Klartext über meine Pumperkarriere: Was kostet Muttermilch wirklich. Als Betriebswirtin ziehe ich Bilanz.
Hallo mein Herz,
ich habe schon ein paar Mal das große Thema „Stillen und Milch“ gestreift.
Heute und beim nächsten Mal gibt es Klartext!
Vielleicht schmunzelst du (ausdrücklich erlaubt und erwünscht).
Möglicherweise schüttelst du über meine Worte aber auch den Kopf. Was total okay ist. Mein Humor muss nicht deiner sein.
Doch bedenke: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Ohne meinen Humor hätte ich das ganze Thema nur schwer ertragen.
Als klar war, dass ich keine Stillkarriere, sondern eine Pumperkarriere machen werde, setzte ich mir den Zeithorizont „bis Ende August und dann entscheide ich, was passiert“.
Was ich Ende August entschieden habe, erfährst du, wenn du weiterliest.
Möglicherweise erinnerst du dich daran, dass ich Betriebswirtschaft studiert habe.
Es wird es Zeit für eine Abrechnung – heute rational und nächstes Mal auf emotionaler Ebene.
Ich werde im wahrsten Sinne des Wortes Bilanz ziehen.
Mal Aufwand und Nutzen abchecken.
Dabei beschränke ich mich auf meine eigenen Kosten.
Die Hochrechnung passt in dieser Woche sehr gut, denn Noah ist 100 Tage alt geworden.
Ich gehe also ganz großspurig davon aus, dass ich seit der Geburt jeden Tag 100 Milliliter Milch gegeben habe.
Hab ich nicht, lässt sich aber leichter rechnen.
Andere Mamis geben das Pro Stillmalzeit – also mehrmals am Tag.
Zu Beginn hatte ich noch 0 Milliliter (in Worten: NULL!)
Stand heute sind es zwischen 70 und 100 Milliliter.
Aber zurück zu meiner Rechnung.
100 Milliliter * 100 Tage = 10.000 Milliliter = 10 Liter Muttermilch
Da Noah zu lange im Geburtskanal steckte, war sein Kiefer blockiert.
Resultat: Er konnte nicht saugen.
Jetzt musst du wissen, dass es sich mit der Milch ganz genauso verhält, wie auf dem Markt.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Heißt: Wenn es keine Nachfrage für Milch gibt, lohnt sich das Angebot nicht.
Also produzierte ich nicht.
Blöd.
Um die Nachfrage zu simulieren, habe ich in der Klinik am dritten Tag eine Milchpumpe bekommen.
Auf Rezept gab es dann die Verlängerung.
Nachteil: Die Kasse zahlt keine Pumpen 2 Go, sondern nur die „in-der-Ecke-steh'-Monster“-Pumpen.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fuhren wir zur „Milchwiese“, wurden 1A beraten inklusive Mopsbeschau, damit die Größe der Trichter zu meinen Nippeln passte.
Diese Pumpe brachte zunächst 5 Milliliter pro Pumpsession.
Später steigerte ich mich auf 20 Milliliter.
Pfff!
An dieser Stelle geht ein fettes DANKE an Claus und Stefan Hipp raus.
Dann ging es zur Osteopathin, um Noahs Blockade zu lösen.
Kosten insgesamt: 180 Euro.
Ich ging ebenfalls zur Osteopathin, um den Milchfluss mittels Akupunktur und Massage anzukurbeln.
Kosten: 150 Euro.
Dazu kam noch ein homöopathisches Medikament: 25 Euro.
Sowohl die Osteopathin als auch meine Hebamme hatte mir die Teilnahme an einer Stillberatung empfohlen.
Ich hatte das große Glück, dass mich Jana Nicolai aus dem Geburtshaus Apfelbaum in Potsdam begleitete.
Wir surften die gleiche Welle und ich fühle mich sehr gut aufgehoben.
Jana erklärte mir sehr genau, was in meinem Körper passiert und wie wir mich zu mehr Milch hintrainieren könnten.
Ich sage an dieser Stelle bewusst „könnten“, denn es braucht 8 – 12 Mal abpumpen am Tag.
