Ein volles Haus
Am vergangenen Sonntag wurde unser Carlo getauft. Nach gefühlter, wochenlanger Vorbereitung war es nun endlich soweit. Wir, oder eher die Chilenen, haben fleißig ganz viel Dekoration gebastelt. Dazu gehörten kleine Schildchen, die sich jeder Gast an die Bluse heften durfte, Türdekoration wie auf dem Foto unten, Tischdeko und kleine gebastelte Schuhe und Engel mit Schokolade gefüllt, die die Gäste zum Abschied bekamen. Wir haben unsere Wohnung auf Hochglanz poliert, etwas umgeräumt und mit Biertischen ausgestattet, um den knapp 50 Gästen einen Sitzplatz anzubieten. Dann haben wir noch eine Menge Krepppapier und weiße und hellblaue Ballons an die Decke gehängt. Taufkleid und Kerze standen auch bereit. Die Gäste hatten wir gebeten, dass sie anstelle von Geschenken etwas zu Essen bringen sollen. Meinen besten Freundinnen hatte ich aufgetragen, dass sie eine Tauftorte machen, die ganz toll aussieht, weil der Oma Chilena das sehr wichtig war. Leider wurde sie enttäuscht. Warum erzähle ich später.
Alles was wir uns gewünscht haben ist in Erfüllung gegangen. Die Taufe in der Kirche war schön. Die Liederwahl war zwar ein bisschen komisch, die Gemeinde ist etwas eingerostet und der Pfarrer ein komischer Typ. Aber er hat sich sicher gefreut, dass seine Kirche mal nicht nur mit drei Rentnern gefüllt war, sondern mit ca. 40 Menschen, von denen sicher viele eine Kirche noch nie betreten haben. Carlo hat mitten im Gottesdienst erst einmal die Windel vollgemacht, so dass mein Freund ihn kurz wickeln gehen musste. Als er dann (frisch gewickelt) getauft wurde, hat er sich sehr über das Wasser gefreut, das ihm über den Kopf lief. Zum Dank hat er noch schnell den Pfarrer angeknurrt. Das macht er neuerdings sehr gerne.
Nach der Messe sind wir alle zu uns gelaufen. In der Wohnung angekommen habe ich erst einmal Panik bekommen. Die Wohnung platzte quasi aus allen Nähten. Viele standen im Flur und in der Küche, um ihr mitgebrachtes Essen ans Buffet zu stellen. Außerdem hatten alle einen Riesenhunger, schließlich kamen einige aus anderen Städten angereist und waren schon sehr früh aufgestanden. Sobald das Essen aufgetischt war, bildete sich auch schon eine lange Schlange mit hungrigen Mäulern. Ich dachte, dass nun alle stehen müssen, weil der Platz nicht reichen würde. Doch nach einer Stunde hatte sich das Gedränge etwas gelöst, denn die Menge verteilte sich inzwischen auf die gesamte Wohnung. Das Gästezimmer war ursprünglich als Kinderruheraum gedacht, musste allerdings auch als Raum herhalten, weil es sonst zu eng geworden wäre.
Das Buffet war super, super toll. Alle hatten sehr leckere Dinge mitgebracht und es reichte von einer großen Käseplatte hinzu serbischen Kartoffelauflauf und typisch deutschen Nudelsalat. Außerdem hatten wir eine große Variation an Kuchen und eine große selbstgemachte Buttercremetorte in Form eines Apfelbaums (den wir auch in echt geschenkt bekommen haben) die meine Mädels eigenhändig kreiert hatten. Während ich mich den ganzen Tag über dieses Kunstwerk gefreut habe, war meine Schwiegermama sehr betrübt. Für sie MUSS eine Tauftorte hellblau und weiß sein und als sie die grün, braune Torte sah wäre sie wohl am liebsten in Tränen ausgebrochen ;-) Sie ist, was so etwas angeht, sehr verbohrt. Das hat auch mein Freund mit Schrecken festgestellt. Aber „alte“ Menschen ändert man nicht so einfach und deswegen lächeln wir insgeheim drüber und nehmen es nicht persönlich. Wir haben ihr erzählt, dass es in Deutschland anders ist und ein bisschen deutsch ja auch sein muss. Ich denke, sie wird darüber hinwegkommen.
Glücklicherweise fand zeitgleich ein Flohmarkt in einem Park um die Ecke statt, so dass viele Gäste ab und zu dorthin gingen, um die Kinder auszuführen oder auch selbst frische Luft zu schnappen. So war die Wohnung nicht mehr ganz so voll und die Party ganz entspannt. Einzig unsere eine Patentante zog es vor, den ganzen Tag auf dem Flohmarkt und bei Freunden zu verbringen, statt auf der Tauffeier ihres Patenkindes zu sein. Aber da sie sehr narzisstisch veranlagt ist, verstand sie den Vorwurf nicht und wir hatten keine Lust ihr unsere Enttäuschung, die sie nicht verstehen konnte, zu erläutern. Sie ist halt verrückt und genau deswegen auch Patentante geworden. Daher nehmen wir sie einfach wie sie ist.
Schlussendlich haben wir von zehn bis zehn gefeiert. Ich war am Ende todmüde und mir steckt die Feier immer noch in den Knochen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Viele unserer Freunde und wir sind und waren begeistert von dem Beisammensein, dem tollen Buffet, den super schönen Geschenken (auch an kidsgo lieben Dank für die Bücher) und auch den sehr schönen Karten, die wir bekommen haben. Trotz der vielen unterschiedlichen Menschen haben sich alle gut verstanden und fröhlich gemeinsam gefeiert.
Carlo hat die ganze Feierei super weggesteckt. Ich habe ihn an dem Tag relativ oft gestillt. Das hat ihn, glaube ich, beruhigt. Eigentlich war er sonst immer bei Anderen am spielen oder auf dem Arm und ab und zu wusste ich gar nicht, in welchem Zimmer er überhaupt ist. Die Nacht war auch gut und seine Laune am nächsten Tag super. Außer am Nachmittag, da wurde er etwas anstrengend und wollte viel auf den Arm.
Wir sind also alle glücklich und zufrieden und die Chilenen und auch wir freuen uns, dass er nun ein Kind Gottes ist und nicht in die Hölle muss ;-)
In diesem Sinne heilige Grüße,
eure Susi
Bild: privat
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