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Sand, Sand, so viel Sand! - Baby-Tagebücher von Silke aus Kyoto (Japan)

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

41. Woche

Sand, Sand, so viel Sand!

Für die einen ist es nur eine Düne, für die anderen der größte Sandkasten der Welt.

Hallo ihr Lieben,

die letzte Woche ging erst einmal ruhig los. Am Montagmorgen habe ich aufgeräumt, was am Wochenende liegen geblieben war. Auch sonst verbrachten wir den Tag ruhiger. Nach dem Mittagessen gingen wir nur auf den Spielplatz rüber, weil es für nachmittags schlecht angesagt war und ich aber auf jeden Fall etwas mit Anna raus wollte. Wir rutschten und schaukelten gemeinsam, sie übte weiter im Sandkasten das Stehen, vor allem aber wollte sie einfach Leute beobachten. Da war ein junger Mann, der an den Geräten für Erwachsene Sport machte und sich dehnte. Zwei Frauen, die auch erst an den Geräten übten, aber mehr lachten und dann auf dem Spielplatz ihre Brotzeit aßen. Kurz nach zwei Uhr gingen wir nach Hause, gerade als einige Mamis mit ihren Kindern ankamen. Allerdings allesamt älter als Anna und die gähnte schon.

Auf zum Trinkschlaf, der über zwei Stunden ging. Nach einer Banane und einer Dinkelstange war es dann schon bald wieder Zeit für den Abendbrei. Nach dem Wochenende ein ruhiger Tag. Abends schrieb ich noch den Bericht fertig.

Dienstag: Wir beobachten zurzeit immer das Wetter, um bei guter Vorhersage noch unsere Kurzreisen spontan zu machen. Nun entschieden wir uns, tatsächlich am selben Tag noch loszufahren nach Tottori, eine Präfektur und Stadt nordwestlich von Kyoto. Es ist schon eine einmalige Situation, dass wir so spontan reisen können, mein Mann nicht erst nach Urlaub fragen muss, sondern ganz flexibel selbst bestimmen kann. Nun ja, an anderen Tagen sitzt er dafür durchaus auch mal abends noch dran, ein Problem zu lösen.

Wir packten, ich machte noch ein schnelles Essen aus Resten, anderes kam ins Gefrierfach. Nach einem frühen Mittagessen ging es zum Bahnhof. Anna schlief noch auf dem Bahnsteig ein trotz lauter Lärmquellen um uns herum. Sie schlief auch fast 2 Stunden, erst im Kinderwagen im Zwischenraum des Zuges, wo es weiter recht laut, vor allem aber heiß war, und dann noch einmal auf meinem Schoß. Leider passte der Kinderwagen nämlich nicht in den Gang zwischen den Sitzreihen. Mit dem langen Schlaf war die Hälfte der Zugfahrt auch schon vorbei. Dann war es erst einmal sehr spannend aus dem Fenster zu gucken und Anna entdeckte, dass es gleichzeitig ein ziemlich guter Spiegel war. Vor allem, wenn wir durch Tunnel fuhren. Trotzdem wurde die Fahrt für sie gegen Ende lang. Da retteten uns dann andere Fahrgäste, die mit Anna „Guck guck“ spielten.

Das Hotelzimmer war klein, aber ausreichend und Anna konnte endlich auf den Boden. Wir zogen dann aber auch schon bald wieder los für das Abendessen. Ich wollte so gerne die Gelegenheit nutzen und Shabu Shabu essen, das ist die japanische Variante von Fondue. Aber Anna war das Restaurant wahrscheinlich zu dunkel und unheimlich. Ich dachte erst, es wäre Hunger und mischte schnell ihren Brei. Aber sie beruhigte sich nicht und wir verließen das Lokal, bevor wir bestellen konnten. Schließlich gab es einmal mehr Fertigessen aus dem Konbini und wir dinierten auf einem Spielplatz. Die Nacht verlief ruhig. Anna schlief gut ein und konnte diesmal auch nicht rausfallen, weil das Bett auch seitlich an der Wand stand. So bekamen wir beide Schlaf.

