Manchmal macht uns ein Wachstumsschub ein Strich durch die Rechnung...
Noah ist nun bereits sechs Monaten alt – und kaum etwas erinnert mehr an das scheinbar so hilflose Neugeborene. Ein munteres, vor Energie strotzendes Wesen teilt unser Leben.
Und dieses Wesen war diese Woche sehr anstrengend. Ich weiß, dass dies wahrscheinlich nicht die letzte Woche war, wo ich es sagen werde, aber in diesen Momenten möchte ich mich einfach ausheulen. Auch, wenn ich meinen Sohn über alles liebe und verstehen kann, dass diese immer noch neue Welt für ihn auch anstrengend ist, war ich froh, wenn mein Mann endlich zu Hause war und ich ihm SEINEN Sohn in die Hände drücken konnte. Und das um ihn 15 Minuten später wieder fest in meinen Armen zu halten...
Auf jeden Fall war ich einem Nervenzusammenbruch sehr nahe. Hinlegen – falsch, Hochnehmen – auch falsch, Stillen – kurz kann ich es mir gefallen lassen, und bloß nicht versuchen in den Schlaf zu bringen. Und dann lese ich einen Artikel: „Was will mir mein Baby sagen?“. Toll, laut des Artikels müsste ich schon in der Lage sein, sein Geschrei einzuordnen. Fehlanzeige – vielleicht bin ich eine schlechte Mutter? Nein – das ist es nicht, und auch ein Baby hat das Recht grundlos unzufrieden zu sein. Ich habe auch mal meine schlechten Tage und mein Mann muss darunter leiden ☺.
Wusste ich, dass es anstrengend sein wird, als ich mich für das Kind entschieden habe? Ja, das wusste ich! War ich denn darauf vorbereitet? Dachte ich zumindest. Hätte ich noch einmal genauso gehandelt? Auf jeden Fall!!! Diese schwierigen Momente sind sehr schnell vergessen, wenn man mit einem Lächeln entschädigt wird. Das ist wahrscheinlich mit ein Grund dafür, dass die Menschheit bisher noch nicht ausgestorben ist.
Diese Tage waren auch zum Glück schnell vorbei und endeten zufällig mit einem Hautausschlag bei Noah. Diesen hat der Arzt auf einen Infekt, den Noah wohl durchgemacht haben muss, zurückgeführt. Von dem hatte ich nichts mitbekommen. Auf jeden Fall habe ich es mir nicht nehmen wollen und dem Arzt erzäht, dass Noah die letzten Tage sehr, sehr schwierig war. Da hat er nur gelacht und gemeint: „Ja, so zum an die Wand klatschen?“. Er muss ja wissen, wovon er spricht, seine Tochter ist nur eine Woche jünger als unser Noah. Da musste ich selber lachen, weil ich es wahrscheinlich nie ausgesprochen hätte, aber es war irgendwie wahr. Was für ein Glück, dass ich gerade im „Stern“ gelesen habe, dass man sich nicht dafür schämen muss, wenn man eigene Kinder auch doof findet ☺. Angeblich kommen alle Eltern mal an diesen Punkt und es ist wie in der Ehe – man wünscht sich den Partner wer weiß wohin, obwohl man ihn eigentlich liebt.
Nach wenigen Tagen hatte ich meinen lieben Noah wieder zurück. Obwohl ganz der alte ist er nicht. Er ist wieder mal selbständiger geworden (muss wohl eine besonders schwierige Wachstumsschubphase gewesen sein), verlangt aber permanent meine Anwesenheit. Er kann alleine spielen solange sich die Mama in einem Radius von circa 3 Meter befindet.
Noah ist sehr in unseren Alltag integriert, ich erzähle ihm meistens, was ich gerade mache, was das bedeutet und was wir als nächstes vorhaben. Jeden Morgen hole ich ihn zuerst zu uns ins Bett und nachdem wir ein wenig geschmust und gespielt haben, stehen wir auf. Sobald ich aus dem Bett rauskrieche und ihn hochnehme, schaut er Richtung Fenster, da er weiß, dass wir jetzt die Rollläden hochziehen werden. Wenn wir in die Küche kommen, schaut er Richtung Kaffeemaschine und weiß genau, wo er mit Hilfe von Mama drücken muss, um für die Mama einen leckeren Kaffe zu machen.
Und natürlich weiß er schon ganz genau, welches Bild er anschauen muss, wenn ihn Mama nach Papa, Mama oder Opa fragt. Ich liebe diese Momente...
Bezüglich der U5 ist nicht viel zu erwähnen - diese haben wir bravourös bestanden und es gab keinerlei Beanstandungen ☺.
Dieses Wochenende haben wir schön mit unseren Freunden gegrillt. Ich bin noch die einzige in meinem Freundeskreis mit einem Kind. Und da merkt man den Unterschied... Wir sind schon eine lustige Runde und früher haben wir immer ausgiebig gefeiert. Für mich endet der Spaß jetzt spätestens um 20 Uhr. Aber ehrlich gesagt, macht es mir nichts aus, ich genieße das Leben genauso wie es ist.
