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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Sibylle

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

37. Schwangerschaftswoche

Tigerlauf

Ich spüre den Tiger in mir...

Liebe LeserInnen,

das Tagebuch neigt sich so langsam dem Ende zu und ich werde immer organisierter! Ich habe jetzt sogar eine Ideenliste für Dinge, die ich noch berichten wollte. Aber bevor ich mich einigen dieser Gedankenstützen widme, eine kurze Zusammenfassung meiner letzten Stunde:
Diese habe ich mit „tigern“ verbracht... nämlich durchs Haus tigern, rastlos durch die Räume streifen, Nervosität, und förmlich wie eine Katze nach dem roten Wollfaden suchend. Warum? Hier die Vorgeschichte:

Ich habe meine letzte Woche mit Wäsche waschen verbracht! All die vielen großen Plastikcontainer mit kleinen Babysachen, die uns unsere Freunde geschenkt haben! Im Grunde genommen haben wir die Klamotten-Erstausstattung von 2-3 Freunden bekommen, deren Töchter jetzt schon 1-3 Jahre alt sind. Diese Großzügigkeit hat uns sehr gefreut und es sind so viele schöne Anziehsachen dabei! Jedenfalls hatte meine Waschmaschine Hochbetrieb und zeitweise hatte ich nicht genug Wäscheklammern, um all die kleinen Sachen aufzuhängen! Es ist zwar nur fast auf den Tag genau 2 Jahre her, dass wir unseren kleinen Sohn willkommen heißen durften, aber ich habe komplett vergessen, wie klein und fitzelig Babysachen sein können. Winzige Handschuhe, Strümpfe, Bodys etc. Und nun auch noch alles in – pink! Helles Pink, zartes Rosa, Pink mit Gelb, Pink mit Weiß, Kreischpink, Dunkelpink – eine Frau sieht Rosa!!!! Und das mir – die ich doch groß verkündet habe, dass ich falls ich mal eine Tochter haben sollte, andere Farben als Rosa wählen würde. Ich war als Kind auch eher ein kleiner Draufgänger (im Englischen würde man das „Tomboy“ nennen, also ein kleines Mädchen, das sich eher wie ein Junge benimmt und Autos den Puppen vorzieht). Und auch wenn ich diese rosafarbene Flut etwas überwältigend finde, so fange ich doch langsam an, mich auf das Einkleiden meiner kleinen Tochter zu freuen! Gestern Abend saß ich nun mit Rob auf der Couch und habe 4 große Wäschekörbe mit Babysachen (und das wirklich nur die kleinen Größen, die sie nach der Geburt tragen kann!) gefaltet!

Aber um den Bogen zurück zu meinem Tigerdasein zu spannen – Ich habe versucht, im Kinderzimmer die Babysachen mit einem gewissen logischen System einzuordnen. Und die Flut an Body Kurzarm vs. Langarm, Unterhemd kurz vs. Shirt mit langen Armen, Schlafanzüge, Einteiler zum Ausgehen, Pullover, Hosen zum Ausgehen vs. eher hausintern, Strümpfe, Handschuhe, Spucktücher, Mützen, das eine oder andere Kleidchen (braucht ein Neugeborenes Kleider?!), Unmengen an Lätzchen – das hat mich schier erdrückt!!! So wusste ich echt nicht, wo ich anfangen sollte und bin immer wieder ins Kinderzimmer, habe einen Teil weggepackt, dann wieder eine Runde nervös durchs Haus, wieder ins Kinderzimmer, eine Runde versucht logisches Ordnungssystem auf begrenztem Platz zu schaffen, wieder eine Runde tigern...
Letztendlich habe ich zumindest alles in der Wickelkommode und im Kleiderschrank untergebracht. Wie sinnvoll das System ist, wird sich im Praxistest zeigen.

Gestern Abend hatte ich dann auch einen hellen Erinnerungsmoment und mir viel ein, dass man Babys ja auch nachts nach dem Stillen wickeln muss. Die Kleine schläft ja erstmal bei uns im Zimmer im Tobi Babybay-Bettchen und die Wickelkommode ist in (noch) Finjas‘ alleinigem Kinderzimmer. Da werden wir uns wohl noch etwas einfallen lassen müssen, denn nachts kann ich ja nicht ständig bei Finjas das Licht an und ausmachen. Also muss eine Ersatzkommode her und in die kann ich ja dann auch gleich noch ein paar Babysachen verstauen – sozusagen die Nachtklamottenschicht!

