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Geheimrezeptur Muttermilch: Warum dieser natürliche Zaubertrank so unnachahmlich gut für dein Baby ist

Geheimrezeptur Muttermilch: Warum dieser natürliche Zaubertrank so unnachahmlich gut für dein Baby ist Muttermilch macht gesund und schlau. Sie enthält immer genau die Nährstoffe, die dein Baby gerade braucht. Besser geht´s nicht!

In diesem Artikel:

Muttermilch

Lies hier, was Muttermilch so einzigartig macht:
Was macht Muttermilch so einzigartig? (PDF)

Einzigartigkeit von Muttermilch seit 200 Jahren bekannt

Die Einzigartigkeit von Muttermilch erkannte schon der Arzt Wilhelm Runzler schon vor knapp 200 Jahren. Im Jahr 1820 beobachtete er in seiner Heimatstadt Nördlingen, dass viele Kinder „bald nach der Geburt dahinwelkten“. Er ging diesem Phänomen auf den Grund und kam zu dem Ergebnis, „dass in den meisten Fällen der erste Grund zu diesen Leiden [...] durch eine künstliche Auffütterung der Kinder gelegt werde“. Doch damit nicht genug: Der Mediziner wusste nicht nur um die ideale Zusammensetzung der Muttermilch, sondern auch dass sie sich der jeweiligen Entwicklungsphase des Kindes anpasst. Sein Werk „Von der schädlichen Gewohnheit, die Kinder ohne Muttermilch aufzuziehen, und deren Ursache“ ist ein Plädoyer fürs Stillen, für das Leben: „Möge auch nur eine Mutter dadurch belehrt, möge auch nur ein Säugling dadurch der Gesundheit und dem Leben erhalten werden, so ist diese geringe Arbeit hinlänglich belohnt“, heißt es in seinem Vorwort. Auch wenn Babys heute ohne Muttermilch gesund aufwachsen, spricht vieles für diesen natürlichen Zaubertrank.

Muttermilch ist das Beste

Zehn Gründe, warum Muttermilch das Beste für dein Baby ist.

  • Sie passt sich den Bedürfnissen deines Babys an, denn sie hat immer den richtigen Nährstoffgehalt.
  • Sie ist allzeit und schnell verfügbar.
  • Sie besitzt immer die richtige Temperatur.
  • Sie kostet nichts.
  • Sie hilft beim Aufbau des körpereigenen Immunsystems.
  • Sie enthält wichtige Antikörper gegen Krankheitserreger.
  • Sie schützt vor Allergien.
  • Sie beugt Darmerkrankungen wie Morbus Crohn vor.
  • Sie schützt vor Erkrankungen im Erwachsenenalter wie Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Sie macht schlau dank ihrer ungesättigten Fettsäuren.

Vier Gründe, warum Stillen für deine Gesundheit das Beste ist.

  • Es bedeutet Nähe, die die emotionale Bindung zu deinem Kind stärkt.
  • Es fördert die Rückbildung der Gebärmutter.
  • Es beugt Wochenbettdepressionen vor.
  • Es senkt das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken.

Lange vor Geburt bereitet sich deine Brust aufs Stillen vor

Die ersten Vorbereitungen für die optimale Ernährung des Nachwuchses laufen schon lange vor der Geburt auf Hochtouren. „In der Schwangerschaft beginnen die Brustdrüsenanlagen zu wachsen. Die Drüsenzellen bilden Hohlkugeln aus milchbildenden Zellen. Um jeden Hohlraum legen sich kleine Muskeln, die später die Milch aus den Hohlräumen drücken, wenn das Kind gefüttert wird“, erklärt Stillberaterin Dr. Christiane Bergmann. Während der Geburt bildet der Körper das Milchbildungshormon Prolaktin in Kombination mit dem Milchspendehormon Oxytocin, und schließlich gibt das Baby beim ersten Anlegen den Startschuss für den Milchfluss.

Das Kolostrum: Erstmilch ist erste Impfung für dein Baby

Die erste Mahlzeit ist also bereits vor der Geburt angerichtet. Doch sie dient gar nicht der Ernährung des neuen Erdenbürgers; der nämlich ist bei Ankunft noch ausreichend versorgt. „Gesunde, spontan geborene Kinder bringen eine Energiereserve für einige Tage mit auf die Welt“, beruhigt Stillberaterin Bergmann. Die gelbliche, cremige Erstmilch, das sogenannte Kolostrum, fließt etwa die ersten vier Tage – vollgepackt mit Immunabwehrstoffen und Eiweißen ist sie eine Art erster Impfstoff: Die in ihr enthaltenen Antikörper der Mutter schützen das Baby vor Krankheitserregern. Das Kolostrum ist noch nicht so kalorienreich und wirkt zudem leicht abführend, womit es die Ausscheidung des Kindspechs unterstützt. Dass gestillte Babys nach der Geburt etwas abnehmen, ist also ganz natürlich, sagt Bergmann, und kein Grund zur Sorge.

