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Spermien: Geheimnisvolle Wesen

Von der Pubertät an beginnen Stammkeimzellen im Hoden, sich zu teilen und zu Vorstufen der Spermien zu entwickeln. Aus diesen Vorstufen, die man Spermatozyten nennt, entstehen nach weiterer Teilung und Differenzierung schließlich die Spermien. Die letzte Phase der Spermienproduktion findet im Nebenhoden statt: Erst dort reifen die Samenzellen voll bis zur Befruchtungsfähigkeit aus und werden beweglich. Unter dem Einfluss der Hormone FSH (follikelstimulierende Hormon) und Testosteron werden die Samenzellen des Mannes ständig neu gebildet. Insgesamt vergehen jeweils rund 10 Wochen, bis ein neues Spermium voll entwickelt ist und ins Ejakulat gelangt.

In diesem Artikel:

Spermien-Eigenschaften: Die ausgereifte Samenzelle

Nur etwa 0,05 mm misst ein Spermium, damit gehört die Samenzelle des Mannes zu den kleinsten Körperzellen. Und trotz ihrer geringen Größe enthält jedes einzelne Spermium das vollständige männliche Erbgut. Ein ausgereiftes Spermium ähnelt einer Kaulquappe, mit ovalem Kopf und länglichem Schwanz. Der Kopf enthält Enzyme, die bei der Befruchtung dafür sorgen, dass sich die Hülle der Eizelle auflöst, um besser in sie eindringen zu können. Der Spermien-Schwanz (Geißel oder Flagellum genannt) steckt voller Mitochondrien. Als „Motoren“ des Spermiums liefern sie diesem Energie für die Fortbewegung.

Samenflüssigkeit beim Orgasmus: Was passiert beim Samenerguss?

Gemeinsam mit Flüssigkeiten verschiedener Drüsen bilden Spermien das Sperma, die Samenflüssigkeit. Reife Spermien werden durch Kontraktionen der Samenleiter zur Prostata befördert. Bei einem Orgasmus ziehen sich Prostata und Samenleiter zusammen und lösen so einen Samenerguss aus. Im Ejakulat eines gesunden Mann befinden sich durchschnittlich 100 bis 300 Millionen Spermien, sie werden beim ungeschützten Geschlechtsverkehr in die Vagina entleert und und befinden sind dann vor dem Eingang der Gebärmutter, dem Gebärmutterhals. Doch nur wenige hundert Samenzellen überleben den Weg durch den Uterus, von wo sie  über Muskelkontraktionen bis zum Eileiter transportiert werden. Im Eileiter angelangt bewegen sich die Spermien aktiv auf die Eizelle zu, aber nur ein Spermium schafft es in der Regel, die Eizelle zu befruchten. Die übrigen Spermien werden durch Immunzellen im weiblichen Körper abgebaut. Ohne Ejakulation werden “alte” Spermien im Hoden durch das körpereigene Immunsystem abgetötet oder – meistens während des Schlafens – durch einen unbeabsichtigten Samenerguss ausgestoßen. Neue Spermien werden im Hoden ständig nachgebildet (s.o.).

Wie lange überleben Spermien?

Wie lange Spermien im weiblichen Körper überleben, hängt stark von der Zyklusphase der Frau und der Konsistenz des Zervixschleims ab. Während der unfruchtbaren Tage verschließt der Zervixschleim aus dem Gebärmutterhals praktisch den Muttermund – eine unüberwindbare Barriere für die männlichen Samenzellen. Der Schleim ist nicht nur klebrig, sondern auch im pH-Wert sauer und schafft somit für Spermien lebensfeindliche Bedingungen. Sie sterben nach etwa 30 Minuten ab.

Kurz vor dem Eisprung verändert sich jedoch der Schleim. Er wird flüssiger, begünstigt dadurch die Fortbewegung der Spermien und schützt sie in dem immer weniger sauren Milieu der Vagina. In diesem Umfeld sind Spermien bis zu fünf Tage lang  überlebensfähig.           