Auch als Wiederholungstäter im Kinderkriegen und bei gar nicht so langem Zeitabstand zwischen unseren Kindern fühle ich nun gegen Ende der Schwangerschaft eine gewisse Nervosität und Ungewissheit in mir aufsteigen. Wie werden wir das alles hinkriegen – zeitlich, Zuwendung und Aufmerksamkeit gerecht verteilen, Haushalt managen, etc. Die Liste der Fragen ist lang! Und doch weiß ich, dass zumindest das „Muttersein“ ganz automatisch eintritt, sobald das Baby da ist. Reiner Naturinstinkt! Den Rest, tja, da muss man halt manchmal ein Auge zudrücken (Haushalt) und ich weiß, dass ich mich zwingen werden muss, auch mal nach Hilfe zu fragen. Oft fiel mir das bei Finjas sehr schwer, irgendwie möchte man Freunden und Familie ja nicht zur Last fallen. Und ich glaube auch, dass mein Problem darin liegt und lag, dass ich das Image der Unabhängigen sehr gepflegt habe und so Menschen in unserem nahen Umfeld zwar helfen wollten, aber dies nicht klar artikuliert haben aus Rücksichtnahme auf meine erklärte Unabhängigkeit. Schön dumm von mir! Aber: Lektion gelernt. Mit zwei Kindern werde ich mir diese Marotte nicht mehr leisten können und vor allem breche ich mir ja keinen Zacken aus der Krone, wenn es eben mal nicht so läuft und ich jemanden um Hilfe bitten muss. Über dieses Thema könnte ich ja noch länger schreiben – aber mir ist nur wichtig denjenigen unter Euch, die vielleicht ähnlich fühlen und zum Beispiel auch keine eigene Familie in der Nähe haben zu sagen: Nehmt Hilfe an und erfragt diese auch! Ihr werdet überrascht sein, aus welchen Richtungen diese kommen kann: Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde mit/ohne Kinder! Und wenn es nur ein simpler Anruf „Kannst Du mir bitte Milch und ein Brot vom Bäcker mitbringen – es ist 15 Uhr und ich bin noch im Schlafanzug und umgeduscht...“ ist!

Ich habe mir auf jeden Fall beim ersten Mal zuviel aufgehalst und dies war ein Auslöser für meine postnatale Depression. Dieses Mal habe ich mir fest vorgenommen, mehr auf die Warnzeichen und von vornherein besser auf mich zu achten. Ich habe jetzt auch ein ganz anderes Support-Netzwerk um mich aufgebaut und werde Finjas halt mal für ein paar Stunden zum Spielen zu Freunden bringen und für den Haushalt bin ich jetzt auch besser eingespielt.

Unser Garagenumbau ist so gut wie fertig – aber wie immer sind es die letzten Kleinigkeiten, die es hinauszögern und stressvoll machen. Am Wochenende hat Rob das Zimmer fertig gestrichen und entgegen meines Mantras „Diesen Raum halten wir farblich ganz neutral...“ hab ich mich dann im Baumarkt stehend – mal wieder – für meine Lieblingsfarbe Gelb entschieden! Ich gestehe – im Baumarkt sah die Farbe gar nicht so intensiv aus – und jetzt an der Wand ist es eine wahre sonnengelbe Farbexplosion! Aber im positiven Sinne! Morgen werde ich die Fenster und Glastüren putzen und dann kann der Malkram aus dem Zimmer raus. Nestbautrieb hin oder her, Unordnung macht mich zu einem gewissen Teil verrückt und so habe ich Rob heute auch gesagt, dass wir das Chaos bis Freitag beseitigt haben müssen. Außerdem ist am Samstag Finjas‘ 2. Geburtstagsparty und da will ich das Zimmer, wenn auch ohne Möbel, so doch aber repräsentabel haben und die Terrassen vorne und hinten nutzen können, ohne in Farbtöpfe, Nägel oder anderes Baumaterial zu fallen.

Anmerkung: Jetzt habe ich schon soviel geschrieben und noch nicht ein Thema meiner „Gedankenstützliste“ angesprochen!

