Wir verbringen letzte Ferientage, erleben eine gruselige Heimfahrt, impfen Brudi und feiern Halloween.
Dienstags werden wir mal wieder von Regen geweckt. Daher machen wir heute extrem langsam mit allem. Wir besprechen: Falls es nicht besser wird, werden wir schon donnerstags abreisen statt freitags oder samstags. Sonntags, unser Lieblingsrückreisetag, fällt flach. Mit Baby brauchen wir 1-2 Tage Puffer, wenn die Heimfahrt anders verläuft als gewollt. Die Mädels spielen sehr kreativ im Haus. Nach dem Mittagessen klart es auf, wir beschließen ins nahe Cervo zu fahren und dort durch die Gässchen der Burganlage zu schlendern. Obwohl es wie immer angekündigt ist: Mit zeternden und trotzenden Töchtern verlassen wir das Haus. Sie wollen zuhause bleiben und spielen. Aber das kennen wir Eltern doch nur zu gut: wenn du nicht 1x am Tag mit den Kindern an der frischen Luft warst, hast du spätestens ab 16.30 Uhr „Suicide-Hour“ (So nennt man in England die Zeit, in der die meisten Eltern gerne Selbstmord begehen würden, weil ihre Kids am Durchdrehen sind.) Wir beharren auf das Rausgehen. Mich und meinen Mann machen diese „Ich-will-nicht-raus“-Anfälle oft echt sehr wütend. Es endet meist damit, dass wir dann irgendwann auch lauter werden, den Kindern ihre Sachen anziehen und sie an der Hand hinauszerren. Wenn du dann abends von der Aktivität heimmöchtest, bekommst du zu hören…“Was, schon jetzt heim? Wir waren hier doch erst sooo kurz.“ Patentrezepte zur Problemlösung gerne per Kommentar.
Zurück zu Cervo: Es ist wirklich herrlich dort, ein traumhafter Blick und den Mädels macht es Spaß in den engen, steilen Gässchen Verstecken zu spielen. Brudi habe ich im Tragetuch, anders wäre eine Besichtigung nicht möglich. Eine Familie mit breitem Zwillingsbuggy schaue ich mitleidig an, als sie kehrt machen müssen. Danach fahren wir zum Hafen für einen ausgiebigen Spielplatzbesuch und erfahren einen dreifachen „Magic-Moment“: Goldkind (6) kann Zöpfe flechten, Sonnenschein (4) hangelt ohne Hilfe und Brudi übt fleißig das Drehen vom Rücken zur Seite. Wow!
Da es abends noch relativ warm bleibt, hat Goldkind die geniale Idee, auf der Terrasse Abend zu essen. Zunächst bin ich nicht so begeistert, weil ich denke, dass wie oft wieder alles an mir hängen bleibt. Doch sie überzeugt mich, dass es ihr Restaurant sei und dass ich mich um nichts kümmern müsse. Und es funktioniert: Wir haben einen wunderschönes Essen im Kerzenschein unter Sternenhimmel. Da sie wirklich mit anpackt, ist es echt stressfrei. Sogar beim Abwasch hilft sie, meine Große.
Mittwochs soll das Wetter besser sein, ist es aber nicht. Bevor wir zum Strand wollen, entdecken die Mädels zwei neue Jungs. Es sind die Enkelkinder aus England einer Nachbarin. Die Kinder spielen trotz Sprachbarriere perfekt zusammen. Wir werden für den nächsten Tag zum Geburtstag eingeladen, da der Ältere 5 wird. Der Strandttag gestaltet sich wie immer. Nur der angekündigte Sonnenschein hat es sich anders überlegt. Dafür ist es herrlich leer und die Kids und Papa können einen neu erstandenen Drachen steigen lassen. Ihn habe ich mit Brudi im Spielzeuggeschäft besorgt, da ich ja ein kleines Geschenk besorgen musste für die kleine Party.
Abends gehen wir in unser Lieblingsrestaurant in Diano Castello essen, dort sitzt man unter herrlichen Pinien und hat eine wunderbare Aussicht. Für uns machen sie extra den Garten auf. In Wolljacken gehüllt, genießen wir Fisch, Frisceu. Die letzten Mosquitos unser süßes Blut. Die Mädels spielen Fußball mit einem kleinen italienischen Jungen.