Jede Stillmahlzeit ist optimal zusammengestellt

Im Laufe der ersten Lebenswoche bildet sich dann die Übergangsmilch, die nach rund zwei Wochen in die fetthaltigere reife Muttermilch übergeht. Wie viel Milch fließt, ist dann abhängig vom Appetit des Säuglings: Trinkt er selten oder oft? Viel oder wenig? Und auch ihre jeweilige Zusammensetzung richtet sich nach dem Bedarf des Babys: Braucht es gerade mehr Fette, mehr Milchzucker oder Eiweiß? Neben diesen gehaltvolleren Komponenten spielen auch lebensnotwendige Vitamine und Mineralien wie Calzium oder Eisen eine Rolle. Über die richtige Dosierung muss Mama sich aber keine Gedanken machen: Bei der Lieferung frei Haus sind alle „Zutaten“ perfekt aufs Baby abgestimmt. Somit ist jede Stillmahlzeit ein einzigartiges, vollwertiges Menü! Eins bleibt jedoch jedes Mal gleich: Zuerst fließt immer eine dünnere, den Durst löschende Milch, dann eine gehaltvollere, die sättigt.

Lass dir helfen!

Stillen ist die natürlichste Sache der Welt. Doch das bedeutet nicht, dass Unsicherheiten oder Probleme ausgeschlossen sind. Für einen guten Stillstart und -verlauf stehen dir deine Hebamme und/oder eine Stillberaterin zur Seite.

Stillberaterinnen findest du auf kidsgo.de/kurse

Selbst für Frühchen ist Muttermilch unnachahmlich gut

Selbst auf Frühchen stellt sich Muttermilch besonders ein. Auch dann kann die Flaschenmilch der Muttermilch keineswegs den Rang ablaufen. Das weiß auch Dr. Helmut Küster, Leiter der Neonatologie der Universitätsmedizin Göttingen: „Im Gegensatz zu Kunstmilch enthält Muttermilch Leukozyten, die wir nicht nachmachen können, sowie Enzyme, deren genaue Bedeutung wir zum Teil noch nicht kennen, die aber langfristig betrachtet einen erheblichen Benefit für die Entwicklung des Kindes haben.“ Die meisten Kliniken seien „pro Muttermilch“ für Frühchen eingestellt, allerdings lasse Personalmangel die Realisierung oft scheitern.

Buchtipp

kidsgo-Buchtipp - Das StillbuchDas Stillbuch

Das Standardwerk ist jetzt komplett überarbeitet neu erschienen. Es beantwortet die Fragen, warum Muttermilch so wertvoll ist und Stillen sich lohnt, wie Schwangere sich aufs Stillen vorbereiten können, was junge Mütter tun können, wenn´s nicht klappt, wie der Partner und die Gesellschaft sie unterstützen können und wie das Abstillen für Mutter und Kind gelingt. Persönliche Kurzberichte zeigen, wo es Probleme geben kann.  Das Buch widmet sich auch besonderen Situationen wie Stillen eines Frühgeborenen, von Zwillingen oder im Job. 

Die Inhalte des Buches entsprechen dem neuesten Stand der Wissenschaft und berücksichtigen auch die veränderten Bedürfnisse moderner Familien.

Hannah Lothrop, Das Stillbuch, Kösel Verlag 2016, 19,99 Euro, ISBN 978-3-466310-64-7

Muttermilch verträgt der empfindliche Magen-Darm-Trakt am besten

Frühchen-Mama Carina Krause hätte sich nach der Geburt ihres Sohnes Linus tatsächlich mehr Unterstützung vom Klinikpersonal gewünscht. „Schließlich habe ich mit Hilfe meiner Nachsorge-Hebamme an meinem Vorhaben festgehalten Linus mit Muttermilch zu füttern“, erinnert sie sich heute. Sie pumpte regelmäßig Milch ab und brachte sie ihrem kleinen Sohn. Sie wollte unbedingt etwas für ihn tun, wenn er schon nicht bei ihr sein konnte.