Ist wie beim Lauftraining: du kannst die beste Trainerin haben, aber wenn du nicht hingehst, dann wirst du nicht schneller.
8 – 12 Mal pumpen am Tag mit Vor- und Nachbereitung.
Ja, da machste gefühlt nix anderes, außer Futter.
Soziale Kontakte kannste knicken, es sei denn, die „Mopsparade“ ist für dich und die anderen okay.
Für mich war es das nicht!
Die anderen habe ich gar nicht erst gefragt.
Zu meinen besten Trainingszeiten schaffte ich 6 Mal pro Tag.
Ansonsten pendelte es sich zwischen 2 und 4 Mal am Tag ein.
Eine wirkliche Pumproutine schaffte ich nicht.
Die Stillberatung war Privatvergnügen und kostete 180,00 Euro.
Dann musst du noch wissen, dass es ein Medikament namens „Domperidon“ gibt.
Nicht zu verwechseln mit „Dom Pérignon“ – klingt ähnlich, wirkt jedoch anders.
Domperidon wird normalerweise eingenommen, um Symptome von Übelkeit und Erbrechen zu reduzieren. Könnte man haben, wenn man zu viel „Dom Pérignon“ gekübelt hat.
Domperidon hat den Nebeneffekt, dass es den Milchfluss bei Müttern ankurbelt.
Yeah!
Her damit!
Domperidon ist verschreibungspflichtig.
100 Tabletten sind in der Packung.
3x3 ist die Dosierung.
Eine Packung reicht für 11 Tage.
Kosten pro Packung: 25 Euro
Kosten insgesamt: 150,00 Euro
Aktuell fühle ich mich ein wenig wie ein Junkie, denn seit Freitag schleiche ich Domperidon langsam aus.
Ob die Milch weiterfließt, ist noch unklar.
Aber immerhin kam ich so auf meine 70 - 100 ml pro Tag.
Außerdem kaufte ich noch zwei gebrauchte transportable Milchpumpen, denn ich wollte nicht andauernd in der Ecke hocken.
Beide Pumpen sind Privatvergnügen, denn sie sind "To Go".
Kosten insgesamt: 300,00 Euro.
Das Abpumpen und die Stillversuche haben mich außerdem jede Menge Zeit, Nerven und Tränen gekostet.
Lässt sich alles nicht in Gold und Geld aufwiegen und wird vernachlässigt.
Zücken wir also mal den Taschenrechner:
Osteopathie Noah: 180,00 Euro
Osteopathie Marion: 150,00 Euro
Stillberatung: 180,00 Euro
Medikamente: 175,00 Euro.
Milchpumpen: 300,00 Euro
Summa summarum: 985,00 Euro für 10 Liter Milch.
Das weiße Gold ist in meiner Welt nicht Elfenbein oder Kokain.
Die Kosten pro Liter sinken übrigens ab sofort, denn ich habe Ende August entschieden, dass ich weiter pumpe.
Motiviert hat mich Jana, die am Freitag sagte „Egal wie viel es ist, es ist gut für Noah. Auch wenn du "nur" 20 Milliliter am Tag schaffst, ist das mehr als 0! Bleib dran! Friere immer die Hälfte ein, um später zu strecken.“ #dankejana
Ich werde jetzt vom Junkie zum Dealer.
Ich strecke.
Milchzeit!
So viel zu meiner Pumperkarriere.
Apropos Pumper.
Wusstest du, dass Muttermilch in der Bodybuilderszene sehr heiß begehrt ist?
Japp. Hat einen Marktwert von 60,00 Euro bis hin zu 130,00 Euro (in Worten: Einhundertdreißig!)
In der Milchbank bekommen Mütter 10,00 Euro pro Liter.
Pfff!
Der edle Stoff ist viel mehr wert!
Zum Glück bleibt meiner inneren Betriebswirtin diese Rechnung und Entscheidung erspart.
Hat auch Vorteile, wenig Milch zu haben.
Hab eine zauberhafte Woche.
Deine Marion Glück
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