Es gibt auch diese Tage, an denen ich mich nur noch als Mutter fühle. Ich trage die meiste Zeit nur noch “Funktionskleidung”, also das, was ganz oben im Schrank liegt, sich leicht waschen lässt und nicht gebügelt werden muss - einfach, weil das Anziehen morgens möglichst schnell gehen muss. Stillen, Saubermachen, Wickeln, Anziehen des Babys scheinen den Tag aufzufressen, jedenfalls alle Zeit, die neben der üblichen Arbeit noch übrig bleibt, und ich musste darum kämpfen, dass mein Mann am Abend nicht nur den Noah begrüßt…
A propos Kleidung... Als ich schwanger war, hat mein Mann mir meinen Wunsch erfüllt und für mich einen begehbaren Kleiderschrank gebaut (oder besser gesagt mein Bruder hat es gemacht und mein Mann hat ihn tatkräftig unterstützt). Jetzt stapeln sich meine Kleider Größe 36 und finden keine Verwendung , ich ziehe abwechselnd 2 Paar Jeans und vielleicht 5 Stück Oberteile, in die ich noch reinpasse. Aus Prinzip weigere ich mich meinen Kleiderbestand um weitere Stücke in Größe 40 zu erweitern. Und das ist wahrscheinlich das, was ich aus meinem alten Leben am meisten vermisse: meine (keinesfalls perfekte) Figur. Nach der Geburt habe ich lediglich 3720 g + Plazenta + weitere wenige Kilos abgenommen und seitdem tut sich gar nichts!!! Das Stillen scheint da auch kein Wundermittel zu sein. Vielleicht verbrauche ich auch 700 Kalorien mehr, ich fresse aber mindestens das Dreifache unnötig rein ☺. So einen Heißhunger hatte ich nicht mal in der Schwangerschaft...
Und zu Euren Kommentaren von letzter Woche... Ich steige in das Berufleben mit 20 Stunden die Woche wieder ein. Es ist nicht viel und es wäre auch machbar, aber mein Chef möchte gerne, dass ich mir die Woche mit meiner neuen Kollegin teile und 2.5 Tage arbeite. Somit sind 2 volle Tage für mich betreuungstechnisch zu decken. Das ist natürlich kein Problem, da die Oma sich schon darauf freut, aber essenstechnisch klappt es immer noch nicht. Vielleicht funktioniert es mit dem Fläschchen bei der Oma besser.
Gerd, es ist mir bewusst, dass mir die Stillpausen zustehen. Dies ist aber in der Praxis kaum umsetzbar, da der einfache Weg zur meinem Arbeitsplatz mindestens 30 Minuten in Anspruch nimmt, und das bei günstigen Verkehrsverhältnissen. Bei unserem momentanen Stand müsste ich es mindestens 2 Mal am Tag machen. Ich erhoffe mir, dass wir noch eine Mahlzeit ersetzten und eventuell könnte die Oma den Kleinen für eine Mahlzeit vorbeibringen - sie ahnt noch nichts von ihrem Glück :-). Ich gehe das aber momentan locker an und habe meinen Boss darauf hingewiesen, dass meine Rückkehr voll vom Noah abhängt.
Yvonne, als ich noch nicht Mama war habe ich es ganz anders gesehen, ich wollte so schnell wie möglich wieder an meiner Karriere rumdoktern. Diese Einstellung hat sich mittlerweile geändert und ich würde gerne die Zeit für Noah und mich nutzen. Die Sache ist aber kompliziert, da ich ein Versprechen abgegeben habe und dieses ist für mich persönlich bindend. Meine Arbeitskollegen sind auch voll überlastet und ich möchte keinen im Stich lassen. Und ich denke 20 Stunden in der Woche sind auch einen gute Gelegenheit wieder langsam einzusteigen. Finanziell gesehen muss ich nämlich ab Januar wieder mindestens 30 Stunden arbeiten und ich vermute da wäre die Umstellung noch schwieriger. Und wie bereits erwähnt, überlasse ich mein Kind keinen Fremden.
Außerdem ist Deutschland das einzige Land, wo wir den Luxus haben, so lange sich um sein Kind zu kümmern. Ich arbeite für eine Firma, deren europäische Zentrale sich in Brüssel befindet. Und ich bin immer wieder verwundert, dass die Frauen in den Mutterschutz gehen und 3 Tage später erhalte ich eine Email mit der Nachricht, das Kind wäre schon da (ich war mehr als froh 6 Wochen vorher nicht mehr arbeiten zu müssen). Und 2 Monate später sind sie auch wieder voll in ihrem Berufsleben. Es ist klar, dass die Betreuungsmöglichkeiten dort dementsprechend deutlich besser als in Deutschland sind, aber ehrlich gesagt, hätte ich die Möglichkeit diese in Anspruch zu nehmen, könnte ich es mir nicht vorstellen, so ein kleines Baby in Obhut von fremden Leuten zu geben.
Ähnliche Situationen hat man in der Türkei, entweder geht man nach 2 Monaten arbeiten oder man verzichtet auf den Arbeitsplatz. In Polen hat man zwar die Möglichkeit zu Hause zu bleiben, finanziell ist das aber meist nicht machbar, da nur wenige Monate bezahlt werden.
Und genau vor einer Woche habe ich „Goodbye Deutschland“ geschaut. Es ging um eine deutsche Auswanderin in Frankreich, die eine rasante Kariere mit 3 Kindern hingelegt hat. Genau das gleiche hat sie behauptet und ich musste dabei ein wenig lächeln... Trotzdem ist das für mich nicht einfach...
Wie immer Euch allen eine schöne und erholsame Woche...
Liebe Grüße
Marta