Gesunde Spermien

Die Qualität der Spermien ist zum Teil genetisch bedingt, wird aber auch von verschiedenen Faktoren beeinflusst, einer davon ist das Alter: Spermien werden zwar bis ins hohe Alter gebildet, aber die Qualität ist bei jungen Männern in der Regel besser. Durch eine gesunde Lebensweise lässt sich die Spermienqualität aber oft verbessern. Um die Bildung gesunder Spermien zu fördern, sollten Männer versuchen, auf natürliche Weise den Spiegel des Sexualhormons Testosteron aufrechtzuerhalten. Daher gilt es zum Beispiel, Übergewicht vermeiden: Bei starkem Übergewicht bildet der männlicher Organismus vermehrt Östrogen und weniger Testosteron, was die Spermienbildung negativ beeinflusst. Regelmäßige Bewegung hingegen hält die Testosteronproduktion aufrecht und wirkt sich positiv auf die Spermienbildung und die Fruchtbarkeit von Männern aus.

Wichtig für eine ungestörte Spermienproduktion ist zudem die Temperatur im Hoden. Sie liegt bei etwa 35 Grad Celsius und damit unter der Körpertemperatur. Um die ideale Temperatur zur Spermienbildung aufrechtzuerhalten, werden die Hodensäcke bei Kälte näher an den Körper herangezogen. Bei Wärme dehnen sich die Hodensäcke aus, damit die Temperatur im Hoden nicht zu sehr steigt. Unterwäsche und Hosen sollten deshalb immer bequem und möglichst nicht zu eng sitzen, denn das könnte  die Temperaturregulierung in den Hoden stören. Auch auf die Sitzheizung im Auto sollte möglichst verzichtet werden.

Rauchen schädigt die Spermien ebenso wie ein erhöhter Alkoholkonsum. Auch bestimmte Medikamente können die Spermienproduktion behindern,  das gilt zum Beispiel für sogenannte Alpha-Rezeptorenblocker, die verschrieben werden, um den Blutdruck zu senken. Bei Männern hemmt es zudem die Spermienproduktion, wenn sie das Hormon Testosteron in künstlicher Form einnehmen, denn die körpereigene Produktion im Hoden wird dadurch gehemmt.

Handystrahlung – bisher keine Belege für Schädlichkeit

Immer wieder liest man, dass Handystrahlung der Spermienqualität schaden würde. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS ) gibt es dafür aber keine Belege. Zwar sei  bei Vielnutzern von Mobiltelefonen mehrfach eine verminderte Fruchtbarkeit beobachtet worden. Diese sei aber vermutlich auf andere Faktoren ihrer Lebensweise zurückzuführen und nicht auf die elektromagnetischen Felder der Handys.

Bei der Einhaltung der für Mobiltelefone gültigen Begrenzung und technischen Normen sei „kein schädlicher Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Hoden und Samenzellen“ nachgewiesen worden, weder beim Menschen, noch bei Tieren, noch an Samenzellen im Reagenzglas, so das BfS. Weil viele Studien zwar auf einen negativen Effekt hindeuten, aber wegen ihrer schlechter Qualität nicht belastbar seien, empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz jedoch weitere Forschung.

Die Spermienqualität bestimmen: Das Spermiogramm

Eine Analyse der Spermienqualität im Labor nennt man auch Spermiogramm. Dabei werden die Konzentration und die Gesamtzahl der Samenzellen bestimmt, außerdem wird ihre Beweglichkeit begutachtet. „Gute Spermien bewegen sich schnell und vorwärts gerichtet, während Spermien von schlechtere Qualität oft nur zu Kreisbewegungen in der Lage sind”, sagt Hans-Christian Schuppe, Professor an der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie am Universitätsklinikum Gießen. Zudem wird untersucht, ob Verformungen an den Spermienköpfen vorliegen und ob alle Spermien eine Geißel haben, die für die Beweglichkeit sorgt. Das Ejakulat wird zusätzlich auf Bakterien und Entzündungszellen untersucht, die auf eine Infektion hindeuten können. „Das Spermiogramm gibt insgesamt eine gute Orientierung, wenn es darum geht, die Fruchtbarkeit zu beurteilen”, sagt Schuppe. Bei Männern mit eingeschränkter Fruchtbarkeit werde häufig eine schlechtere Spermienqualität erkannt. Es seien dann aber stets weitere Untersuchungen nötig, um die Ursache herauszufinden.