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Baby-Tagebücher von Marisa

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

2. Woche

Tandemstillen – die größte Challenge

Zwei Kids unter zwei und beide wollen Milch.

Unser Baby ist schon mehr als eine Woche alt und tut das, was alle Babys tun: schlafen, ein Häppchen Milch, in die Windel pupsen und zwischendurch fasziniert die Welt anschauen – oder zumindest das, was im Abstand von 30 Zentimetern geradeso erkennbar ist.

Unsere große Tochter liebt das Baby und hat inzwischen völlig akzeptiert, dass da jetzt noch ein kleiner Mensch ist, der unser aller Aufmerksamkeit benötigt. Allerdings gibt es da eine Sache, die ihr in diesem Kontext nicht so leichtfällt. Traurig sitzt sie da und fragt: „Mama Brust?“ Mir zerrreist es fast das Herz, während ich ihr erkläre, dass das Baby noch keine Zähne hat, keine leckeren Nudeln mit roter Soße essen kann und ihm deshalb der Vorrang gebührt. Sie guckt traurig und schmiegt sich an mich.

Rational weiß ich, in wenigen Tagen wird sie es verstanden haben und verarbeiten können, dass sich eigentlich nicht so viel geändert hat. Sie darf weiterhin morgens kuscheln und zum Aufwachen stillen. Am Nachmittag gibt es bei Bedarf außerdem eine weitere kuschelige Stilleinheit. Mehr war es in den vergangenen Monaten nicht und wird es perspektivisch auch nicht sein. Aber sie sieht das Baby und das darf immer stillen. Ganz schön gemein – aus der Sicht einer beinahe Zweijährigen.

STILLEN FÜR MINDESTENS ZWEI JAHRE?
Jetzt fragen sich sicher einige, wieso das große Kind überhaupt noch gestillt wird, richtig? Nun: Als klar ist, dass wir ein zweites Kind erwarten, ist Smilla etwas älter als ein Jahr. Sie ist noch klein. In ihrer Welt ist die Kita neu und aufregend und nun ändert sich auch die Konstellation in ihrer Familie. Das ist viel für ein Kleinkind und sie benötigt viel Liebe und Verständnis, um das alles zu verarbeiten. Kuscheln und Stillen ist viel mehr als nur Nahrung. Hier haben schon sehr lange neue Lieblingsessen wie Eier, Joghurt und Banane die Milchbar abgelöst. Aber für Trost und Sicherheit ist das Altbewährte nach wie vor die No. 1.

Außerdem sind die Abwehrkräfte unserer Tochter unheimlich gut. Sie ist gesund und Infekte prallen in der Regel an ihr ab. Wenn sich doch eine kleine Krankheit ankündigt, ist sie nach zwei zusätzlichen Stilleinheiten fast wieder gesund und munter. Das ist unsere Geheimwaffe gegen fiese Kita-Keime.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt übrigens ein Fortsetzen des Stillens, nach Einführung der Beikost, bis mindestens zum zweiten Geburtstag. Denn in der Muttermilch sind weiterhin viele wichtige Nährstoffe enthalten, die chronischen Erkrankungen und Übergewicht vorbeugen und – wie bereits unsere Erfahrung zeigt – akute Erkrankungen eklatant abmildern.

Für stillende Mütter sinkt ferner das Brustkrebsrisiko um vier Prozent für jedes volle Kalenderjahr der Gesamtstillzeit, zusätzlich zur Risikominimierung durch die Geburt. Die deutsche Krebsliga weist zudem darauf hin, dass stillende Frauen weniger mit Gewichtsproblemen zu kämpfen haben und einen insgesamt gesunden Lebensstil pflegen, der Mutter und Kind wiederum zugutekommt.

