Bei Maximilian wechseln zurzeit gute und schlechte Zeiten ab. Und die „Jungmutter“ antwortet auf einen Artikel aus dem Spiegel.
Dr. M. Engelke hat die „Jungmutter“ (damit bin wohl ich gemeint) in einem Kommentar zur letzten Woche auf den Artikel aus der Zeitschrift Spiegel „Die große Sorge um die lieben Kleinen“ hingewiesen und gefragt, ob ich meinen Maxl nicht etwas zu sehr fördern würde. Auf solch einen Kommentar habe ich ja schon lange gewartet! Nun, liebe/r Dr. Engelke, des Lektüretipps hätte es nicht bedurft, denn – Abo sei Dank – lese ich den Spiegel jede Woche und habe mir besonders den erwähnten Artikel mit Interesse zu Gemüte geführt.
Erst einmal zum Thema Kurse: Zurzeit besuchen wir exakt einen, was ich nicht übertrieben finde. Ja, wir haben schon mehrere probiert, obwohl Maximilian erst neun Monate alt ist, aber ich bin sicher, dass er vom Einkaufen in überfüllten Supermärkten mehr gestresst ist, als wenn er z.B. 45 Minuten spielerisch an die Musik herangeführt wird. Und übers zu viele Einkaufen gehen habe ich noch keinen Artikel gelesen… Sicher sind die Kinder früher ohne PEKiP, Babyzeichensprach- oder Musikkurs groß geworden und das alles müsste nicht sein. Doch wenn es nicht überhand nimmt und Maximilian mehr Termine am Tag hat als ein Spitzenmanager – warum nicht? Ich besuche die Kurse wirklich nicht in Hinblick darauf, seine Intelligenz besonders zu fördern oder ihn zum Musiker oder Gebärdensprachler zu trimmen, sondern weil ich die Kurse anregend finde und gute Ideen für zuhause mitnehme. Und auch wenn Maxl natürlich noch nicht mit den anderen kleinen Kursteilnehmern spielt, ist an seinem Strahlen in seinem Gesicht sehr deutlich zu erkennen, wie sehr er sich über die anderen Kinder freut. Wenn eines zu ihm krabbelt oder sich zu einem „hingearbeitet“ hat, ist er ganz aufgeregt und versucht Kontakt aufzunehmen. Das ist wirklich goldig und da möchte man am liebsten nach Hause stürmen und ihm ein Geschwisterchen machen :-)
Ein bisschen gehe ich auch für mich zu den Kursen. Vor der Geburt war ich immer in Action und wenn ich nun schon keine Angebote für mich wahrnehmen kann, dann eben für uns beide. Wenn Maximilian mir allerdings signalisieren würde, dass es ihm nicht gefällt oder es ihm zu viel wird, würde ich ohne zu zögern einen Termin oder im Extremfall den ganzen Kurs absagen.
Der Spiegelartikel bemängelt, dass viele junge Eltern heute nicht ihrem Bauchgefühl vertrauen, sondern hysterisch nachlesen und nachfragen und versuchen, alles nach Anweisung zu machen. Dies kommt mir nicht ganz unbekannt vor. Vor der Geburt habe ich mich nur darüber informiert, was ich alles besorgen muss und sonst einfach abgewartet. Über den Geburtsvorgang habe ich kaum etwas nachgelesen, sondern war mir einfach sicher, dass diese natürliche Sache ohne Probleme und ohne Schmerzmittel gut laufen wird. Und das tat sie! Auch über die erste Zeit mit Kind habe ich mich im Voraus nicht verrückt gemacht – da hat mein Bauchgefühl scheinbar noch funktioniert. Doch als mir Maximilian in den Arm gelegt wurde und er noch viel kleiner, zerbrechlicher und schöner war, als ich es mir vorgestellt hatte und mir bewusst wurde, dass ich und mein Freund nun ganz allein die Verantwortung für dieses neue Wesen tragen, fingen die Sorgen an. Ein Baby ist schließlich kein Tamagotchi, das man wegwirft, wenn es kaputt ist, weil man sich schlecht darum gekümmert hat.
Und was macht man bei Sorgen – man fragt nach. Zunächst hatten wir dafür die klasse Nachbetreuung unserer Hebamme, später dann Bücher, Internet und andere Mamas. Eine Sache, bei der ich voll in die Falle getreten war, ist das Schlafen im Elternbett. In den Ratgebern steht: Nein, nicht machen. Mein Gefühl aber sagte mir: Dieses Baby war neun Monate in meinem Bauch und möchte nun nicht einsam in einem kalten Bett liegen. Lange habe ich mich davon verrückt machen lassen und Max nur manchmal und mit schlechtem Gewissen zu mir geholt. Inzwischen schläft er eine Zeit in seinem Bett und dann bei mir. Jede Nacht und das ist gut so!
Ich finde es allerdings unfair, uns jungen Müttern dieses Verhalten vorzuwerfen, schließlich liegt dessen Ursprung in der Liebe zum Kind und das ist doch allemal besser als jene Eltern, die sich gar nicht um ihre Kinder scheren. Natürlich ist einiges übertrieben, doch das ist eben so in der „Eingewöhnungsphase“.
