Mein Ultraschalltermin mit möglichem Outing und die sich zuspitzende Lage in meiner Arbeit
Hallo ihr Lieben,
ich schreibe euch gerade vom Sofa, wo ich heute ziemlich schlapp herumhänge. Tatsächlich fühle ich mich gerade gar nicht fit, habe Rückenschmerzen und muss ständig niesen. Schauen wir mal was das wird. An neuen Schwangerschaftssymptomen ist seit dem letzten Bericht hinzugekommen, dass seit 2 Tagen mein Bauch immer wieder schmerzlos hart wird. Das sind dann wohl die berühmten Braxton-Hicks-Kontraktionen :) Etwas, dass ich als Kindsbewegungen definieren könnte habe ich leider weiterhin noch nicht gespürt.
Nun zu meinem positivsten Erlebnis dieser Woche. Am Freitag stand ein Besuch beim Frauenarzt auf dem Programm. Diesmal war ich ohne meinen Mann dort, da der Termin am späten Vormittag war. In der Praxis sah alles ziemlich anders auch als noch in der Woche zuvor. So hatten sie Kreuzchen auf den Boden bis vor die Praxistür geklebt, damit man mit ausreichendem Abstand anstehen konnte. Auch das Wartezimmer war nur noch mit der Hälfte der Stühle bestückt. Vor dem Tresen hatten sie Plexiglasscheiben angebracht und alle Mitarbeiter arbeiteten mit FFP-2 Masken. Die ergriffenen Maßnahmen fand ich aber ziemlich positiv, da mir ja doch daran gelegen ist, dass die Praxis offen bleibt. Bei mir wurde diesmal eine leichte Anämie diagnostiziert, so dass ich jetzt ein Eisenpräparat nehmen soll. Mein Urinbefund ergab erneut eine Spur von Leukozyten, war aber ansonsten in Ordnung. In der Urinkultur von letzter Woche war wohl auch nichts gewachsen - zum Glück! Es wurde bei diesem Termin auch nochmal mein Scheiden-pH-Wert überprüft, aber auch dieser war mit 4,0 perfekt. Jetzt weiß ich zumindest, dass meine Symptome, die ich immer wieder habe, zumindest keinen Infekt als Ursache haben und muss mir weniger Sorgen machen.
Nun zum Ultraschall: Das “Mausi” - so sagt mein Frauenarzt immer liebevoll zum Baby - ist wieder sichtbar gewachsen. Leider habe ich diesmal kein schönes Bild bekommen, da das “Mausi” ziemlich aktiv war und der Kopf aber die ganze Zeit unter der Plazenta, die relativ tief an der Vorderwand sitzt, “feststeckte”. Dies führte dann dazu, dass bei den 3D-Aufnahmen immer ein kopfloses Baby entstand - das wollte mein Doc lieber gar nicht erst drucken. Zur Plazenta meinte mein Arzt, dass sie vermutlich noch nach oben wandern würde und aktuell kein Grund zur Sorge bestünde. Vermessen hat sich das Baby aufgrund der Aktivität auch nicht so gut gelassen - der Doc musste jedes Mal ein wenig schätzen - aber es schien alles zeitgerecht entwickelt, bzw. eher 2-3 Tage voraus zu sein, was den errechneten Entbindungstermin anging. Und man konnte trotz der Aktivität wunderbar sehen, dass zwei Gehirnhälften, 4 Kammern am Herzen, ein Magen, eine Harnblase etc. vorhanden waren. Ein Nabelbruch schien auch nicht vorzuliegen. Also nur positive Nachrichten. Jetzt war ich natürlich auch schon ziemlich neugierig bezüglich des Geschlechts. Aber auch diesbezüglich waren die Lage und vielen Bewegungen des “Mausis” ungünstig. Der Frauenarzt hat aber dann doch ein Foto schießen können, wo etwas drauf ist und einen Tipp abgegeben, was es wahrscheinlich wird, allerdings ohne Garantie. Deshalb verrate ich hier noch nichts. Ich finde das Zwischen-die-Beine-Foto auch nicht so eindeutig, werde also versuchen gedanklich offen für beide Geschlechter zu bleiben. Das ist leider auch das einzige Foto das ich mitbekommen habe - sehr zur Enttäuschung meiner Mama und Schwiegermama, denen ich diesmal kein Babybild schicken konnte. Mein Opa hat dementsprechend auch kein Bild bekommen, trotzdem habe ich ihn angerufen und über die Schwangerschaft informiert. Er hat sich natürlich wahnsinnig darüber gefreut.
Mein Mann und ich haben am Freitag Abend noch eine Runde Namenssuche im Internet betrieben. Leider sind wir beide sehr wählerisch diesbezüglich. Dank jahrelangem Kinderwunsch führen wir aber tatsächlich schon lange eine Liste mit möglichen Optionen. Leider sind bei unserer diesmaligen Recherche keine neuen Namen dazu gekommen sondern nur welche von unserer Liste weggefallen. Aber wir haben ja noch ein paar Monate Zeit.
