Vor dem letzten Gespräch sollten wir dann noch unseren Lebensbericht schreiben. Ich hatte ja vorher auch viel gelesen, aber irgendwie hatte ich immer etwas Angst vor dem Lebensbericht entwickelt. Ich wusste nicht so konkret, was ich schreiben muss und was die da von mir wissen wollten. Wir bekamen dann einen Vordruck an dem wir uns lang hangeln konnten. Eigentlich ging es darum unser Leben zu beschreiben, wie war unsere Kindheit, warum liebten wir unser Eltern (oder auch nicht?), wer waren unsere Bezugspersonen so im Laufe der Jahre, wie haben wir uns kennengelernt und wie ist die Entscheidung zu einem Pflegekind gewachsen.
Mein Lebensbericht hatte dann sieben Seiten, mein Mann hatte fünf. Ich fand es anstrengend, all die Gefühle und Gedanken so zu Papier zu bringen. Zusätzlich brauchten wir noch ein Attest vom Arzt, das wir nicht Lebensverkürzend erkrankt sind und das erweiterte Führungszeugnis. Zum letzten Gespräch hatte die Sachbearbeiterin dann auch ihren Kollegen mitgebracht, der auch Vermittlungen durchführt, damit wir diesen auch kennenlernen. In dem Gespräch hat sie uns dann auch gesagt, dass wahrscheinlich ein Baby zur Verfügung steht, den Rest der Geschichte kennt ihr ja schon.
Aktuell sieht es so aus, dass wir zunächst noch weiter warten (ihr erinnert Euch: mein Unwort des Jahres). Wir haben verabredet, dass wir bis zum Sommer noch warten, ob sich in unserem Kreis bzw. dem Nachbarkreis was tut. Falls nicht, wird sie sich für uns beim Jugendamt der nächsten Großstadt bemühen. Die sind wohl immer sehr froh um Hilfe von anderen Jugendämtern. Nach dem ganzen Durcheinander, das sie verursacht hat, ist sie glaube ich, um Wiedergutmachung bemüht. Als sie uns im Oktober gesagt hat, dass sie uns sehr kurzfristig belegen wird, hatten ihre Kollegen (die in den Familien arbeiten) ihr 11 Kinder unter 3 Jahren angekündigt, die zur Vermittlung anstehen würden. Von diesen 11 Kindern ist keines „übrig“ geblieben. Zehn Kinder sind mit ihren leiblichen Müttern/Vätern in entsprechende Hilfsprogramme aufgenommen worden um dort noch eine Chance zu bekommen. Das andere ging ja wegen der geografischen Nähe nicht.
Unsere Gefühle fahren immer noch Achterbahn. Aber überwiegend genießen wir die Zeit zu zweit im Moment. Wir wissen ja, dass diese Zeit bald vorerst ein Ende hat. Wir haben in den nächsten Wochen jedes Wochenende etwas anderes schönes. Wir haben Konzertkarten, fahren noch 4 Tage in den Schwarzwald und sind noch auf einige wirklich schöne Feiern eingeladen. Aber manchmal werde ich auch wehmutig. Am Wochenende geht unser Neffe mit zur Erstkommunion. Als wir meiner Schwägerin vor Monaten gesagt haben, was wir vorhaben, haben wir gesagt, sie soll uns zu dritt einplanen. Daraus ist jetzt leider nichts geworden. Aber im Juni steht noch eine Kommunion an, mal sehen, vielleicht wird es ja bis dahin was.
So, jetzt habe ich wirklich viel geschrieben, ich hoffe ihr habt solange durchgehalten. Ich werde Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und freue mich schon jetzt wirklich darauf, Euch jede Woche zu berichten.
Liebe Grüße,
Eure Iris
PS. Wenn jemand nähere Infos zum Ablauf haben möchte, darf er sich gerne an mich wenden. Ich hätte mir auch jemanden gewünscht, den ich hätte fragen können.