Heute verlasse ich mich wieder viel stärker auf mein Bauchgefühl. Und über manches, was ich in vorangegangenen Berichten geschrieben habe, muss ich nun schmunzeln. Doch woher sollen junge Eltern von Anfang an alles wissen und völlig entspannt sein? Die intergenerationelle Weitergabe klappt heutzutage nicht mehr so gut und kaum einer wächst noch in einer Großfamilie auf. Da hilft es nur, selbst Erfahrungen zu sammeln, learning by doing. Und auf dem Weg dorthin kann so manche Buchseite hilfreich sein.
So ist es ja auch mit der Beikost gelaufen. Mein Bauchgefühl sagte mir: Du stillst und das solange, wie möglich. Und das habe ich gegen sämtliche anders lautende Kommentare durchgezogen. Doch woher soll ein Bauch wissen, was man einem Kind nach dem ausschließlichen Stillen zu essen gebe? Also, meiner wusste es nicht. Daher habe ich mir das nötige Grundlagenwissen aus Büchern, dem Internet und einem Kurs beschafft. Allerdings wollte mein Dickspatz, wie Ihr wisst, nicht ins Schema F passen und so wird das Erlernte nun individuell umgemodelt. Statt Babyratgebern lese ich inzwischen wieder Tolstoi oder den Spiegel und das tut gut! Ich bin aber sicher, dass es immer wieder Momente gibt, in denen ein kleiner Blick in ein Buch erfolgen wird. Warum auch nicht, man darf es nur nicht zu verkrampft sehen und einige Bücher sollte man gar nicht ins Haus lassen, wie der Artikel richtig bemerkt hat. Ich freu mich schon darauf, wenn beim zweiten Kind alles viel entspannter ablaufen wird, wenn ich durch meine Erfahrungen dann mehr auf das Gegrummel in meinem Bauch hören kann :-)
Ich könnte noch einiges zu dem Artikel sagen, doch ich will Euch nicht langweilen, sondern nun zu Maximilian wechseln. Mit ihm gab es diese Woche gute Zeiten und schlechte Zeiten. Manchmal ist er einfach gut drauf. Dann tobt er durchs Wohnzimmer und ist völlig begnügt damit, wenn ich irgendwo in der Nähe sitze. Auf seine ganz individuelle Weise – eine Mischung zwischen Kullern, auf dem Bauch drehen und „irgendwas wie Robben“ – gelingt es Maxl inzwischen, jedes anvisierte Ziel zu erreichen. Dann werden Schubladen geöffnet und sämtliche Gegenstände aus Mamas und Papas Alltag zu Gefangenen gemacht. Daher geht die Aktion „kindersichere Wohnung“ nun in die nächste Runde. Wenn Maximilian derart auf Tour ist, kann ich (neben einem permanenten „Geht-alles-gut-Blick“) lesen oder Bilder in sein Fotoalbum kleben und staune, wie gut es klappt.
Doch bloß nicht dran gewöhnen! Denn am nächsten Tag hat er überhaupt keine Lust, das auch nur für fünf Minuten zu wiederholen, sondern gibt die ganze Zeit über einen „Meckerton“ von sich. Es klingt etwa so wie „Eh“ und das ununterbrochen, mal lauter, mal leiser – woher nimmt der Junge das Durchhaltevermögen? Und wird über längere Zeit nicht darauf reagiert, schaltet er – nach dem Motto: Keiner kümmert sich um mich armen Kerl – einen Gang rauf und beginnt zu schreien. In diesen Momenten, die meist über Stunden anhalten, fordert er die ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dann gibt es Tage, an denen er wieder dreimal am Tag ein kurzes Nickerchen macht. Am folgenden will er plötzlich überhaupt nicht mehr Schlafen. Er wehrt sich tierisch dagegen und ist über Stunden wach. Dann denken wir: Okay, Max ist älter geworden und möchte wohl einen neuen Schlafrhythmus am Tag haben. Und stellen uns darauf ein, dass es in Zukunft so weiter geht. Aber dann gähnt er am nächsten Tag unaufhörlich und reibt sich die Augen ohne Ende, wenn er kaum zwei Stunden am Stück wach ist… Immer was Neues. Mal schauen, wie sich das einpendelt.
Dann gibt es gute Nächte, das sind die, in denen er „nur“ dreimal trinkt und schlechte, in denen er zusätzlich dauernd wach wird. Eine derart schlaflose Nacht wie in der letzten Woche beschrieben, hatten wir aber zum Glück nicht mehr.
Ansonsten gibt es vom kleinen Dickspatz gar nichts Neues diese Woche. Außer: Bananen sind ja so eklig! Auch nach mehreren Versuchen schüttelt sich Maximilian (ja, das tut er wirklich) vor Abneigung, wenn eine zerdrückte Banane seine Lippen berührt. Also, auch wenn alle Lehrbücher sagen, dass diese Frucht toll für Babys ist, Maxl ist da anderer Meinung und wird fortan nicht mehr damit behelligt werden.
Liebe Grüße an alle „Jungmütter“, Mareike