vom Schlafen, Essen und Aufräumen
Dienstag, 7.00 Uhr früh
Johann kullert auf dem Boden herum, während ich mir einen Tee koche. Heute versuche ich, einen weniger fehlerhaften Text zu formulieren und abzuschicken. Der letzte Blogeintrag ging ohne Korrekturen ins Netz. Sorry.
Das war heute eine verdammt kurze Nacht. Mann, Mann, Mann! Hab ich mir wohl selbst eingebrockt: Mit drei Monaten schlief Johann in manchen Nächten schon bis zu sechs Stunden durch, bevor er gestillt werden wollte. Heute Nacht waren es wohl alle zwei Stunden. Das Lernzeitfenster, um Johann problemlos an ein selbstständiges Durchschlafen zu gewöhnen, ist jetzt wohl endgültig vorbei. Weiß ich zwar, aber gerade ärgere ich mich auch. Tja, Konsequenz beginnt beim Schlafrhythmus. Ist aber im Grunde auch egal, da ich ja noch in Elternzeit bin. Erst mit Arbeitsbeginn im Januar muss das Schlafproblem gelöst sein.
Die letzte Woche war mit Johann schlaftechnisch sehr durchwachsen. Anfang der letzten Woche wachte Johann immer gegen zwei oder drei Uhr früh auf, stemmte sich hoch und begann, etwas zu erzählen. Ich war zu müde, um darauf zu reagieren. Nach gefühlt einer halben Stunde Gebrabbel schlief er neben mir wieder ein. Das gleiche Spiel morgens zwischen fünf halb sechs. Wenn ich mich schlafend stelle, schläft er oft wieder ein.
Seit Mitte der Woche robbt Johann viel weiter, als bisher. Er kommt mir auch von einem Zimmer ins nächste hinterher. Johann sitzt auch schon im Schrägsitz. Bin gespannt, wann er endlich krabbeln wird.
Wenn ich mich jetzt morgens schlafend stelle, robbt mein Sohn zu mir und fasst mir solange ins Gesicht bis ich schmerzverzehrt die Augen öffne. Tja, eigentlich schläft Johann ja in seinem Bett. Aber irgendwann in der Nacht schlafe ich beim Stillen immer ein, so dass er morgens in der Regel neben mir aufwacht. Auch nicht gerade konsequent, oder?
Seit Mitte letzter Woche hat sich noch etwas verändert: Johann isst jetzt mit so viel Appetit und Spaß, dass ich mit dem Füttern kaum hinterherkomme. Er verdrückt mittags und abends richtig viel. Windeln sind auch wieder täglich voll. Nahrungsumstellung hat jetzt also doch geklappt. Dafür leide ich zeitweise wieder unter Atombombenbrüsten.
Ob Johann aber vom Brei tagsüber mehr Energie besitzt? Jedenfalls fiel der Tagschlaf von Mittwoch bis Sonntag immer sehr knapp aus. Dafür schlief er nachts mit Stillpausen über 13 Stunden – von genau um sieben Uhr abends bis acht Uhr morgens. Jetzt sind wir seit gestern bei meiner Mama an der Ostsee. Und sofort ist wieder alles ganz anders.
Ich habe jetzt mal ganz konventionell für Johann Gemüse- und Obstgläschen gekauft, die er immer zur Hälfte pro Mahlzeit leert. Hab auch gar kein schlechtes Gewissen, ihn damit zu füttern. Beim zweiten Kind wird man viel gelassener.
So, jetzt hat Johann genug vom Robben auf dem Küchenboden. Der glänzende Mülleimer meiner Mutter hat es ihm angetan. Schicke mal ein Bild mit. Nun knappert er an einem Dinkelkringel. Er ist jetzt mit seinem Kiefer so geschickt, dass er sich vom harten Brot, welches er die letzten Tage bekam, größere Stücke abriss. Leider würgte er daraufhin auch mehrfach besorgniserregend. Brot ist jetzt also erstmal gestrichen. Gepuffte Reiswaffeln und Kringel sind dafür erlaubt. Jetzt steigere ich also den Umsatz vermeintlicher Kinderlebensmittel.
Mittlerweile ist auch meine Tochter auf und malt neben uns sitzend im Pyjama auf einer alten Rechnung.
