Ich muss sagen, dass ich insgesamt dieses Rumtragen ziemlich blöd finde. Abgesehen von dem nicht unwesentlichen Gewicht – Alexander geht nun locker
auf die 8 Kilo zu – wird man doch durch den hinzugewonnenen Umfang recht bewegungsunfähig.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
unseren Durchfall sind wir wieder los geworden. Aber erst zum Ende der Woche. Das ist echt eine blöde Zeit, wenn man sich gerade so durch den Alltag schleppt und dabei zwei Kinder zu bespaßen hat. Gerade meine Frau hat durch den doppelten Flüssigkeitsverlust (unten Durchfall, oben Stillen) echt zu Kämpfen gehabt. Da macht der Kreislauf schnell schlapp, was für mich zusätzliche Sorge bedeutete (bekomme ich jetzt auch das „Sorgerecht“ für meine Frau?).
Wenigstens ist Alexander Gott sei Dank von der ganzen Sache verschont geblieben. Und zwei positive Nebeneffekte hatte das Ganze auch: Wir haben ganz ohne Sport einige Pfunde verloren. Und da wir fast keine Lebensmittel brauchten, wurde auch unser Konto entlastet. Meine Frau geht nun nach Mutterschutz und Urlaub endgültig in Elternzeit, womit ihr Gehalt wegfällt. Damit leben wir erstmal nur von Elterngeld, Kindergeld und ab nächstem Monat wieder von meinem Halbtagesgehalt. Das bedeutet, dass ich als Finanzminister unserer Familie mal wieder die Daumenschrauben anziehen muss. Das Problem dabei sind die ziemlich hohen Fixkosten für Haus, Nebenkosten, Versicherungen und nicht zu vergessen Tanjas Kindergarten. Aber mit ein bisschen Disziplin werden wir im Rahmen bleiben.
Alexander ist nach wie vor ein lustiges Kerlchen. Inzwischen hat er gemerkt, dass man bei der Stimme auch die Lautstärke hochdrehen kann und quakt und quäkt bei guter Laune nun teilweise so laut, dass wir uns kaum unterhalten können. Auf dem Rücken liegen wird ihm wohl langsam langweilig, er möchte gerne auf den Bauch, allerdings ohne die geringsten Anstalten zu machen, sich selber mal umzudrehen. Das müssen wir schon machen. Noch besser ist es, von uns so in sitzender Position gehalten werden, dass er alles überblicken kann, und dabei auf einem unserer Daumen rumzukauen. Rausgehen mit ihm ist gar nicht mehr so leicht. Da er tagsüber nicht mehr viel schläft (ab und zu eine halbe Stunde und vielleicht mal eine Stunde am Mittag), mag er nicht mehr gerne im Kinderwagen herumgefahren werden. Insofern greifen wir nun verstärkt zum Baby Björn. Mit dem Tragetuch können wir uns trotz aller Versuche überhaupt nicht anfreunden. Irgendwie gibt es da zwei Fraktionen bei den Eltern: die einen lieben das Tragetuch, die anderen können nichts damit anfangen. Wir gehören zur letzteren. Dieses Umschlingen dieses ewig langen Teils, das irgendwo im Dreck schleift, dann hierüber werfen, da drunter durch, noch mal hintenrum und unten durch, feststellen, dass man irgendwo das Tuch falsch gedreht hat, wieder von vorne, hier noch nachziehen, da noch nachziehen...... ne, das ist nichts für uns. Im Babybjörn sitzt der Kleine in dreißig Sekunden und wenn man ihn mal rausnehmen muss, geht es noch schneller. Und mit ein paar Handgriffen können wir ihn jederzeit von einem zum anderen anpassen.
Ich muss sagen, dass ich insgesamt dieses Rumtragen ziemlich blöd finde. Abgesehen von dem nicht unwesentlichen Gewicht – Alexander geht nun locker auf die 8 Kilo zu – wird man doch durch den hinzugewonnenen Umfang recht bewegungsunfähig. Beim Einkaufen den Geldbeutel raus zu ziehen ist schon gar nicht so einfach. Wenn dann mal ein Euro runterfällt, wird es richtig mühselig, den wieder aufzuheben. Und größere Einkäufe sind nur bedingt möglich, wenn man das Ganze schleppen muss. Da liebe ich unseren Kinderwagen, wo ich nach Lust und Laune die Einkäufe unten rein stopfen oder oben dran hängen kann.
