Was? Die Zwillinge sind schon ein Jahr alt? Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Und so klein sie sind, starten sie morgen schon zu ihrer dritten Italienreise.
Hallo, Ihr Lieben!
Das ist nun endgültig mein letzter Tagebucheintrag. Ihr seht mich sehr sentimental vor dem Bildschirm sitzen. Meine Finger liegen immer wieder lange still auf der Tastatur, weil ich überlege, was ich im Nachbericht schreiben soll. So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was wäre wichtig, was könnte euch interessieren? Bei einem „normalen“ wöchentlichen Eintrag ist das ja irgendwie egal, wenn ich etwas vergaß, schrieb ich es eben in der folgenden Woche. Na ja, also Mut zur Lücke und los:
Rechtzeitig zum Geburtstag bekamen wir von kidsgo ein tolles Überraschungspäckchen. Jede Minimaus bekam ein Mützchen mit passendem Halstuch und ein Buch. Ich habe es für sie eingepackt und sie haben es an ihrem Geburtstag mit großer Begeisterung ausgepackt. Ich hoffe, Anke ist nicht böse, wenn ich ehrlich schreibe, dass sich Nele und Cari mehr für das Geschenkpapier als für die Inhalte der Päckchen interessierten. Aurelia und ich waren aber ganz begeistert von den Mustern und Farben – erstaunlich, denn sonst muss es ja für Aurelia immer Rosa oder Elsa-Blau (türkis) sein. Ob sie wohl erwachsen wird?
Gefeiert haben wir den Geburtstag nicht so richtig. Morgens in der Spielgruppe haben wir die beiden hoch leben lassen und zwei Kerzen ausgepustet. Ansonsten gab es keine Feier. Die Oma hatte einen DRK-Einsatz, der Papa war mit seinem Oldtimer in Frankreich und Aurelia musste ausgerechnet an diesem Tag zur Sprachstandsfeststellung in die örtliche Grundschule. Einen größeren Quatsch könnt ihr euch nicht vorstellen: Ich hatte versucht, den Termin zu verschieben, weil er eben genau auf dem Geburtstag der Mäuse lag, ich für diese keine Betreuung hatte und die Uhrzeit (15 Uhr) mit dem Kindergartenmittagsschlaf kollidierte. Ein Verschieben war aber nicht möglich, also musste ich das müde Kind in einer fremden Umgebung einer fremden Frau mitgeben und draußen mit den Zwillingen warten. Ich war schon verwundert, dass sie überhaupt mitging. Es kam dann aber, wie es kommen musste: zwei von fünf Aufgabenfeldern lagen hinter den beiden, als Aurelia um eine Pause bat und zur Mama und den Babys wollte. Danach ging es nicht mehr weiter, nach einer Stunde brach die Lehrerin ab. Der Fragebogen blieb also an vielen Stellen leer, obwohl Aurelia ohne die dusselige Prüfungskonstellation natürlich Geschichten nacherzählt, Plural, Vergangenheit und Zukunft bilden kann und dies im freien Gespräch ja auch unter Beweis gestellt hatte. Da die Lehrerin nicht wusste, wie es im Verfahren nun weiter geht, machte sie uns darauf gefasst, dass wir bei zu niedriger Punktzahl zu einer Sprachförderung verpflichtet würden. Zum Totlachen: Meine Labertasche in der Sprachförderung! Na ja, zum Glück kam die Lehrerin am nächsten Tag bei der Auswertung trotz der vielen nicht gelösten Aufgaben auf eine gute Punktzahl. Es wäre schade gewesen, wenn wir einem Kind, das wirklich eine Förderung benötigt, wegen einer solch unsinnigen Konstellation einen Platz weg genommen hätten.
Beide Mäuse ziehen sich inzwischen überall hoch. Das erweitert den Horizont und den Aktionsradius ungemein. Gestern war ich nur kurz auf der Toilette, kam zurück und stellte fest, dass sie auch Schreibtischschubladen öffnen können. Mit Schimpfen hatte ich nach meiner ersten Schockstarre zu lange gezögert, also blieb mir nur Lachen und Fotografieren. Ihr wollt aber nicht wissen, wie lange ich gebraucht habe, bis ich all das Locherkonfetti wieder eingesammelt, den Teppich von ausgelaufenem Bastelkleber befreit und die Reserveminen für den Druckbleistift wieder in das Döschen gefüllt hatte. Aber die Kinder waren gut gelaunt. Protest gab es nur, weil ich Cari den Klebefilm abnahm, von dem sie schon etwa 120 cm abgerollt hatte und Nele die Teelichter mit Vanillearoma entwinden musste, auf deren Aluverpackung sie schon genüsslich herum biss.
