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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

49. Woche

Das große Packen hat begonnen

Während unsere Umzugsvorbereitungen voranschreiten, erkundet Anna ihr erstes Auto. Außerdem: Flugstornos und zu meiner beruflichen Situation

Hallo zusammen,

ich war gestern schon unglaublich müde und bin es heute weiter. Anna war früh wach und akzeptierte nicht, dass mein Mann sie mit aus dem Schlafzimmer nehmen wollte. So waren wir alle vor 6 Uhr wach. Jetzt, fast halb 9 Uhr, schläft sie wieder beim trinken oder nuckeln. Hier schreibe ich nun weiter auf dem Handy an meinen Notizen der letzten Woche für euch, für unsere Erinnerung. Vielleicht lasse ich heute manches im Notizstil stehen. Denn heute Abend muss ich einfach mal so schnell wie möglich ins Bett.

Während ich die erste Hälfte der Woche weiter fleißig Sachen an Freunde und Bekannte weitergab, war die zweite Hälfte der Woche dann vom Einpacken geprägt.

Am Montag habe ich noch einmal meine turkmenische Freundin besucht nach dem Mittagessen. Die Tochter kann inzwischen laufen, hat vor zehn Tagen die ersten Schritte gemacht. Oh, das ist ja so toll, zu sehen! Ich bin schon gespannt, wann Anna sich nun traut.... Anna genoss die Fahrt mit der U-Bahn. Überhaupt schien sie äußerst glücklich nach draußen zu kommen, nachdem sie ihre Unlust im Kinderwagen zu sitzen kundgetan hatte, versteht sich. Sie wollte auch von dort gar nicht mehr weg. Die Pizza, die meine Freundin gemacht hatte und die Babykekse dort trugen sicher dazu bei. Aber natürlich auch die vielen Spielsachen, die es zu erkunden gab. Bei uns dünnt sich, nein, dünne ich das Angebot ja nun langsam aus. Selbst die U-Bahnfahrt konnte sie nicht mehr ganz glücklich machen. Sie schrie fast den ganzen Weg nach Hause. Einkaufen konnte ich dann auch nicht mehr. Das hat dann mein Mann später übernommen, als Anna schlief.
Auch zuhause jammerte sie und wollte nur noch auf den Arm, aber da auch nicht bleiben. Wir wussten schon gar nicht mehr weiter. Sie hatte die Fingerchen verdächtig viel im Mund. Wahrscheinlich plagen sie die Zähne. Erst als wir sie im Duschraum mit Wasser planschen ließen, war sie abgelenkt genug, um wieder fröhlich zu werden. Ich brachte sie aber vor acht Uhr und mit Flasche statt Abendessen ins Bett. Sie hatte nichts anderes mehr haben wollen.

Am Dienstag bin ich gleich morgens mit meinem Mann aus dem Haus und zum Indoor-Spielplatz mit der deutschen Freundin. Mittagessen im Kindercafé, so dass Anna auf dem Heimweg einschlief. Sie schlief dann fast eine Stunde im Wagen im Flur. Ich konnte sie aber nach dem Umbetten zum Weiterschlafen bewegen und die Zeit für weitere Arbeiten nutzen. Zum Beispiel dafür, ihr neues Fahrzeug zu säubern, dass ich auf dem Weg zum Spielplatz gefunden hatte. Jemand hatte es für den Sperrmüll rausgestellt. Man kann das ja ganz leicht an den Aufklebern erkennen. Insofern dachte ich mir, dass es doch okay wäre, es mitzunehmen. Meine japanische Bekannte, von der ich auch letztens berichtet hatte, wird es nächste Woche dann für ihren Sohn mitnehmen. Das Gefährt ist wirklich ganz gut und nicht so krell und voll gepackt mit zusätzlichen Spielfunktionen wie viele andere dieser Babyrutscher hier. Mein Mann war nicht so begeistert, aber es ist ja nur noch für zehn Tage.

Mi
Kindertreff, Anna im Planschbecken. Danach wollte sie keine Kleidung anziehen.
Nachmittags nochmal ins kodomo miraikan, Kinderhaus, Anna erobert weitere Bereiche für sich. Andere deutsche Bekannte getroffen. Anna turnt noch durch die Bibliothek und zieht natürlich alle Bücher raus. Ist total begeistert von der Krabbelfläche.

Do
Deutsche Freundin (die mit den großen Kindern) kommt zum Helfen und wir wollen die Fahrräder überschreiben, die sie uns abkaufen. Seit 2018 werden die Fahrräder in Kyoto beim Kauf registriert und man wird darauf aufmerksam gemacht, dass eine Haftpflichtversicherung Pflicht ist. Natürlich bekommt man ein Angebot, aber kontrolliert wird es nicht. Wir haben eine deutsche, die international gilt.
Ich finde beides, Registrierung und Versicherung sehr sinnvoll. Gerade hier in Kyoto habe ich so viele Beinahe-Unfälle erlebt. Die Fahrradfahrer sind extrem risikofreudig, hat man den Eindruck. Ich weiß nicht, wie es hier um die Verkehrserziehung bestellt ist. Jedenfalls guckt sich niemand um vor dem Abbiegen und anzeigen, dass man abbiegen möchte, liegt auch nicht im Trend.

