Wie gesagt: Ohrenstöpsel!!! Und herzlichen Glückwunsch an alle, die eine Beleghebamme haben!
Da bin ich immer noch, oder besser gesagt, wir! So langsam gewöhne ich mich an alle Hochschwangerenbeschwerden und hab manchmal glatt den Eindruck, es wird allmählich leichter…Seltsam!
Trotzdem vergeht natürlich kein Tag, an dem ich nicht morgens aufwache und mich frage, ob es heute vielleicht…?
Der Arzttermin am frühen ET (19.02.) war ein höchst unerfreuliches Ereignis. Das hing u.a. damit zusammen, dass meine Ärztin zu ihrem kranken Kind musste (und dafür muss man ja Verständnis haben…) und ich dann an ihren Mann weitergereicht wurde (was ich übrigens grundsätzlich eine merkwürdige Praxis finde). Wie die Male zuvor, ging das nicht gut aus….
Schade, dass ich das noch zum Ende erleben musste und schade, dass ich nicht den Mut hatte, direkt als die garstige Hilfe am Empfang gesagt hat "...ist das ok für Sie, wenn der Herr Dr. Sie heute fertig macht?" (Ja, DAS sie gesagt!) laut und deutlich NEIN! zu sagen...
Ich habe die Terminsache angesprochen und er hat sich voll dagegen gesträubt und gemeint, im Computer stehe aber 40+0... Na dann – wie gut, dass die Computer uns sagen wie es läuft!
Erst als ich hartnäckig geblieben bin, hat er unter Berücksichtigung meiner Information über den Konzeptionstag (den ich zufällig weiß) und über meine Zykluslänge eingeräumt, dass es dann wohl tatsächlich eher der 4 Tage spätere Termin sei. Diese Infos hatte seine Frau aber auch genauso bekommen und nicht zuletzt deshalb hat sie den Tag auch an zwei Stellen im Mutterpass als Korrektur eingetragen! Nur dann aus irgendeinem Grund nicht bei den Folgeterminen beibehalten.
Wahrscheinlich weil es nun mal schon so im Computer stand!!!
Dann erzählte er mir, dass man ja maximal 7 Tage übertragen dürfe, dann müsse eingeleitet werden. Ich merkte an, dass mir der Zeitraum 10 bzw. sogar 14 Tage geläufig wäre, aber er beharrte darauf, sagte, nur die Klinik wo ich entbinden wolle, setze sich darüber hinweg. Üblich und richtig wären aber 7 Tage ganz einfach schon, weil sonst der intrauterine Fruchttod drohe.
What the F ....?!?!?!?!?
Wofür dann die engmaschige Kontrolle? Und wenn CTG, Fruchtwassermenge und Plazenta in Ordnung sind, wieso sollte dann eine "Frucht" einfach so "sterben"? Und noch wichtiger: seit wann spricht man so mit einer Hochschwangeren? Die Tränen kamen bei mir erst, als ich wieder zu Hause war, aber dann reichlich!
Der nächste Klopper kam dann bei der Untersuchung, wo er zunächst meinte, er käme an den Muttermund nicht dran, der sei aber weich...? Worauf ich die Frage stellte, wie die Öffnung (oder nicht) denn dann von den Hebammen in der Klinik untersucht werden könne? Ich hab das gefragt, weil ich in meiner allgemeinen Verunsicherung dachte, das wäre eine anatomische Besonderheit oder so...Seine Antwort: "Ja, die untersuchen dann brutaler! Ich hätte da jetzt auch mehr rumpopeln können, aber dann hätten sie nachher n Blasensprung hier in der Praxis das muss ja nicht sein!" Nee, schon klar, n Wasserschaden hatten sie ja gerade erst im Hause...
Der Abschlusstusch seines Feuerwerks der Einfühlsamkeiten war dann beim Ultraschall und Vermessen des Babys, wo er mir mitteilte "wir" wären jetzt bei 3400 g und mit drohend hochgezogener Augenbraue anmerkte, das Kind nähme ja jetzt auch noch jeden Tag weiter zu... unaufhaltsam, immer mehr! Das käme ja noch hinzu!
Ich hatte genug und beschloss mich zu weigern für in 2 Tagen einen Termin fürs CTG machen! Er schrieb mir für den Sonntag eine Überweisung für ein CTG in der Klinik und sagte, ich müsse selber wissen, ob ich Freitag käme...ja, das weiß ich! Und ich weigere mich auch schlicht vor Ablauf der 10 Tage nach dem jetzt gültigen ET die Geburt künstlich einleiten zu lassen, so lange alle Werte in Ordnung sind.