Am Mittwoch war ich bei meiner Hebamme Rachel und wir haben die anstehende Geburt besprochen. Wie letzte Woche ja schon erwähnt, kann sich Rachel aufgrund des Wachstums des Babys und meiner anhaltenden Schlafkomplikationen (Nacht auf Samstag bin ich um 4:45 Uhr morgens eingeschlafen) vorstellen, die Geburt auf natürlich Weise etwas vorzuziehen. Dabei ist aber ganz klar, dass dies nur geschehen wird, wenn mein Körper auf Geburt eingestellt ist. So wird sie in der 38. SSW (also in 1,5 Wochen) eine interne Untersuchung durchführen und schauen, wie es denn meinem Muttermund so geht. Sollte der weich und leicht geöffnet sein, werden wir in der 39. SSW einleiten können. Rob und ich haben schon viel hierüber geredet – und ich muss sagen, dass mir der Gedanke, in 2,5 Wochen unsere Tochter endlich kennen lernen zu dürfen, mehr und mehr zusagt. Vor allem nachts, wenn ich alleine im Haus rumstehe (sitzen oder liegen tut aufgrund des Restless Leg Syndroms einfach zu sehr weh) und meine Runden drehe, könnte ich auch echt grade selbst die Geburt einleiten! Da liegen die Nerven doch etwas blank.

Rachel hat mir empfohlen, Nachtkerzenöl aus der Apotheke zu holen und den Inhalt von 2 Kapseln abends auf einen Tampon zu träufeln und diesen über Nacht zu tragen. Das soll wohl beim „Aufweichen“ des Muttermundes helfen. Außerdem legte sie mir ihre „3 Hot S“ nahe: heiße Dusche (Shower), heißes Essen („spicy“ = würzig, scharf; animiert den Darmhaushalt und übt dadurch mehr Druck auf Muttermund aus) und – Männer, Ihr werdet diesen Teil lieben! – heißen Sex (Sperma ist wohl auch gut zur Stimulation des Muttermundes, aber keine Angst, erst gegen Ende der Schwangerschaft!!!)) Heiß duschen kann ich gerne machen, mal ein Curry zwischendurch geht sicher auch, aber beim Gedanken an Walsex – naja, wir schauen mal, was sich da einrichten lässt.

Am Wochenende habe ich auch das allererste Mal in dieser Schwangerschaft eine "Testwehe" (Braxron Hicks) gespürt. Mein Bauch wurde ganz hart und ein komisches flaues Gefühl setzte ein. Bei Finjas hatte ich das schon seit ca. 28. SSW und hier bin ich nun schon fast in der 37. SSW und bisher war mein Bauch eher weich (bis auf Tritte der jungen Frau). Mal schauen, ob sich das in den nächsten Tagen mehrt! Ich werde berichten!

So, ich muss jetzt gleich mal los, den kleinen Mann aus dem Kindergarten abholen. In der letzten Woche hat Finjas leider wieder beim Abschied angefangen zu weinen und ist sehr anhänglich geworden. Ich denke, dass er instinktiv spürt, dass seine kleine Welt sich demnächst ein wenig ändern wird. Ich versuche, die Zeit mit ihm so intensiv wie möglich zu gestalten, aber eine Umstellung wird es schon für ihn werden!

Am Mittwoch gehen Rob, Finjas und ich zusammen in den Taronga-Zoo in Sydney – es ist Finjas‘ zweiter Geburtstag und wir schenken ihm (und uns) ein Jahresabonnement! Er liebt Tiere und wenn die Kleine erst mal da ist, kann ich die beiden schnappen und anstatt in den Park fahren wir halt nach Sydney in den Zoo. Am Samstag haben wir dann Familie und Freunde zum Grillen bei uns, nichts Großes, einfach nur gemütlich was Leckeres zusammen essen.

Kein einziges Thema von meiner Liste hab ich angesprochen – aber ich hab ja noch mindestens 2 Berichte Zeit! Also, passt auf Euch, Eure Kugelbäuche, solche, die es werden wollen auf und überhaupt: Eine schöne Woche aus Downunder!
Bella



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Kommentare von Lesern:

Andrea, London15.08.2009 22:22

Himbeerblatttee soll auch die Geburt anregen : )

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