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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
18. Woche

Reif für die Beikost?

Anton schon. Ich nicht.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

für jeden Menschen gibt es No Gos. Also Dinge, die man nicht aushalten kann. Damit meine ich kleine - oftmals merkwürdige - Macken. Die, wenn man sie auf Partys erzählt, oft für Lacher sorgen. Wollt ihr meine Eigenartigkeiten hören, die kaum einer nachvollziehen kann? Die mir die Gänsehaut den Rücken hinunter laufen lassen? Los geht's:

1. Wasser beim Duschen darf keinesfalls mein Gesicht berühren. Ich mache das nur mit einem Waschlappen im Nachgang sauber
2. Meine Cornflakes kann ich nicht essen, bevor nicht jedes einzelne einmal mit der Oberfläche in die Milch gedippt wurde
3. Ich glaube mich als kleines Kind daran erinnern zu können, dass ich den Brei-abstreichenden Löffel über der Lippe als das Unangenehmste auf der Welt empfand. Irgendwie ekelig. Noch heute kann ich das bei fütternden Eltern nicht mit ansehen. Und daher schwöre ich mir seit Ewigkeiten, das meinem Kind nie anzutun.

So. Und da erkennt ihr das nahende Unheil.

Zeitsprung:
Als mir die Kinderärztin vor zwei Wochen riet, mit der Beikost zu starten, war ich noch skeptisch. Doch irgendwie beobachtete ich daraufhin Anton genauer, wenn es um Lebensmittel ging. Und merkte, wie viel Interesse er zeigt. Wie er seine Lippen öffnet, wenn ich mir etwas Essbares in Richtung Mund schiebe. Wie er das Essen beäugt und wie stabil er im Oberkörper geworden ist. Ich wurde neugierig und besorgte spontan ein Gläschen Pastinakenbrei.
Ganz vorsichtig. Ohne mich vorher eingelesen zu haben. Ohne Plan und ohne Idee, wie es weiter gehen könnte.

Das ist höchst ungewöhnlich für mich. Aber irgendwie war ich sicher, dass Anton mit 4.5 Monaten noch zu klein sein wird. Und vermutlich sogar der Zungenstoßreflex noch ausgeprägt ist. An einen echten Start in Richtung Beikost verschwendete ich keinen Gedanken.

Löffel ins Gläschen, Löffel zum Mund, Löffel wieder raus. Der Brei ist weg und Anton guckt verdutzt. Die Konsistenz scheint ihn zu verwundern. Aber ansonsten ist seine Neugier geweckt. Ich probiere es erneut.
Löffel ins Gläschen, Löffel an die Lippen. Anton öffnet den Mund. Weg ist der Brei. Irre.
Ich starre Anton an, Anton starrt mich an.
Er wedelt mit den Armen und gluckst. Der nächste Löffel geht komplett auf sein Oberteil. Ups. Neuer Versuch - den Brei bugsiere ich nun vorsichtiger Richtung Nachwuchs. Toni verdreht den Kopf. Die Hälfte der Pastinake landet im Mund. Die andere Hälfte eher auf seiner Lippe. Wieder starre ich Anton an, Anton starrt mich an.
Nein, nein, nein. Ich kann jetzt nicht mit dem Löffel über die Lippe fahren. Es schüttelt mich. Vorsichtig versuche ich den Brei anderweitig abzustreifen und verteile ihn nur noch mehr in Richtung Backe. Iiih.
Ich entscheide mich dafür, seinen Mund mit meinem T-Shirt abzuwischen. Das erscheint mir so lange weniger eklig bis ich den Schmodder dann tatsächlich an mir habe. Auch iiih.
Ich beglückwünsche mich zu der grandiosen Entscheidung ohne Serviette, ohne Latz und ohne Vorbereitung das erste Essen zelebrieren zu wollen. Aber jetzt ist es auch schon egal. Weitere vier Löffel schnabuliert Anton. Geht etwas daneben, lasse ich es einfach am Mund. Ich bringe es einfach nicht fertig mit dem Löffel über seine Lippen zu streichen. Ich muss über mich selbst lachen. Mittlerweile müsste der Tisch und das Kind gekärchert werden.

Dann ist aber Schluss und ich bin ein bisschen überfordert. Ich vermute, dass wir jetzt im Beikost-Game sind. Ganz unverhofft. Wie es weitergeht? Keinen Plan... Morgen gibt es nochmal Pastinake. Und danach Kürbis? Oder Karotte? Gebe ich jetzt Wasser? Stillt man vor dem Brei oder danach? Ab wann beginnen die Getreidemischungen á la 'Gute-Nacht-Brei'? Ich habe mich selbst ins kalte Wasser geworfen.

Am Abend erzähle ich Willi von dem Erlebnis. Von dem guten Appetit und meinem Gefühl, dass Anton auf jeden Fall schon so weit ist. Er ist bereit für die Beikost. Und dann schluchze ich, weil mich eine Welle der Traurigkeit überrollt. Die Tränen fließen nur so.
Ich glaube, mein Baby braucht mich gar nicht mehr. Er ist schon so groß. Das geht alles zu schnell.
Willi lacht sich kaputt über meine Emotionalität, nimmt mich in den Arm und spricht die tröstenden Worte: 'Glaub mir, mein Schatz, spätestens heute Nacht wirst du wieder merken, wie du gebraucht wirst.'
Und was soll ich sagen... Mit dem Brei verändert sich prompt die Verdauung. Willi hatte also verdammt recht.



In diesem Sinne: Lasst euch kulinarisch diese Woche verwöhnen. Heute Abend gibt's bei uns Kartoffel.

Maike


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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Tagebuch Maike



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Kommentare von Lesern:

Ingrid26.08.2021 21:55

Wie wahr, Kristin! Endlich bekommen wir die Auflösung :-)))

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Kristin25.08.2021 23:15

Quasi mein ganzes Leben lang habe ich auf diesen Bericht gewartet. Denn ich kenne sie ja, deine Macke.
Ich habe herrlich gelacht.
Willkommen im Game, Schwesterherz ;)

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Martina, Freising25.08.2021 08:50

Herrlich! Du gewöhnst dich aber sicherlich schnell an den Brei an der Lippe von deinem Anton ;-)

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