Donnerstags wachen die Mädels früh auf und „stylen“ sich für die Geburtstagsfeier. Wir gehen rüber zu den Jungs. Er freut sich sehr über einen kleinen deutschen Polizei-Hubschrauber, Seifenblasen und Süßkram. Wir Erwachsenen plaudern und die Kinder testen die anderen Geschenke. Dann fahren wir zum Strand. Es weht endlich der wohlbekannte warme Wind hier oben. Das bedeutet, dass es ein extrem warmer Tag unten werden muss. Es soll unser letzter hier sein. Trotz guter Wetterprognose haben wir am Abend zuvor beschlossen freitags gaaanz früh zu fahren um vor Ferienverkehr (Ba-Wü und Bayern) zuhause zu sein. Der Strandtag ist schön, aber sehr windig. Für Brudi nicht so ideal, da er meist sehr abgeschirmt liegen muss. Nach 16.00 Uhr wird es an unserem Strand schon schattig. Wir verabschieden uns bis nächstes Jahr von Angelo, dem Strandpächter. Dann fahren die Kids eine letzte Runde Karussell. Nun wartet in einem sonnigen Strandabschnitt das Geburtstagskind mit seiner Torte auf uns. Eigentlich hatten wir vor, noch ein letztes Eis bei der Lieblingseisdiele zu essen. Doch hier ist es so herrlich, dass wir bis zum Sonnenuntergang hier bleiben. Der Wind hat sich verzogen und Brudi strampelt glucksend auf einer Decke im Sand. Was so ein Perspektivwechsel ausmacht.
Zurück auf dem Berg fange ich mit Packen an. bzw. ich versuche es. Brudi möchte gerne ständig bespaßt oder gestillt werden. LH kümmert sich um die Mädels. Es ist echt anstrengend. Mit Abendessen machen unterbreche ich die Aktion gegen 8. Die Mädels sind aufgrund der bevorstehenden Heimreise sehr aufgedreht. Ans Schlafengehen gegen 9 ist nicht zu denken. Immerhin Brudi behält seinen tollen Rhythmus bei. Wir beladen das Auto und machen letzte Handgriffe im Haus. Man bin ich fertig. Dann gönnen wir uns ein letztes Bier, was uns gut schlafen lässt.
Freitags geht der Wecker um 5. Nachdem Brudi gestillt und gewickelt ist und wirklich alles erledigt ist, starten wir um 5:38 Uhr nach Norden. Wir kommen mit kleinen Pausen gut durch bis Basel. Dort sind wir gegen 12.30 Uhr. Von da an stockt es auf der A5, meiner Lieblingsautobahn. Vor Freiburg gehen wir Mittag essen beim Goldenen B. Ab da an ist der Wurm drin, wir kämpfen uns durch den dichten Verkehr. Großes Glück haben wir, dass uns nichts passiert. Auf der Spur neben mir passiert ein Auffahrunfall. ZU geringer Abstand auf der Überholspur. Reifen quietschen und es qualmt. Im Rückspiegel sehe ich, dass hinter mir zwei Sprinter quer stehen und kaum noch Autos nachkommen. Dieses Bild verfolgt mich einige Tage. Brudi hat auf dieses ständige Stopp- und Go auch keinen Nerv mehr. Er tut dies lautstark kund und wir machen viele Päuschen. Eigentlich wollten wir gegen 16.00 Uhr in Frankfurt sein, doch um 18.00 Uhr haben wir es erst bis Weinheim geschafft. Da wir alle sehr fertig sind, beschließe ich die Autobahn zu verlassen und die parallel verlaufende B3 zu benutzen. Ich bin ortskundig, da wir vor 10 Jahren mal hier gewohnt haben. Nicht nur wir haben diese Idee. Wir machen eine lange Pause bei einem uns bekannten Restaurant, um dann die letzten 60 km anzutreten. Der Plan geht auf: A5 leerer und wir sind endlich gegen 20.30 Uhr zuhause. 8h von Basel nach Frankfurt!!! Der Pendlerverkehr in Mailand war ein Witz dagegen. Eins weiß ich: Nie wieder freitags! (Meine Bedenken hatte ich LH vorab geäußert, und versucht, noch bis SA zu bleiben, doch er wollte noch 2 volle Tage zuhause haben.)