Gestern waren wir kurz am Strand. Ich war mit unserer Großen im Meer baden. Erst hatte sie vor den eigentlich recht kleinen Wellen Angst. Aber am Ende machte sie es wie ihr kleiner Buchheld „Bobo“ und sprang mit Mama über die Wellen, schwamm bzw. lief eher mit ihren Schwimmflügeln durchs Wasser und kreischte. Auch ich ließ mich später, als sie wieder sicher an Land war, auf dem Rücken durch das Wasser treiben, den Blick Richtung weißer Wattewolken gerichtet und die Schreie der Möwen im Ohr. In solchen Momenten fühle ich mich immer mit der Welt um mich herum verbunden.
Im Sand liegend nahm Johann gleich drei Mal eine große Hand Sand in den Mund. Dann gibt es wohl in den nächsten Tagen beim Wickeln einen „Sandpapierpopo“. Übrigens finde ich ja, dass um die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen beim Wickeln zu viel Wind gemacht wird. Jungs würde man einfacher saubermachen können als Mädchen. Finde ich nicht. Okay, man kann die Wischrichtung variieren. Aber bei Jungs hat man auch genug Falten zu reinigen, damit nicht alles wund wird. Der Sand hat trotz Windel bei Johann nämlich doch einige rote Stellen an seiner Mannespracht verursacht. Dann wurde ich davor gewarnt, dass Jungs beim Wickeln gern in hohem Bogen Wasser lassen würden. Bei Johann muss ich beim Wickeln kein Tuch auf seinen Penis legen. Angepinkelt wurde ich von ihm bis jetzt genau zwei Mal. Und zum Schluss erzählten mir verschiedene Freunde von den vielen Erektionen ihrer Söhne, die bei einem selbst unterschiedliche Gefühle hervorrufen würden. Johann hatte bis jetzt genau eine Erektion. Entweder kommt das erst noch in den kommenden Monaten, oder ich bin beim Wickeln nicht liebevoll genug:-)
Wir sind jetzt zu meiner Mutter gefahren. Zum einen wollen wir hier einige Zeit unseres zweiten gemeinsamen Elternzeitmonats verbringen. Zum anderen werden wir meiner Mutter bei den Vorbereitungen ihres Umzugs helfen. Ihr kompletter Hausstand muss verkleinert werden. Meine Eltern liebten die schönen Künste: Sie haben hunderte von Büchern und Schallplatten in den letzten 45 Jahren gesammelt, die es nun durchzusehen gilt. Ich hoffte, dass mein Bruder in der letzten Woche, die er hier zu Besuch war, schon einiges erledigt hätte. Nix da! Dementsprechend emotional fiel auch gerade eben das Telefonat mit ihm aus. Auch wenn mir viele Gedanken, Gefühle und Einsichten in der letzten Woche Bauchschmerzen bereiten, bin ich nicht mehr gewillt, zu allem immer verantwortungsvoll und pflichtbewusst „ja“ zu sagen. Manchmal glaube ich, dass ich gerade durch unser zweites Kind lerne, anderen meine Grenzen aufzuzeigen.
So, nun ist es bereits halb zehn abends. Wir haben heute bei Nieselregen doch sehr viel geschafft: Meine liebe Mama hat irgendwann kapituliert, sich Johann geschnappt und mit ihm gespielt, während ich mit meinem Mann aussortiert, weggeschmissen und katalogisiert habe. Irgendwann verspürte ich Kopfschmerzen und Müdigkeit. So einfach kann ich die großen Veränderungen emotional doch nicht wegstecken. Bücher, auf die ich jahrzehntelang vom Sofa aus geschaut habe, selbst in der Hand hielt, daraus vorgelesen bekam, sind jetzt größtenteils im Müll gelandet. Wir haben dann einfach irgendwann aufgehört, sind ins Auto gestiegen und waren lecker essen.
Morgen wollen wir einen Strandtag machen. Pausieren. Vielleicht oder ganz bestimmt haben wir morgen einen schönen Sommertag vor uns. Wir haben den Fahrradanhänger wieder dabei. Mit Rad sind wir wirklich super schnell unterwegs und bekommen auch noch alle Sachen für den Strand unter. Einfach super. Und die müden Kinder schlafen oft darin ein.
So, nun erstmal Schluss für heute!
PS: Ach so, noch etwas Schönes: Ich gehe jetzt wieder abends nach mehreren Jahren Pause Tango tanzen. Mit einem Freund. Zur Auffrischung erstmal einen Anfängerkurs. Das klappte bis jetzt ganz gut. Entweder schläft Johann bis Mitternacht durch oder mein Mann legt sich zu ihm, wenn er wach wird. Findet Johann zwar ziemlich doof und wird auch richtig sauer, aber irgendwann schläft er wieder ein. Und ich habe einen Abend pro Woche für mich. Ich bin ja nicht nur Mama sondern auch Frau.
Bild: Privat
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