Man muss sich das mal ausrechnen und auf der Zunge zergehen lassen. 4 Tage wegen des unkorrigierten Termins, noch mal drei wegen der „Meinung“ man dürfe nur sieben statt 10 Tage "drüber"...das hieße, ginge es nach dem Herrn Dr., würde bei völlig einwandfreien Werten und nach einer bisher ganz und gar komplikationsfreien Schwangerschaft, drei Tage über dem Termin die Geburt künstlich eingeleitet werden?
Zum Glück waren auch Ärztin und Hebamme am Sonntag in der Klinik meiner Meinung und beschwichtigten und beruhigten mich. Sie sagten mir, dass die Terminkorrektur beim Ultraschall in der 11. Woche für sie Gültigkeit hätte, egal, was im Praxiscomputer steht und dass die niedergelassenen Ärzte und die Geburtskliniken leider nicht immer auf dem gleichen Informationsstand und damit auch nicht immer einer Meinung wären. Das erlebten sie leider häufiger… Schade, dass die Schwangeren das ausbaden müssen!
Beispiel: Hände hoch, wer glaubte, die Einnahme von Magnesium helfe gegen vorzeitige Wehen! Falsch! Die Hebamme sagte wie aus der Pistole geschossen, das sei „obsolet“ und schüttelte den Kopf darüber, dass ich 1 mg nehmen sollte „und dann noch über einen so langen Zeitraum…ts ts…“ War ich froh, dass ich es eigenständig wieder abgesetzt hatte!
Am Tag nach diesem fürchterlichen Arzttermin bin ich erst einmal in die Therme gegangen, einfach um mal so richtig zu entspannen und mich ein wenig leichter zu fühlen.
Das Schwimmen oder besser im Wasser herumtreiben war auf jeden Fall sehr entspannend. Mindestens genauso entspannend war es einfach mal für nichts und niemanden verantwortlich zu sein, außer für mich selbst. Ich hab, glaub ich, ne geschlagene halbe Stunde einfach in einem Liegestuhl in der Sonne gesessen und in den Himmel gestarrt bis mein Kopf ganz leer war.
Und falls jetzt jemand gehört hat, dass man nicht schwanger ins Thermalbad darf, wegen Infektionsgefahr und so, der frage doch einfach mal jemand anderen ;-)…!!!!
Was jetzt auch ganz leer wäre, würde ich mit Tinte schreiben, wäre meine Feder. Ich wollte dieses unschöne Erlebnis aber gerne mit der Leserschaft teilen, u.a. um meinen Appell zu wiederholen: "lasst euch nicht verrückt machen! " und auch weil ich selbst aus der Lektüre des Tagebuchs hier auf kidsgo, von Anja aus Berlin - die glaube ich drei Wochen übertragen hat und das ganz ohne sich beirren zu lassen - eine fast schon therapeutische Wirkung ziehen konnte! Sie hatte den klaren Vorteil, dass sie selbst Hebamme ist und daher wohl eine recht starke fachliche und gefühlsmäßige eigene Meinung vertreten konnte.
Sehr wahrscheinlich ist das hier ja auch mein letztes Traktat mit dem ich die kidsgo-LeserInnen "quälen" kann, denn voller Zuversicht hoffe ich mal, dass ich Euch als nächstes eine gute Nachricht verkünden kann!
In den letzten Tagen gab es davon wenig genug. Unser Großer war jetzt vier Tage krank und den ganzen Tag zu Hause (und krank bedeutete nicht, dass er im Bett lag…) und hat mich auch noch angesteckt, sodass ich jetzt erkältet bin. Meine Mama wurde als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert und mein Herzblatt ist wahrscheinlich nur mindestens genauso ungeduldig und aufgeregt wie ich, zeigt dass aber auf eine komische Art, indem er von Zeit zu Zeit in eine Art lethargische Starre verfällt oder einfach nur schlechte Laune hat…
Ich halte jetzt jeden Abend Zwiesprache mit der kleinen Bauchbewohnerin und erzähle ihr, dass ihre neue Familie gar nicht so verrückt ist, wie man anhand der Geräusche, die sie von drinnen hören kann, meinen könnte. Und dass wir uns alle sehr auf sie freuen und sie jetzt ruhig langsam mal ihren kleinen Hintern bewegen könnte…!
Zum Glück geht’s ihr lt. Kontrolluntersuchungen weiterhin bestens, Fruchtwasser reicht völlig aus und die Plazenta hält sich auch in Bestform. Also wozu eigentlich die Eile?
Bis bald, noch einmal herzliche Grüße aus der Spätschwangerschaft und weiterhin guter Hoffnung!
Eure Julia.
P.S. Ach ja und falls Ihr heute noch was Sinnvolles tun wollt unterstützt die Petition für die Arbeit der Hebammen hier auf kidsgo und schreibt fleißig Patientinnenbriefe an die Krankenkassen!!!!
Bild: Privat