TANDEMSTILLEN – MEIN NEUES LEBEN:
Jetzt stille ich also zwei Kinder. Das hätte ich vor einigen Jahren niemals für möglich gehalten. Weder, dass ich so schnell Zweifachmama sein würde, noch, dass ich zu den tandemstillenden Muddis gehören würde, die es nicht müde werden die Vorteile von bedürfnisorientierter Erziehung und natürlicher Bedarfsermittlung aufzuzeigen.

Dabei war Stillen für mich der Endgegner. Vor zwei Jahren heule ich, während ich unsere kleine Tochter anlege und frage unsere Hebamme täglich, wann der Schmerz endlich verschwindet. Ich nehme Ibuprofen und beiße Tim kompensatorisch in den Arm, während ich mich frage, wieso Stillen so viel fieser ist, als eine Geburt. Dabei saugt das Baby richtig und auch sonst gibt es keine sichtbaren Gründe für diese spürbare Tortur.

STILLEN WELTWEIT:
Ich verstehe absolut, dass stillende Frauen das Handtuch werfen. Denn niemand sollte dauerhaft leiden, um sein Baby zu ernähren. Wenn erstmal alles läuft, vergisst man schnell, dass viele Frauen mit Stillproblemen kämpfen. Woran das liegt, weiß ich nicht. Aber mir fällt immer wieder auf, dass es unheimlich oft zu Komplikationen kommt.

La leche league international zeigt in einer Studie, dass insbesondere in hochentwickelten Ländern das Wissen über das Stillen nicht von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das Selbstverständnis von Frauen zum Thema Mutterschaft und Säuglingsernährung ist ferner ein anders als in Ländern, in denen Alternativen zum Stillen kaum greifbar sind. Verunsicherung und mangelnde Unterstützung führen zu einem kollektiven Verlernen des Stillens. Noch vor 150 Jahren wurden beinahe alle Neugeborenen im heute als Europa definierten Teil der Welt gestillt. Erst nach der Einführung industriell erzeugter Säuglingsnahrung nahm das kollektive Wissen ab, die Stillprobleme nahmen statistisch gesehen zu.

KOPF- ODER BAUCHGEFÜHL?
Ich finde das Thema insgesamt sehr spannend. Keine Frage, die Säuglingssterblichkeitsrate ist bei uns vergleichsweise sehr niedrig. Außerdem heißt es nicht, dass jedes gestillte Kind weltweit auch ein gesundes Kind mit hoher Lebenserwartung ist. Alle Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und die Errungenschaften der modernen Medizin und unserer Gesellschaft tragen an den meisten Stellen positiv zum Wohlbefinden des Einzelnen bei. Dass man sich aber auch auf sich selbst, seine Instinkte und seinen Körper verlassen kann, wenn es um Schwangerschaft, Geburt und Babys erste Monate geht, wird immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Das ist sehr schade, denn die Natur hat uns mit vielem ausgerüstet, das uns und unseren Familien helfen kann.

Ich halte das Baby im rechten Arm, links kuschelt sich meine Tochter an mich. Beide nuckeln friedvoll an der Brust und ich finde es gar nicht mehr komisch. Vom ersten Tandemstillen hat Tim ein Foto gemacht. Denn irgendwie ist das schon seltsam. Ein Bild, das man höchstens inszeniert auf Instagram findet. Aber auf der Straße habe ich bislang kaum jemanden gesehen, der zwei Stillkinder öffentlich versorgt. Keine Ahnung, ob ich das in absehbarer Zukunft tun werde. Aber ich halte euch auch darüber auf dem Laufenden!

Demnächst geht es bei mir u. a. um:
• Baby Must-Haves
• Geburtshaus-Insides
• Lastenrad – das sagen wir nach zwei Monaten im Alltagstest
• Alltag: 2 unter 2

Schau auch vorbei auf Instragram → @louwenfunke. Hier gibt’s Content zur geburtsvorbereitenden Louwen-Ernährung und zu gesunder Ernährung in der Stillzeit!




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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)


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Tandemstillen, Brust, Stillen. Nahrung, Kuscheln, Milch, WHO, Abwehrkräfte, Stillprobleme