Nach einem Sturz wird die Kliniktasche gepackt und das Stillen vorbereitet. Jetzt wird es doch nicht bald ernst werden?!
Darauf hätte ich gerne verzichten können, Schreck lass nach! In herausragender Schwangerenmanier habe ich diese Woche mitgenommen, was – wie ich nachher erfahren habe – doch recht häufig passiert. Klar, das Körpergefühl und der Schwerpunkt sind einfach ganz schön verlagert. Nach vorn nämlich. Kurzum, ich bin gestürzt und habe mit dem Bauch auf dem Gehweg gebremst. Seit ich denken kann, bin ich nie so gefallen. Im Sprint wollte ich die wartende Bahn erreichen. Während ich schon bemerkt hatte, dass ich nach vorne taumle, war ich aber ganz lange der Meinung, das schon wieder abfangen zu können. Zehn Schritte weiter lag ich dann langgestreckt auf dem Boden, Handballen und Knie aufgeschürft und in Gedanken sofort bei meinem Bauch. Wie das so ist, bildete ich mir dort natürlich auch gleich Schmerzen ein. So erschrocken wie ich war, habe ich unter Tränen - ja wirklich, es war furchtbar dramatisch- sofort nach Sebastian telefoniert, der mit dem Auto gleich um die Ecke war. Er hat mich eingepackt und vor die Wahl Krankenhaus oder Frauenarzt gestellt. Ich wäre am liebsten erst einmal nach Hause, aber mein Bauch tat mir nun wirklich weh. Bei meiner Ärztin wurde ich sofort drangenommen, im Ultraschall war weder ein Hämatom, noch eine Verletzung der Plazenta zu sehen, das CTG war unauffällig wie immer und auch und vor allem dem Kind ging es prima. Merke: Mutterpass immer mitnehmen! Ich hatte keinen dabei und da hätten die mich im Krankenhaus wohl doof angesehen.
Alles in allem bin ich ja mit einem Schrecken und einem ordentlichen Muskelkater am nächsten Tag davongekommen. Aber das nahm ich dann gleich mal zum Anlass, eine Kliniktasche zu organisieren. Fertig ist sie nicht, ganz vieles will ich ja auch jetzt noch nicht wegsperren. Besorgt habe ich mir zwei luftige, weite Hosen mit tiefem Schritt und zwei angenehme Bustiers, nachdem ich im Laden jeden möglichen Still-BH anhatte und mit keinem warm wurde: Zu klein, zu groß, nach oben–unten-hinten zu öffnen, wattiert, mit und ohne Bügel. Das Spektrum ist ja riesig und ich weiß gar nicht, was mich da erwartet. Einer der ersten Gänge zum Milcheinschuss wird also die Suche nach einem passenden Teil sein. Außerdem in meiner Tasche befinden sich jetzt warme Socken, zwei Handtücher, Flipflops, alte, große Unterhosen, drei Tops, ein Cardigan und zwei Langarmoberteile mit Stillfunktion alias Knopfleiste im Dekolleté. Für die Nacht dachte ich an ein Hemd zum Knöpfen und eine Boxershorts von Sebastian. Und ganz wichtig: Süßigkeiten und das Stammbuch! Alle Pflegeprodukte muss ich dann wohl zusammensuchen, wenns losgeht und das Set fürs Baby lege ich in die Autoschale, die dann hoffentlich im Auto wartet.
Was ich auch gleich noch mit reingelegt habe, sind die Stilleinlagen von Lansinoh. Die haben mich nämlich mit dem Stillstarterset und ganz netten Zeilen überrascht. Sebastian und ich sind die Sachen zusammen durchgegangen. Da wir beide ja stillunerfahren sind, mussten wir uns erst informieren, wie all die Gadgets angewendet werden sollen. Da wären die Zwei-Phasen-Handmilchpumpe, die ich unbedingt nutzen will, wenn wir uns eingegroovt haben. Da mein Mann sich ja auch viel Zeit für das Kind nehmen möchte und soll, weil ich auch im übersichtlichen Rahmen studieren und arbeiten will, wird uns dieses durchdachte Instrument wirklich weiterhelfen. Dazu passend dann handliche Milchbeutel zum Einfrieren. Sehr sinnvoll erscheinen mir auch die 3-in-1 ThermoPerlen und eine Lanolincreme für die Brustpflege, die ja von den anderen Bloggerinnen schon hochgelobt wurden. Und beim Anblick der beigelegten Fläschchen mit NaturalWave-Sauger (finde ich spitze!) halte man sich fest: „Da kann ich dann ja auch nachts mal raus!“ Ich werde dich an deine Worte erinnern, mein Lieber. Immer und immer wieder!
Wie sonderbar Stillen für Außenstehende sein kann, vergesse ich manchmal. Sebastians Blick, wenn ich ihm aufgeregt die kleinen Milchstippchen auf meinen Brustwarzen unter die Nase halte, spricht Bände. Ganz geheuer ist ihm das sicher nicht. Und auch bei meinen Freundinnen vertue ich mich doch immer mal im Ton und der Wortwahl. Ich bin da vermutlich eher zu offen, würde ich behaupten.
Als Nachtrag zu „Mein Mann kann“ gibt es etwas weniger wunderbares zu vermelden: Unser Bett ist zusammengebrochen als ich mich auf die Kante setzte. Ich bin jetzt dick. Und der Mann muss es richten. Hat er aber gut gemacht und wir haben einen Ernährungspakt geschlossen. Wir haben uns vor einiger Zeit probehalber nach der Paleoidee ernährt und waren ganz begeistert. Nicht strikt, aber angelehnt wollen wir nach den Prüfungen dazu zurückkehren und die letzten Wochen der Schwangerschaft einfach bewusster essen. So oft wie ich meinen Insulinspiegel in den letzten Tagen nach oben getrieben habe, bekomme ich irgendwie schon ein schlechtes Gewissen gegenüber dem von mir und meinem Organismus abhängigen Leben.
Kristin
Bild: privat