Da wir gleich mit Anna schlafen gegangen waren, war es dann auch kein Problem, am Mittwoch um 6 Uhr mit ihr aufzustehen. So hatten wir einen frühen Start in den Tag, frühstückten mangels Alternativen um die frühe Zeit bei einer bekannten Kaffeehauskette und nahmen um 9 Uhr ganz entspannt den Bus zu den Dünen. Gerade angekommen, schlief Anna im Wagen ein. So, jetzt kürze ich ein bisschen ab. Wir kamen schließlich mit Anna in der Trage ins Dünental, wo der Sand von einem kleinen See feucht gehalten wurde. Hier konnten wir Anna auch runter lassen und sie spielte mit Eimerchen und Schaufeln. Also sie warf sie umher. Auch wenn wir alle dick mit der Paediprotect Meeressonnencreme eingecremt waren, achtete ich sehr darauf, dass Anna immer im Schatten meines Sonnenschirms war - mit Ausnahme für schnelle Fotos. Es war wirklich sehr heiß, fast schon 40 Grad. Nur durch den kühlen Boden und den fast stürmischen Wind war es erträglich (ein riesiger Ventilator auf Maximaleinstellung, quasi). Sobald wir aber die feuchte Zone verließen, war der Sand so heiß, dass ich nicht barfuß darauf laufen konnte und mich in meinen Schuhen, in die der Sand auch ständig eindrang, die Düne nach oben kämpfte. Mein Mann trug Anna - das hätte ich dort nicht geschafft! Anna gefiel die Hitze, der Wind und vielleicht auch die Eintönigkeit des Sandes nicht. Sie beruhigte sich erst, als sie oben andere kleine Kinder sah. Dann tat sie das Beste, was Babys tun können, wenn es keine Alternativen gibt, sie schlief noch mal.

Als sie wieder aufwachte, waren wir längst zurück am Rastplatz und konnten sie mit allem versorgen. Nach einem Mittagessen im Restaurant wollten wir noch ins Sandmuseum, Sandskulpturen ansehen. Leider war es wegen des Virus noch geschlossen. Insgesamt schien die Gegend stark getroffen von der Notstandspause. Die Aussichtsplattform weiter oben war dann leider enttäuschend oder besser die Aussicht von dort. Das regionale Birneneis dagegen köstlich.

Es war noch recht früh am Nachmittag, als wir zurück ins Hotel kamen, und wir legten uns gleich zum Mittagsschlaf hin. Ein Spaziergang danach, mit der Hoffnung auf etwas mehr Grün und Krabbelauslauf für Anna am großen Flusslauf, endete mit Abendesseneinkauf im Supermarkt. Japanische Städte sehen irgendwie fast alle gleich aus, leider wurde dieses Vorurteil einmal mehr bestätigt. Die Innenstadt hatte uns sehr gut gefallen mit breiten Gehwegen und viel Raum, Bäumen, überdachten und verkehrsberuhigten Straßen, leider ging es aber nicht so weiter.

Donnerstagmorgen wachte Anna noch vor 5 Uhr auf. Das Wetter war trüb und der Wetterbericht versprach nur Regen. So nahmen wir spontan schon den Zug um halb 7 Uhr und waren schon zum Mittagessen wieder Zuhause. Vor Anna hätte uns so eine Aktion viel Kraft geraubt, jetzt ist es einfach die beste Art mit der Zeit umzugehen. Anna guckte gleich mal, ob ihre Spielsachen auch alle noch genauso auf Schütteln reagierten wie zuvor. Und räumte natürlich auch gerne wieder den Küchenschrank aus, die kleine Helferin.

Zurück in Kyoto war es am Freitag so schwül und heiß, dass ich vormittags nicht mit Anna raus wollte. Nachmittags war es nach einem Schauer etwas angenehmer und ich ging endlich mal wieder an den Fluss. Anna zeigte nicht so viel Interesse an dem Geschehen um sie. Aber aus Mamas Wasserflasche trinken, das kam gut an.

Was sie momentan auch gerne mag, ist Dinge wie Papier, Sellerieblätter und ähnliches zerfleddern und kleine Dinge aus Dosen oder kleinen Schachteln herausholen. Manchmal kämpft sie aber auch mit großen 2-Liter-Flaschen oder der Wäsche hingebungsvoll. Wenn sie darin ganz versinkt, habe ich auch Momente zum Durchatmen. Und sie lacht zurzeit so niedlich und schnaubt und prustet dabei. Seit ein paar Tagen hat sich ihr Schreien verändert, sie hat dabei jetzt ein Trillern in der Stimme. Wenn es nicht so unangenehm wäre, sie überhaupt schreien zu hören, dieser Schrei klingt nun wenigstens sehr spannend.
Wenn der Papa da ist, stimmt er manchmal mit ein oder macht dann klick-Laute, die Anna dann so faszinieren, dass sie das Schreien kurz vergisst.