Eine gute Entscheidung, denn dank Muttermilch und der Zuwendung beim Stillen bzw. Füttern machen Frühchen größere Fortschritte in ihrer mentalen Entwicklung. Auch in einem anderen Punkt reicht kein künstlicher Ersatz ans Original: Muttermilch verträgt der noch sehr empfindliche Magen-Darm-Trakt am besten.

Geheimnisvolle Rezeptur

Allein über 200 unterschiedliche Zuckermoleküle enthält das Superfood. Doch längst sind noch nicht alle Inhaltsstoffe und deren Wirkung komplett entschlüsselt, und so bleibt die natürliche Geheimrezeptur Gegenstand der Forschung. Erst kürzlich richteten Schweizer Wissenschaftler einen Lehrstuhl zur Erforschung der Muttermilch ein. Sie wollen herausfinden, wie sich Stillen und Muttermilch langfristig auf Babys Entwicklung auswirkt. Eins steht aber schon fest: Die Aufgabe des Zaubertranks von Mutter Natur geht weit über die Ernährung des Säuglings hinaus.

Stillen senkt nachhaltig kindlichen Blutdruck

Eine neue kanadische Untersuchung aus dem Jahr 2021, die sogenannte CHILD-Studie, hat nun einen weiteren positiven Effekt der Muttermilch hervorgebracht: Stillen Mütter ihr Neugeborenes in den ersten Lebenstagen, hat es auch drei Jahre später noch einen niedrigeren Blutdruck als ungestillte Babys. Ein Unterschied, der sich übrigens durch das gesamte Leben zieht.
Die Autor:innen betonen, wie wichtig der frühe, im Idealfall unmittelbare Stillbeginn ist – auch dann wenn ausschließliches und dauerhaftes Stillen nicht möglich ist. Die Unterstützung beim Stillstart bzw. bei der Abgabe von Muttermilch sollte unbedingt gegeben sein, mahnen die Wissenschaftler:innen an.

Experten-Interview

Experten - Interview - Was Muttermilch so einzigartig machtDr. Christiane Bergmann ist Biologin, AFS-Stillberaterin und dreifache Mutter

Experten-Interview „Ein gestilltes Kind isst abwechslungsreich“

kidsgo: Wie sollten sich stillende Mütter ernähren?

Dr. Christiane Bergmann: Eine Mutter sollte sich schon in und am besten auch vor der Schwangerschaft gesund ernähren. Schadstoffe sammeln sich nämlich besonders in Fettgeweben an, die der Körper dann in der Stillzeit wieder um- und abbaut. Schon während der Schwangerschaft isst eine Mutter, was dem Kind in der Muttermilch und später am Tisch schmeckt. Also: Essen nach Bedarf! Denn der entspricht auch dem Bedarf des Kindes. Mit Stunden oder Tagen Verspätung enthält dann auch die Muttermilch die von der Mutter gegessenen Substanzen. Ein gestilltes Kind isst also automatisch abwechslungsreich.

kidsgo: Gibt es Nahrungsmittel, die Stillende meiden sollten?

Dr. Christiane Bergmann: Das ist individuell: Wenn die Eltern etwas nicht vertragen, könnte das beim Kind auch so sein und zum Beispiel Blähungen verursachen. Grundsätzlich gilt: Finger weg von Alkohol und Zigaretten. Doch das gilt ja schon für die Schwangerschaft. Auch den Kaffeekonsum sollten Stillende besser reduzieren. Er macht Säuglinge nervös.

kidsgo: Was halten Sie vom Langzeitstillen?

Dr. Christiane Bergmann: Langes Stillen ermöglicht es, das Kind immer wieder mit Abwehrstoffen der Mutter zu versorgen, was dem kranken Kind sehr nützen kann. Tiere säugen ihre Jungen, bis die Milchzähne ausfallen. Das entspräche beim Menschenkind etwa der Zeit der Einschulung.

kidsgo: Wie wirkt sich eine längere Stillzeit aus?

Dr. Christiane Bergmann: Eine aktuelle brasilianische Studie belegt: Wer als Baby mindestens ein Jahr lang gestillt wurde, erreichte im Durchschnitt vier IQ-Punkte mehr. Und: Stillkinder sind lebenslang seltener und weniger schwer krank als Flaschenkinder.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt übrigens ausschließliches Stillen bis zum Ende des sechsten Monats und Stillen mit Beikost über den zweiten Geburtstag hinaus.

kidsgo: Frau Dr. Bergmann, vielen Dank für das Gespräch!