... oder doch eher nicht
Sonntag, 20.30 Uhr
Noch schnell ein paar Zeilen, bevor ich baden und ein paar Zeilen im neuen Buch von Judith Hermann lesen will.
Na ja, wie die Überschrift schon deutlich macht: Ich hatte meinen Milchstau Nr. 199. Keine Ahnung, warum mein Körper mir in dieser Babyzeit alles so schwer macht. Bei unserer Tochter hatte ich im Wochenbett mehrfach einen Milchstau. Dann war der Spuk aber vorbei.
Beim zweiten Kind brauche ich mehr Geduld und Spucke, damit es „läuft“. Ich habe schon sooft innerlich die Augen verdreht, wenn Freundinnen meinten, sie würden jetzt die Flasche geben, weil das Stillen bei ihnen nicht geklappt hätte. Ich liebe doch stillen. Ich bin doch eine totale Stillbefürworterin.
Tja, und jetzt habe ich mir ganz ernsthaft vorgestellt, was für eine körperliche Entlastung es wäre, das Stillen aufzugeben. Körperlich bin ich immer wieder ziemlich angeschlagen, fühle mich wie auf Glatteis und schlittere immer mal wieder knapp an einer fiesen Brustentzündung vorbei. Das liegt zum einen an der Mehrbelastung mit zwei Kindern und an Johanns Stillverhalten. Unsere Tochter machte einfach ihren Mund auf und saugte, wenn die Milchbar eröffnet war. Egal, ob satt oder nicht. So konnte ich sie auch gut auf unseren Flugreisen stillen: Beim Start, zwischendurch bei aufkommender Langeweile und beim Landen. Ich habe sie 13 Monate gestillt. Danach wollte ich meinen Körper zurück und stillte ab. Ein paar Mal weinte sie noch, als sie keinen Trost an der Brust fand. Da sie aber schon sehr gut aß, war es letztendlich alles kein Problem. Nachts schlief sie zu jenem Zeitpunkt schon durch.
Johann hatte hingegen in den ersten Wochen ziemlich oft Probleme aufgrund seines hastigen Trinkens, die viele Luft im Bauch loszuwerden. Ich machte mich oben herum frei, legte ihn an, er trank bis er plötzlich innehielt und zu weinen begann. Erst ein „Zwischenbäuerchen“ half dann. Das war vor allem nachts immer etwas nervig, wenn ich im Halbschlaf das Problem nicht sofort erkannte. Jetzt hat es sich aber gegeben. Er weint die Brust auch nicht mehr an, wenn ich ihn anlege und er keinen Hunger hat. Mittlerweile ist er einfach mobil genug und rollt sich weg, wenn er genug hat. Hat er zu viel getrunken, kommt sie oben wieder raus. Eine Magenerweiterung bekommt er nicht. Er trinkt jetzt auch eher wie ein Genießer, saugt, hört auf, guckt sich um, trinkt weiter, hört auf, guckt mich an, erzählt mir was, trinkt weiter. Er trinkt nur dann lange und konzentriert, wenn er richtig viel Hunger hat und vor allem ihn nichts ablenkt. Das ist im Grunde nur zu Hause und im Liegen möglich.
Was mir aber wirklich Probleme bereitet, ist seit ein paar Wochen dieses unregelmäßige Trinken. Mal trinkt er tagsüber alle vier Stunden, dann will er alle zwei Stunden ran. Er saugt oft kräftig an und hört dann plötzlich wieder auf, weil er sich umschauen muss. Die Milch spritzt dann im hohen Bogen aus mir heraus, so dass ich jetzt immer eine Stoffwindel dabeihaben muss, um alles aufzufangen. Meine Brust wird dann nicht richtig entleert. An solchen Tagen trinkt er sich in der Nacht komplett satt, will alle zwei Stunden ran, so dass ich morgens ganz gereizte Brustwarzen habe. Stilltee, Malzbier und Malzkaffee musste ich übrigens schon bei unserer Tochter streichen, da ich darauf sehr sensibel reagiere und einen Atombusen bekomme.
Mittwoch bis Samstag trank Johann nur sehr selten und im Grunde nur gegen den Durst. Sorgen machte ich mir nicht, da er ein ziemlich kompaktes Kerlchen ist. Ab Samstagmittag hingegen ging die Post ab: Alle zwei Stunden richtig langes konzentriertes Trinken und dazu so volle Windeln, wie noch nie.
Ich habe, da meine Hebamme im Urlaub ist, erstmal mit der Stillhotline meines Krankenhauses telefoniert, als ich Mittwoch wieder Schmerzen in der linken Brust verspürte und sich ein roter Fleck gebildet hatte. Na, die haben mich erstmal an meine Frauenärztin bzw. an die Rettungsstelle weiterempfohlen. Voll be…… anstatt sich meine Geschichte mal komplett anzuhören. Mittels gekühlter Weißkohlblätter bekam ich alles wieder in den Griff. Meine Homöopathin gab mir noch Globuli, so dass jetzt auch das Piksen und die Kopfschmerzen weg sind. Meine Hebamme rief mich dann doch noch aus Italien an. Das ist echt so eine tolle Frau!!!! Sie besprach mit mir die komplette Problematik, beruhigte mich und sagte auch, dass ich bei Brustbeschwerden gleich im Kreißsaal anrufen soll. Bis zu einem Jahr nach der Geburt kann ich mich dort bei Problemen melden. Meine Frauenärztin, die sich meine Brüste auch nochmal ansehen soll, konnte mir erst für Freitag einen Termin geben.
Einen Pilz schließen meine Hebamme und ich erstmal aus. Es liegt wohl wirklich an Johanns Trinkverhalten. Ich habe auch festgestellt, wenn er abends an meiner Brust einschlafen darf, will er nachts ganz oft wieder ran. Muss er allein einschlafen, schafft er neuerdings sogar sechs Stunden am Stück zu schlafen. Ach Mensch, der Johann ist schon eine Marke…. So anders als seine Schwester.
Ich werde jetzt aber langsam mit der Beikost beginnen. Ich habe da ein gutes Gefühl. Letzte Woche durfte Johann schon mal an einer Banane und an einer Gurke saugen. Er war dabei hochkonzentriert. Sogar das Trinken aus einem Glas „schnallte“ er sofort, so dass nichts daneben lief.
Jetzt, wo es mir wieder besser geht, steht mein Entschluss fest: Ich will unbedingt weiterstillen. Erstmal. Aber langsam noch etwas Festes anbieten, damit meine Brüste Entlastung finden. Wäre doch toll, wenn es klappt. Bis dahin werden meine Brüste liebevoll mit schwarzem Tee, Quark, Weißkohl, Muttermilch und Wollfett gepflegt….
Und wenn nix mehr geht, dann….. Johann würde von Flaschenmilch auch nicht sterben.