Samstag war mein Geburtstag, leider versteht Anna das noch nicht und nimmt auf so etwas keine Rücksicht. Zurzeit ist sie extrem auf mich fixiert und kann selbst zu weinen anfangen, wenn sie auf Papas Schoß sitzt und ich nur auf Toilette gehe und die Türen offen lasse.
Das ist schon anstrengend, auch, dass sie mich weiterhin tagsüber meist zum Schlafen braucht. Also, wenn ich den falschen Moment erwische, sie noch nicht tief schläft, wacht sie schnell wieder auf, wenn ich nicht neben ihr bin, und dann schläft sie auch nicht mehr ein. Aber was soll‘s, muss ich durch. Irgendwann wird es sich schon ändern. Seit ich das Buch "artgerecht" von Nicola Schmidt auf eine Empfehlung in den Kommentaren hier gelesen habe, mach ich mir deshalb nun überhaupt keinen Stress mehr, dass ich irgendwas falsch machen könnte, Anna verziehen könnte oder so. Und auch mein Mann sagt, er versteht immer besser, dass es eigentlich nicht normal ist, Kinder in einer Kleinfamilie aufzuziehen und extrem anstrengend werden kann. Er liest viel und gerade über Innovationen. Da erzählte er letztens, dass viele Aufgaben, die sich die Menschen in größeren Verbänden früher geteilt haben oder die die Reichen ihren Dienern überlassen haben, heute von Maschinen (Waschmaschine, Spülmaschine,...) erledigt werden. Nur so, mit vielen elektrischen Dienern, ist es überhaupt möglich, nur zu zweit ein Kind großzuziehen.

Nun, das Besondere an diesem Tag war, dass wir in die Stadt, also ins Zentrum fuhren und ich mir eine neue Brille machen ließ. Eine hatte ich ja letztens leider im Zug vergessen und meine Ersatzbrille ist so gar nicht Anna-tauglich. Da Brillen hier mehr als in Deutschland als modische Accessoires gesehen werden, kann man sie äußerst günstig bekommen in sehr guter Qualität, wie wir jetzt herausgefunden haben. Jetzt habe ich eine aus besonders flexiblem Kunststoff, so dass sie nicht gleich kaputt gehen sollte, wenn Anna sie zu fassen bekommt. Das ganze Prozedere der Auswahl und Sehtest war aber auch nur möglich, weil mein Mann sich einiges einfallen ließ, um Anna abzulenken. Sie wollte in der lauten und aufregenden Umgebung am liebsten auf Mama sitzen. Während die Brille fertig gemacht wurde, übrigens ein Kindergestell - obwohl ich ja nicht größer bin als die meisten Japaner, ist mein Kopf offenbar schmaler -, gingen wir in ein Kaufhaus neben dem Bahnhof. Dort sollte es diese Tage eine Verkaufsausstellung mit Waren aus Hokkaido geben unter anderem auch Brezeln. Leider bekamen wir keine mehr, dafür aber guten Käse. Und dann war es uns in dem Getümmel zu laut und zu gedrängt. Trotz Masken schien es uns auch kein guter Ort, falls irgendwer mit dem Virus unterwegs wäre. Anna, obwohl anhänglich, schien sich ansonsten wohl zu fühlen, hatte ja viel zu beobachten. Später legten wir sie in den Kinderwagen und gaben ihr eine Flasche und sie schlief fast sofort ein und für zwei Stunden, auch als wir dann schon wieder Zuhause waren.

Den Rest des Tages und den Sonntag ließen wir es ruhig angehen und ruhten uns aus wie es ging. Wir hatten ja auch wirklich genug Action die letzten Wochen. Nur in unseren Nachbartempel schräg gegenüber gingen wir am Sonntag endlich mal. Das hatten wir schon lange vor uns hergeschoben. Wir waren die einzigen Gäste und so trauten wir uns auch, Anna in den großen Räumen und auf der Veranda zum Garten krabbeln zu lassen. Dort konnten wir auch ganz herrlich wegkrabbeln und hinterherkommen spielen. Das mag Anna gerade auch sehr, wenn man ihr folgt und sie dann durchknuddelt oder wiederum vor ihr wegläuft. Ein herrliches Spiel!

Hiermit verabschiede ich mich wieder für heute Abend. Ich sende euch viele Grüße aus Kyoto und wir wünschen euch eine gute Woche!

Silke, Anna und der Papa

Foto: Privat

 

Foto: Privat

 



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Kommentare von Lesern:

Silke, Kyoto03.07.2020 02:08

Ah, die Fragezeichen sollten ein smiley sein...

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Silke, Kyoto03.07.2020 02:07

Dankeschön! Das ist ja lieb ????

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Brygida, München02.07.2020 01:46

Nachträglich alles Gute zum Geburtstag!!

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In diesem Beitrag geht's um:

Tottori, Dünen, Krabbeln