In Erinnerung an alle Sternenkinder
♡ In Erinnerung an Rosalie, Conner, Ruby, Shyrin und Lucas ♡
Wir verarbeiten den Verlust unserer Kinder auf unterschiedliche Weise und fühlen dabei dennoch das Gleiche. Nachdem wir unser erstes Kind “Rosalie” Anfang März 2019 ziehen lassen mussten, stand unsere Beziehung zunächst still. Wir wussten, als Paar nicht mehr miteinander umzugehen. Die Angst unser Gegenüber zu verletzen, egal in welcher Weise, war präsenter denn je. Erst nachdem wir uns einander geöffnet haben und über den plötzlichen Tod unseres Kindes gesprochen hatten, lernten wir uns wieder neu kennen und lieben.
Es ging wieder bergauf. Wir lachten, lebten und waren froh, diesen schwierigen Weg gemeinsam bestreiten zu können. Jeder trauerte dabei auf seine Weise und war dennoch für den Partner da. Wir zogen an einem Strang.
Mit dem zweiten positiven Schwangerschaftstest fingen die Probleme jedoch wieder an. Die Angst vor einem erneuten Verlust raubte uns die Vorfreude und sorgte für zahlreiche Tränen auf den Wangen. Was wenn, ...wie sollen wir …schaffen wir das?
Es standen so viele Fragen im Raum, die an der Vorfreude nagten. Immer wieder bissen wir uns auf die Lippen und versuchten, stark zu sein für uns und das ungeborene Kind. Und ja, irgendwie schien es auch zu klappen. Denn mit der Zeit nahm auch die Angst ab, wenn auch nur minimal. Wir fingen an, uns auf die bevorstehende Zeit zu freuen, malten Luftschlösser und diskutierten über Namen, Zimmerwandfarbe und Einrichtung. Es schien alles perfekt.
Bis am 5. November 2019 unsere Welt erneut einbrach. Unsere Liebe wurde wiederholt auf die Probe gestellt. Nicht nur, dass wir schon wieder ein Kind ziehen lassen mussten, diesmal standen wir auch vollkommen alleine mit der Situation da. Wir wurden mit dem Schmerz und der Trauer alleine gelassen und nicht ernst genommen. Obwohl sowohl Familie als auch Freunde Abstand zu uns hielten und die Situation mit belanglosen Worten „herunterspielten“, waren wir gewachsen. Als Paar und als Menschen. Wir lernten, Abschied zu nehmen und die negativen Worte seitens unserer Mitmenschen auszublenden.
So gaben wir unseren Kindern einen Namen und dadurch eine Persönlichkeit. Auch ließen wir beide Kinder segnen und beerdigten sie in einem Sternenkindergrab.
Inzwischen sind wir Eltern von fünf gemeinsamen Sternenkindern. Fünfmal mussten wir einen der wohl schlimmsten Schicksalsschläge überhaupt erleben. Fünf Kinder mussten wir ziehen lassen und beerdigen. Sie alle starben in der Schwangerschaft.
Liebe Baby-Tagebuch-Leser und Leserinnen,
wusstet ihr, dass in Deutschland fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos ist? Man schätzt, dass etwa jede fünfte Schwangerschaft die ersten zwölf Wochen nicht überdauert. Viele Fehlgeburten bleiben sogar unentdeckt.
In unserem Fall sprach man von einem “habituellen Abort”, also einer wiederholten Fehlgeburt (ab drei Aborten in Serie vor der 20. SSW), von dem rund ein Prozent aller Paare mit Kinderwunsch betroffen sind, wobei sich in 40 Prozent der Fälle keine Ursache finden lässt. Das war auch bei uns der Fall. Warum ich unsere Wunder verloren habe, wurde nie herausgefunden, stattdessen wurde mir nahegelegt, es nicht weiter zu versuchen.
“Sie werden nie ein Kind bis zum Ende austragen können.”
Heute streichle ich meinem Wunder durchs Haar, schenke ihm ein Lächeln und fühle unendliche Dankbarkeit. Mein Regenbogenbaby hat meinen Alltag erhellt, mein gebrochenes Herz geflickt und mich zurück ins Leben geholt. Er hat mir Hoffnung geschenkt, Mut gemacht und gezeigt, dass Wunder wahr werden können, auch dann, wenn wir nicht mehr daran glauben.
Am 15. Oktober werde ich heuer erstmals mit meinem größten Glück den “Tag der Sternenkinder” zelebrieren. An diesem Tag wird allen Kindern gedacht, die während der Schwangerschaft, oder während bzw. kurz nach der Geburt starben. Um 19 Uhr Ortszeit werden zum Gedenken an die Sternenkinder Kerzen entzündet.
Auch wenn der Glückskeks noch nicht verstehen kann, was es mit diesem Tag auf sich hat, wird er mir beim Bemalen der Gedenkkerzen helfen und ihnen farbenfrohe Hoffnung schenken. Gemeinsam werden wir die Kerzen dann auf dem Friedhof aufstellen und seinen Sternengeschwistern unsere Dankbarkeit aussprechen. Der Schmerz im Herzen sitzt noch tief, auch wenn Baby Glückskeks schon viele Pflaster verteilt hat und manche Wunden verschließen konnte. Doch eine Fehlgeburt, beziehungsweise wie in unserem Fall gleich fünf aufeinanderfolgende Fehlgeburten, lassen sich nicht einfach so vergessen. Auch dann nicht, wenn ein Regenbogen das Licht der Welt erblickt hat. Es waren einschneidende Erlebnisse, schmerzhafte Momente und verloren gegangene Hoffnungen.
Es waren unsere Kinder, die nie einen Fuß auf diese Erde setzen durften.
Liebe Babytagebuchleser,
In dieser Woche gibt es keinen Einblick aus unserem ersten Babyjahr. Stattdessen möchte ich die Möglichkeit nutzen und ein unglaublich wichtiges Thema, das leider noch immer ein Tabu darstellt, in die Welt tragen. Sterneneltern sind auch Eltern, eine Fehlgeburt bzw. der Verlust des eigenen Kindes, ist ein einschneidendes Erlebnis für das man sich nicht verstecken oder gar schämen muss. Wir dürfen offen über dieses Schicksal reden und trauern!!
Setzt ein Zeichen für all jene Kinder, die keinen Fuß auf die Erde setzen durften und schenkt Sterneneltern eine Stimme. Stellt am 15. Oktober um 19 Uhr eine brennende Kerze ans Fenster und zeigt Sterneneltern, dass sie nicht alleine sind.
Danke!
Janine
Psst, natürlich gibt es noch ein kleines Update zum Glückskeks. Der kleine Mann ist inzwischen sehr daran interessiert, seine Welt zu entdecken, alles anzufassen und mit dem Mund zu erforschen. Leider war er auch in dieser Woche wieder krank, ein starker Husten hat ihn völlig aus dem Alltag gerissen. Mit viel Liebe, Zuneigung und einem Schluck Hustensaft am Abend, konnten wir ihm glücklicherweise etwas helfen. Aus meinem zarten 2690 g schweren Jungen ist ein mehr als 8 kg großer Sonnenschein geworden. Er liebt es faxen zu machen, Mama an den Haaren zu ziehen und Papas Bart anzufassen. Vor allem liebt er aber unsere Tiere, die ihm immer wieder einen Nasenkuss verpassen und dabei so viel Freude hinterlassen.
Baby Glückskeks ist ein wundervoller kleiner Mann, mein größtes Glück.
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