Es ist erst halb zehn Uhr morgens und schon ultraheiß, über 30 Grad.
Wir hatten die Formulare fertig, online heißt es, dass mache jede kleine Polizeistation. Aber wir werden zum nächsten Fahrradladen geschickt, der uns wieder weiter schickt. Der zweite Fahrradladen, nach einem weiteren Kilometer durch die Hitze laufen, nimmt die Änderung auf. Anna schlief einen Teil der Odyssee und beobachtete dann neugierig das Geschehen, bis sie sich einem Fahrrad zuwandte, das glücklicherweise einen Kettenschutz hatte.

Zuhause:
Meine Freundin beschäftigte sich bald mit Anna. Da sie selbst Erzieherin ist, hat sie einfach ein Händchen für die Kleinen. Anna liebt sie und fühlte sich schnell wieder wohl mit ihr. Für den Mittagsschlaf brauchte sie drei Anläufe, weil sie neugierig gucken musste, was meine Freundin da weiter in der Küche trieb.
Ergebnis war, dass das Geschirr und Besteck und die weiteren Küchensachen sortiert sind in Boxen für eine, die am nächsten Freitag unsere großen Matratzen übernimmt, und eine Kiste muss ich noch so loswerden.

Freitag zum Eis essen verabredet mit einer Bekannten und ihrem Sohn. Vorher Mittagessen zusammen. Anna mag Pizza! Der kleine Junge, 4 Jahre alt, hat eine Babypuppe, die er Anna zeigt. Ich nehme extra ein Milchreiseis ohne Zucker und diesmal will Anna auch probieren.
Spielplatz und auf dem Heimweg schläft sie.
Ich konnte nicht in den Bus steigen, weil der blöd gehalten hat. Wand der Haltestelle im Weg und eine für mich mit dem Kinderwagen unüberwindbare Lücke zwischen Randstein und Bus. Niemand da zum Helfen, frustrierend. Eine Station gelaufen, da kein hoher Randstein, der nächste Bus ist meiner.
Abends mit Anna ins Bett, sie war irgendwie etwas komisch drauf. Wir alle müde.

Samstag
Abwechselnd mit Anna im indoor Spielplatz, so dass jeder mal in Ruhe was erledigen konnte. Dann wurde der Schreibtisch, der auch Wickeltisch war, abgeholt. Es ist ein bereits bekannter, junger Mann aus Indien, der schon mal was abgeholt hat. Damals hatte Anna Angst vor ihm und weinte. Diesmal guckt sie interessiert.
Ob sie merkt, dass eine grundlegende Veränderung bevor steht?
Nachts hatte Anna einen Alptraum, länger wach. Schläft erst auf dem Arm wieder ein.

Sonntag
Fahrräder zur Abholung bereitgestellt.
Ausflug nach Osaka ins “Museum of Housing and Living”.
Eine Straße aus der Edozeit (17. Bis 19. Jht.) aufgebaut in einer großen Halle und es wird in Abständen verdunkelt und ein digitales Feuerwerk eingespielt, Annas erstes und sie guckt gespannt.

Die Häuser sind etwas langweilig für Anna. Ich ziehe ihr unseren Babykimono an, um Fotos zu machen. Hatte ihn verliehen und erst kürzlich zurück. Die Museumsmitarbeiter sind begeistert und sofortige Fans von Anna.
Beim Mittagessen isst uns Anna fast eine Portion weg und schlief dann auf Papas Schoß beim Essen ein. Plötzlich nickte ihr Köpfchen einfach nach vorne.
Bei der Suche nach einem Café geraten wir an eine Cafékette, die uns leider enttäuscht. Wir bestellen ein drittes Nachtisch-Getränk in der Annahme, dass es Kakaojelly wäre. Stellt sich als Kakao mit Eiswürfeln und Softeis oben drauf heraus.
Anna bekommt ja überall einfach auch ein Glas, manchmal einen Becher Wasser hingestellt, hier auch, obwohl sie im Kinderwagen liegt und schläft. Nun stellt die Bedienung den Eiskakao vor Anna! Wir amüsieren uns darüber.

Wir gehen noch einmal ins Museum, denn wir haben die Sonderausstellung noch nicht gesehen. Anna schläft noch und ich beneide sie. Zu gern würde ich auch schlafen. Ich bin so müde, dass ich mich im Vorraum halb auf eine gepolsterte Bank lege. Aber ich kann nicht einschlafen.

Zuhause, als Anna im Bett ist, kann ich immer noch nicht schlafen. Zu groß ist mein Drang im Nebenzimmer wieder Ordnung herzustellen und die letzten offenen Sachen erneut zu inserieren, damit sie endlich Abnehmer finden. Für den Tisch und die Stühle geht das auch gleich auf diesmal. Jetzt ist nur noch die Kiste mit Küchenkram offen. Eine andere Kiste mit nützlichem Kleinkram stellen wir ab heute mit einem „Zu verschenken“-Schild vors Haus.