Es gibt nach meiner Erfahrung nur zwei Situationen, wo ich als Mann mit Baby angelächelt werde. Erstens wenn ich ihn im Baby Björn (oder Tragetuch) trage. Oder mit Baby als Mann beim Kinderarzt. Gerade beim letzteren werde ich von den anwesenden Frauen so angestrahlt, dass ich schon fast unanständige Angebote erwarte (die aber nie kommen, seufz). Wenn ich aber nur mit dem Kinderwagen unterwegs bin, werde ich vollkommen ignoriert oder misstrauisch beäugt. Schon seltsam.
Am Dienstag hatten meine Frau und ich Hochzeitstag. Immerhin sind wir nun schon 16 Jahre verheiratet. Eine Tatsache, die mich doch irgendwie in Staunen versetzt. Wenn ich mich so in unserem Bekanntenkreis umschaue, gibt es kaum jemand, der nicht geschieden oder (mehrfach) getrennt ist. Irgend etwas machen wir also richtig. Vermutlich liegt es einfach daran, dass meine Frau und ich super zueinander passen. Bei uns passt wirklich das Wort der „Seelenverwandten“. Es ist schon wirklich beängstigend, wie wir beide oftmals den gleichen Geschmack, die gleichen Vorlieben und die gleichen Abneigungen haben, wie wir sogar oft das gleiche denken. Vor einigen Wochen meinte ich einem seelischen Tiefpunkt zu meiner Frau: „Mann, muss das schön sein, tot zu sein. Einfach ausruhen und keiner quengelt rum.“ Zugleich dachte ich mir, dass meine Frau mir sicher gleich den Kopf wäscht, was ich doch für ein Waschlappen bin. Aber sie grinste nur und meinte: „Genau dasselbe habe ich gestern auch gedacht.“ Ein weiterer Grund liegt sicher daran, dass wir eine gleichberechtigte Beziehung führen. Das behaupten zwar viele, aber bei den wenigsten stimmt es. Man muss nur mal schauen, wie viele Frauen nach wie vor automatisch den Namen des Mannes annehmen oder den Großteil des Haushaltes machen. Nach wie vor gibt es genug Männer, die keine Ahnung haben, wie man eine Waschmaschine bedient, ein Baby wickelt oder bügelt. Und wenn die Kinder kommen, bleibt doch nach wie vor die Frau zu Hause.
Und weil wir uns so gut verstehen, geht es auch gut mit der zusätzlichen Belastung bei unseren Kindern. Wir sind schlau genug, uns jeweils gegenseitig zu entlasten, wenn wir merken, dass der andere einfach mal eine Pause braucht. Oder uns auch einfach mal eine Kleinigkeit mitzubringen. Und immer noch können wir uns stundenlang unterhalten (Thema Nr. 1 natürlich die Kinder), ohne dass wir uns langweilen.
Sicher ist auch, dass sich unsere Paar-Liebes-Beziehung durch die Kinder sehr geändert hat. Man wird einfach zu Mama und Papa und die Paar-Beziehung kommt, jedenfalls solange man kleine Kinder zu betreuen hat, einfach irgendwo dahinter. Da ist man dann weniger Liebespaar als Zweckgemeinschaft.
Gerade beim zweiten Kind wird das noch ausgeprägter. Um ein beliebtes Quengelthema von frischgebackenen Vätern zu kommen: sexuell läuft derzeit auch nichts. Schon allein, weil sich die Umstände kaum anbieten. Wir sind nie ohne Kinder. Selbst wenn Tanja abends im Bett ist, will Alexander noch rumgetragen werden. Und im gleichen Bett schlafen wir derzeit auch nicht. Meine Frau schläft nach wie vor mit Alexander im Ehebett (so ist es einfacher zum nächtlichten Stillen) und ich schlafe im Arbeitszimmer und hole ggf. Tanja zu mir, wenn sie rumschreit. Ich muss auch sagen, dass weder meine Frau noch ich derzeit noch wesentliches Interesse an Sex haben. Seien es die Hormone oder einfach die
Anstrengung, wir haben beide keine rechte Lust. Da meine Frau derzeit nicht verhütet, wäre es auch keine gute Idee. Denn noch ein Kind, das muss wirklich nicht sein.