Samstags bin ich immer noch geschlaucht von der gruseligen Heimfahrt. Auch Brudi hat schlecht geschlafen. Er möchte unglaublich oft gestillt werden. Morgens: Wir beide machen langsam, kuscheln, stillen und sortieren das Gepäck aus, während die anderen in der Synagoge sind. Nachmittags gehen wir bei für uns frostigem „goldenen Oktoberwetter“ in den botanischen Garten und dann eine Runde auf den Spielplatz im Park. Zum Abendessen gibt es selbstgemachte Hotdogs. Beim gemeinsamen Filmschauen schlafen Brudi und ich ein.
Sonntags ist Brudi 2 Monate alt. Als er nach dem Stillen morgens auf meiner Brust schlummert, werde ich ein bisschen melancholisch und lasse die letzten 9 Wochen Revue passieren. Wie so ein kleiner Mensch dein geordnetes Leben auf den Kopf stellt und dich dennoch so glücklich macht. Nach einem Sonntagsfrühstück verabschiedet sich LH ins Büro. Die Mädchen spielen ausgiebig mit ihrem schwer vermissten Playmobil. Mit Brudi im Tragetuch versuche ich Herr über die Wäscheberge zu werden. 9 Maschinen an der Zahl, da vor dem Urlaub ja das Wurmdrama Teil II war. Sollte ich mir nicht doch mal einen Trockner leisten? Die Heimfahrt steckt mir echt noch in den Knochen. Als Brudi schläft, schlafe ich mit ihm für 30 min. Als LH nachmittags heimkommt, gehen wir auf den Spielplatz unter Zeter und Mordio – ihr erinnert euch. Danach gibt heiße Schokolade im Café. Der Rest ist Sonntagsalltag.
Montags steht dann ein Arzttermin für Brudi an. Z1. Ich ging davon aus, dass es nur ein Impftermin für uns beide ist. Meine Zeckenimpfung muss aufgefrischt werden und das macht immer unser KiA. Doch Brudi wird wie immer gemessen und gewogen und die Nieren werden geschallt. Dabei kommt heraus, dass er einen leichten Nabelbruch hat und eine Nierenbeckenerweiterung. Ansonsten wiegt er nun stolze 5,6kg!!! (Gewichtszunahme um 1,1 kg in 24 Tagen) und ist 59,5 cm lang!!!. Größe 62, willkommen! Als ich die Praxis verlasse, trifft mich der Schlag. MEIN Kinderwagen ist klatschnass. Alle anderen auf dem Stellplatz sind es nicht. Meine böse Ex-Nachbarin, die dort wohnt, hat Blumen gegossen. Von ihrem Balkon tropft es jedenfalls. Ob es ein bewusster „Anschlag“ ist, sei mal so dahin gestellt…Gruselig (1) Die liebe Arzthelferin versorgt mich mit Handtüchern, damit ich meine kostbare Fracht trocken nach Hause bekomme. Ich bin stinksauer. Gruselig (2): Mein Elterngeld-Drama geht weiter. Besagter wichtiger Brief ist bei mir natürlich während meiner Abwesenheit auch nicht eingetrudelt. Mein Konto ist im Minus!!!! Im Amt erreiche ich niemanden. Stattdessen bekomme ich unerwartet einen Anruf meiner Chefin, der seit zwei Monaten mein Antrag auf Elternzeit vorliegt, ob ich mir nicht vorstellen könne, schon zum kommenden Schuljahr wieder einzusteigen, statt erst nach den Herbstferien. Ich verneine. Als ich vom Minus auf meinem Konto und vom Schreiben berichte, auf das ich seit September warte, sagt sie, das sei meine Sache. Gruselig!
Gruselig (3): Das wirklich Gruseligste am Tag ist jedoch, dass wir mit unserer NY-Freundin und deren Tochter in der amerikanischen Siedlung zum „Trick or Treat“-feiern verabredet sind. Sind es für mich Kindheitserinnerungen an Heidelberg, ist dieser Brauch für meine Kinder gewöhnungsbedürftig und so verlassen wir den Ort des Geschehens früher als geplant.
Hoffe, ihr hattet ein schönes Halloween. Nächste Woche melde ich mich hoffentlich wieder pünktlich.
LG Sara
Bild: Privat
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