Leider muss ich auch diese Woche nochmal das Corona-Thema aufgreifen. Ich hoffe ich nerve euch nicht damit, aber es hat mich dieses Woche doch weiterhin extrem beschäftigt und wurde zunehmend real für mich. Betreffen tut es in irgendeiner Art und Weise ja bereits alle von uns, aber gegen Mitte der Woche überschlugen sich zumindest bei mir die Ereignisse förmlich.
Zuerst teilte meine Schwiegermama meinem Mann und mir am Mittwoch per Whatsapp mit, dass sie krank sei und bei ihr hochgradiger Corona-Verdacht bestünde, da ihre Kollegin wohl positiv getestet wurde und sie und sämtliche anderen Kollegen gleichzeitig krank wurden. Meine Schwiegermama wohnt in einer Einliegerwohnung im selben Haus wie wir. Getroffen haben wir sie zuletzt am Samstag und erst am Montag hat sie Symptome entwickelt. Es geht ihr zum Glück nicht zu schlecht und sie ist vom Typ auch so, dass sie in der Quarantäne nicht spontan depressiv wird vor Einsamkeit. Mein Mann und ich haben natürlich beide unseren Arbeitgebern diesen Verdacht mitgeteilt, welche sich aber einig waren, dass das vorerst keine Konsequenzen hat, da wir nur als Kontaktpersonen 2. Grades gelten. Der Arbeitgeber von meinem Mann hat sich aber dann doch noch umentschieden und ihn für die nächsten 14 Tage ins Homeoffice geschickt. Bisher war noch niemand da um den Abstrich bei meiner Schwiegermama zu machen, so dass wir immer noch nicht schlauer sind, ob es nun wirklich Corona ist. Es ist aber doch sehr wahrscheinlich. Mein Mann und ich sind bisher gesund geblieben, ich fühle mich allerdings wie oben erwähnt, seit heute Morgen nicht mehr ganz gut.
Auch noch am Mittwoch erfuhr ich, dass nun Corona auch in unserem Krankenhaus gesichert angekommen sei, was nun definitiv zur Schließung meiner Abteilung, als auch sämtlicher operativer Abteilungen meines Krankenhauses führen würde. Das Personal soll nun auf andere Stationen - unter anderem Isolierstationen - verteilt werden, wo auch akuter Mehrbedarf an Personal besteht. Mit Erhalt dieser Nachricht bekam ich es schon deutlich mit der Angst zu tun. Von meiner aktuell sehr schwangerschaftsfreundlichen Arbeit stand also ein Wechsel in eine Abteilung mit schwerstkranken und potenziell infektiösen Patienten an. An dieser Stelle muss ich meine neue Chefin sehr lobend erwähnen. Als ich am Donnerstag in die Arbeit kam - begrüßte sie mich bereits mit den Worten: “Ich lasse nicht zu, dass Sie auf einer anderen Station arbeiten und sich damit gefährden müssen, Sie lassen sich bitte von Ihrem Frauenarzt krank schreiben!”. Ich habe dann allerdings gleich mit unserem Betriebsarzt telefoniert, ihn über die anstehenden Änderungen meines Arbeitsplatzes informiert und erhielt dann relativ diskussionslos ein Beschäftigungsverbot, das nun solange gilt, bis es wieder einen Arbeitsplatz gibt, der mich als Schwangere nicht gefährdet. Am Freitag war ich dann schon zu Hause.
Das Beschäftigungsverbot hat bei mir zunächst zu einem schlechten Gewissen geführt. Irgendwie fühlt es sich so an, als würde ich meine Kollegen im Stich lassen, wo ich doch normalerweise aktuell an vorderster Front mithelfen würde in dieser Krise. Gleichzeitig merkte ich aber bereits am Donnerstagabend, wie eine große Anspannung und Angst von mir abfielen. Seither drehen sich meine Gedanken zumindest nicht mehr ausschließlich um dieses blöde Virus. Ich bin mal gespannt wie lange ich zu Hause sein werde. Auf jeden Fall möchte ich auch etwas sinnvolles mit der Zeit anfangen. Neben der Bepflanzung unseres Gartens (die Samen für das Gemüsebeet habe ich schon zu Hause), habe ich mir auch vorgenommen zu lesen, sowohl berufliche Fachliteratur als auch zum Thema Schwangerschaft und Geburt. Das Stattfinden des Geburtsvorbereitungskurses ist vermutlich mehr als fraglich, so dass ich mich auch mal schlau machen werde was für Online-Möglichkeiten es da gibt. Am Freitag habe ich schon begonnen einen Podcast zur sanften Geburt zu hören.
Euch allen möchte ich diesmal ganz viel Kraft und starke Nerven für die kommenden Wochen mit all ihren Herausforderungen wünschen. Lasst euch nicht unterkriegen, aber bitte nehmt die Lage trotzdem ernst, bleibt wenn irgendwie möglich zu Hause und meidet soziale Kontakte! Diese Maßnahmen sind so wichtig, wenn wir ein Zusammenbrechen unseres medizinischen Versorgungssystems verhindern wollen!!!
Eure, Lina
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