Über Umzug, Stillen in unmöglichen Posen und Sonnenschein
Ich bin bei meinen Eltern in Schlüchtern. Eigentlich würde ich total gerne etwas anderes machen als tippen. Aber Ruben ist eingeschlafen und diese Zeit ist kostbar und muss für alles genutzt werden, was in den Zeitraum hineinpasst!
Ich glaube, das ist der einzige Nachteil, wenn man ein Baby hat: keine freie Zeiteinteilung. Man muss immer reagieren und das nutzen, was sich ergibt. Ich habe gerade schon im Internet nach Umzugshelfern gesucht und telefoniert und herum organisiert. Jetzt schreibe ich.
Ja, der Umzug steht nun unmittelbar bevor. Mein „Ex-Nachbar“ zieht ebenfalls aus und nimmt etliche meiner Möbel mit in seine neue Wohnung, da seiner Ex-Freundin (deshalb der Umzug bei ihm) deren gesamte Wohnungseinrichtung gehört. Um so besser. Das ganze Zeug aus dem 4. OG runter schleppen ist zwar besser als Einziehen (traumatische Erinnerung), aber in Jena ist ja ebenfalls kein Platz mehr für irgendwelches Zeug.
Benjamin wird voraussichtlich alleine nach Berlin fahren um dort alles zu regeln. Nach der letzten Umzugs- und Autositzschale-Erfahrung muss das ein weiteres Mal so nicht ablaufen!
Total komisches Gefühl... Irgendwie mochte ich mein Berliner Leben und besonders meine Wohnung dort ja schon. Das ist wohl nun gänzlich Vergangenheit. So geht das.
Ich bin mit Ruben bereits seit letztem Mittwoch in Schlüchtern. Traumwetter! Ruben konnte im Garten rumwurschteln: sich eine Ganzkörpermaske aus Brombeeren zusammen matschen, Gras rupfen, im Wäschekorb baden und planschen, Schaukeln, Bienchen bei der Arbeit zuschauen, und Treppen hoch krabbeln. Mittlerweile kennt er sich hier total gut aus. Und er liebt seine Oma, und den Opa auch! Das ist wirklich erstaunlich, wie sehr er sich freut, wenn meine Mutter Mittags und mein Vater später von der Arbeit nach Hause kommen. Mit dem Opa rauft er immer wie verrückt. Manchmal denke ich, dass es dem Kleinen eigentlich unheimlich oder zu viel werden müsste. Aber nein. Um so doller, desto so mehr Gequietsche. Mit der Oma spielt er immer Erschrecken. Also er erschreckt sie. Ich könnte mich kaputt lachen. Es ist so schön zu beobachten, wie Ruben mit jedem vertrauten Menschen eine ganz individuelle Beziehung aufbaut.
Am Samstag war die Hochzeit von einem meiner Brüder. Die Trauung war in Frankfurt direkt und die Feier in Rüdesheim am Rhein. Soweit verlief alles optimal. Ruben wurde Mittags „Mittagschlafmüde“ und wir packten ihn nach dem Einschlafen in den Maxi Cosi und fuhren nach Frankfurt los. Die Trauung sollte um 15 Uhr beginnen. So waren wir zwar wesentlich früher dort, aber das war sogar gut. Ruben konnte noch krabbeln und sich alles anschauen. Die Trauung war sehr schön, und sehr modern. Wir hielten uns mit Ruben im hinteren Bereich auf. Dort konnte er quatschen, dadadadadadadadadaaaaa, brrrrrrrrrrrrr, Flyer ausräumen und mit anderen kleinen Kindern Kontakt aufnehmen. Ich glaube, dass er dort im Ganzen eine spannende Zeit hatte.
In Rüdesheim sollte die Feier gegen 18 Uhr beginnen. Von FfM braucht man ca. 45 Minuten bis dort. Optimalerweise schlief Ruben auf der Fahrt ein!
Die Feier begann natürlich eine Stunde später. Normalerweise geht Ruben ja gegen 19 Uhr ins Bett. Trotzdem er auf der Fahrt noch Energie getankt hatte, wurde er dennoch bald müde. Er wollte auch nichts mitessen und streckte seine Ärmchen nach mir aus. So packte ich ihn in die Trage und versuchte selbst etwas von dem wunderbaren Essen aufzunehmen. Leider war es sehr laut und Ruben fühlte sich nicht wohl in seinem Zustand und mit den Rahmenbedingungen. Wir zwei gingen nach draußen spazieren. Ich hoffte so sehr, dass er einschlafen würde. Aber kurz vorm Einschlafen überging Ruben den Punkt und war wach. Von da an war ich irgendwie unentspannt. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich selber unheimlich müde war. Ruben hat sich mittlerweile leider angewöhnt nachts eine bis eineinhalb Stunden wach zu sein. Da kann ich natürlich auch nicht schlafen.
Wie auch immer. Gegen 21 Uhr packten wir ein (nachdem ich wenigstens meinen verwaisten Teller aufgegessen hatte) und fuhren los. Wir wollten zurück nach Schlüchtern. Ich sah schon das gleiche Drama, wie auf der Fahrt Fahrt von Berlin nach Jena nahen.
Ruben fing auch ziemlich gleich an zu weinen. Ahhhhhhh. Ich wollte sowas nie wieder haben. Letzten Montag war ich mit meiner Freundin Kristin aus Jena und ihrer kleinen Schnecke auf dem Spielplatz und hatte ihr von der Horrorfahrt berichtet. Sie hatte mir erzählt, dass sie sich mit der Brust über die Autositzschale gehängt hatte und dass das bei ihrer Tochter wunderbar geklappt hatte. Also holte ich meine Brust aus dem Kleid heraus und versuchte in Richtung Rubens Mündchen zu kommen. Ruben trank und schlief ein. In diesem Moment hätte ich Kristin knutschen können! Falls du das liest: vielen Dank nochmal für den Rettungs-Tipp!!!
Wir sind in Schlüchtern angekommen und außer der nächtlichen Spielaktion, die eher mich an den Rande des Wahnsinns brachte, verlief der nächste Tag wunderbar mit Ruben.
Ein drittes Zähnchen kündigt sich an; oben rechts.
Ansonsten geht es morgen zurück nach Jena, wieder zum Papa, der schon gestern Abend wieder fahren musste.
Liebe Grüße,
Judith
Bild: Privat
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