Übrigens, wir hatten ja bereits die Flugtickets, gel, von Osaka nach Tokio, nach Istanbul, nach München. Letzte Woche, ich glaube, es war Donnerstag kam die Nachricht von der Agentur, die das Ticket für meinen Mann gebucht hat, dass der Flug von Tokio nach Istanbul von der Fluggesellschaft gecancelt wurde. Wir wurden bis heute nicht informiert von der Gesellschaft. Der neue Vorschlag der Agentur wäre ein Tagesflug, na gut, und sogar noch einen Tag früher in München angekommen, diesmal über London. Wir wollten natürlich auf sein Ticket warten, bis wir meinen und Annas Flug neu buchen würden. Und, was passiert heute: Statt des Tickets erneut eine Nachricht, dass der Flug gecancelt wurde. Zwei neue Optionen, diesmal mit selbst zu organisierendem Transfer in Tokio von einem zum anderen Flughafen – das mit Baby, Kinderwagen und einer Menge Gepäck!
Wir überlegten hin und her und haben uns nun für eine Version entschieden, wo wir noch eine Nacht in Tokio verbringen und dann wieder einen Tagesflug haben, diesmal nach Warschau, dann München. Irgendwie scheint uns in dieser Zeit die Aussicht wenigstens schon mal ins Nachbarland zu kommen, vertrauenswürdiger als noch über Doha zu fliegen, was die Alternative gewesen wäre und nun ein Backup ist, falls der Flug nach Warschau ausfallen sollte.
Gerade scheint so gar nichts mehr sicher… Aber irgendwie springt in solchen Momenten mein Vertrauen auf Gott besonders an und ich werde ruhiger und gelassener als ich mir das selbst erklären kann.

Vielen Dank für die vielen Kommentare und Wünsche beim letzten Beitrag! Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Liebe Nora, deine Frage zu meinem Beruf und vor allem Plänen ist sicher berechtigt und ich habe immer wieder überlegt, da auch noch mal was zu schreiben. Aber dann waren die Einträge schon immer so lang... Ein bisschen über meinen beruflichen Hintergrund habe ich natürlich in meinem Startbericht hier vor gut einem Jahr geschrieben. Gerne ergänze ich das jetzt: Meine letzte Arbeit in Hamburg war mehr organisatorischer Art. Ich war sechs Jahre lang in einer Firmensprachschule für einen Großkunden tätig und habe dafür gesorgt, dass sich Teilnehmer und Trainer für ihren Sprachunterricht treffen und, dass möglichst beide (in der Regel Einzeltrainings) miteinander gut auskommen. Zusätzlich habe ich Unterrichtsmaterialien entwickelt für Onlinetraining, Trainer beraten und was sonst so anfiel.
Hier in Japan war und bin ich Hausfrau. Das war/ist nicht immer leicht. Nach einem langen Tag mit Anna wünsche ich mir schon öfter mal geistige Abwechslung und Input. Also, ich möchte schon auch wieder arbeiten gehen. Die erste Zeit in Deutschland will ich aber noch mit Anna verbringen. Es wird ja schon auch eine große Umstellung für sie. Ich weiß nicht, wie viel sie wirklich mitkriegt, aber die Menschen werden alle anders aussehen, das Klima ist anders, das Essen wird etwas anders sein, eine neue Wohnung, neue Leute, die auch die Mama erst noch kennen lernen muss. Außerdem müssen wir auch noch eine passende Betreuung finden und ich dann ja auch wieder einen Job. Am ersten Tag zurück muss ich mich bei der Agentur für Arbeit melden, da mein letzter Status in Deutschland noch zwei Tage arbeitslos war. Aber ich gehe dann auch gleich offiziell in Elternzeit. Wie lange, da bin ich noch unsicher.
Meine letzte Stelle hat an sich sehr gut zu mir und meinen Fähigkeiten gepasst, ein großer Bereich Organisation, aber auch entwickelnde Tätigkeiten, Beratung, ein relativ kleines Team. Aber so etwas muss man erst einmal finden und die Sprachenbranche, jedenfalls im Firmenbereich, hat sehr unter den Einschnitten zur Eindämmung des Virus gelitten. Ich bin offen, mich auch in ganz andere Bereiche einzuarbeiten und nicht auf den Kopf gefallen. Bei meinem Studienfach „Deutsch als Fremdsprache“ fragen zwar regelmäßig Leute, was denn meine Muttersprache wäre, aber es ist ein breites Fachgebiet. Ich hoffe sehr, dass ich eine Firma finde, die offen ist für eine Quereinsteigerin wie mich, aber sechs Jahre Büroerfahrung habe ich ja auch zu bieten.
Falls jemand hier was in Braunschweig weiß… Anke von der kidsgo-Tagebuchredaktion stellt sicher gern den Kontakt her, zwinker.

So denn, ich wünsche euch allen eine gute Woche!
Herzliche Grüße zum vorletzten Mal aus Kyoto,

Silke

Foto: Privat

 

Foto: Privat

 



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