Hochziehen ist aber nicht alles. Beide klettern in unser Bällebad (manchmal auch mit „Köpper“) und wieder heraus. Nele läuft an einer Hand und steht bis zu 30 Sekunden frei. Zum Teil trinkt sie sogar frei stehend, klatscht in die Hände oder kommt ein bis zwei Schritte auf meine Mutter oder mich zugelaufen. Zum „echten“ Geburtstag (der errechneten Termin war ja 14 Tage später) Ende der Woche wird sie also laufen können. Cari vielleicht auch, oder ein paar Tage später, denn das freie Stehen klappt von gestern auf heute auch schon erstaunlich lange. Ehrgeizige Mäuse!
Ich freue mich schon darauf, wenn sie laufen. Dann wird es zwar noch etwas turbulenter, aber keiner wird mehr über das Porutschen von Nele diskutieren wollen.
Die letzte Woche war mit Arztterminen durchzogen. Die unangenehmen Highlights: Meine Mutter musste wegen ihrer Schilddrüse in die Nuklearmedizinische Abteilung der Uniklinik und die Zwillinge mussten geimpft werden. Die neuen Impfungen waren diesmal nicht vollkommen ohne Nebenwirkungen. Cari reagierte mit Durchfall, beide mit Fieber. Zum Glück war alles nach 24 Stunden wieder vorbei. Bei dem Arzttermin sprachen wir dann aber auch über Neles Kreuzbiss. Sie beißt ja mit den unteren Zähnen zum Teil vor und zum Teil hinter die oberen Zähne. Das ist wahrscheinlich nur eine Macke, aber ich soll sie nach unserer Reise einmal bei einer Logopädin vorstellen. Na ja, ich bin gespannt. Kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass das etwas helfen kann.
Mit meinen Weihnachtsgeschichten aus der Eifel bin ich letzte Woche fertig geworden, sie liegen nun im Lektorat des Verlages. Da meine Mutter nun erst Mitte Juli zur Radioiodtherapie in die Uniklinik muss, haben wir nun wieder Zeit für Vor-Ort-Recherchen. Morgen starten wir sofort noch einmal nach Italien. Mit dem eigenen VW Bus, mit dabei sind Aurelia, Cari, Nele und meine Mutter. Ich hoffe, die fehlende Strecke in etwa drei Wochen schaffen zu können. Wenn es vier Wochen werden, ist es auch okay für uns. Uns geht es ja gut, wenn wir zusammen sind. Aurelia hat ja auch im Ausland laufen und sprechen gelernt.
Die räumliche Trennung und die neuen Eindrücke werden für Aurelia und Nele bestimmt auch die Trauer um Maxim mildern. Beide standen zwar Bathida immer etwas näher als Maxim, dennoch trauern sie sehr um ihn. Dass so ein kleines Persönchen wie Nele schon nach einem Hund sucht und immer wieder traurig auf die Stelle schaut, wo er am liebsten lag, überrascht mich sehr.
So, meine Lieben, nun ist das Tagebuch endgültig zu Ende und wird im Juni von Anke geschlossen, wenn sie aus ihrem wohlverdienten Urlaub zurück kommt. Danke, Anke, du bist die Größte! Ich bin so glücklich darüber, dass du mich als Tagebuchschreiberin ausgewählt hast. Danke auch für die vielen tollen Sponsorengeschenke, die du uns zukommen lassen hast. Mir bleibt nur noch, euch allen zu danken. Ihr habt während meiner Schwangerschaft mit mir gezittert, meine Mädels in der Welt willkommen geheißen und immer ein nettes Wort für mich gehabt. Ich werde euch sehr vermissen.
Wir melden uns im Netz immer wieder auf Fernwehkinder.de – bestimmt schon bald aus Bella Italia.
Eure Ingrid
Bild: privat
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