Schwanger nach Fehlgeburt - von Regenbogenbabys, Sternenkindern und dem ersten Besuch am Grab nach der Geburt
“Frau B., es tut mir leid aber Sie sind nicht mehr schwanger!” - Wie oft musste ich in den vergangenen Jahren diesen Satz hören, bevor schließlich mein größtes Glück das Licht der Welt erblicken durfte. Ich bin seither nicht nur die Mama von Baby Glückskeks, sondern auch Mama von fünf Sternenkindern, genauer gesagt von Rosalie, Conner, Ruby, Shyrin und Lucas.
Fünf wundervolle Sterne, deren Licht in der Nacht den Horizont erhellen und meinen beziehungsweise unseren Weg leuchten.
Immer wieder habe ich mich gefragt, warum mir diese Kinder genommen wurden. Warum ich so oft diese Hürde meistern musste. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht bekommen. Lediglich der Schmerz vergangener Tage sitzt noch immer tief. Manchmal träume ich sogar davon. Sehe mich auf dem OP-Tisch liegen, höre die Worte der Ärzte und spüre diese unbeschreibliche Leere.
In den vergangenen Jahren ähnelte mein Körper einem hormonellen Wrack. Innerhalb von drei Jahren musste ich vier Fehlgeburten meistern und sowohl psychisch als auch körperlich ein unangenehmes Chaos durchleben. Zwischen starken Unterleibsschmerzen, Heulanfällen und massiven Haarausfall gesellten sich auch schwere depressive Phasen hinzu. Ich war am Ende meiner Kräfte und völlig verzweifelt auf der Suche nach Antworten.
Innerhalb des privaten Umfelds wurden die Verluste totgeschwiegen. Die Beisetzung fand ohne Unterstützung von Familie und Freunden statt. Zu den hormonellen Problemen kamen also auch die Problematiken im eigenen Umfeld dazu.
Liebe Baby-Tagebuch-Leser und Leserinnen,
Warum beginnt mein heutiger Tagebucheintrag mit diesem Rückblick?
Vielleicht brauchte ich das, um mir selbst nochmal in Erinnerung zu rufen, was für ein großes Glück ich seit Februar dieses Jahres an meiner Seite haben darf. Vielleicht möchte ich aber auch einfach nur zeigen, dass Wunder wahr werden können. Ich weiß es nicht!
Vergangenes Wochenende haben wir erstmals seit Noahs Geburt das Grab unserer verstorbenen Kinder besucht. Schon Tage vorher begleitete mich ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ich fühlte mich komisch, immerhin habe ich meine Sternchen so lange nicht mehr besucht. Nicht, weil ich sie mit der Geburt meines Sohnes vergessen habe. Nein, vielmehr mangelte es mir an Zeit und Mut. Ich hatte Angst davor, dass sie es mir übel nehmen, war ich vorher doch jeden Monat mehrmals bei ihnen und habe farbenfrohe Blumen und Kerzen mitgebracht. An manchen Tagen gab es sogar ein Kuscheltier, oder ein selbstgemachtes Andenken meinerseits.
Dass ich so lange dem Grab fernblieb, schmerzte meinem Herzen.
Am Samstag war es schließlich so weit. Mit Papa Toni und dem Glückskeks im Gepäck schlichen wir die schmalen Gänge entlang, bis wir das Sternenkindergrab erreicht hatten. Sofort wurde nach einer Vase gesucht, die Blumen mit Wasser versorgt und ein grober Überblick verschafft. Baby Glückskeks beäugte die Umgebung neugierig und interessiert, wackelte dabei immer wieder mit den Beinchen. Ich drückte ihn in jenem Moment ganz fest an mich und küsste sanft sein Haupt. Er gab mir Kraft und strahlte so viel Liebe und Glück aus - dankbarer hätte ich in diesem Augenblick nicht sein können.
Viele würden mich an dieser Stelle wohl kritisieren. Ein Baby auf dem Friedhof? Muss das sein? Mir war es wichtig, dass Noah mit dabei ist, denn unsere fünf Engel sind auch seine großen Geschwister, wenn auch nicht zum Greifen nah. Er wird damit aufwachsen und leben lernen und irgendwann verstehen, warum er so unglaublich wertvoll für uns ist.
Der Besuch auf dem Friedhof war anders als sonst und doch irgendwie ganz normal.
Janine
“Manchmal fallen kleine Engel vom Himmelszelt, aber ihre Heimat ist nicht unsere Welt. Sie begleiten dich auf deinem Weg ein Stück, doch kehren sie zu den Sternen zurück.” (Autor unbekannt)